WM junge Dressurpferde: Sa Coeur gewinnt Qualifikation der Fünfjährigen

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Eva Möller und Sa Coeur OLD v. Sir Donnerhall

(© von Korff / www.toffi-images.de)

Nach langem Warten war es plötzlich da, das Pferd, das aufmerken ließ: Sa Coeur v. Sir Donnerhall-Don Davidoff unter Eva Möller setzte sich nach ca. der Hälfte der 39 Pferde an die Spitze bei der Qualifikation der WM der fünfjährigen Pferde. Und dort blieb er auch. Unter den ersten fünf Platzierten waren vier deutsche Pferde. Die Qualität war ordentlich, mehr nicht.

Immer wieder klopfte Eva Möller, erfahrene Championatsreiterin aus dem Team des Hofs Kasselmann, ihren schicken Oldenburger, der auf dem Gestüt Lewitz zur Welt gekommen ist und im Besitz von Ullrich Kasselmann steht. Gut so! nach dem Rückwärtstrichten, das gehorsam und in klarer diagonaler Fußfolge gelang, gut so!, nach der Trabverstärkung, gut so! im Galopp. Es war ein Ritt, bei dem von vorne bis hinten eigentlich alles stimmte (9,18). Einmal reagierte der Braune nicht präzise auf die Galopphilfe, aber ruhig und besonnen gab Eva Möller die zweite Hilfe und willig gehorchte der Wallach. Sein Vater Sir Donnerhall wurde an selber Stelle schon Vize-Weltmeister unter Evas Ehemann Dr. Ulf Möller, der Muttervater Don Davidoff (der Oldenburger Siegerhengst und Bundeschampion war und dessen Sohn Don Aurelio morgen in London für Schweden an den Start geht) hatte seinerzeit sogar das Weltchampionat gewinnen können. Man kann also sagen, der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Ohren vorne, der Gesichtsausdruck auf gute Laune gelingt Eva Möller am Samstag eine ähnliche Runde, dürfte ihr der Sieg schwer zu nehmen sein. Mit einer 9,8 für den Schritt, 9,3 für den Gesamteindruck und 9,0 für die Rittigkeit erzielte der Oldenburger drei Tageshöchstnoten. Lediglich seinen Schweif hätte er besser tragen können, der war häufig zwischen den Hinterbeinen.

Die Durchlässigkeitsnote 9,0 wurde auch für den Westfalen Revolverheld unter Ann-Christin Wienkam gezogen. Der Westfale, der in seiner Heimat schon ein Schleifensammler bester Güte und obendrein Vollbruder des populären Rock Forever v. Rockwell-Landstreicher ist, bekam auch in Schritt (9,5) und Galopp (9,0) hohe Noten. Im Trab dürfte er hinten aktiver durchfußen und man wünschte sich einen etwas schwungvolleren Bewegungsablauf (8,2). Aber in der Ruhe und Souveränität konnte er mit dem Sieger mithalten (8,94).
Beatrice Buchwald ritt den Drittplatzierten, den rheinischen Hengst Lord Carnaby v. Lord Loxley-Rocket Star. Er bestach durch seine gleichmäßigen Grundgangarten (Trab: 9,0, Schritt und Galopp: 8,8) mit minimalen Abzügen in der Durchlässigkeit (8,6). Aktives Abfußen im Trab, eine gute Rahmenerweiterung in den Verstärkungen und eines der besten Zügel aus der Hand kauen lassen, bei dem sich der Fuchs wirklich mit der Nase an der Senkrechten an den Zügel heranstreckte, zählten zu den Highlights. Sein Vater war 2004 Vize-Weltmeister der Fünfjährigen.
Viele andere Pferde ließen zwar den Hals fallen, kamen aber deutlich hinter die Senkrechte je deutlicher sie die Tendenz zum sich-Verkriechen zeigten, desto mehr verloren sie die Kadenz im Grundtrab. Vom Schweber zum Läufer eine offene Zirkelseite kann so entlarvend sein.

Bester Niederländer wurde der Ferro-Enkel Capri Sonne jr. v. Rhodium. Eine imposante Erscheinung, schwarz und groß. Im Schritt (8,3) kam er an die Qualität seines Trabs (9,0) und Galopps (8,9) nicht ganz heran. Das kostete wichtige Hundertstel Mit einer 8,8 liegt er aber gut im Rennen, zumal die Niederländerin Dinja van Liere den mächtigen Hengst schön durch die Prüfung ritt.

