Neumünster: „Emotionaler“ Sieg für Edward Gal

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Dass er gewinnen würde, war klar. Die Frage war nur wie. Der Niederländer Edward Gal und Totilas haben mit einem weitgehend fehlerfreien Ritt den Grand Prix gewonnen. Dabei habe ihm die „Location“ Holstenhalle doch emotional recht stark zugesetzt.

Dass Gal mit einem Kloß im Hals in die unter Dressurreitern als atmosphärisch schwierig geltende Holstenhalle ritt Totilas hat ein bisschen zu den Jurytischen geguckt, das macht er sonst nie lag daran, dass Totilas Vater Gribaldi, den Edward Gal im Sport geritten hat, an dieser Stelle Trakehner Siegerhengst geworden war. Gal hat den Hengst, der letztes Wochenende unerwartet eingegangen ist, dort auch auf Schaunummern geritten, wurde vom Publikum gefeiert. So wie heute Totilas, der zwar einen Fehler in den Einerwechseln und ein paar andere Kleinigkeiten im Programm hatte, aber dennoch klar mit 82,851 Prozent gewann. Den starken Trab ritt Gal nicht als Spektakel, in einer Pirouette wackelte es etwas. Da kam ich gut rein, aber mit dem Raus war ich nicht so zufrieden. Wertzahlen bis zur acht gab es dafür dennoch. Eine der schlechteren Bewertungen 15 mal findet sich die 10 im Protokoll. Das kann man nun online einsehen, ein tolles Angebot des Turnierservice von Hippodata (klicken Sie hier für das Protokoll).
Abgeritten hat Gal übrigens mustergültig, das attestierten Teilnehmer, die am Abreiteplatz zugeschaut hatten. Wohl gemerkt an dem Abreiteplatz, der für Teilnehmer und Pressevertreter zugänglich ist, nicht aber für den allgemeinen Zuschauer. Der darf schauen, wer sich auf einem zweiten Abreiteplatz tummelt. Zur Grand Prix-Zeit wurden da Springpferde am Halfter longiert.
Platz zwei ging an die niederländischen Europameister Adelinde Cornelissen und Parzival. Der Fuchs ging über weite Strecken der Aufgabe sehr hoch und eng eingestellt im Hals, die Tendenz zur Rückenlage im Sitz der Reiterin ist auch nicht eben weniger geworden. Das rächte sich gerade zum Ende der Prüfung, als sich Cornelissen mehrfach noch einmal in Positur warf. Der Fuchs zog nicht ganz durch, vor allem die Zickzacktraversalen im Galopp (immerhin noch mit Noten 7 und 8) litten darunter. 80,486 Prozent zückten die Juroren insgesamt. Für die Übergänge Passage-Piaffe-Passage bekam Cornelissen dreimal eine 10. (Details hier).
Zufrieden war Isabell Werth mit Warum nicht alias Hannes bei seinem dritten Auftritt nach Dopingsperre und Babypause. Das dritte Turnier und er hat sich immer noch nicht über Blumenkübel aufgeregt. Ich kam zum Reiten, musste kein Schattenboxen machen. Ganz ohne kleinere Unsauberkeiten kam auch Werth nicht durch das Programm. In den Piaffen war Hannes auffallend gleichmäßig, was sich auch in Noten bis 8 ausdrückte in einer Lektion, die nicht zu den Stärken des Fuchses zählt. Knapp 78 Prozent standen unter dem Protokoll.
Das waren 8,5 Prozent mehr als die viertplatzierte Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein mit ihrem Digby nach Hause brachte. Der Donnerhall-Sohn ging eine brave Runde. Der Wallach wurde weniger eng in den Piaffen als man das sonst schon gesehen hat, das offene Maul bleibt aber ein bestimmendes Problem. Wenn das Paar in der Bahn unterwegs ist, fängt man innerlich an zu schnalzen Hü Brauner, komm‘, du schaffst das! (71,489 Prozent).
Platz fünf belegte Carola Koppelmann, die ihrem altgedienten Recken Le Bo beim Einreiten noch mal ein paar Runden vor vollem Haus den Kopf ungeniert nach links und rechts zog. Während der Prüfung ging der Fuchs zwar schwungvoll, häufig aber eng. Er patzte bei den Einerwechseln (70,936).
Dem Paar folgte die Mischung sehr großes Pferd und sehr kleine Reiterin: Die Niederländerin Jeanette Haazen und Nartan konnten noch fünf Punkte mehr verbuchen als Matthias Alexander Rath mit seinem Triviant. Fünf Punkte, die sich Rath selbst zuzuschreiben hat: Er verritt sich zum Beginn der Galopptour, das gab Abzüge. Ansonsten war es einmal mehr ein Gedicht, den schlanken jungen Mann im Sattel zu sehen eleganter und geschmeidiger sitzt niemand. Wenn Totilas zu recht auch mal eine 10 für die Piaffen bekommt, dann fragt man sich, warum Rath mit fünfmal 8 in der Rubrik Sitz und Einwirkung förmlich abgestraft wird. Triviant mausert sich allmählich zu einem passablen Zweitpferd. Einen Sterntaler-Trab und erst recht dessen Schritt wird der Wallach nicht bekommen können, dafür ist er in den Passagen und Piaffen gleichmäßig und dem Paar gelangen einige sehr gute Übergänge. Auch Rath hatte Fehler in den Einerwechseln. Nach dem Ende des Ritts dröhnte plötzlich ein Fußballhorn von der Tribüne, ein Transparent wurde entrollt: TC der Mann kann alles. Die Fans entpuppten sich als BWL-Kumpels. Er im Frack, die Studentenfreunde mit Deutschland-Hut, Fan-Schal und rotem Trikot.
Noch in die Platzierung rutschte Hubertus Schmidt, der sich allerdings mit dem Trakehner Hinnerk TSF ein Projekt angelacht hat, das seinem Ruf nicht zuträglich ist. Der Fuchs ist konstant zu eng, tritt nicht ans Gebiss heran, verwirft sich, da geht vieles bergab mit hoher Kruppe, anstatt im Bergauf zu brillieren. Dass die Vorstellung dann doch noch knapp an die 70-Prozent-Marke herankam, ist wohl vor allem einem gewissen Hubi-Schmidt-Bonus zu verdanken.
Morgen vormittag findet die Kür statt. Clipmyhorse und der NDR übertragen live im Internet.

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