Dominator Z – Christian Ahlmanns Olympiakandidat

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

„Auf jeden Fall ein Olympiakandidat!“, schwärmt Bundestrainer Otto Becker von Christian Ahlmanns Dominator Z. Zehn Jahre jung ist der Rapphengst, in den sein Reiter ganz große Hoffnungen setzt. Gabriele Pochhammer hat sich näher mit dem Rappen beschäftigt.

Christian Ahlmann und Dominator Z beim Weltcup-Springen in Madrid. (© FEI)

Es ist ja nicht so, dass Christian Ahlmann nicht schon ein paar gute Pferde unter dem Sattel gehabt hätte – Cöster, mit dem er Europameister wurde; Taloubet Z, mit dem er das Weltcupfinale gewann. Ausnahmepferde alle beide. Und dennoch sagt er auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Dominator einmal das beste Pferd seines Lebens werden könne: „Das hoffe ich.“

Hohe Erwartungen begleiten den Rapphengst v. Diamant de Semilly-Cassini I, der in sich Leipzig im Weltklassegesellschaft behauptete, obwohl er trotz seiner zehn Jahre noch als Nachwuchspferd gilt. Dominator sei „abartig talentiert“, schwärmt Ahlmann von dem Rappen. „Auf jeden Fall ein Olympiakandidat“, sagt Bundestrainer Otto Becker.

Die deutschen Springreiter sind nicht so reichlich mit guten Pferden bestückt, dass er einen wie Dominator übersehen würde. Ohnehin ist der Hengst nicht leicht zu übersehen. Am Widerrist ist er 1,80 Meter hoch, auch ein stattlicher Mann schrumpft neben ihm auf Normalmaß. Bis zu seinem achten Lebensjahr hatte er vor allem eine Aufgabe: sich zu vermehren.

Sein belgischer Züchter war so begeistert von ihm, dass er ihm zunächst seine eigenen Stuten gab, aber die Nachfrage nach dem begabten Rappen war groß, so dass er im Laufe der nächsten Jahre mehrere hundert Stuten bekam und immer erst im Spätsommer in den Sport einstieg. Seine ältesten Kinder sind sechs, einige von ihnen trifft er bereits jetzt auf Turnieren. Erst in diesem Jahr beschlossen Christian Ahlmann und seine Lebensgefährtin Judy Ann Melchior, Chefin des Springpferdegestüts Zangersheide im belgischen Lanaken, dass Dominator sich jetzt ganz auf den Sport konzentrieren soll, die Pferdedamen müssen warten oder mit TG-Sperma vorlieb nehmen.

Ziel: Erfahrung sammeln

„Er ist höchstens 35 Turniere in seinem Leben gegangen, das ist nicht viel“, sagt Ahlmann. Zum Vergleich: Das Siegerpferd von Denis Lynch, der 14-jährige Wallach Chopin’s Bushi hat 93 Turniere unter insgesamt neun verschiedenen Reitern hinter sich. Der muss sich vorkommen wie ein Wanderpokal. Mit dem Routinier konnte der Ire im Stechen des Leipziger Weltcup-Springens die Wendung zur dreifachen Kombination so eng reiten, das er am Ende die entscheidenden Sekundenbruchteile schneller als Ahlmann durch Ziel galoppierte „Wenn ich später geritten wäre, nach Denis, hätte ich mir vielleicht noch einen anderen Plan gemacht“, sagte der.

Die ersten Jahre ritt Judy Ann Melchior den Hengst selbst und dass Dominator sich von der zierlichen Reiterin so mühelos über die Sprünge steuern ließ, spricht für seinen Charakter und sein Bestreben, alles richtig zu machen. Doch so einfach, wie es aussieht, ist es nicht. „Der hat wirklich Saft“, sagt Bundestrainer Otto Becker. Will heißen: In dem mächtigen Pferd stecken auch Übermut und Temperament, auf dem Abreiteplatz baut er gerne mal ein paar Bocksprünge ein.

Im Moment überspringt sich Dominator noch bei vielen Hindernissen. Das kostet Zeit und Kraft, gerade für ein so großes Pferd, das ja einige Zentner über die Stangen wuchten muss. „Daran arbeiten wir“, sagt Christian Ahlmann, „das ist jetzt meine Aufgabe, es für ihn etwas leichter zu gestalten.“

Nach dem Leipziger Turnier bekommt Dominator eine Pause, die grüne Saison soll benutzt werden, um Erfahrung zu sammeln. „Wie gut ein Pferd ist, das weiß man erst, wenn es auch auf großen Plätzen funktioniert.“ Wie beim CHIO Aachen, dessen weitläufiger Rasen beim ersten Mal nicht nur viele Reiter sondern auch Pferde einschüchtert.

Suche nach den Superpferden

Für den Bundestrainer ist Dominator jetzt schon ein Tokio-Anwärter. Die Ausnahmepferde sind rar. Tobago, das beste Pferd des Weltranglisten-Dritten Daniel Deusser, ist verletzt. Weltmeisterin Simone Blum erwartet Mitte Februar ihr erstes Kind und kann mit Alice frühestens Ende März wieder ins Geschehen eingreifen.

Mit Reitern, die jahrelang den deutschen Springsport hochgehalten haben, kann Otto Becker nicht rechnen: Ludger Beerbaum hat sich aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Marco Kutscher hat zur Zeit kein Top-Pferd. Meredith Michaels-Beerbaum musste ihre Spitzenpferde an den Brasilianer Rodrigo Pessoa abgeben.

Neben Marcus Ehning, Dritter in Leipzig und als einziger Deutscher bereits für das Weltcup-Finale in Las Vegas im April qualifiziert, ist Ahlmann eine Säule, auf die er bauen kann. Dass pro Mannschsft nur noch drei Reiter an den Start gehen, es also kein Streichergebnis mehr geben wird, entsetzt Ahlmann weniger als andere. „Das haben wir in der Global Champions League jede Woche“, sagt er, „das macht die Sache unheimlich spannend. Da hat eine Mannschaft schon fast gewonnen, dann ist sie plötzlich nur noch Achter oder Neunter.“

Dass viele Elitereiter zuhause bleiben müssen, um Reitern aus springsportlichen Drittländern Platz zu machen, findet Christian Ahlmann allerdings weniger gut. „Dadurch wird das Niveau sinken“, befürchtet er. Und das Internationalen Olympischen Komitees (IOC) führt seinen eigenen Anspruch, eine Bühne für die Weltbesten des Sports zu bieten, ad absurdum.

 

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Sabine Brandt

    „Dass viele Elitereiter zuhause bleiben müssen, um Reitern aus springsportlichen Drittländern Platz zu machen, findet Christian Ahlmann allerdings weniger gut. „Dadurch wird das Niveau sinken“, befürchtet er. Und das Internationalen Olympischen Komitees (IOC) führt seinen eigenen Anspruch, eine Bühne für die Weltbesten des Sports zu bieten, ad absurdum.“

    So ist das wohl.
    Olympia ist seit langem nicht mehr das Schaufenster der Besten sondern der Teuersten.
    Längst dienen die Olympischen Spiele primär dazu, möglichst viele Millionen-Rösser unter das solvente Volk zu bringen. Nebst den damit einhergehenden Trainer- und Berittverträgen.

    Das ist in der Dressur nicht anders als im Springen.

    Wer heute hippologischen Spitzensport in der Breite sehen will, ist vermutlich in Balve besser aufgehoben als in Tokio.


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