Fesselringbandsyndrom – verbeult und zugeschnürt

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Das Fesslringbandsyndrom ähnelt zu Beginn einer einfachen Galle. (© Maya Knochenhauer)

Am Anfang sieht ein Fesselringbandsyndrom oft nur aus wie eine harmlose Galle. Lahmt das Pferd nicht, wird meist kein Tierarzt geholt. Ein Fehler: Denn die umliegenden Sehnen können schwer geschädigt werden.

Seine Aufgabe ist klar formuliert: Das Fesselringband, das auf der Rückseite des Fesselkopfes verläuft, hüllt die oberflächliche und die tiefe Beugesehne ein und hält sie an Ort und Stelle. Manchmal aber sieht es diesen Job zu eng – im wahrsten Sinne. So kann es zum Fesselringbandsyndrom kommen.

Das Band am Fesselkopf des Pferdes

Das Fesselringband sitzt am Fesselkopf. Es entspringt jeweils außen an den Gleichbeinen und bildet einen Halbkreis, der als eine Art Haltewand des Fesseltunnels dient. Durch diesen laufen der Fesselträger (Problem Fesselträgerschaden), sowie die tiefe und oberflächliche Beugesehne.

Ist das Fesselringband zu eng (verkürzt oder verdickt), übt es vermehrt Druck auf die Sehnen und die Sehnenscheiden aus. Dann spricht man vom Fesselringbandsyndrom.

Alarmsignal geschwollener Fesselkopf

Ist das Fesselringband nämlich verdickt oder verkürzt, so schnürt es die Beugesehnen ein. Durch den erhöhten Druck 
können vor allem die oberflächliche, aber auch die tiefe Beugesehne auffasern und das Gewebe kann absterben. Es entwickelt sich ein Sehnenschaden, der nicht verletzungsbedingt ist.

„Die Bucht der Fesselbeugesehnenscheide füllt sich daraufhin vermehrt mit Synovialflüssigkeit. Das ist die Flüssigkeit, die sich auch in der Sehnenscheide befindet. Hier wird zu viel davon produziert und so entsteht eine Beule (Galle) oberhalb des Fesselkopfes“, erklärt Julius Wegert, Tierarzt an der tierärztlichen Klinik für Pferde in Lüsche.

Durch diese sogenannte Tendovaginitis wird der Druck auf die Sehnen noch größer und es kommt zu einer Entzündung. Das Pferd lahmt.

Maya Knochenhauer

Das Fesselringband verläuft hinten am Fesselkopf und zeigt die Schwellung sehr deutlich. (© Maya Knochenhauer)

Primäres und sekundäres Fesselringbandsyndrom

Beim Fesselringbandsyndrom unterscheiden  Tierärzte zwei verschiedene Arten: primär und sekundär.

„Das primäre Fesselringbandsyndrom ist genetisch bedingt, es gibt also in der Regel keine Verletzungsgeschichte“, so Dr. Volker Sill von der Pferdeklinik Bargteheide. Das Fesselringband ist von Geburt an zu eng.

Es kann sich aber auch um eine Verletzung des Fesselringbandes oder eine Überdehnung des Fesselbereiches handeln. Diese Verletzungen können beispielsweise beim Schlagen gegen die Boxenwand oder bei der Landung nach dem Sprung entstehen. Durch diese äußeren Einflüsse kann sich dann das Fesselringband verdicken.

„Im Normalzustand hat es eine Dicke von einem bis drei Millimetern. Bei einer Verdickung ist es bis zu einem Zentimeter dick, also drei- bis zehnmal mehr“, erklärt Dr. Sill.
 Dem sekundären Fesselringbandsyndrom hingegen geht ein Sehnenproblem voraus, das oft nicht behandelt wurde.

Die Ringband-OP beim Pferd

Bei der operativen Behandlung wird das Fesselringband durchtrennt und der Druck von den Sehnen genommen. Die prallgefüllte Bucht der Fesselbeuge-Sehnenscheide kann sich entspannen.

Es gibt dabei zwei verschiedene Operationsmethoden: Zum einen die Endoskopische und zum anderen die offene Chirurgische.

„Die endoskopische Durchtrennung verläuft ähnlich wie eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Der behandelnde Arzt sieht während des Schnitts das Ringband. Er setzt kleine Schnitte, es gibt eine schnelle Heilung und selten Narben“, erklärt Julius Wegert. „Bei der offenen chirurgischen Durchtrennung kann der Operateur die Sehnenstruktur nicht sehen. Außerdem dauert die Heilung wesentlich länger und es gibt eine größere Narbe.“

„Außerdem besteht die Möglichkeit, endoskopisch die Fesselbeugesehnenscheide zu spülen (Tendovaginoskopie) – dabei werden Entzündungsprodukte hinausgespült und der Zustand der Beugesehnen kann beurteilt werden.“ berichtet Tierärztin Wibke Walders, von der Pferdeklinik Wolfesing.

