Eichenprozessionsspinner – Auch für Pferde eine Gefahr!

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Eichenprozessionsspinner

Die giftigen Raupen des Eichenprozessionsspinners sind eine Gefahr für Mensch und Pferd. (© Fotolia - agrarmotive)

Er ist derzeit Thema im ganzen Land: der Eichenprozessionsspinner. Das Tierchen ist grau, eher unauffällig und gehört zur Schmetterlingsfamilie. Aber: Die Raupen sind gefährlich! Ihre Brennhaare sind giftig für Mensch und Pferd!

Gegen Ende Juni, Anfang Juli beginnt die Hochzeit der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Das gefährliche dritte Raupenstadium wird allerdings oft auch schon im Mai – Juni erreicht. Seit etwa 1993 ist beim Eichenprozessionsspinner eine Verbreitung dieser ansonsten unauffälligen Tiere der Schmetterlingsfamilie in Deutschland zu beobachten. Je nach Witterung werden sie immer öfter zu einer Gefahr, da die Raupen beim Menschen Allergien (Raupendermatitis) auslösen können.

Der Eichenprozessionsspinner ist im Zeitraum von etwa Mai bis September/Oktober durch die Brennhaare nicht nur für den Menschen gefährlich. Auch für Pferde besteht eine große Gefahr, wenn die kleinen Haare der Raupe durch die Luft fliegen und im Heu oder Tränkewasser lebensgefährlich werden.

Im Nest des Eichenprozessionsspinners

Der Eichenprozessionsspinner gehört zu den Schmetterlingen, allerdings sehen die unscheinbaren grau-braunen Falter eigentlich eher aus wie Motten als wie Schmetterlinge. Sie sind fransig, um etwa 30 Millimeter groß und mit gelbbraunen Fühlern ausgestattet, die bei Männchen und Weibchen jeweils doppelt gekämmt sind. Ihre Eier legen die Eichenprozessionsspinner bevorzugt in den Kronen von Eichen ab – wie es der Name schon vermuten lässt.

Aber auch an den Stämmen der Eiche fühlen sich die Raupen in ihren Nestern wohl. Diese Nester können problemlos faust- bis fußballgroß werden und manchmal übersteigen sie diese Größe sogar noch. Mehr als 20 Raupen sind keine Seltenheit und dementsprechend können viele der feinen, giftigen Raupenhärchen durch die Luft fliegen.

Nach der Häutung der älteren Raupen bleiben alte Larvenhäute in den meisten Fällen in den Nestern zurück. Da die Konzentration dieser Brennhärchen dadurch hier sehr hoch ist, geht von ihnen eine entsprechende Gefahr aus. Insbesondere solche alten Gespinstnester die entweder noch im Baum hängen, am Baumstamm haften oder bereits auf den Erdboden gefallen sind, sind fortlaufende Gefahrenquellen, da sich die giftigen Härchen der Raupen des Prozessionsspinners sehr lange halten und über mehrere Jahre in der Umgebung anreichern können. Besonders an natürlichen Sammelplätzen wie im Unterholz und in Gräsern, Sträuchern und Büschen.

Tipp: Entdeckt man in seiner unmittelbaren Umgebung im Stall, auf der Weide oder dem Reitplatz ein herabgefallenes Nest, kann man als „erste Hilfemaßnahme“ versuchen, eine unkontrollierte Verbreitung der giftigen Härchen durch die Luft zu verhindern, indem man zum Haarspray greift und das Nest damit großzügig einsprüht.

Die Raupe des Eichenprozessionsspinners am Aussehen erkennen

Die Raupe des Eichenprozessionsspinners ist zu Beginn in den ersten Stadien der Entwicklung meistens gelblich-braun gefärbt. In den späteren Entwicklungsstadien verändert sich die Farbe der kleinen, gelben Raupe mit Haaren dann häufig zu graublau bis schwarz. Sie wächst bis zu etwa fünf Zentimeter heran und bildet am gesamten Körper feine Brennhaare aus.

Die Raupe des Eichenprozessionsspinners ist nachtaktiv und verdankt ihren Namen dem speziellen Fressverhalten. Das Besondere an diesen Raupen ist ihre Fortbewegung zur Futtersuche: Sie schlängeln sich nachts wie in einem Prozessionszug an den Ästen entlang. Die Prozessionsraupe beendet ihren Marsch erst, wenn sie im Laub angekommen ist und fressen kann. Dabei bevorzugen die Raupen Eichen.

