Am 28. April in Berlin: Demonstration gegen die Wolfspolitik

Von
Bildschirmfoto 2023-04-18 um 11.47.30

„Fünf nach zwölf für die deutsche Weidetierhaltung“ – unter diesem Motto steht die Demonstration, die Schäferin Anette Schmücker und ihre Mitstreiter in Berlin organisieren. Ihr Anliegen: Der Umgang mit Wölfen muss ein anderer werden.

Anette Schmücker ist von Hause aus Altenpflegerin, aber unterstützt ihren Mann, der sich hauptberuflich um rund 600 Schafe kümmert. Sie leben in der Lüneburger Heide in Winsen an der Luhe, also in Niedersachsen. Dort sind laut Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. im Jahr 2022/23 44 Rudel, ein Paar und vier „residente Einzelwölfe“ beheimatet. Auf die Schafe der Schmückers hat es bereits mehrere Wolfsangriffe gegeben. Wir haben mit Anette Schmücker über die Vorfälle gesprochen und darüber, was sie nun bewogen hat, eine Demonstration ins Leben zu rufen.

Privat

Anette Schmücker mit zweien ihrer Lämmer. (© Privat)

St.GEORG: Frau Schmücker, wie sind Sie mit Wölfen in Kontakt gekommen?

Anette Schmücker: Wir haben in den letzten Jahren drei Wolfsangriffe erlebt. Der erste war im Mai 2018. Dabei wurden 100 Schafe angegriffen, drei waren sofort tot und 18 die eingeschläfert werden mussten. Das ist auch für einen Tierarzt kein schöner Anblick. Der, der damals da war, hat sich einen anderen Job gesucht.

Der zweite Angriff passierte am 30. Oktober 2018, dem Geburtstag meines Sohnes. Wir waren damals auf Wanderschaft mit allen 600 Schafen. Wie beim ersten Mal waren sie wolfsabweisend eingezäunt. Trotzdem haben sich Wölfe drei Lämmer gegriffen. Die Herde ist in Panik durch den Stromzaun mit 7000 Volt, weil sie keine andere Chance hatten, vor dem Wolf zu fliehen. Sie sind aber nicht weit weg gewesen.

Der dritte Angriff war letztes Jahr Ende April auf eine Herde mit 400 Junglämmern und Zuchtschafen. Dabei sind vier Tiere getötet worden, acht mussten eingeschläfert werden, der Rest war schwer verletzt. Sie hatten Knochenbrüche, Kehlbisse … eines der Lämmer lag da und war halb aufgefressen. Es war mein Lieblingslamm (weint)˘…

An Ihrer Reaktion merkt man, das sind für Sie weit mehr, als „nur Nutztiere“ …

Natürlich! Wir lieben unsere Schafe und man hat seine Lieblingstiere. Schon als Kind hatte ich immer ein Schaf. Aber es werden ja immer nur die Zahlen der töten Tiere gesehen und nicht die Menschen dahinter … Ich muss sagen, für mich ist das nicht mehr aushaltbar. Ich glaube, noch ein Angriff und man kann mich in die Psychiatrie einweisen …

Wären Herdenschutzhunde eine Lösung?

Für eine Herde unserer Größe bräuchten wir zehn bis zwölf Hunde. Das können wir uns nicht leisten. Ein gut ausgebildeter Hund kostet 5000 Euro. Dazu kommen noch die Unterhaltskosten für die Hunde, die pro Hund bei 2000 Euro im Jahr liegen. Andererseits können wir unsere Weiden aber auch nicht einzäunen, wie im Tierpark. Unsere Zäune sind schon 1,00 Meter hoch. Da kommen die locker drüber. Schon unser Schäferhund überspringt 1,40-Zäune. Da kann man nur so viel Strom draufpacken, dass die Wölfe richtig einen gewischt bekommen. Aber wenn man Pech hat, passiert es trotzdem.

Wie sind Sie nun auf die Idee mit der Demonstration gekommen?

Ich habe festgestellt, dass es vielen so geht wie uns. Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen. Das passive Wolfsmanagement funktioniert nicht. Alles wird immer nur schöngeredet. Weidetierhalter geben auf, weil sämtliche Herdenschutzmaßnahmen nicht nur versagen, sondern die ständig steigenden Anforderungen an die Tierhalter nicht mehr zu stemmen sind. Das ist die Realität, die verschwiegen wird.

Wie viele Anmeldungen haben Sie derzeit für die Demonstration?

