Hufrolle – Hufrollenentzündung beim Pferd

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Hufrollenentzündung kann jedes Pferd treffen. (© www.st-georg.de)

Stolpern, Taktfehler, klammer Gang ohne Lahmheit – eine Hufrollenentzündung kommt schleichend. Gerade wenn Pferde häufig stolpern, sollten die Besitzer von Pferden – und zwar nicht nur von Sportpferden! – sich fragen, ob ein Problem an der Hufrolle der Grund für das gestörte Gangbild sein kann.

Wenn der Begriff Hufrolle fällt, schrecken die meisten Pferdebesitzer erstmal zusammen. Dass es sich dabei um anatomische Strukturen des Pferdehufs handelt und nicht direkt um eine Krankheit, wissen nur die wenigsten.

Gebildet wird die Hufrolle aus dem Strahlbein, dem Hufrollenschleimbeutel und dem unteren Abschnitt der tiefen Beugesehne. Wenn sich dieser Bereich entzündet, sollte schnell gehandelt werden, da eine Hufrollenentzündung meist mit starken Schmerzen verbunden ist.

Hufrolle beim Pferd – Hufrollenentzündung erkennen

Erkrankt ein Pferd an Podotrochlose (auch Hufrollenentzündung, Hufrollensyndrom oder Hufrollennekrose genannt) geht es anfangs klamm, lahmt jedoch nicht, zeigt Wendeschmerz auf engen Zirkeln oder geht in den Ecken „fühlig“ und taktunrein. Auch häufiges Stolpern kann ein Indiz sein.

,,Die Pferde belasten ihre Füße im Stand unregelmäßig und stellen ein Bein nach vorne heraus“, berichtet Dr. Herrmann Josef Genn, FEI-Tierarzt und Gründer der Pferdeklinik Mühlen. Je nachdem, wie stark die Schmerzen sind, nimmt die Lahmheit zu, kann jedoch auf das andere Bein umspringen oder phasenweise verschwinden.

Hufrollenentzündung – Welche Symptome treten auf?

Bei einer Entzündung der Hufrolle kann man bestimme Anzeichen beobachten. Das Pferd versucht, die Trachten zu entlasten und verstärkt auf der Zehe zu fußen, was im weiteren Verlauf der Krankheit an einer stumpfen Form des Pferdehufs oder einem Trachtenzwanghuf erkennbar ist. Erhält die Beugesehne zu viel Druck, wird der Schleimbeutel gereizt und entzündet sich.

Im schlimmsten Fall kann eine Strahlbein-Nekrose die Folge einer Hufrollenentzündung sein. Die Sehne reibt dann auf dem Strahlbein, das sich ebenfalls entzündet und dadurch eine raue Oberfläche bekommt und wiederum die Sehne reizt. Dabei wird das Strahlbein nicht mehr mit genügend Blut versorgt und Zellen sterben ab. Das Sehnen- und Knorpelgewebe wird porös. Es entstehen Verwachsungen, das Knochengewebe wird entkalkt und zerstört. Die Folgen von einer unzureichenden Blutversorgung kann dann eine Knorpelzerstörung oder ein Bruch des Strahlbeins sein.

Begleiterscheinung einer Hufrollenentzündung ist nicht selten Arthrose im Hufgelenk oder eine Degeneration des Strahlkissens. Das Pferd wird bei Schädigungen wie Arthrose, Spat, Podotrochlose oder anderen Gelenkentzündungen stark in seiner Lebensqualität eingeschränkt.

Eindeutige Diagnose von Podotrochlose

Für einen genauen Hufrollenbefund ist die Anästhesie der Hufrollen-Nerven nötig. Dabei wird der untere Bereich des Kronbeins betäubt. Geht das Pferd nach der lokalen Betäubung dieser Nerven lahmfrei, deutet das auf eine Hufrollenentzündung hin. ,,Springt die Lahmheit auf das andere Bein um, kann man davon ausgehen, dass beide Beine betroffen sind“, so Pferdefachtierarzt Dr. Genn. Bei der früher oft durchgeführten Keilprobe, bei der das Pferd auf ein angehobenes Brett gestellt wurde, so dass die Trachten stärker belastet werden, verstärkt sich die Lahmheit beim anschließenden Vortraben.

