Sieben Prämienhengste bei Holsteiner Körung, Casall-Sohn Siegerhengst 2018

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Bildschirmfoto 2018-11-03 um 20.02.15

(© Holsteiner Verband)

25 Hengste wurden bei der Holsteiner Körung für gut genug befunden, das Urteil „gekört“ zu erhalten. Sieben davon wurden nicht nur gekört, sondern auch noch auf den Prämienring gebeten.

Viel Farbe, viel Fremdblut – das war erste Eindruck, den der Körjahrgang 2018 hinterließ. Auffallend viele Füchse waren in der Holstenhalle in Neumünster zur Holsteiner Körung erschienen, 25 dürfen nach dem Test im April 2019 decken. 59 Kopf stark war das Körlot in diesem Jahr.

Die neu gekörten Hengste stammten von 18 verschiedenen Vätern ab, neun davon trugen nicht den Holsteiner Brand auf dem Hinterschenkel. Auch der Hengst mit den meisten neu für Zuchtzwecke in der Holsteiner Population zugelassenen Söhne in diesem Jahr ist kein Holsteiner: Der Belgier Cornet Obolensky war mit fünf auffallenden Söhnen vertreten, vier von ihnen wurden gekört. Einer davon, Colcannon, aus einer Mutter v. Contender von dem Amerikaner Dr. Steven Passman gezogen, schaffte es in Prämienlot und wurde zum Reservesieger ausgerufen. Er war ein geschmackvolles Modell in dunkler Jacke ohne nennenswerte Abzeichen. Der Hengst sprang nicht nur souverän, er konnte sich auch elastisch bewegen. Das unterschied ihn von manch einem der Zweieinhalbjährigen, die die Zulassung für Neumünster erhalten hatten. Calcoon wurde für 135.000 Euro an die Hengststation Hell verkauft.

Die fremdblütigen Väter waren auch in der Mehrzahl bei den Prämienhengsten: Hier fanden sich Söhne von Cornet Obolensky, Kannan, Stakkato Gold und Vagabond de la Pomme. Komplettiert wurde dieses Quartett von einem direkten Casall-Sohn und zwei Enkeln, Söhne der Vollbrüder Cascadello I und II.

Viel Übersicht beim Freispringen bei der Holsteiner Körung

Die Kernkompetenz des Holsteiner war und ist das Springen. Das zeigte sich einmal mehr beim Freispringen. Dort musste man etwas warten bis es das erste Mal Szenenapplaus gab. Erst bei der Katalognummer 19 kam etwas Leben in die zu ca. zwei Dritteln besetzte Holstenhalle. Dafür sorgte der vierte von sechs Casall-Söhnen: Cadilo (Z.: Klaus Peter Wiepert, Neuratjensdorf, Stamm 2495), ein hellbrauner mit vier weißen Socken und einem kecken, nahezu spitzbübisch dreinschauenden Gesicht. Der 1,66 Meter große Hengst stand klar im Rechteck-Modell, sprang von Anfang an mit viel Vermögen und war zu jeder Zeit Herr der Lage, verlor nie die Übersicht. Er, wie viele seiner Jahrgangskollegen, sah so aus, wie man sich einen zweieinhalbjährigen Junghengst vorstellt: zwar maskulin, aber noch in der Entwicklung. Aufgemästete Testosteron-Protze mit Hälsen wie arrivierte Hauptbeschäler und ohne Konturen waren kaum erschienen. Das war wohltuend zu sehen. Und die Körkommission stellte ihn an die Spitze des Lots. Der neue Siegerhengst wurde für 155.000 Euro in die Schweiz verkauft. 18 verkäufliche gekörte Hengste kosteten im Schnitt 69.888 Euro (ausführliche Ergebnisse finden Sie hier).

Unter den zuvor gesehenen Hengsten hatte die Körkommission, zu der in diesem Jahr erstmals als Sportreiter Lars Nieberg zählte, schon für sechs Hengste den züchterischen Daumen nach oben gestreckt. Zwei Casall-Söhne, drei gut springende Baloubet du Rouet-Enkel (über Barcley und zwei Söhne des Brantzau) und ein kunterbunter Caretino-Sohn mit vier weißen Beinen, einer Blesse und einem Bauchfleck. Dieser in der Schweiz geborene Braune, aus einer Leandro-Carolus-Mutter, vermittelte zu jeder Sekunde den Eindruck, auf jeden Fall über den nächsten Sprung zu wollen: Blitzschnelle Reflexe und große Motivation standen auf der Haben-Seite einer etwas wenig ausgeprägten Bascule im Soll-Bereich gegenüber.

Die Cascadello-Brüder

Cascadello I hatte vier Söhne am Start, sein ein Jahr jüngerer Vollbruder einen. Gekört wurden jeweils einer, beide landeten auch im Prämienlot. Cantari (Z.: Reimer Detlef Hennings, Bendorf), ein Fuchs v. Cascadello I, hat mit Askari einen prominenten Muttervater. Askari zeugte Simone Blums Weltmeisterin DSP Alice und ist auch Erzeuger der amtierenden Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde, Asha P von Ingrid Klimke. Der Hengst, mit 1,72 Meter Stockmaß einer der größten des Jahrgangs, sprang rationell. Hatte man nach drei Durchgängen den Eindruck, er können noch mehr Abdruck am Sprung entwickeln, so revidierte er diesen nach einem heftigen Fehler. Im nächsten Versuch zeigte er eine deutliche Reaktion und nicht eine Hundertstelsekunde von Zaudern. Der Eindruck unterstrich sein gesamtes, souveränes Auftreten. Er gelangte für 55.000 Euro nach Südafrika.

