CHIO Aachen: Dressur-Nationenpreis für Deutschland

Von
Kristina Sprehe und Desperados

Aachen Soers 05.07.2012 CHIO Dressur Grand Prix (CDIO-Tour): Kristina Sprehe (GER) und Desperados Foto: Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 Rüsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (© Julia Rau)

Drei junge Damen auf dem Podium, ein paar dramatische
Momente und richtig guter Sport – Deutschland hat den Nationenpreis in der
Dressur in Aachen gewonnen und Kristina Sprehe siegte mit Desperados in der
Einzelwertung vor Helen Langehanenberg und Damon Hill. Die 80-Prozent-Marke
blieb aber unangetastet. Für Zuchtspezialisten noch ein Hinweis: Fünf der ersten acht platzierten Pferde gehen auf den unvergessenen Donnerhall zurück.

Kristina Sprehe und Desperados gehen eine der wichtigsten Prüfungen ihres Lebens. Das Abreiten so, wie das sein soll. Das Herausreiten nach der Prüfung war vielleicht der schönste, der souveränste Moment. Da schreitet der bildschöne De Niro-Sohn gelassen mit einem Superschritt aus der Arena, egal, wie das Publikum auch toben mag. Und die Zuschauer waren begeistert. Das Einreiten, die berühmte Visitenkarte, gut, 82 Prozent. Dann starker Trab 8, in der Trabtraversale nach rechts gibt es ein Stocken, da ist der Hengst nicht ganz bei der Sache. Aber das Rückwärtstrichten, noch so eine Berühmtheit als Prüfstein der Losgelassenheit gelingt so, wie es bislang kein zweiter Teilnehmer gezeigt hat. Erst steht das Pferd wie ein Fels, dann geht es taktmäßig, ohne Stocken oder sich verkriechen, dafür zückt ein Juror eine Neun. Am Ende der ersten gibt es ein Stocken im Rhythmus. In den Passagen zeigt Desperados das, was er schon früher gern gemacht hat. Er fußt immer wieder hinten deutlich ungleich und erhält dafür Sechsen. Das sah in Balve bei den Deutschen Meisterschaften besser aus. Bundestrainer Jonny Hilberath findet das nicht dramatisch: Ich habe Hochachtung vor Kristina. Sie ist schon in Dortmund den anderen davon geschmettert und hält seitdem ihre gute Form. Alle haben angegriffen, ich als Bundestrainer finde das gut, lieber alle etwas ausbremsen. Das ungleich zuckende Hinterbein ist für Hilberath ein Zeichen der Übermotivation. Die fliegenden Wechsel zu zwei Sprüngen sind nicht ganz ideal eingeteilt, die Einer gelingen gut, auch die Zick-Zack-Traversalen und die Pirouetten sind fehlerfrei. Vier Neunen gibt es für die letzte Piaffe bei X, 79,702 Prozent das ist der Sieg. Für Kristina Sprehe, die eher schüchtern ist, hört sich die Euphorie so an: Ich bin gut zufrieden.
Als Favoriten gehen Helen Langehanenberg und Damon Hill an den Start. Sie kommen nicht herein, sie erscheinen! Ist eine blöde Floskel, stimmt aber, Helen passagiert, der Hengst nimmt den aufbrausenden Applaus dankend entgegen. Beim Anhalten macht Helen das, was der Bundestrainer eine Vollbremsung nennt. Halten: 66 Prozent, starker Trab 8,5 bis 9. Alles locker. Die Niederländer Hans Peter Minderhoud und Edward Gal gucken von der Tribüne ganz genau hin. Für die Passagen gibt es Neunen, aber dann die erste Piaffe: Damon Hill kommt mit den Hinterbeinen immer weiter, zu weit, unter den Körper. Das Publikum hält die Luft an. Der Hengst wird vorne immer größer. Helen rettet die Situation gerade noch, es folgt der starke Schritt (eine Neun), in der zweiten Piaffe wieder dasselbe Problem. Die zierliche Reiterin arbeitet, in den Zweierwechseln wird der Dunkelfuchs etwas eng (7,5 bis 9), es folgt ein ausdrucksstarker starker Galopp und eine sichere Zickzack-Traversale. In den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung guckt Damon Hill einmal intensiv in eine Ecke. (Noten von 6 bis 8), Neunen gibt es für die Pirouetten.