Da die Raupen fast das gesamte Blatt fressen, gelten sie als Schädlinge. Ein starker Raupenbefall am Baum kann großflächigen Lichtungs- beziehungsweise Kahlfraß verursachen und die Raupen zu einer Plage werden lassen.

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Die Raupe des Eichenprozessionsspinners: braun/gelb gefärbt mit weißen, langen Haaren. (© Fotolia - Mushy)

Ab dem dritten Raupenstadium: gefährliche Raupen des Prozessionsspinners

Ab dem dritten Raupenstadium bilden die Raupen des Prozessionsspinners die gefährlichen Brennhaare aus, die in ihrem Hohlraum das Gift Thaumetopein (ein Nesselgift) enthalten. Eine einzige Raupe kann bis zu etwa 600.000 solcher giftigen Haare besitzen. Im Vergleich dazu besitzt der Mensch im Durchschnitt gerade mal 150.000 Haare. Die Brennhaare der Raupe des Eichenprozessionsspinners brechen leicht ab und können durch den Wind über weite Strecken getragen werden.

Die Raupe mit den langen Haaren

Die giftigen Härchen sind so fein, dass sie unter die Hautoberfläche geraten können. Diese Brennhaare können sich mit ihren kleinen Widerhaken auch in Schleimhäuten festsetzen und massive allergische Reaktionen auslösen. Die gefährlichen Härchen können nicht nur die Bindehaut des Auges reizen, sondern sogar im schlimmsten Fall in den Glaskörper des Auges geraten. Die Gefahr ist deshalb so groß, da ein Windstoß ausreichen kann, um mit den giftigen Raupenhaaren in Kontakt zu kommen: Und das Nesselgift hält sich sehr lange!

Stehen die Pferde auf Koppeln in der Nähe von Eichen oder in einem Risikogebiet, so sollte man besonders wachsam sein.

Nach dem gefährlichen dritten Raupenstadium schlüpfen ab etwa August aus den kleinen Schmetterlingsraupen die erwachsenen Eichenprozessionsspinner Falter. Von diesen geht keine Gefahr mehr aus.

Ausgelöst durch den Eichenprozessionsspinner: Ausschlag und Allergie

Durch den Kontakt mit dem Nesselgift in den Raupenhaaren können allergische Reaktionen ausgelöst werden. Bei besonders sensiblen Menschen kann es auch zu einem allergischen Schock mit akuter Lebensgefahr kommen. Für Pferde gilt das gleichermaßen. Landen die feinen, giftigen Härchen im Heu oder Tränkewasser wird es für das Pferd lebensgefährlich!

Häufigstes Symptom: Raupendermatitis

Man erkennt eine Reaktion auf den Eichenprozessionsspiner durch Symptome wie beispielsweise starke Schwellungen der Haut oder Ausschlag. Sind Schleimhäute mit dem allergieauslösenden Gift der Spinnerraupen in Kontakt gekommen, entstehen auch hier Schwellungen, was besonders in den Atemwegen bedrohlich ist und sofortiges Handeln erfordert. Hier sollte man umgehend den Tierarzt rufen und bis zu seiner Ankunft die betroffenen Stellen des Pferdes kühlen, um die Schwellung einzudämmen.

Die Symptome der allergischen Reaktion, die durch den Eichenprozessionsspinner ausgelöst werden, treten meistens sehr schnell und zeitnah auf.

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Eine allergische Reaktion kann sich beispielsweise mit starken, oft juckenden Quaddeln zeigen. (© www.slawik.com)

Allergische Reaktionen des Pferdes auf die Raupe des Eichenspinners

Die Pferde können sehr unterschiedlich auf das Gift des Eichenprozessionsspinners reagieren. Wo und wie die Symptome auftreten, hängt vor allem auch davon ab, an welchen Stellen das Pferd mit dem Nesselgift in Berührung gekommen ist.

