WM Herning: Dänemark Dressur-Weltmeister, Deutschland Bronze, Glamourdale in aller Munde

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FEI World Championships Herning Denmark 2022Grand Prix

2022 wurden die Dänen Mannschaftsweltmeister in der Dressur. (© Pauline von Hardenberg)

Bei den Weltmeisterschaften im dänischen Herning haben die Gastgeber die Goldmedaille in der Dressur gewonnen. Allerdings weniger deutlich als von vielen erwartet. Silber ging an Großbritannien. Knapp dahinter gewann die deutsche Equipe die Bronzemedaille. Das Pferd, von dem gesprochen wird, ist der Hengst Glamourdale, Zweiter im Einzelranking.

Es war ein spannender Tag in Herning. Spannender als erwartet. Doch am Ende, zumindest was die neuen Mannschaftsweltmeister anbelangt, die Dänen, fiel es doch so aus, wie erwartet. Dank der 81,041 Prozent, die Cathrine Laudrup-Dufour mit Vamos Amigos erzielt hat, haben die Dänen das erste Mal in ihrer Geschichte den Mannschaftstitel bei den Weltmeisterschaften gewonnen. Cathrine Laudrup-Dufour durfte keinen Punkt liegen lassen, denn zuvor hatte die Britin Charlotte, „Lotty“, Fry mit Glamourdale für die erste Sensation der Dressurweltmeisterschaften in Herning gesorgt. Die zierliche Reiterin und der mächtige Rapphengst hatten mehr als 80 Prozent erhalten. Damit hat der ehemalige Weltmeister der jungen Dressurpferde schon jetzt klar gemacht: Wer Olympiasieger werden möchte in Paris 2024, der muss – vorausgesetzt der schwarze Hengst bleibt gesund – an diesem Paar vorbei.

Danish Dynamite

Es lastete also eine hohe Erwartung auf den Schultern von Cathrine Dufour, als sie gegen halb acht abends ins zu zwei Dritteln besetzte Fußballstadion in Herning ritt. Immerhin 10.000 Zuschauern bietet die Arena Platz. Trotz des Herbstwetters waren viele gekommen, um dem Triumph der dänischen Dressurequipe beizuwohnen.

Pauline von Hardenberg

Cathrine Dufour und Vamos Amigos auf dem Weg zum Mannschaftsgold. (© Pauline von Hardenberg)

Vamos Amigos betrat unbeeindruckt vom Applaus für die vorherigen Starter entspannten Schrittes das Stadion. Die Wetterregie passte auch. Sonnenlicht war zwar nicht mehr im Viereck, aber immerhin an der langen Seite von H bis K. Sonnenlicht = Rampenlicht für die kommende Weltmeisterin?

Die Prüfung zum Mannschaftssieg

Beim Einreiten stand Vamos Amigos ruhig, hinten links leicht herausgestellt. Tänzerisch leicht die erste Trabdiagonale. In der Traversale nach rechts war das Genick nicht ganz stabil (8,0). Das Problem, dass der zehnjährige Wallach noch konstanter die Anlehnung suchen sollte, war immer wieder präsent, beispielsweise auch im zweiten starken Trab. Die erste Piaffe war leicht schwankend aber an der Stelle ausgeführt, die Übergänge exakt im Rhythmus.

Pauline von Hardenberg

Cathrine Dufour bemühte sich immer wieder, die Nase von Vamos Amigos vor die Senkrechte zu bekommen. (© Pauline von Hardenberg)

Am Punkt P streckte sich der Westfale v. Vitalis sofort beim Übergang zum starken Schritt ans Gebiss heran.7,8 gab es für den starken Schritt, 7,7 für den versammelten. In der zweiten Piaffe: teilweise hohes Abfußen im Hinterbein, man wünschte sich, dass die Kruppe dabei tiefer käme, die großen Gelenke der Hinterhand sich noch mehr beugen würden. Aber in Sachen Fleiß und Regelmäßigkeit punktete das Paar.

Der starke Galopp war an der unteren Grenze, auch hier wünschte man sich eine deutlichere Rahmenerweiterung. Das ist freilich ein Wunsch, den man bei einem Großteil des Teilnehmerfeldes hätte äußern wollen. Es wird geritten wie gerichtet wird, Rahmenerweiterung ist gerade wohl nicht so en vogue. Also lieber andere Dinge üben.

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Die Zick-Zack-Traversale war gut eingeteilt, das Pferd aber auch hier wenig offen im Ganaschenwinkel, so auch die 15 Einerwechsel, denen mehr Raumgewinn gut getan hätte. Höhepunkte waren die beiden Pirouetten (8,6 und 8,4) und der stille, ruhige Sitz der Reiterin.

