Cavaletti und Stangenarbeit für ein motiviertes, fittes Pferd

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Die Trittsicherheit des Pferdes erhöht sich schon nach einigen Malen des Stangentrainings. Außerdem bekommt es beim Reiten über Stangen ein positiveres Körpergefühl: Es merkt, wie hoch es Vorder- und Hinterbeine heben kann. (© www.toffi-images.de)

Cavaletti und Stangenarbeit machen dem Pferd Spaß, bringen Abwechslung in den tristen Stallalltag im Winter und machen fit. Hier einige Inspirationen für motivierte Pferde trotz Hallenzwang.

Unser Ziel: Mit Stangenarbeit und Cavaletti fürs Pferd den Winter nicht nur überbrücken, sondern effizient nutzen. Dafür haben wir hier einige Ideen zusammengestellt. Der Fantasie sind hier allerdings keine Grenzen gesetzt, also werden Sie kreativ mit Übergängen, Wendungen und Stangenformationen und unterschiedlichen Formationen!

Wichtig: Takt und Tempo sollen vor und über den Stangen (oder besser noch niedrig gestellten Cavaletti, weil diese nicht wegrollen können) erhalten bleiben. Die Pferde sollen die „Hindernisse“ am Boden losgelassen und fleißig, aber nicht eilig überwinden.

Eines vorweg: Die Beschreibungen der Übungen sowie die Zeichnungen beziehen sich auf eine Hand. Es ist aber essenziell, beide Seiten gleichmäßig zu gymnastizieren. Also an den Handwechsel denken! Wer nicht umbauen möchte, muss z.B. eine Kehrtvolte an gegebener Stelle einplanen – entweder von der Bande weg oder zur Bande hin, je nachdem.

Rhythmus & Balance trainieren

Vorbereitung: Zwischen F und A vier Stangen zu einem Quadrat zusammenlegen, auf dem unteren Zirkel vier gegenüberliegende Stangen oder Cavaletti an den beiden Zirkelpunkten sowie X und C im 90 Grad Winkel zur Zirkellinie verteilen..

Übung: Im Schritt auf der rechten Hand über das Quadrat hinweg auf die kurze Seite zureiten (1). Bei A antraben, an der langen Seite Schulterherein. Wem das noch zu schwierig ist, kann das Schulterherein im Schritt versuchen.

Bei C angaloppieren (2), eine Runde Ganze Bahn, an der langen Seite die Galoppsprünge verlängern, an der kurzen Seite das Tempo einfangen (so weit, wie es der Ausbildungsstand von Reiter und Pferd zulässt). Wieder am unteren Zirkel angekommen, eine Zirkelrunde über die Stangen/Cavaletti galoppieren. Es kommt darauf an, den richtigen Rhythmus zu finden, damit das Pferd problemlos und punktgenau über die Stangen bzw. Cavaletti setzen kann.

Tipp: „Die Pferde tun sich meistens anfangs leichter, wenn sie einen möglichst großen Zirkel gehen dürfen, das heißt, am äußeren Ende der Stangen galoppieren. Der Schwierigkeitsgrad steigt, wenn man einen engeren Zirkel galoppiert, weil das Pferd sich versammeln und die Galoppsprünge verkürzen muss.“ Cavaletti erst auf halber, dann auf ganzer Höhe erhöhen den Schwierigkeitsgrad.

Grafiken: Peschetz

Handwechsel

Für den Handwechsel aus dem Zirkel wechseln über die Stange. Entweder einen einfachen Galoppwechsel reiten und die Stange im Schritt übertreten lassen oder für erfahrene Paare mit einem fliegenden Wechsel drüber springen.

Danach einmal ganze Bahn mit zulegen an der langen und einfangen an der kurzen Seite, auf den Zirkel abwenden und wieder über die Stangen reiten. Zwischen M und C durchparieren zum Trab, ganze Bahn, H-K Schulterherein. Vor A durchparieren zum Schritt, hinter A links um und über das Quadrat reiten.

