Kein Olympia – Andreas Helgstrand bis 2025 gesperrt, unautorisiertes Spritzen dokumentiert

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Featurebild der TV2 Sendung über Andreas Helgstrand (© Screenshot play.tv2.dk)

Andreas Helgstrand – Sperre! Der Pferdehändler wird die Olympischen Spiele 2024 wenn überhaupt nur von der Tribüne aus erleben. Der Dänische Reiterverband hat ein Turnierverbot bis zum 1. Januar 2025 ausgesprochen. Auch in seinem Immobilen-Portfolio haben Verschiebungen stattgefunden, schreiben dänische Medien. Außerdem sollen bei Helgstrand Dressage Pferde von Nicht-Tierärzten sediert worden sein.

Zuerst hatte die dänische Tagezeitung Nordjyske von der Sperre berichtet, die der dänische Reitsportverband (DRF) gegen Andreas Helgstrand ausgesprochen hat. Bis zum 1. Januar 2025 darf der Pferdehändler, in dessen Unternehmen Helgstrand Dressage tierschutzrelevante Bilder gedreht worden waren, keine Turniere reiten. Davon berichten übereinstimmend das dänische Pferdemedium Ridehesten sowie der dänische Fernsehsender TV 2, der die Zustände bei Helgstrand Dressage dokumentiert hatte.

Teil 2 von „Operation X“ führt zu Sperre von Andreas Helgstrand

Gestern Abend wurde der zweite Teil der Dokumentation des Fernsehsender TV2 ausgestrahlt. In dieser Folge sind die meisten Bilder, die Pferde zeigen, die mit Schlaufzügeln in einer Reithalle alles andere als regelkonform gearbeitet werden, enthalten.

Jakob Ravnsbo, der nach der Beurlaubung von Andreas Helgstrands Vater Ulf den Posten des Vorsitzenden innehat, erläuterte die Entscheidung des Verbandes: „Das bedeutet nicht, dass er am 1. Januar 2025 in die Nationalmannschaft zurückkehren wird, aber nach diesem Datum können wir darüber sprechen, ob und unter welchen Umständen er zurückkehren kann. Aber für das nächste Jahr oder so wird es nicht passieren.“

Außerdem hatte der Vorstand dem Disziplinarausschuss des DRF die Einleitung eines Verfahrens gegen Andreas Helgstrand empfohlen. Die Erkenntnisse daraus entscheiden dann, welche über die Sperre hinausgehenden Konsequenzen die Bilder der TV2-Doku für den Pferdehändler mit sich bringen werden. „Es ist ein Verstoß gegen unsere ethischen Richtlinien, die besagen, dass man als Besitzer eines Pferdes es vor psychischer und physischer Gewalt schützen muss“, so Jakob Ravnsbo.

Helgstrand: Tierschutz verbessert

Andreas Helgstrand selbst hat sich gegenüber Nordjyske per E-Mail geäußert: „Ich war immer stolz darauf, Dänemark in der Nationalmannschaft zu vertreten, und ich hatte mich auch darauf gefreut, vielleicht für Dänemark bei den Olympischen Spielen zu reiten. Deshalb tut mir die Entscheidung des Dänischen Reitverbandes natürlich sehr leid. Ich nehme das zur Kenntnis.“ Des Weiteren verweist Helgstrand darauf, dass man in seinem Unternehmen den Tierschutz verbessert hätte.

Wer spritzt bei Helgstrand Dressage Pferde?

Die Ausstrahlung hat noch ein weiters Thema neben blutenden Pferden und brutalem Reiten zu Tage gefördert: Die Sedierung eines Pferdes, das geschoren werden muss, erfolgt offenkundig nicht von einem Tierarzt. Mehrere Expertinnen und Experten kritisieren das deutlich. Der Mann, der das Pferd mittels Injektion sediert, ist kein Tierarzt, sondern ein Mitarbeiter im Stall. Dies sei mehrfach vorgekommen, sagen ehemalige Mitarbeiterinnen in der Doku. Das ist ein Gesetzesverstoß, da es in Dänemark nur autorisierten Tierärzten erlaubt ist, verschreibungspflichtige Medikamente anzuwenden.

Mette Uldahl, Fachtierärztin für Pferde und Veterinärberaterin des DRF, bezeichnet das in der Sequenz zu sehende Vorgehen als „illegal“. Eine andere Tierärztin verweist auf den Umstand, dass es den Anschein habe, als sei das Vorgehen des Mannes etwas ganz normales.

Immobilien-Geschwister trennen sich von Helgstrand

Nicht nur die sportliche Sperre dürfte Helgstrand beschäftigen. Auch in anderen Geschäftsbereichen gibt es Veränderungen rund um den Mann, der in Dänemark (aufgrund der Währung) gern als „der Pferdemilliardär“ bezeichnet wird. Andreas Helgstrand hatte diverse Anteile an Immobilienfirmen. Aus dreien, die der Copi Group gehören, ist er im Frühjahr ausgekauft worden. Hinter der Gruppe stehen die Geschwister Maria Brunander Vøgg und Jesper Brunander. Davon hatte das dänische Medium Finans zuerst berichtet. Demnach hatte die Absicht bestanden, ein Immobilienportfolio im Wert von 5 bis 10 Milliarden dänischer Kronen aufzubauen, dabei sollte auch Geld aus der Pferdebranche eine Rolle spielen. Finans hatte Einsicht in offizielle Dokumente, die belegen, dass Helgstrand bereits im April 2023 seine jeweils 50 Prozent, die er an dreien der Firmen hielt, an die Gruppe verkauft hatte. Beide Parteien hätten diese Geschäfte nicht weiter kommentieren wollen, heißt es.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).