Auch Röntgenbilder können Aufschluss über den Gesundheitszustand der Gelenke geben. Man kann auf ihnen erkennen, ob eine Veränderung im Bereich der Hufrollen vorliegt. Das ist auch von Relevanz bei Ankaufsuntersuchungen, wenn das Pferd noch keinerlei klinische Symptome zeigt.

Allerdings sind Experten sich auch einig darin, dass man Röntgenbilder nicht überbewerten darf. In der Neufassung des Röntgen-Leitfadens von 2018 wird unter anderem darauf hingewiesen, dass der klinischen Untersuchung ebenso großer Wert beizumessen ist, wie den Röntgenbildern.

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Pferde mit Hufrollenentzündung zeigen Wendeschmerz, wenn sie auf Asphalt im Kreis traben müssen. (© www.slawik.com)

Mögliche Ursachen des Hufrollensyndroms

Über die genauen Ursachen, die zu einer Entzündung der Hufrolle beim Pferd führen, wird auch heute noch viel diskutiert. Ein entscheidender Punkt ist die Pferdehaltung. Darüberhinaus können auch folgende Punkte zu einer Hufrollenentzündung führen:

● Überlastung der Vorhand
● fehlerhafte oder in zu langen Intervallen erfolgende Hufkorrektur
● zu kurze Eisen
● schlechte Durchblutung durch mangelnde Bewegung
● fehlende oder mangelnde Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen
● genetische Veränderung
● Zu frühes Anreiten und zu starke Belastung von jungen Pferden

Therapie einer Hufrollenentzündung

Dr. Genn empfiehlt eine Medikamenten-Kombination aus entzündungshemmenden, knochenaufbauenden und durchblutungsfördernden Mitteln damit das Pferd wieder schmerzfrei laufen kann. Calcitonin etwa soll den Knochenaufbau fördern und genau wie Tiludronate dessen Abbau hemmen. Teufelskralle kann als entzündungshemmendes Mittel eingesetzt werden. Auch die die Stoßwelle-Therapie kann Erfolg bringen. Meist wird der Tierarzt bei einer Entzündung der Hufrolle mehrere Behandlungen kombinieren, um den degenerativen Prozess aufzuhalten.

Früher wurde bei solchen Pferden einfach der Nerv, der das Schmerzsignal an den Körper sendete, durchtrennt. Von dieser Behandlung, dem „Nervenschnitt“, der den Schmerz ausschaltet und für Turnierpferde generell verboten ist, rät der Tierarzt ab, da das Pferd danach weiteren Gefahren ausgesetzt ist.

,,Die Sturzgefahr durch das Stolpern auf unebenem Boden ist relativ hoch und dadurch auch für den Reiter gefährlich“, erklärt Dr. Genn. Zudem sei Schmerz ein Warnsignal des Körpers. Fehlt er, wird das Pferd schnell zu stark belastet. Nach einem akuten Entzündungsschub kann das Pferd in der Gangart, in der es nicht lahmt, bewegt werden. Nach ein bis zwei Monaten kann mit einer deutlichen Besserung zu rechnen sein.

Helfen kann dem Pferd auch ein orthopädischer Beschlag mit einer Zehenrichtung, die dem Pferd schnelles bzw. schnelleres Abrollen ermöglicht, sowie das Höherstellen der Trachten mit Hilfe von Keilplatten. Auf diese Art und Weise wird der Druck auf die Hufrolle minimiert.

„Wichtig ist, dass die Keilplatte die ganze Sohle umfasst. Werden nur die Schenkel erhöht, wird der Abrieb der Trachten größer und man erreicht das Gegenteil“, betont Dr. Genn. Gleichzeitig können huforthopädische Behandlungen helfen, den Hufmechanismus wieder zu verbessern.

Die Therapie einer Hufrollenentzündung kann auch durch Homöopathie unterstützt werden, jedoch sollte diese immer individuell auf das Pferd und die laufende Therapie angepasst werden.