200. Wir ziehen von der Reinhardtstraße über Wilhelmstraße, Dorotheenstraße, Scheidemannstraße, John-Foster-Dulls-Allee, Yitzhak Rabin-Straße, Straße des 17. Juni, Ebertstraße zum Brandenburger Tor. Dort soll eine Abschlusskundgebung stattfinden.

Was muss sich denn aus Ihrer Sicht ändern? Was sind Ihre Forderungen?

Mein Mann setzt sich schon lange dafür ein, dass die Wölfe bejagt werden. Ein aktives Wolfsmanagement ist unausweichlich zum Erhalt der Weidetiere in Deutschland Zuerst muss die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union, Anm. d. Red.) endlich vollständig in nationales Recht umgesetzt werden. Bei der Umsetzung wurden die Entnahmeregeln, die die Schutzjagd ermöglichen nämlich „vergessen“. Das ist sofort nachzuholen! Deutschland muss, wie andere Länder auch, den günstigen Erhaltungszustand gegenüber Brüssel erklären. Die Tierart Wolf ist, als wildlebende, herrenlose Tierart ins Bundesjagdrecht aufzunehmen, um die Regulierung des Bestandes zu ermöglichen. Derzeit ist der Wolf genauso geschützt wie Birkhuhn, Feldmaus und Hase. Warum ist er immer noch so hochgestellt? Wir haben jetzt schon ca. 2000 Wölfe in Deutschland. Für die Erhaltung der Art würden 200 ausreichen. Wir fordern, dass der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird und dass es eine Quote gibt, wie für andere Wildtiere auch. Außerdem brauchen wir schnellere Entnahmegenehmigungen für Wölfe die Weidetiere angreifen. Derzeit können Wölfe ja bis zu zehnmal eine Herde überfallen, ehe etwas passiert. Und wenn dann eine Genehmigung vorliegt, kommen die Wolfskuschler und sorgen dafür, dass der Jäger ihn nicht schießen kann. Es kann ja auch nicht sein, dass es nun heißt, wir müssen damit leben.

Was wäre denn dann die Konsequenz für Sie persönlich?

Wenn die Wölfe nicht bejagt werden, bleiben nur zwei Alternativen: Entweder wir halten die Tiere nur noch im Stall, oder wir müssen die Schafe abschaffen. Aber die Weidetiere sind wichtig für die Artenvielfalt und die Offenhaltung der Landschaften.


Die Demonstration unter dem Motto „Fünf nach zwölf für die deutsche Weidetierhaltung“ findet am 28. April um 11 Uhr in Berlin statt. Startpunkt ist die Friedrichstraße. Dafür kann man sich noch bis zum 21. April anmelden. Alle Infos dazu gibt es unter www.weidetierhaltung-wolf.de.

 

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Wilma Zahn

    Tote und schwerstverletzte Schafe waren „nur“ der Anfang.
    Lange haben uns selbsternannte „Experten“ erzählt, dass Wölfe für Rinder keine Gefahr darstellen. Dann hieß es, sie reißen „nur“ Kälber und Fohlen ohne Muttertiere.
    Inzwischen sind Risse an erwachsenen Rindern und Pferden, auch aus dem Herdenverband heraus, die Regel.
    Übigens erzählen uns die gleichen „Experten“, Menschen passten nicht ins Beuteschema der Wölfe …

    • Magret

      Leider bleibt als erstes die Sachlichkeit bei diesem zweifelsohne konfliktreichen Thema auf der Strecke.
      Die Regel ist, dass zum allergrößten Teil Wildtiere als Nahrung genutzt werden und die gerissenen Nutztiere in erster Linie Schafe sind. Rinder und Pferde werden auch gerissen – sind aber alles andere als die Regel sondern die Ausnahme.

      Und wenn das „Rotkäppchen-Thema“ wie so oft angeführt wird, bitte ich zu beachten, dass jährlich zahlreiche Menschen durch Rehe zu Tode kommen und alle paar Wochen ein Angriff von Wildschweinen auf Menschen erfolgt…warum verlangt niemand eine Bejagung dieser Tiere, die das verhindert?!

      Das Thema ist extrem problematisch und einen goldenen Weg wird es wohl nicht geben – aber wenn wir betroffene emotional und unsachlich argumentieren hört uns verständlicherweise irgendwann niemand mehr zu. Vor allem wenn der populistische AfD-Jargon übernommen wird…

      • D.

