DM Balve: Erster deutscher Meistertitel vergeben – Helen Langehanenberg und Damon Hill

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Balve Schlofl Wocklum 08.06.2013 Balve Optimum Deutsche Meisterschaften Dressur Ehrung Deutsche Meister Grand Prix Special: K¸flchen, K¸sschen bei Isabell Werth (Silber), Helen Langehanenberg (Gold) und Anabel Balkenhol (Bronze) Foto: ©Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 R¸sselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Gesch‰ftsbedingungen (© Rau)

Helen Langehanenberg ist deutsche Meisterin der Dressurreiter. Mit 82,167 Prozent gewannen die Weltcupsieger unangefochten den Titel vor Isabell Werth und Anabel Balkenhol.

Die Sonne strahlte, die meisten Reiterinnen auch als sie das Viereck verließen. Die meisten Paare, die heute in Balve um die deutschen Meistertitel konkurrierten, zeigten sich im Vergleich zum gestrigen Grand Prix deutlich verbessert. Das ist auch international mit das beste, was es gibt, sagte Peter Holler, internationaler Fünf-Sterne-Richter und einer der Königinnenmacher beim heutigen Grand Prix Special.
In der Tat, machte es Helen Langehanenberg und Damon Hill keine Probleme, ihrer Favoritenstellung gerecht werden. Helen war locker, auf dem Weg zum Prüfungsviereck gab es noch einen knackigen Klaps auf den Hintern von Damon Hill dafür ist dessen Besitzer Christian Becks zuständig. Und dann zeigten Damon Hill und Helen eine über weite Strecken sehr gute Prüfung. Zwei kleine Unstimmigkeiten, einmal in der Passage und dann bei der zweiten Pirouette trübten das Gesamtbild kaum. Dieses Gesamtbild kennt nur eine Überschrift: Dressur 2013. Die beiden verkörpern das, was derzeit endlich im Dressursport hoch bewertet wird. Dynamik und Harmonie, Spitzensport, bei dem Reiterin und Pferd übereinstimmen. Was eben nicht heißt, dass sich da gemeinsam zum Erfolg gekuschelt wird. Reagiert der Donnerhall-Sohn einmal nicht auf die erste Hilfe, dann erfolgt prompt die zweite und die etwas energischer. Die kommt dann durch und dann geschieht das, was Helen Langehanenberg meint, wenn sie sagt, Dami kämpft für mich. Der Spruch ist alt und abgenutzt, es gibt eigentlich keine Pressekonferenz, in der das sinngemäß so nicht gesagt wird. Aber im Fall von Helen und Damon Hill ist es genau das. Kampf im Sinne von sportlichem Wettkampf mit dem Ziel, gemeinsam Höchstleistung zu bringen. Das sah man nicht nur in der Prüfung, in der es viele Highlights gab, das hörte man auch: Nach einer sehr guten Passage hier zeigt Damon Hill, dass es geht, spektakuläre Dynamik (die ja in den vergangenen Jahren zu abgerichtet aussehenden aber dennoch hoch bewerteten Passagen im internationalen Sport führte) und maximale Elastizität zu vereinbaren schnaubte der Hengst zufrieden im starken Schritt ab. Das Lob dafür: eine Zehn. Mit 415 Punkten (86,459 Prozent), die das Paar von Richter Martin Richenhagen erhielt, durfte es einen persönlichen Rekord feiern. Richenhagen freilich hatte vor Jahresfrist Totilas in Balve noch deutlich mehr Punkte gegeben insofern also kein absoluter Rekord. Interessant zu wissen, gerade im Hinblick auf die anstehenden Europameisterschaften: Der britische Juror Stephen Clarke hatte im olympischen Grand Prix Special von London seiner Landsmännin Charlotte Dujardin und Valgero 412 Zähler ins Protokoll geschrieben.
Die Plätze zwei und drei waren eng umkämpft und auch unter den Zuschauern viel diskutiert. Isabell Werth und Don Johnson oder Anabel Balkenhol? Beide hatten ihre Fans, die Richter entschieden sich aber klar für Isabell Werth. Die ritt ihren elfjährigen Hannoveraner Don Johnson zunächst mit gebremstem Schaum, was dem Gesamteindruck aber durchaus zuträglich war. Hinter den Kulissen hieß es, man habe Isabell Werth geraten, ihre mitunter deutliche Hilfengebung zu überdenken. Wenn dem so war, dann hat die Rekord-Dressurreiterin ihre Hausaufgaben gemacht. Vorsichtig, zurückhaltende Zügelhilfen, tiefe Hand, ruhigerer Sitz in den fliegenden Galoppwechseln. Sage doch niemand, jenseits der 40 sei der Mensch nicht mehr lernfähig.
