Trakehner sind immaterielles Kulturerbe

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Trakehner-Verband

Der Trakehner - seit März 2022 immaterielles Kulturerbe (© Gestüt Murtal)

Immaterielles Kulturerbe – so darf sich die Trakehner Zucht ab sofort bezeichnen. Sie steht damit gleichauf mit der Spanischen Hofreitschule und dem Cadre Noir aus Saumur.

Um den Status „Immaterielles Kulturerbe“ zu erhalten, bedarf es einer ausführlichen Bewerbung. Die Trakehner konnten mit ihren Argumenten die Kulturministerkonferenz sowie die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien genauso überzeugen, wie das unabhängige Expertenkomitee für Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission der Länder.

Pro Bundesland können vier Bewerbungen abgegeben werden. Entschieden wird auf Bundesebene. Das Immaterielle Kulturgut ist zwar auch eine Initiative der UNESCO, darf aber nicht mit dem Weltkulturerbe-Programm verwechselt werden. Die Mitgliederversammlung des Trakehner Verbandes hatte eine solche Bewerbung angestoßen. Daraufhin hatte sich ein fünfköpfiges Team, Imke Eppers, Ulrike Sahm-Lütticken, Beate Träm, Erhard Schulte und Zuchtleiter Lars Gehrmann zusammengefunden und die Bewerbung ausgearbeitet.

Trakehner erstes immaterielles Kulturerbe mit Pferdehintergrund in Deutschland

Am 9. März kam dann die frohe Kunde in der Trakehner Zentrale in Neumünster an: Die Zucht, die Olympiasiegerin TSF Dalera BB/Jessica von Bredow-Werndl hervorgebracht hat, darf sich offiziell als Immaterielles Kulturerbe bezeichnen. Damit sind die Trakehner die erste Pferdezucht und das erste deutsche Immaterielle Kulturerbe aus dem Pferdesketor. Die Spanische Hofreitschule in Wien und die klassische Reitkunst des Cadre Noir in Saumur wurden zuvor bereits in ihren Ländern seitens der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt worden.

Dabei wird nicht nur das Trakehner Pferd, bzw. der Trakehner Verband wie er sich heute darstellt gewürdigt. Vielmehr fand Berücksichtigung, dass der Trakehner das älteste Stutbuch einer Reitpferdezucht führt, wie sich die Zucht in schweren Zeiten – Stichwort Flucht aus Ostpreußen, Neuaufbau in der Nachkriegszeit – hat behaupten können. Und auch die Bedeutung innerhalb der Pferdezucht als eine Population, die auf Reinzucht setzt und als Veredler andere Pferdezuchten über Generationen (von Semper idem über Caprimond bis Millennium) mit besonderen Genen versorgt hat.

Lars Gehrmann, Zuchtleiter und Geschäftsführer des Trakehner Verbandes, sagt es so: „Die Aufnahme verleiht der Besonderheit der Trakehner Zucht Ausdruck. Die Geschichte und die Zuchtmethodik der Reinzucht sind bis heute Alleinstellungsmerkmale unserer Zucht, die neben der Traditionspflege stets und innovativ den Blick nach vorn richtet. Sie bringt heute nicht nur moderne Reitpferde hervor, sondern ist mit zahlreichen Bildungsangeboten, aktiver Jugendarbeit und Offenheit für neue Mitglieder zukunftsorientiert ausgerichtet.“

Das hat auch das Expertenkomitee erkannt. Ganze vier neue Immaterielle Kulturerben wurden zugelassen. Die Bewerbungen dafür laufen im Zwei-Jahres-Turnus. Die Experten würdigten ausdrücklich das Engagement, mit dem die Trakehner Zucht betrieben wird sowie die Dokumentation und Weitergabe von Wissen und Können seit nunmehr drei Jahrhunderten. Auch der grenzüberschreitende Austausch mit den Töchterverbänden in der ganzen Welt sowie umfangreiche Bildungs- und Informationsangeboten für Mitglieder und Öffentlichkeit hinterließen Eindruck.

Mit der Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes sind keinerlei finanziellen Unterstützungen verbunden. Die „Trakehner Zucht“ unter www.unesco.de/ike mit Text und Bild dargestellt.

Beate Träm, deren Vater als Kind die Flucht aus Ostpreußen miterlebt hat, findet, dass der Zeitpunkt der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe in mehrfacher Hinsicht ein besonderer ist. „Wir sehen in der Ukraine, dass dort gerade das geschieht, was die Trakehner 1945 erlebt haben: Menschen müssen vor dem Krieg flüchten und versuchen, ihre Tiere, ihre Pferde zu retten.“ Andererseits sieht sie die Anerkennung der UNESCO aber auch als ein gutes Zeichen für die gesamte Pferdezucht, die sich in der öffentlichen Diskussion immer häufiger kritischen Fragen stellen muss. Wenn in diesem Zusammenhang die Lebensleistung von mehreren Generationen Trakehner Pferdezüchtern gewürdigt würde, sei das doch ein positiver Moment für alle, die sich in Deutschland dem Pferd verpflichtet fühlen.jordan retro shoes mens release dates | nike air force 1 shadow pistachio frost

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).