        Genau der Punkt. Reh und Wildschwein werden bejagt!! Eine halbe Millionen Wildschweine pro Jahr. Für Wildschweine gab es schon vor der Schweinepest Prämien für die Bejagung. Denn Wild, wenn es überhand nimmt, zerstört die Landwirtschaft, und der Bestand wird daher entsprechend verwaltet. Traurig, dass Pflanzen in der Landwirtschaft Vorrangstellung haben zu lebenden Tieren in der Landwirtschaft. Auch interessant, dass der Wolf diese zahlreiche Beute die im Übermass vorhanden ist verschmäht. Allerdings nicht überraschend, denn auch der Wolf hat es gerne bequem. Warum ein wehrhaftes Wildschwein oder flinkes Reh reissen wenn Rind, Pferd und Lamm bereits in netten Körbchen angerichtet sind. Frau von der Leyen hat ihr Pony durch einen Wolfriss verloren. Wie fänden Sie es wenn Ihr Liebling von einem Wolf zerfleischt wird? Die Mär, dass der Wolf erst tötet und dann diniert können Sie auch vergessen. Viele Beutetiere leben noch und werden lebendig aufgerissen. Das ist die Realität. Da die Beutetiere nicht wegkönnen wird der Wolf auf einer Weide wie der Fuchs im Hühnerhaus und greift sich alles was seinen Jagdtrieb auslöst. Da alles in Panik läuft und läuft wird sich auch in alles was greifbar ist verbissen. Ein sehr unnatürlicher Zustand. Oft werden die Tiere nur verletzt und sterben dann an Schock, Blutverlust, oder den Verletzungen. Oft sehr langsam. Oft findet der Besitzer sie am nächsten Morgen mit horrenden Verletzungen die das Tier auf lange Sicht nicht überleben kann und muss dann, obwohl es die Attacke überlebt hat trotzdem eingeschläfert werden.

        Das heisst, viel mehr Tiere müssen qualvoll sterben als der Wolf an diesem Tag zum Überleben braucht. Oft braucht er auch gar keins der Tiere zum Überleben, aber die Flucht der Tiere innerhalb eines Weidezauns löst den Jadgtrieb aus und der Wolf greift an obwohl er nicht fressen muss. Er streifte einfach nur an einer Weide entlang und die Panik der Tiere bringen den Ablauf ins Rollen. Daher sind Tiere oft verletzt oder tot aber nicht angefressen. Ein hungriger Wolf kann 40KG auf einmal verdrücken. Ein angefressenes Lamm bedeutet der Wolf war nicht besonders hungrig. Und ein Wolf der damit einmal Erfolg hatte wird das bei passender Gelegenheit immer wieder machen. Das ist unnatürliches Verhalten, hervorgerufen durch eine für den Wolf unnatürliche Situation. Aber das ist die Situation in der sich ein Wolf findet wenn er zu nah an den Menschen rückt. Eine zu hohe Wolfspopulation drückt zu viele Wölfe in Menschennähe, wo er eigentlich gar nicht gerne ist, denn der Wolf ist scheu! Der Wolf verliert so die natürliche Scheu und es ist nur eine Frage der Zeit wann auch der Mensch angetestet wird. Dann wird das Gejammer entsprechend gross sein. Aber bis jetzt sind es ja ’nur‘ Tiere… Wir sind auch ein Tier, der Wolf macht da keinen Unterschied, bei entsprechender Gelegenheit und verlorener Scheu.

        Das ist die Realität, von jemand der in Nord Amerika in Nähe von natürlichen Raubtieren gelebt hat und ja, dort gibt es die kontrollierte Jagd auf Bär, Wolf, Puma, etc. Besonders auf Problemtiere. Zu gefährlich, damit wird nicht lange gefackelt. In der Gegend in der ich gewohnt habe hatten wir den Vorteil, dass ein Tier umgesiedelt werden konnte, vorausgesetzt es war keine unmittelbare Gefahr für das Umfeld und konnte lebend gefangen werden (Betäubungspfeil). Dann zurück in die Natur, weit weg vom Menschen, irgendwo wo man nur per Hubschrauber hinkommt. Das ist in Deutschland einfach nicht möglich.

        Aber das alles und alle die einem nicht nach dem Mund reden gleich in die AFD Schublade zu schieben – das geht schon mal gar nicht!

          • Magret

            Eine Bestätigung meiner Punkte in der Ausführlichkeit wäre gar nicht nötig gewesen, zeigt aber, dass es wie gesagt, die Debatte oft emotional und wenig sachlich geführt wird – leider von beiden Seiten. Jeder scheint Experte zu sein sei es als Naturfreund der von Tierhaltung wenig Ahnung hat, als Tierhalter der von der Biologie der Wölfe wenig Ahnung hat.
            Das der aktuelle politische Umgang mit dem Thema unzufriedenstellend ist, ist dabei aber mehr als verständlich…

            Dann scheint die aktuelle Bejagungsstrategie von Rehen und Wildschweinen wohl gescheitert zu sein, wenn es trotzdem noch so viele Unfalltote durch Rehe und weiter Übergriffe von Wildschweinen gibt?

