Heiß, heiß, heiß

Von
Sport unter nächtlichem Himmel

(© www.globalchampionstour.com )

Heute Abend geht’s also ums Ganze, um 300.000 Euro bei der
ersten Station der Global Champions Tour in Doha. In der Hauptstadt von Katar
ist das Wetter heute genauso, wie man es am Golf erwartet, brüllend heiß. Für
die Reiter gibt es deswegen beim Nachmittagsspringen für die zweiten Pferde
Marscherleichterung; der wie auch immer farbige Rock darf im Stall bleiben,
Hemd mit kurzen Ärmeln ist angesagt.

In der Hitze -, schattenspendende Eichenhaine sind hier naturgemäß selten hält es keiner länger als ein paar Minuten aus. Nur die tiefschwarz gewandeten Frauen lassen sich nichts anmerken. In der bescheidenen kleinen Zeltgasse mit Fast Food und Reitzubehör sitzt eine Mutter und füttert ihr Kind mit Obstsalat. Ein Happen für das Goldbübchen und dann, kurz wird der Schleier über dem Gesicht gelüftet, verschwindet schwupps – ein Stück Ananas , ich nehme an im Mund der Mutter. Wäre mal interessant zu sehen, wie das mit Suppe geht.
Parcourschef Olaf Petersen ist schon wieder so knackebraun, als hätte er die letzten vier Wochen in der Karibik am Strand verbracht, weit gefehlt, sein Tag ging von morgens um neun bis nachts um zwei, aufbauen nicht nur für die Global Champions Tour, auch für das CSI** in der großen Reithalle, in dem sich die Nachwuchsscheichs und Konsorten mehr schlecht als recht über freundliche M-Springen tummeln. Und fast jedes Springen mit Stechen. Weder Bar noch Pool standen für den zweifachen Olympiadesigner auf dem Programm, der Arme!
Die, für die der Tag erst mittags begann, und das sind die meisten, konnten heute morgen noch einmal in den Pool oder besser noch in den persischen Golf eintauchen. Keine Quallen, keine Wellen, und körperfreundliche 25 Grad man wills nicht schlechter haben. Auch die Reiter ließen es sich noch mal gut gehen. Ist doch herrlich, sagt Marco Kutscher. Montender ging heute im kleinen Springen Null, gestern die beiden Klötze waren schon ein bisschen enttäuschend, aber es war das erste große Turnier nach längerer Pause. Und das ist ja doch nicht wie ein Turnier gleich um die Ecke. Fast 20 Stunden standen die Pferde in den engen Flugcontainern, wie berichtet, musste mehrfach umgeladen werden und eine Zwischenlandung gabs auch noch. Der Rückflug geht direkt und pferdefreundlicher, hofft Kutscher. Heute Abend soll der Schimmelhengst Cornet Obolensky ums große Geld springen und zeigen, dass er das Zeug zur Nummer Eins im Stall hat. Beide Hengste decken diese Saison gar nicht. Wenn Hongkong vorbei ist, dann können sie decken, soviel sie wollen, sagt Kutscher.
Zwischen den beiden Springen am Tag lassen es die Reiter ruhig angehen, Zeit zum Schwätzen, zum Rumhängen an der Reling. Der Franzose Michel Robert lässt sich einen Falken auf den Arm setzen fürs Foto. Ihm beim Abreiten zuzuschauen, ist ein Genuss: seine ruhige gefühlvolle Art über Stangen zu traben und zu galoppieren, hier eine kleine Traversale, dort ein schulmäßiger fliegender Wechsel – toll. Die blonde für Belgien reitende Judy Ann Melchior posiert geduldig lächelnd mit arabischen Jungs fürs Foto sie hat übrigens die größte Sporensammlung dabei, die ich je gesehen habe. Unter geschätzten 50 Modellen wählt sie dann jeweils das passende aus. Ich habe damit vor vielen Jahren angefangen, sagt sie, und jetzt nehme ich immer alle mit.
Ganz unauffällig schlendert die milliardenschwere Patronin (und Geldgeberin) der Global Champions Tour und Ehefrau des brasilianischen Reiters Alvaro de Miranda Neto über den Turnierplatz, Athina Onassis. In ihren halblangen Cargo-Hosen und dem simplen T-Shirt geht sie glatt als TT durch. Nur wenn die hochgewachsene junge Frau mit den feinen Gesichtszügen lacht, und das tut sie häufig, erinnert die prägnante Zahnreihe an Opa Aristoteles.
Gabriele Pochhammer

 

The Global Destination For Modern Luxury | best nike basketball shoes

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.