Krankhaftes Kopfschütteln – Headshaking bei Pferden

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Sie schlagen wild mit dem Kopf umher, reiben sich die Nase und manche werden unreitbar. Um Pferden, die an Headshaking leiden, helfen zu können, muss die Ursache für das Kopf­schlagen herausgefunden werden. Diagnose und Therapie stellen Tierärzte vor eine Herausforderung.

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Die Ursache von Headshaking beim Pferd zu finden ist auch für den Tierarzt gar nicht so leicht. (© www.slawik.com)

Headshaking beim Pferd – Wo liegt das Problem?

Bevor ein Pferd wegen Headshakings behandelt werden kann, muss die Ursache hierfür geklärt sein. Dabei kommen viele Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Tiermediziner haben eine lange Liste an möglichen Ursachen im Kopf, wenn sie zu einem Pferd gerufen werden, das ruckartig mit dem Kopf schlägt und der Pferdebesitzer Headshaking vermutet. Ziel ist nun herauszufinden, welche Ursache das Kopfschütteln hat und ob es tatsächlich das Headshaking ist, das durch einen überreizten Gesichtsnerv (nervus trigeminus) hervorgerufen wird.

Im Ausschlussverfahren zur Diagnose

Da es nicht gerade einfach und risikoarm ist, den Trigeminus zu untersuchen, gehen Tierärzte bei Headshaking im sogenannten Ausschlussverfahren vor. Sie untersuchen zunächst mit einfachen und risikoär­meren Diagnosemöglichkeiten andere, wahrscheinliche Ursachen. „Von Patient zu Patient variieren die Untersuchungs­schritte“, erklärt Dr. Tobias Niebuhr von der Tierärztlichen Hochschule Hanno­ver. „Aber die ersten Schritte sind gleich. Dann geht man danach, welche Krankheit wahrscheinlich ist.“

Eine Untersuchung beginnt also zunächst wie bei vielen anderen Krankheiten mit einer Allgemein­untersuchung und einem Bluttest. Ganz wichtig zu Beginn ist außerdem, dass der Pferdebesitzer möglichst konkrete Angaben über die Symptome des Headshakings machen kann: Wann sind sie sehr ausge­prägt, wann besser?

Im nächsten Schritt wägt der Tierarzt an­hand der bisherigen Ergebnisse ab, welche Untersuchung zum Ziel führen könnte und welches Risiko diese mit sich bringt. „Untersuchungsschritte, bei denen das Pferd in Vollnarkose gelegt werden muss, werden erst dann genutzt, wenn alle vor­herigen Untersuchungen nichts Auffälliges zeigten“, erklärt Dr. Niebuhr. Deswegen stehen spezielle Diagnoseverfahren wie die Betäubung oder Reizmessung des Nervs am Ende der Diagnoseschritte.

1. Erste Untersuchungsschritte
Klinische AllgemeinuntersuchungWie bei jeder Krankheit sieht sich der Tierarzt das Pferd erst einmal an, beobachtet seine Reaktionen und untersucht es. Dazu gehören das Abhören von Herz und Lunge, die Kontrolle von Fell und Haut, das Messen von Temperatur, Atemfrequenz und Puls, das Abtasten der Beine, eine Untersuchung des Nervensystems, der Augen und der Atemwege sowie das Vortraben.
Klinische SymptomatikWie stark sind die Symptome ausgeprägt und wie lässt sich das Pferd noch reiten? Der Tierarzt sieht sich das Pferd an und lässt sich von seinem Besitzer beschreiben, wann das Headshaking besonders stark ist und wann weniger.
2. Bei einem bestimmten Verdacht
Endoskopie der AtemwegeDeuten die ersten Untersuchungsschritte, Symptome sowie Blutwerte darauf hin, dass es sich um eine Entzündung handelt, die die Atem­wege betrifft, kommt das Endoskop zum Einsatz. Mit einer winzigen Kamera werden die Atemwege untersucht.
Röntgen des gesamten Schädels und HalsesLiegt der Verdacht nahe, dass sich Probleme in der Maulhöhle, den Ohren, den Atemwegen, dem Schädelknochen oder im Halsbereich verstecken, röntgt der Tierarzt diese Bereiche.
BlutuntersuchungEin Blutbild kann Aufschluss darüber geben, ob eine Entzündung im Pferdekörper steckt, die für das Kopfschütteln  verantwortlich ist, wie etwa eine Atemwegsentzündung oder ein entzündeter Zahn.
Neurologische UntersuchungDer Tierarzt überprüft die Sinne des Pferdes und untersucht Augen, Ohren und Atemwege nochmals genau. Kann das Pferd zum Beispiel richtig sehen?
Genaue AugenuntersuchungWenn nach den vorherigen Untersuchungen der Verdacht besteht, dass das Pferd Probleme mit den Augen hat, wird dies nochmal ge­nauer beleuchtet. Der Tierarzt untersucht zum Beispiel den Augen­hintergrund, die Netzhaut, die Krümmung der Hornhaut, den Druck des Auges. Hierfür kommen viele unterschiedliche Untersuchungs­geräte zum Einsatz.
OhrenendoskopieVermutet der Tierarzt, dass Probleme im Ohr bzw. Gehörgang das Headshaking auslösen, wie zum Beispiel bei einem Abszess, kann er mit einer winzigen Kamera, dem Endoskop, tiefer in den Gehörgang blicken. Diese Untersuchung wird jedoch seltener durchgeführt.
3. Im Spezialfall
Betäubung des GesichtsnervsDiese Untersuchung kommt nur zum Einsatz, wenn das Pferd ganz sicher ein Headshaker ist und bereits eingehend unter­sucht wurde. Vorher sollten auch andere Probleme durch bild­gebende Verfahren wie Röntgen oder Endoskopie ausgeschlossen worden sein. Erst dann wird der Gesichtsnerv (Trigeminus) betäubt, um zu sehen, ob das Headshaking aufhört. Die Methode ist allerdings nicht zu 100 Prozent zuverlässig.
Betäubung des GesichtsnervsKonnten die vorherigen Metho­den wie allgemeine Untersu­chung, Endoskop oder Röntgen keine Ursache für das Head­shaking liefern, ist dies ein weite­rer Untersuchungsgang auf dem Weg zur Diagnose. Die beiden Verfahren liefern sehr genaue Bilder des Gewebes, müssen aber in einer Klinik stattfinden und sind nicht preiswert.
Somatosensorische NervenleitgeschwindigkeitsmessungBei diesem speziellen Verfah­ren, das unter anderem auch an der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt wird, muss das Pferd in Vollnarkose gelegt werden. Gemessen wird dann, bei welcher Reizstärke der Trigeminus reagiert.
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Headshaking tritt bei Pferden im Sommer meist stärker auf. (© www.slawik.com)

Checkliste für den Pferdebesitzer

Der Pferdebesitzer kann den Tierarzt unterstützen, indem er sein Pferd genau beobachtet und eine Art Tagebuch führt, in dem er notiert, wann das Headshaking schlimmer und wann es besser wird:

●   Tritt das Headshaking tagsüber oder nachts auf?

●   Im Sommer oder im Winter?

●   Unter dem Reiter?

●   Stärkeres Headshaking in der Bewegung?

●   Ist es beim Reiten in der Halle besser?

●   Helfen Aufenmaske, Nasenetz oder Fransenband?

●   Hat das Pferd Fieber, Husten oder Nasenausfluss?

●   Wurde das Pferd vorher wegen einer Erkrankung behandelt?

●   Sind Verletzungen bekannt?

Krankhaftes Kopfschütteln

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