Die Richterjury, Maria Collander (FIN), Sandy Phillips (GBR), Raphael Saleh (FRAU) und Dr. Dietrich Plewa nutzten die Notenskala gut aus. In der Tendenz gaben sie hohe Noten in den Grundgangarten, wo Qualität zu erkennen war. Beispielsweise bei dem ersten Starter, dem Rheinländer Feedback v. Fidertanz. Matthias Bouten, Bereiter im Stall von Isabell Werth, hatte den nicht ganz einfachen Job, den Hengst durch die Prüfung zu steuern. Immer wieder wieherte den Hengst, spannte sich und ging dadurch fast durchgängig zu eng. Trotzdem gab es für den Trab eine 9,2 die aber durch die 6,8 für die Durchlässigkeit wieder relativiert wurde. Bouten ist 24., kann morgen im kleinen Finale sein Glück noch einmal probieren. Der KWPN-Hengst Chippendale v. Lord Leatherdale, im Vorfeld durchaus ein Pferd, von dem man sprach, bekam zwar für seinen Trab die 9,5 (wobei er immer wieder ungleiche Tritte und künstlich wirkende Schwebemomente zeigte), für den wirklich miserablen, untaktmäßigen Schritt dann aber auch eine 4,5. Und auch Charmeur, ein KWPN-Hengst vom ehemaligen Doppelweltmeister der jungen Pferde, Florencio, aus einer Mutter v.Jazz zeigte zwar viel Mechanik, sperrte aber nahezu durchgehend trotz engem Reithalfter das Maul auf, hatte unter Emmelie Scholtens Probleme beim Rückwärtsrichten (Trab: 9,4, Durchlässigkeit: 7,2) und ging einen mäßigen Schritt (6,2). Er wurde 15 mit einer 8,04.

Weiter im Klassement: Platz fünf ging an den Goldfuchs Discovery OLD, ein weiterer Sohn eines Ex-Weltmeisters, Dimaggio v. Don Gregory. Heiner Schiergen ritt den mit gleichmäßig überdurchschnittlichen Grundgangarten ausgestatteten Oldenburger mit konstanter Anlehnung durch die Prüfung (8,54). Mit 8,4 Sechste wurde die deutsche Reiterin Senta Kirchhoff auf dem finnischen Wallach Floresco Sil, dessen Pedigree nicht so finnisch aussieht: Er ist ein Florestan-Sohn aus einer Baroncelli-Mutter. Überhaupt ist die Weltmeisterschaft der Dressurzuchten immer wieder eine Veranstaltung, die nicht nur die Stadionsprecherin vor Probleme stellt. Wenn der Däne Anders Dahl den niederländischen Wallach Cahmir, einen Sohn des Oldenburgers Serano Gold aus einer Mutter, die den Trakehner Michelangelo zum Vater hat, durchs Viereck reitet, dann tut er dies selbstverständlich für Großbritannien. Zumindest hat er einen Union Jack auf der Schabracke, was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass Dahls Frau die Britin Fiona Bigwood ist. Wie dem auch sei das Paar wurde Elfter, dürfte sich aber nicht so steigern können, dass es zu einem Nationalflaggenchaos wie beim olympischen Frauenfußballturnier kommen könnte.

Die Abstammungen waren diesmal stark von deutschen Hengstlinien geprägt: Donnerhall war acht-, Florestan sieben und Sandro Hit sechsmal bei den 39 Startern vertreten. Jazz und Ferro waren die beiden stärksten Werbeträger für die holländische Zucht. Eher schwach sind in diesem Jahr bei den Fünfjährigen die skandinavischen Zuchten vertreten. Die waren in den letzten Jahren immer wieder für eine Überraschung gut. Neben dem finnischen Florestan-Sohn war es vor allem ein Urenkel eben jener NRW-Legende, die zumindest in Sachen Vorderpferd auffiel: Der Figaro (v. Friendhip)-Sohn Faustino, ein mächtiger Wallach mit Mordsvorderbein, der etwas überengagiert durchs Viereck gesteuert wurde, wurde 17. Auch der ehemalige westfälische Landbeschäler Vitalis, ein KWPN-Hengst v. Vivaldi, einst Kör-Vize in Münster Handorf, bei dem sich im Hinterbein nicht all zu viel bewegte, wurde lediglich 14. Morgen gehen die Sechsjährigen an den Start. ST.GEORG online ist live vor Ort.

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