Hagen: Erneuter Sieg für Tomlinson, eine Überraschung und eine Enttäuschung im Special

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Happy Faces bei den britischen Siegern

Laura Tomlinson (GBR) auf Mistral Hojris mit links Ehemann Mark Tomlinson, rechts ihr verstorbener Vater Wilfried Bechtolsheimer (© Julia Rau)

Sonntag, Tag der Entscheidungen bei den Horses & Dreams in Hagen. Die erste ist bereits gefallen, und zwar im Grand Prix Special. Mit dem Sieg von Laura Tomlinson, ehemals Bechtolsheimer, war zu rechnen. Damit, was dann kam, eher nicht.

81,02 Prozent sammelten Laura Tomlinson und ihr Mistral Hojris, der im Stall nur Alf heißt. 18 Jahre ist er alt, dieser dänische Michellino-Sohn und die sieht man ihm nicht an. Der starke Trab ist elastisch wie eh und je, die Piaffen und Passagen gesetzt bzw. getragen und mit kraftvollem Abdruck. Konditionsschwierigkeiten bei dem „alten“ Grand Prix Special, der ja bedeutend länger ist als die Kurzversion, die im vergangenen Jahr für die Olympischen Spiele geritten wurde, kamen höchstens bei der Reiterin auf. „Dieser Grand Prix Special ist wirklich SEHR LANG. Ich war froh, dass nach der Trabtour eine Schrittpause kam“, verriet sie in der Pressekonferenz nach ihrem Ritt. Ob die Pferde denn den Unterschied bemerkt hätten zwischen alter und neuer Aufgabe, wurde gefargt. Darauf Laura: „Also ich glaube, Alf ist jedesmal überrascht, wenn ich einen Grand Prix mit ihm reite.“ Von alleine geht er ihn jedenfalls ganz sicher nicht. Das sieht man. Aber die Mühe lohnt sich. Bis auf ein zu frühes Umspringen nach dem starken Galopp war der Ritt makellos. Highlights wie immer die Piaffe-Passage-Tour und die Übergänge zwischen hächster Versammlung und größtmöglicher Schwungentfaltung in Passagen und starkem Trab – auch wenn sich in der letzten Trabverstärkung ein Taktfehler einschlich. Insbesondere in den letzten Piaffe-Passage-Reprisen auf der Mittellinie marschierte Alf geradezu königlich. Da hagelte es die Note 9 und sogar eine 10 war dabei. Alles in allem ist es schade, das dies die letzte Saison des mächtigen Fuchses sein soll, denn er ist in bester Form. Aber das ist es ja, was seine Reiterin sich für ihn wüncht: Ein Abschied vom Sport, wenn er noch auf dem Höhepunkt seines Leistungsvermögens ist. Aber noch liegt eine ganze Saison vor ihr, in der sie „jede Prüfung genießt.“ Und die Zuschauer auch.
Eine erfreuliche Überraschung war das Paar auf Platz zwei, die Dänin Lone Bang Larsen mit dem Florestan-May Sherif-Sohn Fitou, die 74,688 Prozent sammelten. Als Jährling kam der nun 14 Jahre alte Fitou zu seiner Reiterin. Seit 2010 sind sie international unterwegs. Nach einer kurzen Pause meldeten sie sich im Frühjahr mit zwei dritten Plätzen beim CDI*** in Stadl Paura zurück. Und nun der Erfolg in Hagen.