            Warum beschränkt sich das Interesse von Tierwohl eigentlich in der Debatte immer auf Weidetiere? Die Zustände im geschlossenen Stall von Geflügel und Schweinen oder auch das was man im Turniersport regelmäßig sehen kann sind seit Jahrzehnten gelebte Realität interessieren aber in dem Zusammenhang nicht – das macht für Außenstehende die Debatte unsererseits immer unglaubwürdig und lässt unsere Argumente zum Management des Wolfes als wenig glaubwürdig erscheinen…

  2. A.Rauf-Vater

    Es wäre gut, wenn das „Jagen“ prinzipiell nur noch Förstern und Rangern gebitesübergreifend erlaubt sein würde- und kein Prestigehobby für 420.000 Soziopathen. Dann hätten wir dieses Wolfsproblem nie so bekommen (was nun leider für alle Beteiligten inklusive der Wölfe erwartbar in einer Katastrophe mündet).

    • Lena

      Könnten Sie mir Ihren letzten Satz erklären? Diese Sichtweise interessiert mich wirklich. Ich persönlich bin auch nicht wirklich Fan davon, dass fast jeder, der das nötige Kleingeld besitzt, einen Jagdschein machen darf.

  3. Anja Sieg

    Haben Sie Pferde und halten Sie diese in eigener Regie, Magret? Ich würde gerne die von Ihnen geforderte Sachlichkeit sehen, wenn Ihre Tiere vom Wolf bedroht, verletzt oder gar getötet werden. Hier in Ostfriesland treibt das Thema Wolf ziemlich viele Menschen um – Nutztierhalter wie Pferdemenschen. Unsere Ponys waren nach einem Wolfangriff in Hinte auf Offenstallpferde wochenlang nachts im Stall. Jetzt sind sie draußen in unmittelbarer Nähe zu unserem Haus im Offenstall. Ich kontrolliere nachts mehrfach, ob alles ruhig ist. Und schlafe trotzdem unruhig.

  4. Suse

    Ich finde es unsäglich, dass es anscheinend immer nur um den „schützenswerten Wolf“ geht, nie um andere Tierarten, die genauso schützenswert sind. Stichwort „Artenvielfalt“. Wer macht sich denn Gedanken darüber, dass inzwischen die gesamte Population des Muffelwildes in der Göhrde verschwunden ist? Diese Wildschafe haben dort über 150 Jahre gelebt in einer abgeschlossenen, und damit auch wirklich schützenswerten Gruppe. Ein besonderer Genpool dieser Tierart. Alle Tiere, die ich immer bis vor wenigen Jahren auf Ausritten in Gruppen bis zu 30 Stück gesehen habe, sind mittlerweile aufgefressen, keines hat überlebt. Die Art des Wolfes ist also schützenswert, die Muffel sind es nicht gewesen. Hier wird absolut mit zweierlei Maß gemessen! Die Bestände von Reh- und Rotwild vergreisen langsam, weil der Wolf sich seine Beute natürlich in den alten und schwachen Tieren oder eben in den Jungtieren sucht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch das Reh- und Rotwild dramatisch zurückgehen wird. Ganz davon zu schweigen, dass wir unser Fohlen nicht mehr artgerecht 24/7 aufwachsen lassen können, wenn wir nicht vorhaben, es morgens tot und halb aufgefressen auf der Wiese zu finden. Stute und Fohlen müssen über Nacht in den Stall. Die Schäfer geben reihenweise, zum Teil über Generationen gepflegte Schafszuchten auf, weil sie den Anblick ihrer verletzten, sterbenden oder toten Tiere nicht mehr ertragen können. Wolfsichere Zäune sind , wenn ein Rudel sich einig ist, eine Farce, Herdenschutzhunde sind dann die ersten Opfer des Rudels, die Schafe kommen dann als nächstes. Die Übergriffigkeit der ausufernden Wolfspopulation hat inzwischen Ausmaße angenommen, die nicht mehr hinnehmbar sind. Um zum Anfang zurückzukehren: JEDES TIER ist schützenswert. Das beinhaltet meiner Meinung nach aber auch, dass man die Art „Wolf“ einfach drastisch begrenzen muss, und das „Wolfskuscheln“ ein Ende haben muss.