Beispielfall 1:

Alle vier Beine des Pferdes und die Nüstern waren stark geschwollen. Das Pferd litt unter juckenden Quaddeln und Kastanien an allen vier Beinen. Zwei hatte es sich bereits abgetreten, sodass sie bluteten. Das Pferd keuchte und litt unter Atemnot. Die Besitzerin rief sofort den Tierarzt und kühlte das geschwollene Maul sowie den Hals, um die Schwellung einzudämmen, damit das Pferd wieder besser Luft bekommen konnte. Der Tierarzt behandelte das Pferd mit Antihistaminika, Entzündungshemmern, Schmerzmitteln und einem entwässernden Medikament und bestätigte den Verdacht einer allergischen Reaktion.

Beispielfall 2:

Der Tierarzt wurde zu einem Pony mit unspezifischen Symptomen einer Kolik gerufen. Das Pony stand auf einer Weide, an deren Rand große Eichen wuchsen. Den Wassertrog hatte die Besitzerin Tags zuvor in den Schatten der Eichen gestellt. Im Tränkewasser wurden nicht nur die giftigen Haare, sondern auch Raupen des Eichenprozessionsspinners gefunden.

Beispielfall 3:

Ein Pferd stand mit rundum geschwollenen Nüstern und Maul in seiner Box. Die Besitzerin durchsuchte die gesamte Box und fand im Heu des Pferdes Teile eines Eichenprozessionspinner-Nestes. Sowohl Tierarzt als auch die Besitzerin, die sich das Nest genau angesehen hatten, wiesen am folgenden Tag juckende Quaddeln an den Armen und Händen auf – Diagnose: Raupendermatitis.

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In einem Risikogebiet des Eichenprozessionsspinners sollte man das Heu kontrollieren. (© www.slawik.com)

Besondere Gefahr für tragende Stuten

An der Universität Queensland in Australien wurde in mehreren Studien untersucht, welche Auswirkungen die Raupe des Eichenprozessionsspinners auf tragende Stuten hat. Die Wissenschaftler stellten in der Forschung fest, dass viele Stuten verfohlten.

Im Zuge einer dieser Studien wurde einer Stutengruppe ein Püree aus ganzen Prozessionsspinnerraupen unter das Futter gemischt. Eine zweite Stutengruppe bekam ein Mus aus dem Exoskelett der Raupe in unterschiedlichen Dosierungen verabreicht. In der ersten Gruppe der tragenden Stuten wurde bei drei von vier Stuten ein Abort ausgelöst. In der zweiten Gruppe verloren vier von neun Stuten ihr Fohlen durch eine Fehlgeburt.

Das Risiko eines Aborts ist für tragende Stuten demnach sehr groß, wenn sie mit dem Raupengift des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommen und beispielsweise unabsichtlich vertrocknete Raupen oder alte Larvenhäute der Raupen beim Grasen auf der Weide mit aufnehmen. Auch hier heißt es demzufolge: In Risikogebieten besonders aufmerksam sein!

Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners

Eine Möglichkeit zur langfristigen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bieten Insektizide. Ihr Einsatz erfolgt in der Regel über die Anwendung aus der Luft mit Hubschraubern oder mit speziellen Großraumsprayern auf Fahrzeugen, mit denen die Baumbestände besprüht werden. Dieser Einsatz ist lediglich im Frühjahr sinnvoll, wenn die Raupen schlüpfen und bis maximal zum zweiten Raupenstadium.

Nester der Raupen bekämpfen

Die Nester des Raupenprozessionsspinners kann man nur mechanisch entfernen. Um die gefährlichen Raupenhaare zu minimieren, werden die Nester oft entweder abgesaugt, manchmal vorher mithilfe chemischer Bindemittel fixiert oder abgeflammt.

Eigenständiges Abflammen oder der Einsatz eines Wasserstrahls sind allerdings nicht zu empfehlen, da bei unsachgemäßer Anwendung die Gefahr steigt, dass die giftigen Härchen sich eher verbreiten. Für die Bekämpfung und das Entfernen der Nester ist es ratsam, sich an eine Spezialfirma zu wenden. Diese verfügt zum einen über die erforderlichen Schutzanzüge und zum anderen auch über das professionelle Arbeitsgerät zur Beseitigung der Nester und Raupen an Baumstamm und Krone.

Natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners

Die Raupen bekämpfen? Es geht auch ohne Gift. In der Natur gibt es viele natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners. So gehört beispielsweise der große Puppenräuber (Calosoma sycophanta) aus der Familie der Laufkäfer dazu. Er klettert auf Futtersuche bis in die Baumkronen hinauf, um die Raupen zu erreichen. Bei einigen Vogelarten wie dem Wiedehopf oder dem Kuckuck stehen die Raupen des Eichenspinners ebenfalls mit auf dem Speiseplan. Die giftigen Brennhaare sind für sie nicht gefährlich.

Aber auch die Raupenfliegen (Tachinidae) oder Schlupfwespen (Ichneumonidae) schaden den Raupen des Eichenprozessionsspinners. Im Gegensatz zum großen Puppenräuber, der die Prozessionsraupen frisst, nutzen die Raupenfliegen und Schlupfwespen die Eichenprozessionsspinerraupen als Wirt für ihre Larven. Die Larven entwickeln sich in den Raupen und töten diese am Ende.

Gesichtet! Meldepflicht für den Eichenprozessionsspinner?

Für den Eichenprozessionsspinner besteht keine offizielle Meldepflicht. In öffentlichen Räumen wie Schwimmbädern, Zeltplätzen oder viel genutzten Wald-, Reit- und Wanderwegen ist es bei einem Raupenbefall allerdings sinnvoll, den Eichenprozessionsspinner zu melden. So können nicht nur Maßnahmen zur Bekämpfung eingeleitet, sondern auch Daten über die Gesamtverbreitung und allgemeine Gefahrenlage gesammelt werden.

Sind öffentliche Bereiche betroffen, so meldet man diesen Raupenbefall bei der jeweils zuständigen Ordnungsbehörde der Kommune und bei Privatgrundstücken dem jeweiligen Grundstückseigentümer. Bei einem Befall durch den Eichenprozessionsspinner sollte man die Bekämpfung auch auf Privatgrundstücken Spezialisten überlassen – nicht zuletzt aus Sicherheits- und Gesundheitsgründen.

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Sichtet man beim Ausritt die Nester des Eichenprozessionsspinners auf öffentlichen Wald-, Reit,- und Wanderwegen sollte man dies melden. (© www.slawik.com)

Was können Pferdebesitzer tun?

Wenn ab Mai die Raupen des Spinners schlüpfen, liegt es am Pferde- und Stallbesitzer, die Pferde bestmöglich zu schützen. Das kann man tun:

● Wenn Eichen auf der Reitanlage stehen: diese ganz genau ansehen. Die Nester des Eichenprozessionsspinners sind gut erkennbar. In den Baumkronen ist das schwieriger – Auffälligkeiten unter die Lupe nehmen!

● Darauf drängen, dass die Nester von einer Spezialfirma entsorgt werden. Befallene Bäume vorerst großzügig absperren und eine Warnung am Stallbrett aushängen.

● Im Risikogebiet mit Befall das Heu kontrollieren und herabgefallene Äste und Blätter von Eichen im Blick behalten. Befinden sich darin Brennhaare, Raupen, Nester oder Gespinste des Eichenprozessionsspinners: Stallbesitzer verständigen und beseitigen lassen.

● Wenn beim Pferd Symptome einer allergischen Reaktion auftreten, sofort den Tierarzt rufen. Bis der eintrifft, die betroffenen Stellen kühlen um Juckreiz zu lindern und Schwellungen einzudämmen. Besondere Vorsicht und schnelles Handeln ist bei Atemnot des Pferdes gefragt!

Ein Blutbild des Pferdes mit Berücksichtigung des Werts der weißen Blutkörperchen kann oft Aufschluss darüber geben, ob tatsächlich eine allergische Reaktion vorliegt.

 

Quellen: St.GEORG, NABU, NLGA (Niedersächsisches Landesgesundheitsamt)air jordan 1 mid outlet | New Air Jordans 1 release dates

  1. Alessa MP

    Bei uns in der Ecke sind fast alle Eichen befallen. Über das gesamte Stadtgebiet und auch in den umliegenden Wäldern. Die Reaktion der Stadt darauf? Warnschilder die vor jedem größeren Baumbestand hängen. Entfernung oder Bekämpfung Fehlanzeige – zu teuer. Bleibt leider nur noch zu hoffen, dass nichts schlimmeres passiert…


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