Dänischer Warmblutzuchtverband auf Konfrontationskurs mit Helgstrand

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Jan-Pedersen-Dansk-Varmblod

Jan Pedersen, Präsident Dansk Varmblod (© www.toffi-images.de)

Der Präsident des dänischen Warmblutzuchtverbandes Dansk Varmblod (DV) bezieht persönlich Stellung zu einem Newsletter, in dem Helgstrand Dressage seinen dänischen Züchtern eine finanziell günstige Möglichkeit aufzeigt, 2021 Oldenburger Papiere zu erhalten für Nachkommen von Hengsten, die in diesem Jahr in Dänemark nicht decken dürfen.

Jan Pedersen, Vorsitzender des Dänischen Warmblutverbandes (Dansk Varmblod, DV) und der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH), ist ein besonnener, freundlicher Mann. Ein ruhiger Skandinavier, der auch noch lächelt, wenn Spannungen in der Luft liegen. Aber er kann auch deutlich werden.

Gestern hat er in einer Pressemitteilung allen Versuchen der Deckstation Helgstrand Dressage eine Absage erteilt, eine Sonderbehandlung für die 14 (!) dreijährigen Hengste, die Helgstrand beim dänischen Warmblutzuchtverband registrieren lassen wollte, zu erwirken. Hintergrund ist ein Newsletter, die der Dressur- und Hengst-Magnat an dänische Züchter versendet hatte. Darin hatte er auf günstige Konditionen verwiesen, die dänische Züchter in Anspruch nehmen könnten, wenn sie einen von Helgstrands Junghengsten zur Bedeckung auswählen und das Fohlen dann beim Oldenburger Verband in Deutschland registrieren lassen würden.

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Herpes Sorgen bei Helgstrand

Wegen der Herpes-Situation in Dänemark, so die offizielle Begründung, hatte Helgstrand Dressage sich entschieden, seine dreijährigen Hengste nicht zum 10-Tage-Test nach Tørring zu schicken. Dieser Test im Frühjahr, direkt im Anschluss an die Körung, ist für jeden Hengst verpflichtend, sollen seine Nachkommen im kommenden Jahr dänisch registriert werden.

Als Reaktion auf Helgstrands Newsletter, der an die Stutenbesitzer verschickt wurde, hat der Vorsitzende von Dansk Varmblod, Jan Pedersen, seine Sicht der Dinge im Internet dargestellt:

„Zwei Tage vor dem Test sprach ich mit Esben Møller von Helgstrand, der erklärte, dass Deutschland erwäge, seinen 14-tägigen Test vorm ersten Deckeinsatz wegen des Herpes-Ausbruchs in einigen EU-Ländern Anfang März abzusagen. Eine endgültige Entscheidung hierzu sollte am folgenden Montag getroffen werden. Esben Møller forderte das Dänische Warmblut auf, ebenfalls abzusagen, andernfalls würde Helgstrand unseren Test boykottieren und ihre Hengste in Deutschland einsetzen. Dann könnten die dänischen Züchter ihre Nachkommen bei einem deutschen Verband registrieren lassen.

Vor diesem Gespräch mit Esben Møller hatten wir von Dansk Varmblod alle Hengsthalter kontaktiert, um den Sachverhalt zu klären und zu beurteilen, ob wir den 10-Tage-Test trotz der großen Unruhe rund um das Herpesvirus weiter planen sollten.

Am 8. März erhielten wir von Helgstrand einen Überblick über die von ihnen zu erwarteten Hengste. Die Liste umfasste 14 Hengste. Darüber hinaus gab es auch positive Rückmeldungen von den anderen Hengsthaltern, weshalb wir die Planung fortsetzten.

Am Tag vor der Anlieferung zum Test haben wir die Tierärztin Mette Uldahl, die veterinärmedizinische Beraterin des Dänischen Reitverbandes, kontaktiert, um sicherzustellen, dass die Durchführung des Tests ohne gesundheitliche Bedenken geschehen könne. Dies wurde uns bestätigt, vorausgesetzt, dass die Hengststationen vorsichtig wären und die Quarantäneregeln in ihren eigenen Betrieben einhielten.

Damit stand außer Frage, dass keine gesundheitlichen Bedenken gegen die Durchführung des Tests sprachen. Die Frage war, ob wir absagen sollten, weil Helgstrand den Test boykottieren wollte und sich in Deutschland „ein Ventil“ (also ein Schlupfloch) geöffnet hatte.

