Interview mit Charlotte Fry im Vorfeld des CHIO Aachen

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Erstmals bei den Senioren am Start bei einer WM und gleich Weltmeisterin: Charlotte Fry (© Pauline von Hardenberg)

Großbritannien ist dieses Jahr Partnerland des CHIO Aachen. Passend dazu hat Dressurweltmeisterin Charlotte Fry einen Auftritt bei „Pferd & Sinfonie“. Darüber, aber vor allem über ihre britischen Wurzeln und ihre Wahlheimat, die Niederlande, haben die Aachener mit der 27-Jährigen gesprochen.

In diesem Jahr ist Großbritannien das offizielle Partnerland des CHIO Aachen. Ist das für Sie etwas Besonderes?

Natürlich, das ist wirklich aufregend. Großbritannien hat so viele unverwechselbare Facetten, es wird großartig, Aachen im britischen Look zu erleben.

Sie selbst werden bei „Pferd & Sinfonie“ zu Hits von Elton John, Ed Sheeran und Coldplay eine Kür präsentieren – live untermalt vom Aachener Sinfonieorchester. Wie groß ist die Vorfreude?

Das werden zwei ganz besondere Abende, auf die ich mich sehr freue. Zu Live-Musik zu reiten, ist einfach großartig. Allein bei dem Gedanken daran bekomme ich schon Gänsehaut.

Im vergangenen Jahr haben Sie sich im dänischen Herning zur Doppel-Weltmeisterin gekrönt. Für viele war das überraschend, für Sie selbst auch?

… ja, das war es. Inzwischen sind zwar einige Monate vergangen, aber ehrlich gesagt muss ich mich immer noch hin und wieder kneifen, um zu verstehen, dass wir dort wirklich Weltmeister geworden sind. Und wenn das nicht hilft, schaue ich mir die Medaillen an. Sie funkeln zu sehen und anzufassen, ist einfach jedes Mal aufs Neue ein ganz unglaubliches Gefühl.

Wann sind Sie das erste Mal mit Pferden in Berührung gekommen?

Ich bin in dem Dressurstall meiner Familie aufgewachsen. Eigentlich bin ich geritten, bevor ich überhaupt laufen konnte. Somit war es naheliegend, dass ich selbst auch Reiterin werde – so wie meine Mutter es gewesen ist.

2014 haben Sie Ihre Heimat Großbritannien verlassen und in den Niederlanden ein neues Zuhause gefunden …

… ja, ich bin jetzt seit achteinhalb Jahren bei Van Olst Horses. Für mich ist das ein ganz besonderer Ort mit ganz besonderen Menschen, der inzwischen meine zweite Heimat geworden ist. Ich bin von ganzem Herzen dankbar für die unglaublichen Möglichkeiten, die sich mir hier bieten, die vielen tollen Pferde, die ich reiten darf, und die großartige Unterstützung, die mir zuteilwird.

Carl Hester hat Ihr großes Talent entdeckt und den Kontakt zu Anne van Olst hergestellt. War das rückblickend betrachtet genau der richtige Weg?

Auf jeden Fall. Die Bindung zu Anne van Olst ist sehr eng. Über die Jahre ist sie für mich viel mehr geworden als nur meine Trainerin. Sie ist immer für mich da, wir können über alles sprechen und ihre Art des Trainings ist immer wieder aufs Neue inspirierend. Ich habe schon so viel von ihr lernen dürfen. Sie legt sehr viel Wert auf eine präzise Grundausbildung und hilft mir herauszufinden, was jedes Pferd in seiner täglichen Arbeit braucht.

Ein normaler Tag im Leben von Charlotte Fry, wie sieht der aus?

Ich liebe es, früh aufzustehen. Meistens bin ich um 6 Uhr im Stall, füttere die Pferde und fange dann mit dem Reiten an. Pro Tag stehen immer 12 bis 14 Pferde auf meinem Plan. Da ist alles dabei, vom dreijährigen Youngster bis hin zum fertigen Grand Prix Pferd – diese Vielfalt macht meine Arbeit ganz besonders spannend. Fertig bin ich so gegen 17 oder 18 Uhr. Dann drehe ich noch eine kleine Runde mit meinem Hund „Bami“, im Anschluss gehen wir heim, damit ich für den nächsten Tag ausgeruht bin.

Zu „Bami“ scheinen Sie eine ganz besondere Beziehung zu haben …

Wir beide sind unzertrennlich. Ich habe ihn von Anne zu meinem 21. Geburtstag geschenkt bekommen. Seitdem ist er immer an meiner Seite. Er ist ein richtiger Sonnenschein, reist als Glücksbringer mit zu den Turnieren – und er liebt Kameras. Er weiß immer ganz genau, wie er posieren muss (lacht).

Es heißt, vor wichtigen Prüfungen haben Sie ganz besondere Rituale …

Es klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber ich putze mir immer unmittelbar bevor ich aufsteige meine Zähne. Und ich verbrauche unfassbar viel Haarspray. Ich glaube, meine Frisur würde tagelang halten, ohne dass auch nur eine Haarsträhne ihre Position verlässt (lacht).

Sie sind erst Mitte zwanzig und schon Doppel-Weltmeisterin. Wie geht es weiter?

Ich möchte mir und meinen Pferden einfach die Freude erhalten, die wir gemeinsam an unserem Sport haben. Was wir geschafft haben, kann uns niemand mehr nehmen. Aber natürlich gibt es auch noch ein paar Ziele, die ich erreichen möchte.

Ein Sieg im Deutsche Bank Preis beim CHIO Aachen fehlt auch noch auf Ihrer Erfolgsliste …

Ja, das stimmt. Es wäre schon cool, irgendwann meinen Namen auf der Siegertafel zu lesen.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.