Wendungen

Vorbereitung: Zwischen A und F sowie M und C je vier Stangen wie zwei „L“ parallel zur Ecke auf den Boden legen. Es entstehen Gassen, die auf die Viertellinie führen sollen. Auf der Viertellinie der langen Seiten je zwei Stangen zu einer schmalen Gasse zusammenlegen; direkt daneben, in Richtung der Hallenmitte, je einen kleinen Fächer aus vier Stangen (1).

Übung:

a) Gestartet wird auf der rechten Hand bei A im Trab. An der langen Seite K-H Viereck verkleinern und vergrößern durch die Gasse. Diese hilft dabei, das Pferd vor dem Umstellen gerade zu stellen. Wem diese Aufgabe im Trab zu schwierig erscheint, kann sie auch im Schritt bewältigen. Auch wichtig: Alle Ecken sorgfältig ausreiten!

Hinter C auf die Viertellinie abwenden, auf die L-förmige Gasse zu und hindurch reiten (gut vorbereiten, auf sorgfältige Stellung und Biegung achten!), danach Linkswendung einleiten, in die Ecke kehrt und die Ecke tief ausreiten. Sofort durch die halbe Bahn wechseln und über die Spitzen der L-Gasse reiten.

b) Bei Erreichen des Hufschlags bei E durchparieren zum Schritt und das Pferd gerade richten. Zwischen C und M auf die Viertellinie abwenden und gerade auf die Innenseite der Gasse zureiten. Hier je nach Ausbildungsstand eine Vor- oder eine Hinterhandwendung einleiten.

c) Nach der Vor- bzw. Hinterhandswendung antraben, linke Hand bleiben. H-E Schulterherein links, bei E Volte über den Stangenfächer. Fortgeschrittene können hier noch Travers an der langen Seite oder zur Mittellinie anschließen oder auch eine weitere halbe lange Seite im Schulterherein.

Grafiken: Peschetz

Handwechsel

Gestartet wird von der linken Hand bei C im Trab. H-K Viereck verkleinern und vergrößern. Vor der Ecke bei F entweder auf die Viertellinie abwenden und eine Stange des „L“ mitnehmen und durch die Gasse zum zweiten „L“ bei M reiten oder die Ecke ausreiten und hinter F auf die Viertellinie abwenden. Dann durch das „L“ bei M, Kehrtvolte rechts zur Bande, aus der Ecke heraus über die Spitzen des L reiten und durch die halbe Bahn wechseln. E durchparieren zum Schritt, entweder um das „L“ bei F herumreiten oder bei K links um und durch die Gasse. Ganze Bahn auf das „L“ bei M zu. An der Innenseite eine Vor- oder Hinterhandwendung, antraben, rechte Hand. K-E Schulterherein, E Volte links über den Fächer.

Übungen für Schritt & Galopp

Vorbereitung: Die L-förmige Gasse bei F kann liegen bleiben. Ab Mitte der langen Seite auf der Viertellinie bei B bis etwa zur Mittellinie vier Stangen je im 90 Grad Winkel in Form einer Treppe auf den Boden legen; erste Stange orthogonal zur Bande, dann parallel, dann orthogonal, dann wieder parallel. Bei E wird ein Cavaletti orthogonal zur Bande platziert, je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad auf halber oder voller Höhe.

Übung: Los geht’s auf der linken Hand im Schritt. Bei E über das Cavaletti reiten, bei K parallel zur kurzen Seite abwenden und durch die L-Gasse reiten, dann ganze Bahn.

Nun geht es über die „Treppe“, über die das Pferd in Bögen geritten und jeweils umgestellt werden soll: Nach Überwinden der ersten Stange links wenden, über die nächste Stange hinüber, rechts wenden, über die Stange hinüber, links wenden, dann über die letzte Stange und gerade auf die Bande zu. Bei Erreichen des Hufschlags rechts um.

Bei H angaloppieren und auf den Zirkel abwenden. Dabei kreuzt man je nachdem wie groß der Zirkel angelegt ist, die Treppenstangen. Eine Zirkelrunde, bei C geradestellen hinter C auf die Viertellinie abwenden, ganze Bahn und über die erste Treppenstange reiten. Danach das Tempo einfangen, das Pferd so weit wie der Ausbildungsstand es zulässt versammeln und durch die L-Gasse galoppieren.