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Ein spezieller Beschlag kann den Druck auf die Hufrolle entlasten. (© St.Georg)

Hufrolle Vorbeugen

Eine optimale Mineralstoff- und Vitaminversorgung und gute Durchblutung durch ausreichend Bewegung (neben der täglichen Arbeit) sorgen für einen gesunden Bewegungsapparat. Selbstverständlich sollte eine schonende Aufwärmphase vor der Belastung sein.

Training auf (zu) hartem Boden geht gar nicht! Bei bekannter, beginnender Problematik auf keinen Fall hohe Sprünge oder enge Wendungen reiten. So kann man schwerwiegenderen Problemen vorbeugen.

Vorsicht: Auch abruptes Stoppen und Wenden beim Freilaufen belastet die Hufrolle! Beim Reiten sollte man, wie generell, immer auf eine Hinterhandaktivität achten, die darauf abzielt, die Vorhand zu entlasteten. Zusätzlich gibt es Erfahrungsberichte, wonach homöopathische Mittel und Heilkräuter (z. B. Brennnessel, Knoblauch, Teufelskralle etc.) zur Steigerung der Durchblutung erfolgreich eingesetzt worden sind.nike air jordan 1 low outlet | cheap air jordan 11

  1. Wagner

    Danke für diesen Artikel. Was hier jedoch meiner Meinung zu wenig thematisiert wird ist, dass unsere Pferde immer schöner und bewegungsstärker sein sollen. Jedoch fast alle Züchter kein Geld oder keine Lust haben ihre Fohlen und Stuten ausreichend mit Mineralien zu versorgen. So gibt es Pferde, die schon mit 4 wieder reif für die Rente sind, da genau das fehlt. Keine Lust kann man nicht akzeptieren, kein Geld liegt wohl auch daran, dass wir Käufer tolle Pferde haben wollen für am Besten klitzekleines Geld. Es ist ein Trauerspiel, was hier den Pferden angetan wird. Aber auch den Besitzern, die in ihrer Naivität teure Sportpferde kaufen aber vergessen haben sich über die Aufzucht zu informieren.
    Darüber sollte viel mehr geschrieben und aufgeklärt werden.
    Ist es jedoch gewollt gesunde Pferde zu haben? Da könnte ja der ein oder andere Tierarzt oder Nahrungsergänzungshersteller überflüssig werden. Hobbyzüchter mit kranken Stuten müssten unter die Lupe genommen werden, etc. Ein Endlosthema, das dringend thematisiert gehört. 👍

  2. Carmen Fischer

    Also sie verorten die Probleme im Bewegungsapparat bei Jungpderden in einer unzureichenden Miaralienversorgung?
    Ich vermute es sind die langen Stehzeiten in der Jugend in kleinen Laufställen über den Winter.
    Und die schlecht reitenden Privatreiter, die es kaum mehr schaffen ein Jungpferd korrekt vor den Schenkel zu reiten, und lieber auf der Vorhand herumeiern, weil die Bewegungskapazität manchen Jungpferdes sie sonst ih Wohnungsnot bringt.
    Was bei unseren kranken Pferden viel zu wenig thematisiert wird, ist die Rolle des Reiters.
    Es gut zu meinen langt nicht, man muss auch gut reiten.

  3. Tine

    Nicht nur die Aufzucht, sondern die Zucht selbst muss zudem unter die Lupe genommen werden. So weiss man mittlerweile welche modernen Hengste überdurchschnittlich häufig das Hufrollensyndrom weitervererben und selbst schon platt aufgrund dieser degenerativen Erkrankung sind. Dies ist oft erst nur unter den Züchterkreisen bekannt, der Laie muss sich vor einem Pferdekauf gut informieren!

  4. ursula machner

    warum nimmt man solche hengste nicht einfach aus der zucht? es ist doch völlig verantwortungslos, sie weiter im deckbetrieb zu lassen. schließlich wollen doch alle, züchter wie auch reiter, daß pferde besser und nicht langfristig betrachtet kaputtgezüchtet werden. dann kann man ja gleich jeden hengst der noch nicht kastriert ist zum züchten verwenden und sich die hengstleistungsprüfungen sparen. all das wird sich irgendwann auf die verkaufszahlen negativ auswirken, denn welcher pferdehalter bzw. reiter will kranke und unreitbare pferde im stall haben, die hohe tierarztkosten verursachen ? ganz zu schweigen vom leiden der betroffenen, nämlich der pferde! wo bleibt da der tierschutz?

