EM Aachen: Tag der deutschen Pferdezucht mit Donnerhall- und Florestan-Hommage

Von
Bianca Nowag und Feeling v. Fürstenball

Der wettkampffreie Dienstag in Aachen war eigentlich gar nicht so wettkampffrei. Denn im Dressurstadion, wo seit heute wieder die Voltigierer aktiv sind, fand das erste Championat der Deutschen Zuchtstuten statt. Und nicht nur das.

Die Stuten wurden sowohl unter dem Sattel als auch an der Hand präsentiert. Gewertet wurden sie getrennt nach Spring- und Dressurabstammungen.

SPRINGEN

Erin Characklis mit Cansalla. Foto: www.sportfotos-lafrentz.de

Erin Characklis mit Cansalla. Foto: www.sportfotos-lafrentz.de

Cansalla hieß die Siegerin bei den Springstuten. Es handelt sich um eine fünfjährige Holsteiner Tochter des Canstakko aus einer Mutter v. Casall. Der Holsteiner Körkommissar Hans-Joachim Asbahs und seine Tochter Deike haben die Stute gezogen und ausgestellt. Geritten wurde sie von der in den USA geborenen Erin Characklis, die unter anderem auch die inzwischen nach Katar verkaufte Olympiastute von Meredith Michaels-Beerbaum, Bella Donna, in den Sport gebracht hat. Die Springstuten mussten sich ihrer Abstammung entsprechend auch über den Stangen im Parcours präsentieren. Da überzeugte Cansalla auf ganzer Linie, erhielt eine 9,0 im ersten und eine 9,3 im zweiten Umlauf. Für Typ und Körperbau gab es jeweils eine 8,5. Das machte in Summe eine 9,02.

Auf eine gewichtete Endnote von 8,65 kam die Zweitplatzierte, die Westfalenstute Daylight v. Diarado-Cornet Obolensky aus der Zucht von Ralf Bügel, der zusammen mit desirée Bügel auch Eigentümer ist. Vorgestellt wurde sie von Elena Bröckmann.

Auch Rang drei ging nach Westfalen, an Citimara v. Coronas-Cassini aus der Zucht von Nachwuchsbundestrainer Markus Merschformann in Delbrück und im Besitz von Dieter Berenspöhler, ebenfalls Delbrück. Sebastian Holtgräve-Osthues ritt sie zu einer Endnote von 8,55.

 

DRESSUR

Einmal mehr zeigte sich der eintige Oldenburger Körsieger und spätere Bundeschampion Fürstenball als der dominierende Vererber für Nachwuchsdressurpferde. Er stellte sowohl die Siegerin als auch die Zweitplatzierte bei den Dressurstuten. Platz eins ging nach Oldenburg, an Feeling unter der zweifachen Junge Reiter-Eropameisterin Bianca Nowag. Anette und Thomas Engel aus Bramsche haben die Stute aus einer Mutter v. Abanos gezogen. Inzwischen gehört sie Thorsten Derichsweiler in Nümbrecht, der sie als Fohlen auf der A.O.S.-Auktion von Paul Schockemöhle erwarb und beteuert, dass es „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen sei. Sie wird auf dem Hof Westendarp in Rulle ausgebildet und ist bereits fürs Bundeschampionat qualifiziert. In Aachen erhielt sie für Trab und Galopp sowie die Teilbereiche altersgemäße Ausbildung, Typ und Exterieur je eine 9,0. Lediglich im Schritt gab es „nur“ die 8,5. Machte eine Notensumme von 17,8 Punkten und damit einen knappen Vorsprung vor ihrer väterlichen, ebenfalls oldenburgisch gezogenen Halbschwester Fiscarya, die bei Erwin Schaefer in Carolinensiel aus einer His Highness-Mutter zur Welt kam. Im Sattel der Stute saß Gitte Hinrichs, die sich unter anderem über eine 9,5 im Schritt freuen konnte. Alles in allem lagen die beiden nur einen zehntel Punkt hinter dem Siegerpaar. Rang drei ging an eine weitere Florestan-Nachfahrin, diesmal über Feedback und De Niro im Rheinland gezogen: die erst dreijährige Fine Rhapsodie aus der Zucht und im Besitz von Ulla Kazorke in Essen. Lisa Lindner stellte Fine Rhapsodie vor, die mit der besten Exterieurnote von 9,5 auf einen Endstand von 17,25 Punkte kam.

