Leipzig: Lea Sophie Gut holt sich den „Goldenen Sattel“

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Lea Sophie Gut siegte beim Goldenen Sattel 2023 in Leipzig. (© reitsport-hellmann.de)

Der einst von Springreiterlegende Hans-Günter Winkler ins Leben gerufenen „Goldene Sattel“ war schon für viele heutige Top-Reiter die erste Stufe auf der Karrieretreppe, wie für Christian Ahlmann oder Marcus Ehning, um nur zwei zu nennen. In diesem Jahr zeigte die 20-jährige Lea-Sophie Gut, dass mit ihr in Zukunft zu rechnen ist. Mit 35,2 Punkten verwies die Reiterin aus Baden-Württemberg ihre drei Konkurrenten auf die Plätze.

Sich Lea Sophie Gut geschlagen geben mussten sich Lennard Runge aus Hannover (34,9), die (nachgerückte) Johanna Beckmann aus Oldenburg (33,9), und Tjade Carstensen aus Schleswig-Holstein (32,4).

Die vier Reiter, die beim Weltcup-Turnier Partner Pferd in Leipzig im „Goldenen Sattel“ starten dürfen, werden von ihrem Landesverbänden vorgeschlagen, oft haben sie schon mehrere Jahre erfolgreiche Jugendlaufbahn hinter sich. In einem S-Stilspringen müssen sie das eigene Pferd und die drei Pferde ihrer Konkurrenten vorstellen. Dabei geht es, wie Mit-Richter Marco Kutscher, selbst internationaler Top-Springreiter und -trainer, betonte, nicht nur um den guten Stil, sondern auch um das effektive Reiten, um Kontrolle, Rhythmus und eine gute Einschätzung der Distanzen. In Schönheit sterben ist keine Option, und das Wichtigste ist das Gefühl, um sich schnell auf ein fremdes Pferd ein zustellen. Außer Kutscher gehörten Stephan Richter, Stephan Hellwig und Bundestrainer Otto Becker zur Jury. Co-Bundestrainer Marcus Döhring unterstützte die jungen Bewerber beim Abreiten der fremden Pferde, gab letzte Tipps und beruhigte, wenn die Nerven flatterten.  Alle vier Reiter, so Kutschers Fazit, konnten sich im Laufe der Prüfung steigern, und auf Fehler der anderen reagieren und die kritischen Kommentare der Richter umsetzen. So soll es sein.

Höchstnote für Gut mit fremdem Pferd

Lea Sophie, die von ihrem Vater trainiert wird und sich derzeit ausschließlich dem Springreiten widmet, hatte weder mit ihrem eigenen Pferd, dem zehnjährigen in Bayern gezogenen braunen Hengst Cooper v. Clooney, noch mit den Pferden der Mitbewerber Probleme. Die neunjährige Holsteiner Cascadello-Tochter Calla Grande, die unter ihrem eigenen Reiter Tjade Carstensen gleich den ersten Sprung umgehauen hatte, ließ Lea-Sophie mit langem Hals gehen, damit gewann sie das Vertrauen der Stute, die eine entspannte saubere Runde hinlegte. Da machte sich auch die Erfahrung bemerkbar, die die EM-Teilnehmerin durch ihre verschiedenen wechselnden Berittpferde schon hat. Mit dem zwölfjährigen Chardonnay v. Cero I erhielt  sie höchste Einzelnote des Tages, 9,2.

Der 22-jährige Lennart Runge vergab seine Siegchance beim Ritt auf Calla Grande durch einen groben Fehler an Sprung vier, als die Distanz nicht passte, die Stute einen halben Galoppsprung dazu machen wollte und die Stangen flogen. So wurde am Ende Platz zwei daraus.

Johanna Beckmann, die mit dem Holsteiner Schimmel Chardonnay das beste Pferd in den Pferdewechsel gebracht hatte (34,8 Punkte), kassierte mit Cooper und Szia, der zwölfjährigen Stakkato-Tochter von Leonard Runge, jeweils einen mit 0,5 Punkten bestraften Abwurf, beide Mal war die Ursache der Übereifer des Pferdes. 33,9, Platz drei.

Prüfung gibt Aufschluss über Talent und Einfühlungsvermögen

Der deutlich jüngste Teilnehmer des Quartetts, der 17-jährige Tjade Carstensen aus der bekannten Holsteiner Reiterfamilie,  war zugleich der äußerlich Größte der Runde, was bei einem Stilspringen ja nicht unbedingt ein Vorteil ist. Nach dem Patzer mit seinem eigenen Pferd am allerersten Hindernis, was ihm nur eine 7,2 für diesen Ritt einbrachte, steigerte er sich von Runde zu Runde. 34,2 Endsumme.

Nachdem Prüfungen mit Pferdewechsel beim WM-Finale aber auch in Aachen und auf anderen Plätze abgeschafft sind, ist der Goldene Sattel quasi die einzige Prüfung in der dieser Modus überlebt hat, der wie kein zweiter Aufschlüsse über Talent und Einfühlungsvermögen der jungen Reiter gibt. Sie enttäuschten auch in diesem Jahr nicht.

Die Ergebnisse vom Goldenen Sattel in Leipzig finden Sie hier.

Zweite Youngster-Prüfungen an Maurice Tebbel und Julien Anquetin

Am Vormittag gingen die Youngster schon ihre zweite Qualifikation, für die Siebenjährigen bedeutete das ein Zeitspringen über 1,35 Meter, der gleiche Modus galt auch den achtjährigen Pferden, die dabei aber einen 1,40 Meter-Parcours zu bewältigen hatten. Besonders gut machen wollte es der Vortagessieger der Siebenjährigen, Richard Vogel mit El Corlensky. Mit der Zeit von 59,36 Sekunden hätte es auch heute wieder zum Sieg gereicht, doch es kam zu einem Abwurf, Rang fünf am Ende. Den Sieg schnappte sich indes Maurice Tebbel mit Kenzo v. Kannan (0/63,11 Sekunden), vor seiner Schwester Justine mit dem Don Diarado-Sohn Donut (0/63,22 Sekunden) und Felix Wassenberg mit Cerafina (0/70,36). Mit der langsamsten Vier-Fehler-Runde schob sich Vogels Lebensgefährtin Sophie Hinners noch zwischen ihn und Wassenberg. Sie saß dabei im Sattel des Untouchable-Sohnes CC United (0/70,41 Sekunden).

Das Springen der Achtjährigen wurde zur Beute des Franzosen Julien Anquetin mit der ebenfalls aus Frankreich stammenden Stute Farah Tame v. Quadrio Tame – und zwar auf blitzschnelle Art und Weise. Denn mit der fehlerfreien Runde der beiden in 56,52 Sekunden nahmen sie dem restlichen Starterfeld beinahe drei Sekunden ab. Die zweitschnellste Nullrunde gelang somit Marvin Jüngel und Kontendra S (59,30 Sekunden), gefolgt von Benjamin Wulschner mit Doom SR (0/59,80 Sekunden).

Alle Ergebnisse aus Leipzig finden Sie hier.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.