Im Grand Prix waren die beiden bereits Vierte gewesen, heute machten sie noch mehr Boden gut. Und das zurecht. Der Braune war ganz beständig in der Anlehnung, stets im Gleichmaß, losgelassen und dennoch schwungvoll. Besonders der unerschütterliche Takt und die Kadenz in der Trabarbeit begeisterten. Die erste Piaffe war noch zu sehr im Vorwärts, aber dann war der Gang drin und es gab Noten zwischen 7 und 9. An die Trabarbeit schloss sich eine fast ebenso gute Galopptour an mit ausdrucksvollen, bergauf gesprungenen Serienwechseln, ausbalancierten Pirouetten und geschmeidigen Traversalen. Alles in allem eine wunderbar harmonische und dennoch ausdrucksstarke Runde. Wie sagte der Verantwortliche der Dressurprüfungen in Hagen, Dr. Ulf Möller, im Anschluss an die Prüfung, auch mit Blick auf Andreas Helgstrand und seine Neuerwerbung Akeem Foldager? „Die Dänen sind die neuen Briten!“ Und bei der EM in Herning haben sie den Heimvorteil auf ihrer Seite.
Verständlicherweise enttäuscht war Anabel Balkenhol, die mit Dablino im Trend bei 80 Prozent lagen bis zu den Pirouetten. „Da ließ er sich vom Klicken der Kameras ablenken“, und drehte in der Pirouette doch deurtlich schneller um als die Reiterin es geplant hatte. „Das hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht“, gesteht Balkenhol. Danach hat sie statt neun nur sieben Einerwechsel auf der Mittellinie geritten, und trotz einer wirklich gut gelungenen Rechtspirouette im Anschluss war sei wohl doch gedanklich noch mit dem Missgeschick beschäftigt. Denn statt des starken Trabs an der langen Seite bog sie auf die Diagonale ab, korrigierte ihren Irrtum aber sogleich. Aber die 80 Prozent waren dahin. 74,20 Prozent bedeuteten Rang drei. Trotzdem hatte Anabel auch allen Grund zur Freude. „Bis zu diesem Moment war es super. Die Piaffen sind viel besser geworden, und endlich bekommt dieses Pferd die Punkte, die es verdient.“

In der Tat, hat man Dablino selten so gut piaffieren sehen. Schon die erste Piaffe aus dem versammelten Schritt, bei der viele Pferde Schwierigkeiten haben, den Takt zu finden war vom ersten Tritt an rhythmisch, am Platz und bei guter Lastaufnahme. Die zweite war noch besser und erhielt vier mal die 8 von den fünf Richtern. Absoute Highlights waren auch die Serienwechsel – „bergaufer“ geht es nicht. Noten zwischen 8 und 9 waren der Lohn. Das Erschrecken Dablinos in der ersten Pirouette schlug sich natürlich auch in den doppelt zählenden Fußnoten nieder. So wurde es also nur etwas mehr als 74 Prozent – aber mit deutlicher Tendenz nach oben.
Auf Platz vier folgte mit 72,958 Prozent Nadine Capellmann auf Girasol. Seltne hat man ein Pferd so eifrig mitarbeiten sehen wie heute diese Dunkelfuchsstute. Die Ohren gespitzt, trotzdem konzentriert und offensichtlich zufrieden bewegte sie sich durch die gesamte Aufgabe. Vermeidbare Fehler wie ein Stocken in der dritten Passage und ein Fehler in den neun Einerwechseln auf der Mittellinie drückten unter anderem die Wertung. Aber unter dem Strich muss man sagen: Die Tendenz zeigt aufwärts. Highlights der Prüfung waren die fließenden Übergänge, die Traversalen im Trab wie im Galopp sowie auch die Piaffen. Nadine Capellmann bekommt nun unter anderem Untertützung von Bundestrainerin Monica Theodorescu. Eine Zusammenarbeit, die offensichtlich Früchte trägt. Ein Interview mit Theodorescu, in dem es unter anderem um ihre Traineraktivitäten geht, lesen Sie in St.GEORG 6/2013.

Eine, die ebenfalls davon profitiert, ist die Fünftplatzierte, die Olympiareservistin Fabienne Lütkemeier mit ihrem wunderbaren D’Agostino. Auch dieser Hannoveraner – mal wieder ein Grand Prix-Pferd Marke De Niro – zeigte sich deutlich verbessert gegenüber vorherigen Prüfungen. Höhepunkte des Dunkelfuchses sind die beeindruckend elastischen und ausdrucksstarken Verstärkungen sowie die federnden Passagen. In den Piaffen fußt er besser ab, nimmt aber noch nicht genügend Last auf. Da ist noch Luft nach oben. Leider galoppierte er einmal an, als die Reiterin die Rechtstraversale einleiten wollte. Ein Fehler, der doppelt teuer war, da die Traversalen, sonst eine der ganz großen Stärken des Wallachs, doppelt gewertet werden. Klasse waren dann wieder die Serienwechsel, für die das Paar mehrmals die 8 kassierte. D’Agostino hat heute gepunktet in allen Lektionen, in denen es nach vorne geht. Die versammelten Lektionen, auch die Pirouetten, können noch besser werden. Heute gab es 72,188 Prozent.

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