Schwedischer Warmblutzuchtverband erkennt ICSI-/OPU-Fohlen ab 2025 nicht mehr an

Von
Bildschirmfoto 2020-03-24 um 16.10.40

Symbolbild (© www.toffi-images.de)

Der Schwedische Warmblutzuchtverband hat beschlossen, dass Fohlen, die durch die umstrittenen Reproduktionstechniken OPU bzw. ICSI entstanden sind, nicht mehr einzutragen.

ICSI steht für Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Dabei wird der Stute ein Ei entnommen (Ovum Pick-UP, OPU) und der Samen des Hengstes direkt in das Ei injiziert. Die befruchtete Eizelle entwickelt sich in einem Brutschrank zum Embryo, der dann einer Empfängerstute eingepflanzt werden kann.

Umstritten ist die Technik vor allem wegen Art der Eizellengewinnung. Die Stuten müssen tief sediert werden. Dann werden eine Punktionsnadel und eine Ultraschallsonde in die Vagina der Stute eingeführt, um die Eizellen aus den Follikeln in den Eierstöcken zu entnehmen. Das kann auch außerhalb der Rossezyklen geschehen. Doch der Eingriff birgt Risiken für die Stute und es werden zum Teil auch Schmerzreaktionen beschrieben.

Dennoch werden diese Techniken praktiziert, da sie mehrere Vorteile mit sich bringen. Zum einen können auf diese Weise auch Hengste mit geringer Spermienqualität Fohlen zeugen. Zum anderen bietet ICSI die Möglichkeit, Fohlen von Stuten mit Fruchtbarkeits- oder anderen gesundheitlichen Problemen zu bekommen, bei denen eine normale Trächtigkeit schwierig bis unmöglich wäre. Ein weiteres Argument ist das Geld. ICSI macht es möglich, Stuten im Sport gleich mehrere Eizellen zu entnehmen und zu befruchten. Das gleiche gilt für besonders wertvolle Zuchtstuten.

Schweden sagt Stopp

Nun hat der Schwedische Warmblutzuchtverband beschlossen, dass es ab 2025 nicht mehr möglich ist, mittels ICSI/OPU gezeugte Fohlen beim SWB zu registrieren. 2024 geborene Fohlen sind also noch nicht betroffen. „Die Änderung erfolgt im Hinblick auf das Tierschutzgesetz, da es sich um einen in Schweden verbotenen Eingriff handelt“, heißt es vom Schwedischen Warmblutzuchtverband.

Der Vorstandsvorsitzende Per Jansson sagt: „Wir möchten betonen, dass das Wohlergehen der Pferde für SWB immer wichtiger ist als rein kommerzielle Interessen. Wir denken, dass ein klarer ethischer Kompass auf lange Sicht ein Erfolgsfaktor sein wird.“

Explizit ausgenommen von der Regelung sind Embryotransfer-Fohlen (ET). Beim ET wird die Spenderstute ganz normal besamt. Wenige Tage nachdem sie aufgenommen hat, wird eine Gebärmutterspülung durchgeführt. So kann der Embryo mithilfe der Spülflüssigkeit entnommen und einer passenden Empfängerstute eingesetzt werden.

swb.org

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

    • Julius Sinnack

      Es wäre wünschenswert, wenn alle Zuchtverbände dem schwedischen Verband gleichtun würden,
      dann würde dieser Wahnsinn mal aufhören

  1. California

    Das ist eine tolle Nachricht und der richtige Weg. Nicht alles was möglich ist, sollte man auch machen. Ich habe von Züchtern gehört, die dieses Verfahren einsetzen und dass es einigen Stuten noch Tage hinterher nicht gut geht. Tolle Entscheidung! Hoffentlich nehmen sich andere Verbände ein Beispiel daran.

  2. Heidi

    All diese Abartigkeiten tragen dazu bei, dass man vollständig die Lust auf den Pferdesport verliert. Neben sportlichen Höchstleistungen sollen die Stuten auch das mal kurz wegstecken. Ekelhaft. Ein gutes Zeichen von den Schweden.

  3. ACS

    Wie weiß der Zuchtverband denn, wie ein Fohlen er- bzw. gezeugt wurde? Das fänd ich sehr interessant, @St-Georg, vielleicht einmal eine Idee für einen Hintergrundartikel?


Schreibe einen neuen Kommentar