    • Hilde

      Das Muffelwild wurde von den Jägern angesiedelt, um mehr jagdbahres Wild zu haben. Es handelt sich dabei um ein nicht heimische Art.
      Zwischen Beutegreifern und deren Nahrungstieren besteht immer eine wechselseitige eine Beziehung (Biobuch der 10. Klasse). In der Erdgeschichte hat noch keine Art seine Beute ausgerottet – ausgenommen der Mensch…

      • Doris

        Dieser Aussage/Theorie würde ich zustimmen, wenn der Mensch nicht mittlerweile alles auf den Kopf gestellt hätte. Reißt die Weidezäune ein, beendet die Jagd, Flächenversiegelung und Abholzung stoppen etc. etc. und vor allem, verringert die Menschheit um mind. 50% …. dann regelt die Natur alles von selbst und kein Wolf müsste bejagt werden. Potenzielle Beute hätte dann allerdings auch die Chance zu fliehen bzw. sich zu verstecken.

  5. Senta Tangerstedt

    Der Herr Schmücker machte bereits zwei Jahre nach dem Nachweis des ersten Rudels in Niedersachsen Stimmung gegen den Wolf, indem medienwirksam einen Brandbrief an den niedersächsichen Ministerpräsidenten schrieb, in welchem er dem Wolf wörtlich das „Lebensrecht“ absprach und seine Ausrottung als „historische Leistung unserer Vorfahren“ glorifizierte (Quelle: Kreiszeitung, 23.10.2014: Keine Angst vor dem Wolf).

    Im letzten Jahr machte er auf sein Anliegen aufmerksam, indem er öffentlich ein Recht auf Waffenbesitz samt Schusserlaubnis forderte, um seine Schafe vor Wölfen zu schützen. Weder wollte ihm die Stadt hierzu eine Erlaubnis erteilen noch folgte das Verwaltungsgericht Lüneburg seinem Antrag (Quelle: NDR, 06.09.2022: Keine Waffe für Schäfer zur Abwehr von Wölfen erlaubt).

    Jeder von uns kann sich selbst fragen, ob es eine gute Idee wäre, jemandem, der so emotional auf den Wolf reagiert, ihm das Lebensrecht abspricht und seine Ausrottung als „historische Leistung unserer Vorfahren“ feiert, tatsächlich im Besitz einer Flinte Kaliber 12 sein sollte?

    Die letzten Ereignisse in Niedersachsen – ein toter Wolf auf einem Parkplatz bei Gifhorn, in dessen Fall die Polizei wegen Jagdwilderei ermittelt, ein geköpfter Wolf, dessen Haupt mit herausgeschnittener Zunge und Stock im Maul vor dem NABU-Artenschutztentrum in Leiferde abgelegt wurde sowie ein nun bei Hannover gefundener verhungerter Wolf, der aufgrund der Schwere seiner Schussverletzungen am Bein nicht mehr laufen konnte, belegen ganz allgemein, dass Wut im Bauch ein schlechtes Argument für Waffenbesitz ist. Schlimmer, Menschen, die sich nicht an Gesetze zu halten verpflichtet sehen, dürfen keine Waffen tragen, und zwar um unser aller und der öffentlichen Sicherheit Willen.

    Pferde und Ponys sind in weniger als einem Prozent von Nutztierrissen betroffen (Quelle: DBBW, Bericht zu Prävention und Nutztierschäden 2021, Seite 5-6. Von „der Regel“, kann hier also keine Rede sein.

    Regelmäßig aber werden Pferde, Kühe, Schafe und Hunde Opfer von Jägern, wie z. B.:

