Deutschlands Reiter im Olympiafieber

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Ab heute sind es noch exakt 113 Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2012. Wie der Weg nach London für die deutschen Olympiakandidaten im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssattel aussieht, wurde bei einer Pressekonferenz am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) näher beleuchtet. Einen Form-Check in der Praxis gab es außerdem gestern in der Lüneburger Heide für die Vielseitigkeitsreiter.

Alle drei Bundestrainer Otto Becker für die Spring-, Holger Schmezer für die Dressur- und Hans Melzer für die Vielseitigkeitsreiter hatten sich am DOKR in Warendorf eingefunden, um Rede und Antwort zu stehen. Und auch einige Aktive waren dabei und schilderten ihre Vorbereitungen auf das Event des Jahres.

Dr. Dennis Peiler, der nach seinem Job als Pressesprecher der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die deutschen Reiter nun erstmals in seiner neuen Aufgabe als Chef de Mission zu den Olympischen Spielen begleitet, erklärte zunächst ein paar organisatorische Punkte. So seien die Reiter in London „mitten drin im Geschehen“ und werden voraussichtlich im olympischen Dorf wohnen. Bei den vorangegangenen drei Spielen war das anders gewesen. Außerdem habe man aus Umweltschutzgründen 2600 Stelzen im Greenwich Park verbaut, auf denen das Reitstadion, die Stallungen und die Vorbereitungsplätze ruhen.

Dann war Otto Becker an der Reihe, die Vorbereitungsstrategie der Springreiter zu erläutern. Einen zentralen Sichtungsweg gibt es nicht, jeder Reiter hätte seinen „individuellen Weg zum Championat, wobei die Nationenpreise wobei die Nationenpreise immer schon ein guter Test sind, da die Pferde dort über zwei Runden gehen und wie bei einem Championat Konstanz zeigen müssen.“ In London erwarten die Pferde und Reiter von fünf Tagen vier Wettkampftage. Das zehrt an den Kräften. Um für London möglichst viele Reserven im Tank zu haben und sich optimal vorbereiten zu können, hat Marco Kutschers Cornet Obolensky in diesem Jahr Deckpause. Das sei aber nicht so schlimm, erklärte der potenzielle Olympiakandidat „Cornet hat da kein Problem mit, der hat in seinem Leben schon so viel gedeckt, das findet der nicht so schlimm, wenn der mal keine Stute sieht.“ Na denn …
Das Ziel sei eine Medaille, so Becker. Aber das sei schwierig, weil die Weltspitze so eng beieinander ist.

Ganz optimistisch zeigte sich das Dressurlager – „Vier Medaillen sind möglich warum nicht, wenngleich das sicherlich utopisch ist.“ Da hat Holger Schmezer wahrscheinlich bereits an einen der als sicher geltenden Medaillenkandidaten gedacht, Carl Hesters Uthopia. Im übrigen bedaure er, dass es im Special eine neue Aufgabe gibt: „Die schönste Prüfung ist auf der Strecke geblieben.“ In der Dressur hat sich einiges geändert. So zählen jetzt sowohl Grand Prix als auch Special für die Mannschaftswertung. Außerdem setzen die Equipen sich nun nicht mehr aus vier, sondern nur noch aus drei Reitern zusammen. Auch diese Neuerung könne „keiner nachvollziehen.“
Den Dressurreitern stehen in London drei Prüfungen bevor, die über acht Tage verteilt sind. „London wäre natürlich ein Traum“, erklärte der Shootingstar Kristina Sprehe, die mit dem Hengst Desperados ebenfalls zum Championatskader gehört und soeben einen Weltranglisten-Sprung vom 125. auf den 17. Platz gemacht hat.

Bei den Buschreitern bilden fünf Paare ein Team. Nach dem gelungenen Saisonauftakt in Fontainebleau, wo die Vielseitigkeitsreiter den Nationenpreis gewannen, kann Trainer Hans Melzer doch optimistisch Richtung Olympia blicken, oder? „Das Gelände ist sehr kurz, hat aber 75 Meter Höhenunterschied. Ich gehe davon aus, dass es sehr schwer werden wird, in der vorgegebenen Zeit ins Ziel zu kommen.“ Frank Ostholt als Aktivensprecher erklärte, man brauche ein sehr rittiges und wendiges Pferd.
Damit die Pferde sich rechtzeitig auf das Streckenprofil einstellen können, wird das Trainingslager dieses Mal nicht im Warendorfer Flachland, sondern auf dem Rodderberg in Bonn stattfinden. Daneben sollten die Reiter im Vorfel ein bis zwei Turniere in hügeligem Terrain einplanen. Wer letztendlich nach London darf, entscheidet sich nach dem CHIO Aachen. Sicher könnten sich aber auch die glorreichen Europameister des vergangenen Jahres nicht fühlen. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, so Hans Melzer.

M-Vielseitigkeit Luhmühlen Form-Check im Busch

Eine Gelegenheit zum direkten Vergleich einiger potenzieller Olympiakandidaten gab es gestern in Luhmühlen bei einer M-Vielseitigkeit, die in zwei Abteilungen gewertet wurde. Die erste, in der unter anderem auch die eventuellen Olympiareiter starteten, wurde mit 20.80 Minuspunkten zur Beute von Franca Lüdeke und Parlando. Andreas Dibowski belegte mit dem Hengst Mighty Magic Platz zwei (24,40) vor Ingrid Klimke und Abraxxas, die mit nur einem Abwurf aus dem Parcours kamen (26,30). Platz vier ging an Dibowski und seine Favoritin für London, die Hannoveranerin Fantasia (26,60). Die beiden kamen in der Zeit aus dem Gelände. Sein drittes Pferd, Butts Avedon, steuerte Dibo auf Rang acht (34,70). Sandra Auffarth und Opgun Louvo, die beiden Überraschungs-Vize-Europameister 2011, beendeten das Turnier als 13. Frank Ostholt und Little Paint, die Bronze-Gewinner der EM in Luhmühlen, wurden 15. Kai-Steffen Meier und Karascada wurden 21.

Grund zur Freude hatte auch Julia Krajewski. Die frisch gebackene Pferdewirtschaftsmeisterin hatte ihr neues Pferd mit in die Heide gebracht, den Oldenburger London Return. Die beiden wurden Sechste (36,30). Außerdem belegte Krajewski mit Lost Prophecy Platz zwölf (42,20).

In der zweiten Abteilung hatte Franziska Roth mit Dictus J die Nase vorn (38,80). Platz zwei ging an Dr. Martina Reemtsma auf Henry (39,70) mit knappem Vorsprung vor Stephan Donst und His Passion (39,90).

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