Pato Muente und Zera gewinnen Deutsches Spring Derby in Hamburg

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Was der achtjährige Holsteiner da möglich machte, erstaunte auch den Reiter. „Dass der Claus Dieter so schnell ist, das habe ich nicht gewusst. Damals hatte ich mit Hello Max 56 Sekunden, das fand ich auch schon schnell. Aber mit 50. Da habe ich mich etwas vermanagt.“

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Acht Jahre jung, sechs Sekunden schneller als die anderen im Stechen: Claus Dieter v. Clarimo und Gilbert Tillmann. Foto Pauline von Hardenberg

Zumal der Plan nicht war, den Achtjährigen im Derby zu reiten. „Ich bin hergefahren und habe gedacht, ich reite das Eröffnungsspringen, die erste Quali. Und dann die zweite. Vielleicht, um ihn für das kommende Jahr vorzubereiten. Aber in der zweiten Quali, auch wenn das vielleicht nicht so aussah, da fühlte er sich super an.“ Deswegen entschied sich Tillmann, den Sonntag in Angriff zu nehmen.

Neben dem Jubel der Zuschauer, dem extra Dankeschön an den Rheinländer, gewann er als Zweitplatzierter noch 24.000 Euro. Generell feierte das Publikum überhaupt bei schwülen 27 Grad jeden Reiter , der über den Traditionsparcours ritt. Ca. 94.000 Zuschauer, so die Schätzungen der Veranstalter, waren an den Veranstaltungstagen in Hamburg Klein-Flottbek.


Wer ist eigentlich Pato Muente?

Der neue Derbysieger ist eigentlich Argentinier, der 43-Jährige wurde in Buenos Aires geboren. Seit 2011 reitet er für Slowenien, dem Geburtsland seiner Mutter. Für diese europäische Staatsangehörigkeit hatte er sich entschieden, weil er mit seiner Frau Antje in Timmerloh in der Lüneburger Heide einen Ausbildungsstall betreibt. Antje ist die Tochter des bekannten Dressurausbilders Hans-Jürgen Armbust. Deutsch spricht er aber doch nur wenig.

Appologies for not sprechen deutsch.

Pato Muente

Muente wuchs in den USA auf und hat auch einen US-Pass, neben dem argentinischen und dem aus Slowenien. Als junger Mann ritt Muente unter anderem bei US-Olympiasieger Joe Fargis, was sich im stilistisch schönen Reiten wiederfindet. 2016 waren Muente und Zera bereits Neunte im Deutschen Spring Derby und waren mit dem Stilpreis bedacht worden. Die Stute Zera v. Cero-Calato stammt aus einer berühmten Zuchtstätte. Züchter ist Harm Thormählen, dem die Holsteiner Zucht den Schimmelhengst Capitol verdankt. Thormählen ist auch noch Besitzer der Derbysiegerin, Reiter Muente hält Anteile an der Holsteinerin.

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Sieg! Pato Muente und Zera v. Cero. Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Außerdem hat Zera einen ganz besonderen familiären Hintergrund. Ihre Großmutter ist die Stute Fein Cera v. Landadel, die 2002 bei den Weltmeisterschaften in Jerez de la Frontera mit Peter Wylde bestes Pferd im WM Finale war. Unglaublich aber wahr: Der Triumph im Deutschen Spring Derby war der erste Sieg, den die Stute in einem S-Springen hat feiern dürfen. Ab Montag steht für die Stute erst einmal die Zucht im Vordergrund, über Emryotransfer wird die Derbysiegerin ihre Gene weitergeben. Sprich: Nach dem anstrengenden Wochenende sind jetzt erstmal für ein paar Monate die grünen Wiesen in den Elbmarschen im Züchterstall angesagt. Einen parallelen Sporteinsatz zum Embryotransfer schließt Muente aus. „Ich verdanke ihr so viel, jetzt soll sie auch richtig Pause haben.“


Und die anderen Derbysieger?

Es waren gleich mehrere ehemalige Derbysieger nach Hamburg gekommen. Am besten lief es neben Nisse Lüneburg und Gilbert Tillmann für den irischen Vorjahressieger Billy Twomey. Der begann bärenstark – der Absprung vom Wall, unfassbar, so souverän hat man das ganz selten gesehen – und dann erwischte es ihn mit Diaghilev ausgerechnet am Koppelgatter vor dem Birkenoxer, einem der weniger spektakulären Hindernisse.

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Bilderbuchritt, leider einmal Pech: Vorjahressieger Billy Twomey (IRL) und Diaghilev. Foto: Pauline von Hardenberg (© www.paulinevonhardenberg.com)

Allerdings fiel das rote Gatter in diesem Jahr mehrmals. Twomey wurde als schnellster Vierfehlerritt im Umlauf Vierter und setzte sich vor den Briten Nigel Coupe mit Golvers Hill. Ihn erwischte es an der klassischsten aller Derbyklippen, der weißen Planke hinter dem Wall.

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Bis zum Wall noch ohne Abwurf: Der Brite Nigel Coup mit Golvers Hill. Die beiden konnten die folgende Planke nicht fehlerfrei überwinden. Foto: Pauline von Hardenberg

Mit lediglich einem Springfehler kamen insgesamt fünf Kombinationen ins Ziel. Als beste Frau  …

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. 6Dezember

    Hallo, der Ritt des Siegers war ein schöner, harmonischer und mit Genuss anzusehen. Er hat verdient gewonnen. Auch sein Pferd wirkte die ganze Zeit zufrieden, sicher und selbstbewusst. Es war eine Freude den beiden zuzusehen. Im Gegensatz dazu gab es bei vielen anderen Reitern ein Ziehen und Zerren, sodass man sich fragte wie soll das Pferd da noch springen können, wenn so an ihm rumgezerrt wird und die Zügel so kurz sind.
    Hier hat der richtige gewonnen.

  2. Wolfgang

    ..herzlichen Glückwunsch an Pato , ich habe mich riesig gefreut , daß Pato gewonnen hat , er hat es wirklich verdient solch ein großes Derby zu gewinnen , es war schon immer sein Traum !!!


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