Cascadellos II prämierter Sohn Conscha aus selbem Züchterstall war von anderer Machart: Braun, typvoll mit guten Bewegungsmomenten in Trab und Galopp. Er wurde von Sprung zu Sprung besser, wusste sich stets zu steigern, wobei er schon über den ersten kleinen Sprüngen zum warmmachen ein auffallend gutes Bild abgegeben hatte.

Söhne internationaler 1,60 Meter-Hengste

Während die Cor de la Bryère-Linie mit ca. einem Drittel aller Körhengste die dominierende Vaterlinie war, ging auch das Gros der Produkte fremdblütiger Hengste auf französische Stammväter zurück. Aus der Furioso xx-Linie wurde der Kannan-Sohn Keaton (Z.: Rudolf Schmitt, Wöhrden) aus dem Besitz des Holsteiner Verbandes gekört und prämiert. Als 2. Reservesieger der Holsteiner Körung 2018 wird er seine Box beim Holsteiner Verband beziehen. Er ist ein schwerer, aber kraftvoller Hengste aus dem Stamm 4847. Seine Urgroßmutter ist eine Vollschwester der Hengste Lancer I und II v. Landgraf. Der Braune wird sicherlich Vermögen weitergeben, das Veredeln der Holsteiner Population – ein Anliegen des Verbandes, das auf einer Pressekonferenz zum Auftakt der Körtage unterstrichen wurde – müssen aber wohl andere zukünftige Väter übernehmen.

Aus dem Quidam-Zweig der großen Almé-Linie wurde in diesem Jahr kein Hengst prämiert. Gekört wurde ein Sohn von Quibery (Z.: Timm Peters, Bargenstedt) mit Pünktchen auf der Blesse, souveränem Auftreten im Freilaufen wie auch im Springen. Dazu ein gut basculierender und auch vom Modell sehr anschaulicher Quisams Rubin-Sohn (Z.: Gest. Sprehe) sowie ein Quiran-Sohn (Z.: Arne Brodersen, Wittbek), der seinen Job unaufgeregt erledigte und im Verlauf des Freispringens zunehmend auch in der Nierenpartie überm Sprung lockerer wurde, so dass er zum Abschluss auch „hinten richtig auf machte“.

Prämienhengst Nummer sechs war ein fohlenhafter Schimmel, der den Hannoveraner Stakkato Gold zum Vater hatte. Shot Gun hatte Züchter Reimer-Detlef Hennings diesen Hengst genannt. Seine Mutter stammt von Carthago ab und hat bereits einen gekörten Sohn, Lint v. Limbus, aufzuweisen. Shot Gun unterlief einmal hinten ein Springfehler. Als hätte er auf dieses kleine „Hallowach!“ nur gewartet, zeigte er anschließend eine Superreaktion. Das Lot der Hengste mit Prämie komplettierte ein Hengst mit dem treffenden Namen „Von Holstein“, ein Schimmel v. Vagbond de la Pomme (Z.: Erla Aholainen, Hollingstedt). Der international zunächst unter der Französin Penelope Leprevost erfolgreiche Vagabond vereinigt gleich drei Legenden in seiner Abstammung: Vigo d’Arsouilles, Weltmeister 2010, For Pleasure und Darco. Seine drei Söhne in Holstein fielen recht unterschiedlich aus. Der Schimmel Von Holstein war hochbeinig, 1,70 Meter Stockmaß, und edel im Gesicht. Überm Sprung hätte er sich im Rücken weniger festhalten können, vermögend aber sprang er allemal.

Nicht prämiert, aber auch am Sprung einer der besten des Jahrgangs war ein Toulon-Sohn, Toy Story (Z.: Isabell Jahr, Hodorf), der viel Übersicht und guten Reflexen sprang. Er blieb für 50.000 Euro in Deutschland. Uriko stellte einen smarten Sohn aus einer Contendro-Mutter (Z.: Wilfried Johannsen, Tornesch). Aus der Zucht von Johann Peter Lass, Leck, hatte sich der Holsteiner Verband einen direkten Sohn von Vigo d’Arsouilles vorab gesichert. Der Fuchs Vigos stammt aus einer Halbbutstute v. Ibisco xx. Züchterisch fällt bei ihm die dritte Mutter Viola v. Caletto II auf. Sie war die Mutter von Otto Beckers Cento. Vigos bestach im Modell, trabte und galoppierte locker und überzeugte auch überm Sprung.

Drittteuerster Hengst war Coquetto v. Cornet Obolensky-Casquetto (Z.: Witt PFerdezucht, Wellinghusen) aus dem Stamm von Conrad de Hus. Ein Hengst vom Scheitel bis zur Sohle. Deutsche Interessenten zahlten für den noblen Holsteiner 115.000 Euro.

Mehrere Hengste, die in der Publikumsgunst durchaus hoch angesiedelt waren – nimmt man den Applaus nach dem Freispringen als Indikator – konnten beim Holsteiner Verband nicht das erhoffte positive Körurteil erhalten. Zu denen, die sich am Sprung durchaus positiv darstellen konnten zählten u.a. zwei Söhne des Crumble (v. Colman-Carinjo). Die beiden Schimmel lösten alle Aufgaben mit angenehm innerer Souveränität. Konnten außerdem selbst am hohen Schlussoxer auch dann überzeugen, wenn sie nicht ideal in die Sprunggasse hineingekommen waren. Dazu trabten sie beide locker durch den Körper und waren dabei stets von hinten gut herangeschlossen im Bewegungsablauf.

Das Körergebnis finden Sie hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).