Werth begründet den Sprung ihres Pferdes nach vorne auch mit dessen körperlicher Entwicklung. Natürlich hätte ich ihn gerne zehnjährig dort gehabt, wo er jetzt ist. Aber ich bin stolz (Anm. d. Red.: da haben wir es wieder), dass er trotz seiner körperliche Defizite nun so stark geworden ist. Isabell Werth sagt, der Don Frederico-Sohn sei nun in seinen Körper hineingewachsen. Der Hannoveraner mit der problematischen Oberlinie, der im starken Trab nach wie vor im Hinterbein bei weitem nicht mit seiner im Vorderbein spektakulären Aktion mithalten kann, hat sich in den Piaffen verbessert. Vor der ersten machte er allerdings einmal Männchen. Ihm fehlt es noch an Routine im Grand Prix Special, erläutert Werth das Steigen. Anschließend piaffierte er dann auf der Stelle die gewünschte Anzahl von Tritten. Bei allen Piaffen lässt Werth die Zügel beinahe durchhängen. Damit ist der Wallach deutlich zufriedener im Maul, balanciert sich selbst aus und bewältigt auch die Übergänge aus der Piaffe in die Passage. Zu Beginn der 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung gab es einen zweiten Fehler, der starke Schritt zählte zum besten, was man in dieser Prüfung gesehen hatte (durchgängig Achten, Silbermedaille, 78,125 Prozent). Während zwei Richter, Elke Ebert und Martin Richenhagen, Werth und Don Johnson deutlich vor Anabel Balkenhol und Dablino gesehen hatten, gaben die anderen Juroren drei bis sechs Punkte mehr.
Punkte verdient hatte der großrahmige De Niro-Sohn heute einmal mehr. Seine elastischen Trabverstärkungen, die fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung und auch zu zwei Tempi sind groß, bergauf, schnurgerade mit dem Genick als höchstem Punkt und einem absolut unbeweglichen Schweif. Man fragt sich, was der Fuchs noch zeigen soll, um für diese Lektionen zumindest eine Neun zu erhalten. Balkenhol hatte gestern schon gesagt, sie wolle im Special etwas mehr wagen. Das tat sie und das tat dem Gesamtbild gut. Gerade die Passagen auf der Mittelinie vor dem Schlussgruß waren dynamisch und aktiv geritten, die Pirouetten sind ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr noch einmal besser geworden. 76,292 Prozent waren es, die für Bronze reichten. Für die Kür am Sonntag verspricht Anabel Balkenhol eine Premiere, sie hat eine neue Kür zusammengestellt, zu Melodien des Mädchenschwarms Sasha. Fröhlich und unbeschwert, sei die Kür und genau so wolle sie sie morgen auch präsentieren.
Gestern brach das Kopfeisen (nicht der Sattelbaum, wie es zunächst geheißen hatte), heute gab es ein neues Kopfeisen im alten Sattel und eine Fabienne Lütkemeier, die die Direktive von Bundestrainerin Moncia Theodorescu 1:1 befolgte. Reite die Höhepunkte deines Pferdes voll heraus! Bei DAgostino sind das die Trab- und Galoppverstärkungen und die fliegenden Galoppwechsel. War der De Niro-Sohn gestern noch deutlich eng im Hals in der Prüfung, war das heute besser. Dennoch wünschte man sich die Nase immer noch etwas mehr vor der Senkrechten dann könnten aus Achten auch noch Neunen werden. Die Aufwärtstendenz der Leistung von DAgostino ist aber deutlich. Im letzten Jahr stützte er noch stark mit den Vorderbeinen in den Piaffen, die nicht seine Schokoladenlektionen sind. Das sind sie exterieurbedingt auch heute noch nicht. Aber sie sind rhythmisch und auch die Übergänge gelingen flüssig (74,667).