Und dann kommt das dicke Ende: Auf der Schlusslinie passagiert der Fuchs mit viel Ausdruck, die Piaffe gelingt gut für die Übergänge zur Passage gibt es sogar eine Zehn. Der Fuchs ist ultrakurz, fußt dynamisch ab, kommt aber nicht so recht von der Stelle. Mehr Piaffe im Vorwärts als Passage, alle im Stadion reiten in Gedanken mit, schnalzen, komm! Die aufgebaute Spannung entlädt sich in einem Hechtsprung nach vorne. Ein Sprung, der gut und gerne 20 Punkte kostet. Helen Langehanenberg nimmts später sportlich: Da wollten wir wohl etwas zu viel, ich bin zufrieden. Rückendeckung gibts von Trainer Hilberath: Das ist halt keine Hausfrauentruppe, die hier am Start war, sondern Frauen, die wollen. Platz zwei mit 78,426 Prozent.
Eine dritte junge Frau hätte den beiden anderen das Siegen heute schwer machen können, ihre Platzziffern sprechen für sich: Einmal Erste, zweimal Zweite das Paar Augustin OLD und die Österreicherin Victoria Max-Theurer zeigte eine Runde ohne Fehler, mit Höhepunkten in der Linkspirouette, guten Piaffen und Passagen. Dem mächtigen Oldenburger Hengst sieht man an, das im Training etwas umgestellt wurde. Seit Anfang des Jahres trainiert Österreichs Nummer eins mit Wolfram Wittig. Der selbstgezogene Braune wirkt lockerer, harmonischer, seine Schwachpunkte treten weniger stark zu Tage, dafür kann er nun seine Stärken immer mehr ausspielen. In der vergangenen Saison war die Galopptour meistens von Spannung und gegenseitigem Misstrauen geprägt. Da belauerten sich zwei und atmeten erst aus, wenn der Galopp vorbei war. Heute sah das besser aus, die Zweierwechsel waren nicht optimal eingeteilt, aber eines war der Ritt: Wie aus einem Guss. Wenn Special und Kür ähnlich gut klappen, dann kann die blonde Österreicherin mit einem guten Maß an Selbstbewusstein nach London fahren, 77,894 Prozent, Platz drei.
Für Anabel Balkenhol ist Aachen eine wichtige Station in Richtung London. Von der Totilas-Absage ist noch nicht die Rede, als die 40-Jährige am Vormittag ins Viereck muss. Sie weiß, sie muss noch einmal zeigen, was in ihrem Dablino steckt. Der De Niro-Sohn hatte sich in Hagen nach der Verletzung von 2011 zurückgemeldet, war in Balve zunächst mit angezogener Handbremse gegangen. In Aachen, das war ihr klar, musste sie mutig reiten, offensiv. Das Paar beginnt gut, die kadenzierte Trabtour mit guten Traversalen, einem zögerlichen Rückwärtstrichten und einer Neun im starken Trab und einer Piaffe, die durchgängig mit Siebenen goutiert wird, hinterlassen einen guten Eindruck. Im starken Schritt spannt sich der Hannoveraner, horcht in Richtung Abreiteplatz, zwei Richter bewerten das streng. Ein Höhepunkt ist die Galopptour: Serienwechsel schnurgerade und flüssig bergauf gesprungen, guter starker Galopp, gute Zickzacktraversalen. Hier punktet das Paar, auch auf der letzten Mittellinie dort zeigt Dablino eine gute Piaffe, erhält dafür Noten bis acht. 75,426 Prozent bedeuten Platz vier und wohl die sichere Olympianominierung.
Dorothee Schneider strahlt. Und dazu hat sie allen Anlass. Seit mehr als 25 Jahren ist die Ausbilderin im Grand Prix Sport unterwegs. Nun also das erste Mal in Aachen im Nationenpreis für Deutschland. Ich hätte gedacht, dass ich nervöser wäre, sagt sie. Ihr Ritt war einer der harmonischsten der gesamten Prüfung. Die große Rappstute Diva Royal wird immer besser, schwärmt Bundestrainer Hilberath. Bei diesem Paar ist alles im Einklang, alles im Fluss. Schade, dass die Richter die beiden noch nicht so oft gesehen haben, dass sie das auch entsprechend zu honorieren wissen. Die Übergänge zwischen Passagen und Piaffen waren elastisch und rhythmisch, der starke Schritt einer der besten, wenn nicht der beste der gesamten Prüfung, lediglich die Pirouetten hätten etwas kleiner sein dürfen. Doch wenn man sieht, wie das Publikum dieses Paar feiert und wie die Stute komplett entspannt in perfektem Takt schreitend durch diesen Applaus schreitet, dann weiß man, dass 2012 das Jahr werden könnte, in dem endgültig ein neues Kapitel im Dressurbuch aufgeschlagen werden könnte. Eines mit hervorragend sitzenden und dezent einwirkenden Reiterinnen. Diva genießt die Atmosphäre, sagt Dorothee Schneider über die Stute, die bald wieder unter ihrer Besitzerin Stella Maria Roth im Sport gehen wird. Wenn im Grand Prix Special die Trabtour in Fleiß und Aktivität des Hinterbeines noch etwas aktiver gelingt, dann ist sicher noch viel mehr drin als die 74,277 Prozent, die heute Platz sechs bedeuteten. Vor das Paar aus Rheinland-Pfalz hatte sich die Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein mit ihrem gut aufgelegten Donnerhall-Sohn Digby gesetzt. Der Braune kam sie auf 74,936 Prozent. Die Dänen wurden zweite im Nationenpreis.