    – 23.02.23: Berner Sennenhündin beim Gassigehen mit Kopschuss von Hochsitz aus getötet
    – 17.03.23: Hund in Jena beim Gassigehen von Jäger erschossen
    – 10.02.23: Jäger aus NRW erschießt 14jährige Stute auf Koppel in der Südpfalz
    – 01.02.23: Jagdhunde töten 15 Schafe bei Treibjagd in der Vordereifel
    – 05.01.23: Jäger erschießt versehentlich Galloway-Kuh in Plön (S-H), die gerade gekalbt hatte
    – 20.10.22: Jagdhunde greifen bei Drückjagd im Pfälzerwald Schafe an
    – 20.10.22: Drei Jagdhunde töten zwei Chihuahuas in Rheinland-Pfalz
    – 08.08.22: Jäger erschießt einen Hund unmittelbar neben einem Spielplatz mit Kindern in Starnberg
    – 22.07.22: Jäger erschießt Hund von Urlaubern in Unterfranken
    – 13.04.22: Jäger erschießt Rheinisch-Deutsches Kaltblut in Wohratal – mit Wildschwein „verwechselt“
    – 17.12.21: Jäger erschießt Golden Retriever in Erkrath (NRW)
    – 07.12.21: Jäger erschießt Hündin beim Gassigehen in Gelsenkirchen
    – 18.10.21: Jäger erschießt zwei Pferde auf Koppel in Wertheim – mit Wildschweinen „verwechselt“
    – 11.08.21: Jäger erschießt Quarter Horse in Usingen – mit Wildschwein „verwechselt“
    – 10.12.20: Jäger schießt auf Islandpferd in Ebersbach-Musbach – mit Wildschwein „verwechselt“
    – 02.12.20: Jäger erschießt zwei Hunde beim Gassigehen in Bensheim
    – 01.10.20: Jäger erschießt Stute Gina auf der Koppel in Rohrbach – mit Wildschwein „verwechselt“
    – 15.06.20: Jäger erschießt versehentlich Haflinger in Hanroth
    – 20.01.20: Jäger erschießt Esel auf Koppel in Bad Kreuznach – wollte eigentlich Wildschwein schießen
    – 18.10.19: Jäger erschießt Pferd in Lützkampen
    – 02.09.19: Jäger erschießt Fohlen in Blankenheim – mit Wildschwein „verwechselt“
    – 17.08.19: Jäger erschießt Pferd in Weiskirchen
    – etc. etc. etc.

    Die Frage muss doch lauten, ob hier tatsächlich die Wölfe das Problem sind, gegen deren Übergriffe man seine Tiere schützen kann. Vor verirrten Jagdgeschossen und seltsamen Verwechslungen mit Wildschweinen oder marodierenden Jagdhunden auf Drückjagden ist kein Vierbeiner sicher; mitunter sogar kein Zweibeiner. Warum schweigen die Weidetierhalter hier und nehmen den schrecklichen Tod ihrer Vierbeiner so lautlos hin?

    Ich weiß in jedem Fall, an wessen Seite ich NICHT für das angebliche Wohl unserer Weidetiere demonstrieren werde.

  6. Angelika Wismuth

    Ich muss mich hier jetzt doch einmal einmischen:

    „Kein inhaltliches Gegenargument“??? Was für eine Unsinnphrase! Sie meinen wahrscheinlich „inhaltsloses Gegenargument“ bzw „ohne Inhaltlichen Bezug“! Aber genau das ist die Definition von Whataboutism!!!! 😉 Genau das macht Frau Tangerstedt hier!

    Klassisches Eigentor! Anstatt auf die Argumente einzugehen, fällt ihr nichts anderes ein als ein kindergartenhaftes „die anderen haben auch mit Sand geworfen!“ Ihnen anscheinend auch nix.

    Aber darum geht es nicht!

    Und da ihr dazu rein gar nichts anderes einfällt, klebt sie sich wie die Klimakleber dummdreist und stupide immer wieder auf den anderen Misständen fest! (auch diese werden behoben und zB so hat der Jäger seinen Jagdschein abgeben müssen.

    Zum Glück ist Bayern als erstes Bundesland vernünftig (wie wohl auch bei der Kernkraft) und erlaubt jetzt den Abschuß von Wölfen; andere werden sicher folgen!

  7. Andrea

    Meine Güte, das artet ja aus hier.
    Denke wir haben jetzt alles ausführlich durch und könnten wahrscheinlich noch 50 Seiten weiter debattieren usw.
    Für Tierbesitzer ist es einfach schlichtweg schlimm auf so eine Art und Weise sein Tier zu verlieren, egal ob Schaf, Hund, Kuh, Pferd oder der Hamster.

    Da drehen sich doch alle im Kreis …, die Frage ist nur wie lange ??
    -… mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit genau so lange bis das nächster Tier
    Kind 1, Kind 2 oder Kind 3 heißt.

    Da bin ich dann mal gespannt, wie es dann mit dem schützenswerten Wolf aussieht.

  8. Frau P.

    Wenn in den Entscheidungsgremien zu Thema Kontrolle des Wolfsbestandes Diskussionen auch so geführt werden wie hier, ist es nicht verwunderlich, dass es nicht zu Entscheidungen kommt. Konstruktive Vorschläge und Ideen wären doch mal ganz gut, konkret:

    – Wie kann eine verbesserte Regulierung des Wolfsbestandes konkret aussehen, d.h. welche Wölfe würden nach welchen Kriterien wo geschossen und von wem? Würde nach einer Quote geschossen, nach Nähe zu bestimmten Regionen, werden ganze Rudel geschossen, oder Tiere nach bestimmtem Alter usw., oder werden „nur“ die Kriterien der Gefährdung durch einzelne Tiere gelockert?