  5. ursula machner

    …zum thema schlecht reitender privatreiter gibt es nur eine frage: wo sind denn all die guten reitschulen, die es früher gab? sie sind neuen baugebieten gewichen! ersatzlos gestrichen! man fragt sich fast wie es mit dem reitsport bzw. der pferdehaltung in der zukunft bestellt sein wird. wo soll der nachwuchs herkommen, wenn in all den vielen kleinen privatställen, wo jeder einsteller sein eigener futtermeister ist und obendrein noch – wenn überhaupt – seinen eigenen selbsterklärten fachmann als reitlehrer hat. viele dieser pferdebesitzer wagen sich nicht einmal mehr zum ausreiten ins gelände – es könnte ja was passieren……die jugendlichen kinder von heute wären die reiter und pferdebesitzer von morgen. in unserem näheren umkreis wüßte ich z.b. nicht, wo man reitunterricht nehmen könnte. als anfänger schon garnicht. hätte ich pferdebeigeisterte kinder – ich wüßte nicht, wo ich sie hinschicken sollte. wäre gut, wenn st. geórg das mal zum thema macht. p.s. bin selber ehemalige distanz- ,gelände u.jagdreiterin und habe schon vieles erlebt…

    • Monika

      Reitsport am Scheideweg! Als Familie gut zu wohnen kommt sicher vor Reiten, insofern dürfte die Reitschule am Stadtrand mit Koppeln statt Baugebiet für immer der Vergangenheit angehören. Und ob sich Eltern gerade in der Zeitenwende mit enormen Kosten beim Haus(um)Bau oder beim Autokauf ein reitsportbegeistertes Kind wünschen, ist auch die Frage. Unbedingt nötig ist es dann nämlich, neben jeder Menge eigener Freizeit z. B. für Fahrdienste ca. 500 € monatlich bereithalten zu können. Und zwar für den Sprit zu den weit außerhalb von Ortschaften gelegenen Reitschulen und natürlich für die Reitstunden, die hierzulande bei gewünschter Qualität um die 45 € kosten, oder die Teilnahme an der einen oder anderen Prüfung (RAZ). All das sollte man freiweg bezahlen können! Ein eigenes Pferd bzw. Pony ist übrigens keine Lösung. Da decken die 500 € monatlich dann die Unterbringung im ordentlichen Stall, Zusatzfutter, Schmied, Versicherungen und Rücklage. Es müssen wohl auf Dauer gesehen andere Wege gefunden werden, um Kindern den Kontakt zu Tieren, tierfreundlichen Menschen und zur Natur zu ermöglichen.

  6. ursula machner

    klar. ds sind argumente. aber es geht ja hier nicht um kosten, sondern auch das fortbestehen der tierart pferd. wenn es immer weniger reiter gibt, werden sich automatisch auch viel, viel weniger menschen mit diesen tieren beschäftigen. irgendwann stehen sie nur noch wie elefanten, giraffen, oder andere tiere in einem zoo, wo sie in kleinen paddocks herumschleichen können um zu bestimmten tageszeiten als streicheltiere herzuhalten wie zwergziegen und shetlandponys. das gibt es bereits. es braucht dann nur noch wenige züchter, die für solchen nachschub sorgen. der intensive umgang mit pferden fördert den charakter und reiten ist eine der gesündesten sportarten überhaupt. außerdem muß ja nicht das ganze land weiterhin mit einfamilienhäusern zugebaut werden, die flächen wachsen bekanntlich nicht mit dem bedarf. sie bleiben immer gleich. es gibt auch noch reitbeteiligungen, wo man sich alle kosten teilt. auch fahrdienste kann man evtl. organisieren. es gibt sogar noch preiswerte fahrzeuge, die sowohl in der anschaffung als auch im unterhalt nicht die welt kosten. es kann doch keiner abstreiten daß ein reitstall am ortsrand, in der grünen natur, vielleicht am waldrand, schöner und besser ist für die seele und die umwelt als das elfundneunzigste industrie- oder baugebiet, oder?


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