Der Nachteil der Operationen ist, dass wie bei jedem chirurgischen Eingriff, ein gewisses Infektionsrisiko besteht und die Durchtrennung nicht dauerhaft anhält. Nach meist etwa einem Jahr wächst das Fesselringband wieder zusammen. So werden die Sehnen zwar eine Zeit lang entlastet und die Füllung der Fesselbeugesehnenscheide vermindert, aber die Erkrankung kann nicht vollständig behoben werden. Der bereits entstandene Schaden an der Sehne muss trotzdem weiter behandelt werden.

Behandlung ohne Operation

Falls man sich gegen eine Operation entscheidet, aber trotzdem ein Sehnenschaden vorliegt, ist es auch möglich, konventionell zu behandeln. Das heißt: Entzündungshemmer verabreichen, viel kühlen und wochenlang Schrittreiten.

Als orthopädische Unterstützung werden oft Rundeisen empfohlen. Diese sollen die Sehnenstränge stützen und die Trachten erhöhen. Sehnen und auch Gelenke sollen damit ebenfalls entlastet werden.

„Guter Beschlag und guter Boden sind grundsätzlich wichtig für Pferde mit Sehnenschäden“, sagt Julius Wegert. Doch das ist nicht alles, denn Pferde mit empfindlichen Sehnen und Bändern brauchen durchgehend zusätzliche Hilfe.

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Therapiebegleitend werden meistens Entzündungshemmer, Schmerzmittel und auch Zusatzfuttermittel zur Unterstützung verabreicht. (© nakornchaiyajina - Fotolia)

Unterstützende Therapien

Blutegel können beispielsweise eine sehr gute unterstützende Maßnahme sein.

Weiter wird von Tierärzten häufig empfohlen, dass das Bein nach dem Reiten gekühlt wird. „Nach Möglichkeit ruhig zweimal am Tag für zehn Minuten den Wasserschlauch auf die betroffene Stelle halten oder für ein bis zwei Stunden in ein Handtuch oder Ähnliches eingewickelte Eiswürfel am Pferdebein befestigen“, rät Dr. Volker Sill.

Wichtig ist, dass das Eis das Bein nicht direkt berührt, da es sonst zu Erfrierungen kommen kann.

Auch physikalische Maßnahmen können unterstützend wirken: Neoprengamaschen, die mit Keramikstoff gefüttert sind und die Körperwärme reflektieren, fördern die Durchblutung und lindern Schmerzen. Ebenso kann die Magnetfeldtherapie, die die Gewebestruktur verbessern soll, unterstützend eingesetzt werden.

Wenn die Beule bzw. Galle, die sich oberhalb der Einschnürung durch das Fesselringband gebildet hat, schon stark vergrößert ist, kann das Massieren mit einer homöopathischen Salbe helfen. Hierdurch hält man den Bereich geschmeidig.

Manche Besitzer greifen auch zu einem alten Hausmittel, um Gallen zu verkleinern: Retterspitz (äußerlich angewendet!) ist eine trüb-milchige, medizinische Flüssigkeit, die den Heilungsprozess fördern kann und beispielsweise in Apotheken erhältlich ist.

Hier empfiehlt es sich, diese Flüssigkeit auf ein kleines Tuch aufzutragen und dieses unter einer Bandage auf die Galle zu legen. Sie kann für ein bis zwei Stunden am Pferdebein bleiben und einwirken. Danach sollte man es jedoch mit klarem Wasser säubern und die Rückstände von der Haut entfernen, damit es nicht zu Hautreizungen kommt.

Nach der Behandlung wieder einsatzfähig

Die Heilungsdauer nach einer Fesselringband-Operation beträgt etwa sechs Wochen: drei Wochen Boxenruhe und drei Wochen kontrolliertes Schrittreiten. Während der Phase der Boxenruhe kann beispielsweise Pferdespielzeug wie ein aufgehängter Ball oder in natürlicher Form als Knabberholz die Langeweile etwas reduzieren und Verhaltensstörungen vermeiden helfen.

In Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt werden viele Pferde nach der Operation allerdings oft bereits während der Boxenruhephase schon nach wenigen Tagen wieder leicht, kontrolliert bewegt, damit es nicht erneut zu Verklebungen kommt. „Zusätzlich ist es sinnvoll, die Beugesehnen mit Hilfe einer speziellen weichteiladaptierten Hyaluronsäure in ihrer Regeneration und Heilung anzuregen und zu unterstützen.“ empfiehlt Tierärztin Wibke Walders.

Die Dauer der Heilung und ob das Pferd wieder uneingeschränkt sportlich eingesetzt werden kann, hängt immer vom Schweregrad der Sehnenverletzung ab. „Wenn es keine weiteren Schäden gibt, ist ein Pferd mit dem Fesselringbandsyndrom uneingeschränkt belastbar“, ergänzt Dr. Volker Sill.

 

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