Rolf Grebe: „Diese Übung ist sehr schön, um an Tempounterschieden zu arbeiten. Während an der langen Seite zugelegt werden kann, muss vor der Gasse das Pferd gut versammelt werden, um überhaupt durch die Stangenkonstruktion zu kommen. Wichtig ist, dass man punktgenau reitet. Wenn das Pferd im Training noch nicht so weit ist, kann man vor dem Stangen-L durchparieren, es im Schritt durchreiten und danach wieder angaloppieren. Zum Schluss kann das Cavaletti bei E noch einmal überwunden werden.“

Handwechsel

Starten bei C, auf die Viertellinie abwenden, die Treppe auf der Mittellinie beginnen und zur Bande hin abarbeiten. Nach Überwinden der letzten Stange an der Bande links um, am Zirkelpunkt zwischen B und M angaloppieren, einmal auf dem Zirkel geritten, ganze Bahn. Bei E das Cavaletti überwinden, das Pferd aufnahmen, bei K abwenden und die L-Gasse von der kurzen Seite aus durchreiten.

Abstände

Für einen Warmblüter:

Schritt 80 cm

Trab 110 bis 130 cm

Galopp 240 bis 350 cm

Für Ponys sollten die Abstände um ca. 10 bis 20 cm verringert werden.

Ideal ist es, statt Stangen überall Cavaletti auf der niedrigsten Stufe aufzustellen, da diese nicht wegrollen können. Mit Stangen kann man sich aber behelfen.

Weitere Tipps

Diese Übungen gehören zur Arbeitsphase. Die Pferde sollten aufgewärmt und gelöst sein.

Ob man über den Stangen aussitzt oder in den Entlastungssitz geht, hängt vom Ausbildungsstand und Trainingszustand der Pferde ab. Junge Pferde werden im Entlastungssitz geritten. Weiter geförderte Pferde mit ausreichend Muskulatur traben und galoppieren auch mit aussitzendem Reiter losgelassen über Stangen und Cavaletti. Zu Anfang sollte man es dem Pferd aber leichter machen und in den Entlastungssitz gehen.

Wie häufig man diese Übungen in den Alltag einbaut, hängt vom Trainingszustand des Pferdes ab. Bei Stangenarbeit und Cavaletti müssen die Pferde sich körperlich mehr anstrengen und konzentrieren. Es ist daher schwierig, pauschal Empfehlungen zu geben. Aber wer mit ein bis zwei Trainingseinheiten dieser Art pro Woche anfängt, kann kaum etwas verkehrt machen. Das kann allmählich gesteigert werden.

Diese Aufbauten nehmen ganz schön viel Platz in Anspruch – der gerade im Winter Mangelware ist, besonders zu den Stoßzeiten des Reitbetriebs nach Feierabend. Aber vielleicht können Sie Ihre Mitreiter ja überzeugen, bei den Übungen mitzumachen, dann haben alle etwas davon. Denn Stangenarbeit und Cavaletti sind für alle Pferde wertvoll.

Wozu eigentlich Stangenarbeit?

Kreative Stangen- und Cavalettiarbeit stellt Reiter und Pferde physisch und mental vor neue Herausforderungen. So kann man die dunkle Jahreszeit, wenn Wetter und Arbeitszeiten einen notgedrungen in die Reithalle verbannen, nicht nur überbrücken, sondern gezielt nutzen – und zwar mit jedem Pferd und für jede Disziplin, wie der Pferdewirtschaftsmeister und Co-Trainer der deutschen Para-Dressurreiter, Rolf Grebe, betont:

„Stangenarbeit ist vom Grand Prix- bis zum Freizeitpferd für alle Tiere geeignet. Das Pferd wird sinnvoll und effektiv gymnastiziert. Stangenarbeit fördert die Durchlässigkeit, Rhythmus, Takt, Balance und auch die Hinterhandaktivität.“ Nicht zuletzt dient Stangenarbeit somit der Gesunderhaltung des Pferdes.

Zudem trainiere Stangenarbeit Konzentration, Aufmerksamkeit und Punktgenauigkeit. “ Pferd und Reiter müssen sich immer wieder neu orientieren, wodurch die Koordination verbessert wird“, so Grebe.

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