Isabell Werth: Medikament gegen „Shivering“ führte zum Dopingfall

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Isabell Werth mit Whisper in Wiesbaden am Tag nach der Dopingprobe

Wiesbaden-Biebrich Schlo§park 01.06.2009 Internationales Pfingstturnier hier Dressur Inter I: die Siegerin Isabell Werth (GER) und Whisper Foto: Julia Rau (© Julia Rau)

Auf ihrer Homepage hat die fünffache Olympiasiegerin am Mittwochabend Stellung zu den gegen sie erhobenen Dopingvorwürfen bezogen. Werth schreibt, ihr Hannoveraner Wolkentanz-Sohn Whisper, in dessen Dopingprobe vom 30. Mai in Wiesbaden Spuren der Substanz Fluphenazine gefunden wurden, leide unter dem sogenannten Shiveringsyndrom. Deshalb sei er versuchsweise von dem Schweizer Tierarzt Dr. Hans Stihl am 16. Mai mit dem Medikament Modecate behandelt worden. Stihl sei davon ausgegangen, dass die Substanz sich nach sechs Tagen nicht mehr nachweisen lassen würde. Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:

„Whisper leidet am sog. SHIVERING SYNDROM, zu Deutsch „Zitterkrankheit“ genannt. Es handelt sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gleichgewichtsstörungen auslöst, wenn das Pferd – wie zum Beispiel beim Beschlagen, Bandagieren und Putzen – längere Zeit auf nur 3 Beinen stehen kann. Das Pferd beginnt dann aus Unsicherheit zu „zittern“ und macht unkontrollierte Ausfallschritte, da es glaubt, das Gleichgewicht zu verlieren und „umzufallen“. Diese Krankheit ist zwar nicht schmerzhaft, und sie schränkt auch die Sporttauglichkeit des Pferdes nicht ein, aber sie bewirkt wegen der unkontrollierten Ausfallschritte eine erhöhte Verletzungsgefahr für die am Pferd arbeitenden Personen (Schmied, Pfleger, Reiter).
Ich habe mich deshalb bei meinem Tierarzt Dr. Hans Stihl (SUI) erkundigt, ob und wie man dieses Shivering Syndrom behandeln kann. Dr. Stihl erklärte mir, dass es bis heute kein Medikament gibt, mit dem sich die Krankheit vollständig heilen läßt, dass aber mehrere von ihm behandelte Pferde gut auf das Medikament MODECATE angesprochen hätten. Dieses Medikament enthält die Wirksubstanz FLUPHENAZINE. Wir haben Whisper daraufhin am 16. Mai 2009 einmalig mit diesem Medikament behandelt, um herauszufinden, ob er auf dieses Medikament anspricht. Dies war der Fall, denn das Zittern wurde schwächer und es gab deutlich weniger unkontrollierte Ausfallschritte beim Beinanheben.
Auf meine Frage nach der Absetzdauer sagte mir Dr. Stihl, dass nach seiner bisherigen Erfahrung 6 Tage reichen, dass man aber nie ganz sicher sein könne. Deshalb haben wir uns aus Sicherheitsüberlegungen dazu entschlossen, Whisper erstmals wieder am 30. Mai 2009 am Turnier in Wiesbaden einzusetzen. Diese Entscheidung habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Trotzdem hat nun das Dopinglabor der FEI Restspuren des besagten Wirkstoffes festgestellt. Der Grund dafür könnte sein, dass das Labor eine neue Analysemethode angewendet hat.
Die FEI hat nun eine sofortige Sperre gegen mich verhängt, wie dies das geltende Reglement in solchen Fällen zwingend vorschreibt. Dass nur noch unwirksame Restspuren des verabreichten Medikamentes nachweisbar waren, spielt nach dem geltenden Reglement keine Rolle. Ich bedaure den Vorfall zutiefst, war aber der Überzeugung, korrekt gehandelt zu haben und wünsche mir, dass das Reglement möglichst rasch so überarbeitet wird, dass sinnvolle medizinische Behandlungen bei Sportpferden möglich werden, ohne dass man deswegen lange Sperren riskiert, weil sich die Absetzzeiten wegen laufend neuer Analysemethoden ständig verändern und im doppelten Sinn des Wortes „unberechenbar“ werden.
Ich bin mir bewusst, dass ich zu Zweifeln an der Redlichkeit und Sauberkeit meiner Person und unseres Sports Anlass gegeben habe. Ich entschuldige mich auf diesem Wege bei allen, die dem Reitsport und mir verbunden sind. Selbstverständlich werde ich alles tun, um an der Aufklärung der noch eventuell verbleibenden Fragen mitzuwirken.“

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