    – Dürfen Wölfe nur von Förstern geschossen werden, oder auch von speziell geprüften Jägern, Kriterien siehe oben? Wer kann wie an diese Personen herantreten, wenn bestimmte Wölfe auffallen und wie kann das überprüft werden? Wie würde das in einer neuen Regelung definiert werden?

    – Gibt es sonst noch Alternativen, wie z.B. definierte Wolfsgebiete (großräumige Naturparks mit Abzäunung über 3 Metern und geschlossenem Zutritt), die zwar nicht dem Gedanken des echten Wildtier Wolf entsprechen, aber einen Kompromiss darstellen?

    – Welche Institution übernimmt mit einem höher ausgestatteten Personalschlüssel die Kontrolle der Regelungen?

    – Woran bemisst sich eine Verbesserung der Situation konkret, wer überprüft den Erfolg der Maßnahmen woran?

  9. Senta Tangerstedt

    Natürlich ist es für jeden Pferdehalter schlimm, sein Tier zu verlieren.

    Gegen Wolfsangriffe kann ich aber den bestehenden und ohnhin notwendigen Zaun mit vergelichsweise wenig Aufwand und Kosten wolfsabweisend nachrüsten, so dass das Risiko deutlich minimiert wird. Der weitaus größere Effekt solcher Herdenschutzmaßnahmen gegenüber einer Bejagung ist wissenschaftlich erwiesen (vgl. VET-MAGAZIN, 19.09.2016: Wolfsabschüsse schützen keine Nutztiere).

    Wenn eine Bejagung von Wölfen in der Folge nur minimale Effekte auf die Zahl der Nutztierrisse hat, weil bei einer Abschussquote von beispielsweise 20% von zehn Wölfen ja immer noch acht vor Ort bleiben (auf einem Territorium von 250 km² – 350 km² wohlgemerkt), werden auch die verbliebenen ungeschützte oder unzureichend geschützte Weidetiere erbeuten, da sie nicht zwischen „Wild“ und „menschlichem Eigentum“ unterscheiden können. Frage: Will man das?

    Bei einer Abschussquote von 100% werden durch das typische Wolfsverhalten (Nachwuchs wandert regelmäßig im Alter von 1-2 Jahren ab) leere, geeignete Reviere sofort neu besetzt – und ungeschützte Weidetiere abermals gerissen. Eien Spirale aus Nutztierrissen und blutiger „Rache“ an Wölfen entsteht, die kein Weidetier tatsächlich schützen kann. Frage: Will man das?

    Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass z. B. bei Tötung des Elternrüden zügig ein neuer Rüde nachkommt, der sich dann mit der Mutterfähe und zusätzlich deren Töchtern verpaaren kann, d. h. dass es im selben Territorium zu Mehrfachwürfen kommen kann und sich die Zahl der Wölfe dann dort sogar über das normale Maß erhöht. Frage: Will man das?

    Auch ist erwiesen und im Fall Cuxhaven beispielsweise auch praktisch belegt, dass die Zerstörung der Familienstruktur durch Abschuss sogar am Ende zu mehr Nutztierrissen führt. Frage: Will man das?

    Anders als beim Wolf werden die „Kollateralschäden“ menschlicher Jagd nicht statistisch erfasst. Warum eigentlich nicht?

    Anders als die Wolfsschäden werden die Fotos von all den auf ihren Koppeln von Jägern erschossenen Isländer, Haflinger, Quarter Horses und Reinische Kaltblüter etc., die regelmäßig Opfer von „Verwechslungen“ mit Wildschweinen (!) werden, nie so genüsslich und detailliert in Nahaufnahme in der Presse präsentiert. Hier wird geschwiegen und ignoriert. Warum?

    Ist es für den Pferdebesitzer leichter, wenn das geliebte Pferd elendig an einer Schusswunde verendet als wenn ein Wolf zugelangt hätte?

    Da schließt sich der Kreis wieder: Gegen den Wolf minimiert ein wolfsabweisender Zaun das Risiko. Gegen Querschläger und Jäger mit Problemen beim korrekten „Ansprechen“ sind Pferde und andere Haus- und Weidetiere schutzlos ausgeliefert. Frage: Will man das?