Ehrung für zwei Stempelhengste

Das Ergebnis des Dressurstutenchampionats legt einmal mehr eindrucksvoll Zeugnis a von dem großen Einfluss des Furioso II-Enkels Florestan auf die deutsche Pferdezucht. Insbesondere im Nachwuchsbereich sind seine Nachfahren immer wieder ganz vorne in den Platzierungslisten. Ihrem Ahnherrn zu Ehren haben der Oldenburger Hauptprämiensieger For Romance v. Fürst Romancier aus dem Dressurpferde Leistungszentrum Lodbergen, der S-erfolgreiche Falsterbo-Sohn Faustus sowie der Fahrpferde-Bundeschampion Flavis v. Flanigan ein Schaubild aufgeführt. Mit dabei: Florestans Züchter Eberhard Schulte-Böcker aus Geilenkirchen.

Dressur fängt nicht umsonst mit D wie Donnerhall an. Allein bei diesen Europameisterschaften waren schon wieder zwei Donnerhall-Enkel unter den Top drei. Sowohl Desperados von Kristina Bröring-Sprehe als auch Delgado von Beatriz Ferrer-Salat haben den Donnerhall-Sohn De Niro zum Vater, den laut Ranking des Weltzuchtverbandes WBFSH erfolgreichsten noch lebenden Dressurvererber überhaupt. Insgesamt gingen 13 Pferde im Grand Prix in der väterlichen Linie auf Donnerhall zurück. Hinzu kommen diejenigen, deren Mütter auf Donnerhall zurückgehen. Gerade wenn es in die höheren Prüfungen geht, zeichnen die Kinder des Oldenburger Stempelhengstes sich durch Rittigkeit und unerschöpfliche Leistungsbereitschaft aus, eben genauso wie ihr Vorfahr selbst. Dessen inzwischen 88 Jahre alter Züchter Otto Gärtner, der vor 35 Jahren seine Stute Ninette v. Markus mit dem Rappen Donnerwetter  anpaarte, wurde in Aachen mit der Gustav-Rau-Medaille in Bronze ausgezeichnet. An seiner Seite: Ulrike Gräfin Walderdorff, Tochter von Otto Schulte-Frohlinde, der Donnerhall einst als Fohlen erwarb und ihn auf den Grönwohldhof holte, wo der Dunkelfuchs eine einzigartige Zucht- und Sportkarriere machte. Ausgebildet von Herbert Rehbein zusammen mit seiner Frau Karin vertrat Donnerhall in den 1990er-Jahren erfolgreich bei Championaten und lieferte nebenbei Zuchterfolge in Serie. 114 gekörte Söhne und 235 Staatsprämienstuten gehen auf Donnerhalls Konto. De Niro ist das beste Beispiel dafür, dass die Donnerhall-Gene generationenübergreifend Ausnahmepferde liefern.

Ihrem Vater zu Ehren waren einige berühmte Donnerhall-Kinder in Aachen, so die Oldenburger Brillantringstute Contenance, die die beiden Vollgeschwister Sir Donnerhall I und II lieferte. Oder der Grand Prix-Erfolgreiche Hengst Donner Hit sowie auch die Ur-Enkel Dante Weltino und Dankeschön, die beide von Danone I abstammen. Der wiederum ist ein De Niro-Sohn. Dante Weltino könnte einst ein ganz ganz Großer werden. Im vergangenen Jahr war er mit Therese Nilshagen, der Bereiterin des Dressurpferde Leistungszentrum Lodbergen, dem Dante Weltino gehört, Finalist im Nürnberger Burg-Pokal. Inzwischen hat Erfolgstrainer Klaus Balkenhol das Coaching des Paares übernommen. An seiner Seite ging der ebenfalls S-erfolgreiche NRW-Landbeschäler Dankeschön, der Hannoveraner Prämienhengst Danciano v. Dancier-De Niro und Da Luna Piena SB, Süddeutsche Vizechampionesse von 2012.New Air Jordans 1 release dates | how many shoes are made per release