Mit letzterem konnten wir nicht leben. Es ist für eine Hengststation – egal wie groß sie ist – nicht nachhaltig, die Tagesordnung im Dansk Varmblod festlegen zu wollen.

Außerdem war es so, dass Helgstrand uns im Dansk Varmblod ermutigte, mit der Anlieferung zum 10-Tage-Tests bis Dienstag zu warten, als eine endgültige Entscheidung über die Absage des 14-Tage-Tests in Deutschland getroffen wurde. Es ist ist schon so, dass es bisschen merkwürdig klingt, wenn Helgstrand in dem Beitrag auf ihrer Website schreibt: „Wir geben der Gesundheit der Pferde höchste Priorität“. Das Risiko einer Herpesinfektion war am Montag kaum höher als am Dienstag.

Ich möchte darauf hinweisen, dass nur Nachkommen von Hengsten, die auf der dänischen Warmblut-Hengstliste 2021 aufgeführt sind, oder Hengste, die über einen Antrag auf Verwendung eines ausländischen Hengstes zugelassen werden können, bei Dansk Varmblod registriert werden können. Natürlich kann eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden, aber eine kollektive Ausnahmegenehmigung für Helgstrands Hengste würde die Hengsthalter, die die Spielregeln befolgen (das sind alle anderen), zum Lachen bringen.

Übrigens wurde Helgstrand angeboten, ihre Hengste auf einem außerplanmäßigen 10-Tage-Test zu überprüfen, der heute beginnt. Die Hengststation Helgstrand wollten dieses Angebot aber nicht nutzen.

Aus Helgstrands Newsletter geht hervor, dass das Wohlergehen der Züchter dem Hengsthalter so am Herzen liegt, dass er eine besondere Vereinbarung mit dem Oldenburger Verband getroffen hat und sogar einen Rabatt auf die betreffenden jungen Hengste gewährt. Ich würde Sie (Anm. d. Red. liebe Züchter in Dänemark) ermutigen und hoffen, dass Sie weiterhin das Dansk Varmblod unterstützen und einen Hengst wählen, bei dem die Nachkommen beim Dansk Varmblod registriert werden können. Dafür gibt es viele Möglichkeiten – auch bei Helgstrands Hengsten.

Neben dem Zuchtaspekt geht es auch um das Prinzip, wer die Tagesordnung im dänischen Warmblut bestimmt.

Zum Schluss noch ein Aufruf: Lassen Sie Ihre Stute in diesem Jahr decken! Es gibt einen Mangel an Pferden, was sich in einem ziemlich guten Markt widerspiegelt.

Ich möchte den Wunsch nach einer weiterhin guten Zusammenarbeit mit allen Hengstbesitzern zum Ausdruck bringen.“

Jan Pedersen

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Sabine Brandt

    Respekt!
    Der kleine dänische Verband führt den Kampf eines David gegen Goliath – wider den Kommerz und die Willkürherrschaft des grössten Monopolisten weltweit.
    Das dänische Zuchtbuch führt nur ca 1.700 Stuten (Stand 2017 http://www.wbfsh.org/files/WBFSH_Member_Statistics_2018.pdf).

    Der prosperierende Verband in Vechta freut sich zurecht, seit zwei Jahren die 7.000-er Marke genommen zu haben. Mit lauteren Mitteln fairen Wettbewerbs.

    Muss man wirklich Nutzen ziehen aus dem offenen Appell eines Monopolisten zum Boykott gegen David?

    Das ist geschmacklos.
    Ich ziehe meinen Hut vor dem dänischen Verband.

  2. Martina Reher

    Chapeau an den dänischen Verband. Ich kann nur hoffen, dass die dänischen Züchter ihrem Verband treu bleiben und nicht dem Monopolisten hinterherrennen. Ich kann nur hoffen, dass die anderen deutschen Verbände nun Rückgrat zeigen und nicht das Helgstrandsche Hintertürchen ebenfalls öffnen. Sich von einem Hengsthalter die Marschrichtung vorgeben zu lassen, ist vielleicht nicht die schlaueste Idee – auch wenn man kurzfristig ein paar Stuten gewinnen kann.

    Meine Konsequenz – meine Stute geht anders als geplant – doch nicht zu einem der Helgstrand Hengste.


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