Karsten Huck wendet sich in offenem Brief an den Vorsitzenden des Holsteiner Verbandes

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(© Janne Bugtrup)

Im November vergangenen Jahres hatte Karsten Huck die Aufgabe als Ausbilder der Holsteiner Hengste niedergelegt. Hintergrund waren Unstimmigkeiten mit der Führung des Verbandes. Nun wendet er sich in einem offenen Brief mit einem anderen Punkt an den Verbandsvorsitzenden Ulrich Steuber. Diesmal geht es um den Umgang mit einem Auszubildenden.

Bis November war der Olympia-Bronzegewinner Karsten Huck noch Trainer der Holsteiner Hengste. Doch nachdem er bei einem halben Arbeitstag pro Woche gegen „organisatorische Defizite“ in Sachen Management der Hengste nicht ankam und er noch dazu auf „mangelnde Kooperationsbereitschaft der Geschäftsführung und deren Bereiter“ stieß, entschied er sich, seine Tätigkeit um Jahresende niederzulegen.

Allerdings war er immer noch für einen Auszubildenden verantwortlich. Wie der Verband mit jenem Auszubildenden umgegangen ist und auch erneut mit ihm, hat den Reitmeister nun veranlasst, einen offenen Brief an den Verbandsvorsitzenden Ulrich Steuber zu schreiben mit der Bitte um Stellungnahme. Hier das Schreiben Karsten Hucks im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Steuber,

ich schreibe Ihnen diesen letzten Bericht, weil Sie mich im August 2022 darum baten, Sie immer umfassend zu informieren.

Wir sprachen das letzte Mal während meines Meetings am 1. Nov. 2022.

Auch wenn ich meine Aufgabe als Trainer niedergelegt hatte, war meine Verpflichtung zusammen mit dem `Holsteiner Verband ́ gegenüber einem Auszubildenden noch nicht beendet. Der Grund: ich hatte im Frühjahr 2022 für einen Auszubildenden (klassische Reitausbildung) des Holsteiner Verbandes die Verantwortung als Ausbilder übernommen, weil der Verband keinen ausbildungsberechtigten Angestellten hatte.

Der Lehrvertrag lief aber noch bis Ende Januar 2023 und seine Prüfung hatte er auch noch abzulegen.

Die Geschäftsführung des Verbandes sah das anders. Sie hat den Auszubildenden 23 Stunden nach meiner öffentlich gemachten Kündigung des Trainervertrages telefonisch fristlos beurlaubt. Als Grund wurde dem Auszubildenden gesagt, er würde Interna an Außenstehende tragen (als Außenstehender war offensichtlich ich gemeint, obwohl ich Ausbilder des Auszubildenden als auch Trainer der Verbands-Hengste war!). Sie, Herr Steuber wurden sicherlich über die Beurlaubung informiert, ich als Ausbilder nicht!

Im weiteren Verlauf wurde dem Auszubildenden von einer Sekretärin des Holsteiner Verbandes ein Protokoll eines nicht (!) stattgefundenen Mitarbeitergespräches zwischen dem Auszubildenden und dem Geschäftsführer mit der Bitte um Unterschrift vorgelegt. Auch als der Geschäftsführer und seine Sekretärin dieses Protokoll bereits unterschrieben hatten, war wenigstens der Auszubildende ehrlich genug, das Protokoll nicht zu unterschrieben, denn dieser hatte nach seiner Beurlaubung aus Krankheitsgründen an keinem Gespräch teilgenommen.

Das muss man sich noch einmal vor Augen halten:

ein Protokoll von einer Besprechung, die gar nicht stattgefunden hat, zu verfassen und zu unterschreiben und dann dem Auszubildenden zur Unterschrift vorzulegen. Das bewegt sich jenseits eines verantwortlichen Handelns gegenüber einem Schutzbefohlenen.

Gehört diese Vorgehensweise mit zu dem Geschäftsmodell des Holsteiner Verbandes? Haben Sie davon Kenntnis gehabt oder ist es das Geschäftsgebaren des Geschäftsführers?

Trotz der fristlosen Beurlaubung ca. 2,5 Monate vor Ablauf seines Lehrvertrages konnte der Auszubildende seine Prüfung Mitte März 2023 mit Stensbeckplakette bestehen, weil er von Lars Bak Andersen, Tjeerk Rjikens, Wieger de Boer, und mir unterstützt wurde.

Eine Gratulation von Ihrem Geschäftsführer ist bis heute nicht erfolgt. Fällt bei mir auch nicht in die Rubrik „Vorbildfunktion“.

Aufgrund dieser Vorkommnisse und des Verhaltens des Geschäftsführers gegenüber dem Auszubildenden muss ich in Zukunft jedem interessierten jungen Menschen davon abraten, beim Holsteiner Verband eine Lehrstelle anzutreten.

Da das von mir geschilderte Verhalten der Geschäftsführung gegenüber einem Auszubildenden unverantwortlich ist, halte ich es für meine Pflicht, Sie darüber zu informieren. Damit das Verhalten der Geschäftsführung nicht totgeschwiegen wird, werde ich u.a. auch einige Delegierte und Jungzüchter des Holsteiner Verbandes hierüber informieren. Weiterhin werde ich sowohl Herrn Haarhoff als auch Frau Panzer von der Landwirtschaftskammer dieses Schreiben zukommen lassen.

Mit diesem Brief setze ich Sie über die Vorkommnisse in Kenntnis und erwarte Ihre Stellungnahme bis zum 20.05.2023.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Rosa

    Sollten die Vorwürfe stimmen (woran ich persönlich wenig Zweifel habe), ist das auch leider wieder einmal ein Beweis, dass es bei vielen Verbandstätigen oft nur um persönliche Eitelkeiten geht. Toll, dass sich ein entlassener/Ex-Angesteller für seinen Azubi einsetzt.


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