    Nicht zuletzt halte ich es für gefährlich, wenn Menschen, die sich schon beim Debattieren so aufheizen und durch eine niedrige Impulskontrolle gepaart mit einer Art Hass auf Beutegreifer auffallen, den Konflikt mit tödlichen Jagdwaffen bewaffnet analog in die Natur und alle ihre Nutzer tragen. Eine Ausweitung der Jagd auf den Wolf würde noch mehr Kollateralschäden bedeuten, noch mehr Verwechslungen von Weidetieren mit Wildschweinen und zusätzlich mit Wölfen, noch mehr erschossene Weidetiere und zusätzlich eine steigende Gefahr für Hunde, mit Wölfen verwechselt zu werden. Da viele Pferdefreunde auch Hunde haben, oft als Reitbegleithunde, frage ich: Will man das?

    Von menschlichen Jagd-Opfern will ich gar nicht anfangen, von denen gibt es bereits jetzt zu viele. Mal traf es einen unbeteiligten Autoinsassen (Bayern), mal wurde eine Rentnerin beim Nüssesammeln in ihrem eigenen Garten getötet (Rheinland-Pfalz). Ein sechsjähriges Mädchen wurde beim Spielen in einem Kleingartenverein in Thüringen angeschossen und schwer verletzt.

    Der Wolf hat dagegen seit nun mehr 25 Jahren seit seiner Rückkehr noch nicht einem einzigen Menschen auch nur ein Haar gekrümmt. Trotzdem sind offenbar auch menschliche Opfer nur dann beklagenswert, wenn sie rein theoretisch einmal Opfer von Wölfen werden könnten. Das Mitleid mit den Opfern von Jagdunfällen sucht man vergebens, selbst wenn einem kleinen Mädchen für das blutige Hobby eines Menschen das zukünftige Leben zerstört wird und Angehörige ihre Grossmutter verlieren.

    Liebe Pferdehalter, lasst Euch nicht mit Scheinlösungen abspeisen, die am Ende gefährlicher sind für Mensch und Tier als der Wolf.

    • Fan

      Vielen Dank für Ihre ausführliche faktenbasierte und letztlich plausible Argumentation. Ihre Beiträge enthalten mehr wichtige Informationen zum Thema Wölfe als die Beiträgen der St. Georg-Redaktion. Man sollte Ihnen dafür Honorar zahlen. Bitte lassen Sie sich von den tw. niveaulosen persönlichen Beleidigungen nicht davon abhalten, weiter am Ball zu bleiben.

  10. ursula machner

    das ist ja schockierend! werden tatsächlich soviele weidetiere, hunde oder gar menschen versehentlich von jägern erschossen? warum wird dann nicht öfters in den medien deutschlandweit und nicht etwa nur regional berichtet? und wer sind diese sog. jäger, die offenbar zu doof sind, einen rheinländer, haflinger oder eine oma im garten von einem wildschwein zu unterscheiden? pferde und menschen haben bekanntlich eine völlig andere körperform als ein schwein……..aber das zählt wohl nicht, wenn sich im kopf eines waffentragenden individuums nur das gehirn einer amöbe befindet!

  11. Tatjana

    Das die sogenannte Frau Tangerstedt sich hier regelmässig äußerst unfachlich und emotional aufgeladen krass „pro Wölfe“ sprachlich engagiert und von ihr keine sachliche ergebnisoffene Diskussion zu erwarten ist, sollte nun mittlerweile allen Mitlesern klar geworden sein. Ich rege an, diese Online-Persönlichkeit nach dem altbewährten Motto „Don’t feed the troll“ zu behandeln und nicht weiter zu beachten.

  12. Marianne

    Ich finde die Beiträge von Frau Tangerstedt im Vergleich zu manch anderen eigentlich recht sachlich. Natürlich ist das ein konfliktbeladenes Thema und niemand will den Wolf bei seinen Tieren zu Besuch haben – aber wie soll denn ein Management (was ja regionale Abschüsse bzw. damit es Risse sicher vermeidet regionale Ausrottung bedeutet) aussehen? Wo in Deutschland sollten unter diesen Gesichtspunkten Wölfe verbeliben dürfen – Weidetiere gibt es doch überall?

    Das Thema Jäger und Fehlschüsse ist sich sicherlich noch auszuweiten. Wir haben selbst einmal einen angeschossenen Wallach gehabt und da ich viel im Gelände arbeite, kenn ich die Warnungen (wohl eher Drohungen), dass es nach Dunkelheit für mich nicht ungefährlich sei in Feld und Flur – seh ich Zweibeiner Aus wie ein Reh oder Wildschwein?


Schreibe einen neuen Kommentar