Einmal wieder bei der deutschen Meisterschaft der Dressurreiter am Start, war Ingrid Klimke. Sie hat ein bisschen Luhmühlen im Hinterkopf: Mit vier Pferden wird sie in der kommenden Woche dort starten, was aber nicht heißt, dass sie nicht noch ihren Alfi, Dresden Mann, in Balve reiten würde. Der Dresemann-Sohn ist ein Shooting Star im deutschen Grand Prix-Sport, hatte in Hagen die Qualifikation zum Louisdor-Preis gewonnen und war in Wiesbaden schon international gegangen. Der Reitemeisterin beim Abreiten zuzugucken, war einmal mehr ein Gedicht. Da wird auch mal im leichten Sitz galoppiert, die Zügel sind mal lang bis zur Schnalle herausgekaut dann wieder kurz und der Rappe, weiß worum es geht. In der Prüfung hätte er ganz zum Beginn noch mehr vor den treibenden Hilfen sein dürfen. Eine kleine Aufmunterung von Klimke reichte und der Westfale ging eine Runde, die erstens fehlerfrei war (im Grand Prix hatte es noch zwei Patzer gegeben) und die zweitens im Verlauf der Prüfung immer besser wurde. In den Passagen und der letzten Piaffe blitzte Talent auf, das Lust auf mehr macht. Schließlich ist der Wallach mit neun Jahren das jüngste Pferd der gesamten Meisterschaft. Mehr Kraft, entsprechend mehr Muskulatur gut vorzustellen, was dieses Pferd dann in ein, zwei Jahren alles leisten kann. Dazu kommt, dass er in vielen unterschiedlichen Lektionen jetzt schon Achten erhält das nennt man wohl, Nachwuchspferd mit Perspektive (73,0).
Einen ganz starken Auftakt hatte Nadine Capellmanns Württemberger Stute Girasol: Freier und selbstverständlicher als gestern im Grand Prix kam die Dunkelfuchsstute ins Viereck, entsprechend hagelte es Achten. Doch in den Piaffen kündigten sich Probleme an, die dann im misslungenen Übergang von der Passage in den Rechtsgalopp deutlich zu Tage traten. Es folgten weitere Ungereimtheiten, etwa in den 15 Einerwechseln (72,083).
Gefälliger in der Anlehnung zeigte sich Girasols väterlicher Halbbruder Unee v. Gribaldi mit Jessica Werndl (71,83), den die elegante Reiterin freilich häufiger an sein Hinterbein erinnern musste. Viele harmonische Ritte gab es jenseits der Platzierungen und unterhalb der 70-Prozent-Marke zu sehen. Die noch junge Jenny Lang ritt ihren Loverboy engagiert auf 70,33 Prozent, vor ihr rangierte Christoph Koschel, dessen Rostropowitsch heute konstanter ging als gestern (70,792). Einen etwas besseren Eindruck als gestern hinterließ Sanneke Rothenberger mit Favourit. Der international hoch erfolgreiche Fuchs, den Rothenbergers seit ca. einem halben Jahr im Stall haben, wurde weniger schnell als gestern gezeigt, war über Strecken zeitweise auch nicht so eng im Hals wie im Grand Prix (69,75).
Einen soliden Ritt zeigte der Bayer Matthias Kempkes mit Riccoletto in Sachen Piaffen und Passgen zeigte das Bayern-Double einigen der weiter vorn Platzierten, wie das eigentlich aussehen soll. Auch Uta Gräf hat in dem mächtigen (und recht üppig gefütterten) Oldenburger Dandelion v. De Niro ein Nachwuchspferd, das man auf der Liste haben soll. Zwar hat die Pfälzerin in der Prüfung noch nicht ganz das richtige Tempogespür es sah nach angezogener Handbremse aus und auch ist die Feinabstimmung noch nicht immer ganz gegeben, aber dem gegenüber gibt es Momente in den Passagen und den Pirouetten sowie Piaffetritte, die sagen: Achtung, da steckt noch einiges drin! Ein Fehler in den Einerwechseln drückte das Paar auf 69,583 Prozent.
Morgen gibt es in der Kür noch einen neuen Satz Medaillen zu gewinnen. Wer diese gewinnt, ist nach den Eindrücken aus Grand Prix und Special nicht wirklich die Frage. Aber welche Noten Helen Langehanenberg und Damon Hill erhalten, sehr wohlcheapest air jordan 1 high colorways | air jordan 1 retro high og heritage release date