Medikation und Doping: Ja was denn nun?

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Vier Reiter, von deren Pferden nach einer legalen Behandlung vorolympische Kontrolluntersuchungen positiv waren, fühlen sich in der Öffentlichkeit als „Dopingsünder“ dargestellt.

Medikation und Doping: Ja was denn nun?

Im Verwirrspiel um den positiven Befund der Dopingprobe beim deutschen Springpferd Cöster in Hongkong wird es immer komplizierter. Wie berichtet, droht die Besitzerin von Cöster, Marion Jauss mit Klage gegen die Deutschen Reiterliche Vereinigung (FN), weil angeblich das positive Resultat einer Kontrolle, die bei Cöster vor der Abreise nach Hongkong gemacht worden war, dem Reiter nicht mitgeteilt wurde.

FN-Sportchef Reinhard Wendt nahm gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) noch einmal zu den Vorwürfen Stellung. Tatsächlich habe es einen positiven Medikationstest von Cöster gegeben, eine Vorsichtsmaßnahme der FN nach den Vorfällen in Athen, als die Goldmedaille nach einem positiven Befund bei Ludger Beerbaums Pferd Goldfever wieder abgegeben werden musste. Goldfever war mit einem Cortisonpräparat behandelt worden. Beerbaum wurde disqualifiziert, sein Ergebnis für die Mannschaft gestrichen wegen verbotener Medikation, nicht wegen Dopings.

Das heißt, mit dem Medikament wurde eine Erkrankung behandelt, nicht medikamentös die Leistung gesteigert. Diese Unterscheidung gibt es nur im Pferdesport. Während bei menschlichen Sportlern Heilmittel im Körper geduldet werden, also nicht als Doping gelten, dürfen im Pferdesport nur sehr wenige Substanzen erlaubt angewendet werden. Im Prinzip gilt die Nulllösung. Damit soll verhindert werden, dass kranke Pferde  für den Wettbewerb fit gemacht werden. Einige Substanzen können auch als Doping eingesetzt werden, wie etwa das jetzt so viel diskutierte bei Cöster und vier weiteren Olympiapferden gefundene Capsaicin, dass entweder zur Behandlung der Muskulatur dienen kann, das wäre es Medikation, die generell erlaubt, nur im Wettkampfverboten ist, aber auch zur Hypersensibilisierung der Haut an den Vorderbeinen aufgetragen werden könnte, dann handelt es sich um Doping. Um diese Frage wird es sich letztlich für Ahlmann und seine Kollegen vor dem FEI-Tribunal drehen.

Damit sich keine wenn auch nur minimalen Reste von Medikamenten im Organismus der Olympiapferde befanden, wurden bereits in der Quarantäne von allen deutschen Pferden, auch den Ersatzpferden, Proben genommen und zum Dopinglabor nach Köln geschickt, von dem es allerdings unter Reitern heißt, es sei in der Analyse längst nicht so weit  wie etwa das Labor in Hongkong. Bei drei Pferden wurden Spuren einer Behandlung gefunden, von der Mannschaftstierarzt Björn Nolting allerdings informiert war: Bei Cöster Rückstände einer Rückenbehandlung aber nicht Capsaicin , bei Shutterfly von Meredith Michaels Beerbaum, wie übrigens schon vor der EM 2007, eine Gelenksbehandlung. Reservepferd Lord Luis von Alois Pollmann-Schweckhorst war aufgrund einer durch Milben verursachten Phlegmone mit einem Entzündungshemmer behandelt worden. Alle drei Ergebnisse kamen nicht überraschend. Es gab keine Beanstandungen, so drückte es Nolting in Hongkong vor der Presse aus. Das sind interne Abläufe sagt Wendt, weshalb man es nicht als notwendig angesehen habe, Reiter und Besitzer zu informieren.

Man flog guten Gewissens nach Hongkong, nahm dort das Angebot der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) an und ließ kostenlos von allen Pferden Post Arrival Elective Testing vornehmen. Dabei konnte die Mannschaftsführung Urin der Olympiapferde auf 67 Substanzen testen lassen, die in Pferdeheilmitteln enthalten sind. Tests auf Dopingsubstanzen wurden nicht angeboten. Die Tests nahm das FEI-Labor in Hongkong vor, das auch die Wettkampfproben untersuchen sollte.

Bei diesen Tests zeigte sich, dass bei Shutterfly und Cöster keine Behandlungsspuren mehr vorhanden waren. Dafür wurde bei Bonaparte von Heike Kemmer und Mr. Medicott Reste von Medikamenten gefunden. Letzterer hatte eine Erkältung hinter sich, Bonaparte war beim Schmied vernagelt worden. Eine kostenpflichtige Überprüfung zwei Tage später zeigt, dass auch diese Substanzen abgebaut waren.

Capsaicin stand nicht auf der Liste; da es auch als Dopingmittel eingesetzt werden kann, gehörte es auch nicht auf die Liste, deren Zweck es ja nicht war, potentielle Dopingsünder darauf hinzuweisen, was das Labor findet und was nicht. Falls Ahlmann die capsaicin-haltige Salbe Equiblock vor den Wettkämpfen für Cösters Rückenschmerzen benutzt hat, wäre er nicht vorgewarnt worden.  Allerdings hätte der Mannschaftstierarzt beim Lesen des Etiketts auf Capsaicin aufmerken und die Verwendung untersagen müssen. Ob Björn Nolting, dem die Substanz nach eigener Aussage nur für die Behandlung von Karpfen bekannt war, das getan hätte, wird man nicht mehr erfahren. Denn die Dose wurde ihm nicht gezeigt, sagte Nolting in Hongkong und Ahlmann bei der Pressekonferenz nach seiner überstürzten Abreise. Tut sich wieder eine Frage auf: Wenn Cöster laut Kontrollprobe vor der Abreise bereits mit einem Mittel gegen Rückenschmerzen behandelt wurde, warum soll Ahlmann auf ein capsaicin-haltiges Medikament gewechselt haben? Und warum hat man nicht von Anfang an auf ein rückenkrankes Pferd verzichtet und ein gesundes eingesetzt?

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