Kommentar: Das große Zittern

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Nach dem Springsport stürzt nach den Vorwürfen gegen Isabell Werth auch der Dressursport in eine Sinnkrise.

Es kann ja sein, dass es tatsächlich so ist. Die Zitterkrankheit war es, die den zehnjährigen Whisper von Isabell Werth befallen hat, und die mit dem Psychopharmakon Fluphenazine behandelt werden sollte. Das führte wie berichtet, zum jüngsten Dopingskandal des Pferdesports, diesmal in der Sparte Dressur und bei einer Reiterin, die es durch ihre Erfolge   fünf Olympiasiege und damit erfolgreichste Dressurreiterin der Welt und ihrem persönlichen Auftreten her zu einer Ikone des Reitsports gebracht hat. Und jetzt dies!

Bei dieser Nervenkrankheit, auch als Shivering Syndrom bekannt, haben Pferde Schwierigkeiten mit ihrem Gleichgewicht, wollen ungern bis gar nicht auf drei Beinen stehen, also keine Hufe geben, gehen ungern rückwärts und sind meist auch schlechte Reisende, weil sie ja beim Transport ständig balancieren müssen. Frage Nummer Eins: Sollte so ein Pferd überhaupt im Leistungssport eingesetzt werden?

Um Erklärungen waren Reiter noch nie verlegen, wenn es darum ging, zu positiven Dopingproben Stellung zu beziehen und wie im Krieg ist auch im Kampf gegen Doping die Wahrheit meist das erste Opfer. Spätestens als der Name des behandelnden Arztes bekannt wurde, fällt es dem Insider schwer, naiv die gelieferte Darstellung zu schlucken. Dr. Hans Stihl ist in der Szene kein Unbekannter. Er war der Arzt, der das Dressurpferd Rusty mit dem Hormonpräparat Testosteron behandelte, angeblich wegen Hautpickeln. Der Schweizer saß vor vielen Jahren bereits in Frankreich in Untersuchungshaft, nachdem er mit einem Kofferraum voller verbotener Medikamente der Polizei aufgefallen war. Wer ihn heute in seinen Stall holt, weiß, was er tut, und deshalb hat Isabell Werth sicher Recht, wenn sie im Interview mit dem Sportinformationsdienst (SID) sagt, sie werde ihn jetzt nicht an die Wand nageln. Wie sollte sie, sie hat ihn ja schließlich gerufen. 

Wir werden in den nächsten Tagen vermutlich noch so manche Märchenstunde erleben, in der uns erklärt werden soll, wie es kam, dass ein nur in der Humanmedizin zugelassenes Medikament, das gegen schwere psychische Störungen gedacht ist, sich im Körper eine Pferdes fand. Die einfachste Erklärung, dass das Pferd wie viele Dressurpferde etwas guckig war und auf diese Weise beruhigt werden sollte, werden wir wohl nicht hören.

Und nach dem Grund, warum viele Dressurpferde so guckig sind, dass sie offenbar mit reiterlichen Mitteln nicht zu kontrollieren sind, darüber sollte man auch mal nachdenken, nicht um Reiter zu entlasten, die nach Dopingmitteln greifen. Aber vielleicht kommt man zu dem Schluss, dass aufgemischte Pferde, die mit spektulären Bewegungen paradieren müssen, um zu gewinnen, nicht mehr anders zu bändigen sind. Und es stellt sich dann die Sinnfrage der Dressur. Und wenn die Verantwortlichen sie nicht bald stellen, ist es womöglich zu spät. Dann ist der Pferdesport mausetot.

(Gabriele Pochhammer)

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