Engemann: „Wir stehen bei Null.“

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Klagt über die Schlecht-Wetter-Front im Springreiterlager: Heinrich Hermann Engemann

(© www.toffi-images.de)

In Münster ist eine Krisensitzung mit Springreiter-A- und B-Kader angesagt. Auf der Agenda steht das Versagen der deutschen Springreiter in Athen und die positive Probe von Ahlmanns Cöster.

Bei den Springreitern brennt die Hütte. Morgen Nachmittag treffen sich erst die Hongkong-Reisenden später auch der gesamte Kader zu einer Aussprache bei Hendrik Snoek. Themen: der desolate Auftritt des deutschen Teams in Hongkong und das Doping/Medikations-Desaster um Christian Ahlmann und drei weitere Springreiter. Ahlmann, der seit seiner Sperre durch die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) Fußgänger ist, das heißt, er ist nicht nur international sondern damit automatisch auch national für alle Turniere gesperrt, wird der Sitzung nicht beiwohnen. Ich glaube, ich kann nichts Positives dazu beitragen“, sagt er. Man könnte auch sagen, mit seiner Dopingprobe hat er schon viel zu viel Positives beigetragen….

Hongkong-Reservist Heinrich Hermann Engemann übt herbe Kritik an der deutschen Mannschaftsführung. Es muss jetzt wirklich mal untersucht werden, welche Einflüsse für die Teambesetzung eine Rolle gespielt haben. Er spielt damit auf die Dominanz von Leitwolf Ludger Beerbaum an. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Beerbaums Wort mehr gilt als das des Bundestrainers. Es muss auch mal gefragt werden, ob der Springausschuss seine Hausaufgaben gemacht hat so Engemann. Er kritisiert indirekt die Nominierung des relativ unerfahrenen Cornet Obolensky, geritten von Beerbaums Angestellten Marco Kutscher. Ich habe mich gewundert, dass das Team so früh endgültig benannt wurde, so Engemann. Das Pferd hat im Vorfeld nicht immer überzeugt.

Cornet Obolensky lieferte zweimal das Streichergebnis im Mannschaftsspringen, zog einmal die Bremse vor einem Sprung und stieg, war also offensichtlich mit der Situation überfordert. Engemanns 14-jähriger Westfale Aboyeur hingegen, mit dem er in Göteborg Zweiter beim Weltcupfinale war, befand sich nach Aussagen von Beobachtern in Hongkong in hervorragender Form. Es wurde nicht einmal darüber nachgedacht, die Besetzung der Mannschaft noch zu ändern, so Engemann. Dabei ist mein Pferd erfahren, es ist ein treuer Diener und ich weiß, dass es ans Ziel kommt. Schon im Vorfeld war eines der sichersten Pferde, die Stute Corradina von Carsten-Otto Nagel, Dritter im Großen Preis von Aachen, gar nicht erst in die Quarantäne gezogen, angeblich, weil der Besitzer seine Zustimmung verweigerte, aber auch, weil er keine Zusage für einen Start bekam und als Reserve wollte er sein Pferd nicht auf die Reise schicken. 

Auch über einen Austausch von Cöster, so Engemann, sei zu keinem Zeitpunkt gesprochen worden. Der Schimmel wurde nach Ahlmanns eigenen Aussagen mit einer Rückensalbe behandelt, die die verbotene Substanz Capsaicin enthielt. Warum kam ein rückenkrankes Pferd zum Einsatz, wenn in der Nachbarbox ein gesundes Pferd stand? Die einfache Erklärung, dass die Substanz gar nicht auf die Rückenmuskulatur geschmiert wurde, sondern auf die Vorderbeine, um die Schmerzempfindlichkeit zu erhöhen, weist Ahlmann bekanntlich weit von sich.

Noch bevor die Reiter zu den Doping- beziehungsweise Medikationsvorwürfen Stellung genommen hatten, lieferte der Tierarzt Rüdiger Brems, in vielen Spitzenställen zuhause, eine plausible Erklärung. Capsaicin sei in vielen Futtermitteln enthalten, teilte er großflächig der Presse mit, wohl noch nicht wissend, dass keiner der Reiter dieses Argument anführen würde. Christian Ahlmann, Bernardo Alves und Denis Lynch erklärten sich den Fund von Capsaicin durch eine Salbe namens Equi-Block, die sie zur Lockerung der Rückenmuskulatur aufgetragen hätten. Lediglich der Norweger Tony-André Hansen wusste gar keine Erklärung für die positive Probe. Er wird von dem Iren Gerry Mullins trainiert, der, welch Zufall, auch der Trainer des wegen Doping disqualifizierten Olympiasiegers von 2004, Cian OConnor war. 

Es sei überdies unwahrscheinlich, so Brems, dass eine Salbe zu einer positiven Blut- beziehungsweise Urinprobe führe. Offenbar hat er vergessen, dass er vor vier Jahren zu denen gehörte, die den positiven Medikationsbefunde bei Ludger Beerbaums Olympiapferd Goldfever auf eine cortisonhaltige Salbe zurückführten.

Engemann hat wenig Verständnis für Ahlmann und Co.: Die ganze Sache ist eine Katastrophe. Jeder Reiter, jeder Pfleger musste unterschreiben, dass er jede Art von Medikamenten mit dem Mannschaftstierarzt abspricht.

Engemann beklagt auch den mangelnden Teamgeist unter den Olympiareitern. Ich hatte das Gefühl, jeder macht sein Ding für sich, auch im Training, es gab keine gemeinsame Ansprache, geschweige denn, dass man gemeinsam was unternommen hat. Er als Reservereiter fühlte sich buchstäblich wie das fünfte Rad am Wagen, wurde auch nicht in die Wettkampfvorbereitung mit eingezogen, sondern saß mit seinem elfjährigen Sohn während des ersten Nationenpreisumlaufs auf der Tribüne. Beim zweiten Umlauf war er bereits abgereist. Sein Fazit: Wir stehen da, wo wir 1928 standen. Wir stehen bei Null. Jetzt muss es einen Neuanfang geben.

Für ihn selbst gibt es den auf jeden Fall. Seine Frau, die Springreiterin Karin Ernsting-Engemann und er haben sich getrennt, Aboyeur, der Engemanns Schwiegerelten gehört, steht zum Verkauf. Um neue junge Pferde in den Sport zu bringen, fühlt sich Engemann (49) zu alt, er will sich künftig dem Training seiner Schüler und dem Pferdehandel widmen.  

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