Auf den Auftritt von Donnperignon mit der Dänin Anna Kasprzak hatten viele mit Spannung gewartet. Wie würde sich das ehemalige deutsche Teampferd zeigen? Immerhin hatten die beiden in Mannheim gewonnen und waren stark in Hagen. Der Beginn ist locker, aber schon der starke Trab zeigt: Volles Risiko ist heute nicht die Überschrift. Den gleitenden, geschmeidigen Trabtraversalen wünschte man etwas mehr Kadenz. Das Rückwärtsrichten gelingt nur mit Widerstand gegen die Hand. Die erste Passage ist gut, hat man bei dem Donnerhall-Sohn, der in Finnland geboren wurde, aber auch schon eindrucksvoller gesehen. Er hat allerdings pausiert, ist erst seit einer Woche wieder im vollen Training. Außerdem geht das Paar auch um halb zwei an den Start und da ist es wirklich heiß in der Soers. Der starke Schritt ist schwach, etwas mehr Energie dürfte es schon sein. Gehorsam sind Zweierwechsel, dafür sogar zweimal eine Neun, ähnlich die Einerwechsel: gerade, gehorsam, aber ohne das ganz große Explosionsmoment. Sichere, sehr zentrierte Pirouetten die zweite dürfte langsamer nicht sein und dann eine ausdrucksstarke Passage zum Abschluss auf der Mittellinie, mit einer gehorsamen Piaffe beenden einen Ritt, der ein bisschen mit angezogener Handbremse war.73,426 Prozent, fast fünf Prozentpunkte Unterschied wiest die Bewertung der olympischen Jury auf verzückt ist die deutsche Richterin Dr. Evi Eisenhardt und zieht knallhart über 76 Prozent, das wollen die anderen dann doch nicht gesehen haben, Platz acht.
Zwischen Schneider und die Dänin setzt sich die Italienerin Valentina Truppa. Ihr Eremo del Castegno kann heute nicht so überzeugen wie noch in München, als das Paar die World Dressage Masters-Etappe gewinnen konnte. 73,532 Prozent nach Patzern unter anderem in den Serienwechseln, Platz sieben.
Eine niederländische B-Equipe kommt auf Rang drei. Den Platz des vierten Starters, des Einzelreiters, muss das Team Oranje noch besetzen. Der Shooting Star Patrik van der Meer ist im Rennen genauso wie Imke Schelleken-Bartels mit dem riesengroßen Jazz-Sohn Toots. Van der Meer und sein Uzzo v. Lancet sind neben dem Paar Langehanenberg/Damon Hill die zweiten ehemaligen Weltmeister der Jungen Dressurpferde, die im Nationenpreis in Aachen an den Start gehen. Der sehr schlanke Braune mit dem recht dünnen Hälschen reißt an der kurzen Seite die Vorderbeine hoch. 75 Prozent sind nach den Traversalen im Protokoll. Die Piaffen sind sicher, Noten zwischen 7,5 und 8, aber immer wieder hebt sich der Braune heraus. In der Anlehnung stimmt es noch nicht, bei den Zweierwechseln wird Uzzo eng im Hals, er galoppiert mit flachem Vorderbein, der Wechsel nach dem starkem Galopp misslingt, am Ende töltet der Wallach, zumindest sieht es so aus, anstatt nach dem Galopp zu traben. Trotz dieser Probleme, die Punkte kosten, gewinnt van der Meer den teaminternen Wettkampf mit 72,936 Prozent und Platz neun. Der imposante Toots und Imke Schelleken wird 13. mit 71,596 Prozent das Rückwärtsrichten ist Tauziehen mit Widerstand, der gröbste Patzer des Paares. Die Piaffen sind noch wenig ergiebig, in der Verstärkung und auch im Schritt kann der Hüne punkten.
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