Ohrenbetäubender Jubel brach aus im Fußballstadion nach dem Schlussgruß. Eleganz und Leichtigkeit gegen die Wucht und kraftvolle Dynamik des noch relativ unerfahrenen Powerpack Glamourdale von Charlotte Fry – wer würde das Rennen machen? Im entspannten Schritt verließ der Westfale die Bahn. Dann das Ergebnis: 81,041 Prozent – Dänemark ist Weltmeister (235,451 Punkte) mit gut 1,2 Prozent Abstand zum britischen Team.

Den zweitbesten Ritt für die Dänen lieferte Carina Cassøe Krüth mit der Fürstenball-Tochter Heiline’s Danciera. 76,863 Prozent hatte sie am ersten Wettkampftag erzielt. Die Stute war nicht immer entspannt, kam nicht ganz an die Leistung heran, die sie vor Jahresfrist in Tokio bei den Olympischen Spielen erzielt hatte. Etwas überraschend war, dass Daniel Bachmann Andersen das Streichergebnis lieferte. Der Wallach Marshall-Bell lief heute etwas untertourig, konnte gerade in den Lektionen, in denen er sonst zu punkten weiß, sein Potenzial nicht ausschöpfen. Nanna Merrald Rasmussen, mit Zack Achte im Einzelranking, sagte, sie habe beim Zuschauen des Ritts von Cathrine Laudrup-Dufour am ganzen Körper gezittert, so nervös sei sie gewesen.

Wieder ein schwarzer Hengst: Glamourdale

Schon bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde hatte Glamourdale viele begeistert. 2022, nun elf Jahre alt, hat er eine Duftmarke gesetzt, die lange ihre Wirkung zeigen wird. Der gewaltige, aber dennoch elegante Hengst und die zierliche Britin „Lotty“ Fry – sie sind nicht mehr länger „one to watch“, sondern nun eine Kombination, die man schlagen muss, wenn man vorne mitspielen möchte.

Zu Beginn der Aufgabe spielte der Lord Leatherdale-Sohn seine enormen Grundgangarten aus. Starker Trab, Traversalen mit enormer Schulterfreiheit, alles kraftvoll aus der Hinterhand getragen. In den Piaffen senkt sich der Rappe in der Kruppe, manchmal – vermutlich eine Frage der Kraft – hätte er den Fleiß der ersten Tritte bis zum Schluss der 12 bis 15 Tritte noch konstanter durchhalten können.

Im starken Galopp gab es mehrere Zehnen sowie Neunen für die Serienwechsel und die Zick-Zack-Traversalen. „Seine Galoppade ist außergewöhnlich“, sagt Lotty. Die Britin hätte „sich den Cup reinziehen“ können – und dann wäre es sogar in der Teamwertung noch knapp geworden –, wären nicht beide Galopppirouetten misslungen. Da war ein Knoten im Hinterbein, mal sehen, wie das im Grand Prix Special aussehen wird.

Charlotte Dujardin, die den erst neunjährigen Imhotep nach Herning gebracht hat, freute sich über die 77,407 Prozent wie eine Schneekönigin. Drei internationale Grand Prix-Prüfungen ist der Wallach in seinem Leben bislang gelaufen. „Zwei davon zuhause, nur einmal in Europa. In Compiègne und das war wie reiten in einem Swimmingpool ohne Zuschauer“, sagte die Olympiasiegerin mit dem Gedanken an die Wolkenbrüche in Frankreich. (Ausführliches zu dem Ritt heute lesen Sie hier).

Der dritte Teamreiter Gareth Hughes war in Herning Covid positiv getestet, durfte aber trotzdem reiten. Das wurde auf der Pressekonferenz bekanntgegeben. Weil diese im Pressezentrum, also im Innenraum stattfand, „schwänzte“ der Brite, wie Richard Davison, der Vierte im Bunde der Teamreiter erklärte. Hughes, 13. mit 75,978 Prozent, halte sich von den anderen Teilnehmern fern, hieß es. Und er erfülle alle amtlichen Regularien. Auf dem Podium bei der Siegerehrung stand er aber – ohne Maske und ohne Abstand. Weitere Nachfragen verbat sich die Repräsentantin des britischen Dressurverbandes.

Bronze für Deutschland

Nachdem Isabell Werth mit einer kontrollierten Runde und 77,127 Prozent auf Quantaz die deutsche Position im Rennen um Mannschaftsmedaillen gehalten hatte, hätte Frederic Wandres als Abschlussreiter mehr als 80 Prozent reiten müssen, hätte es noch für eine Goldmedaille reichen sollen.

Frederic Wandres, der Neunte der Weltrangliste, begann mit einer 7,8 fürs Halten. Im versammelten Trab und im starken Trab auf der zweiten Diagonale ritt Wandres unteres Tempo. In den Piaffen schlug dann die Stunde des Dimaggio-Sohns: auf der Stelle, jeder Tritt im Takt, die Übergänge fließend. Auch der starke Schritt, mit Faktor zwei in die Wertung einfließend, verlief nach Plan: 8,1. Doch im Galopp kam es zu mehreren teuren Fehlern in den Zweierwechseln und den Zick-Zack-Traversalen. Der letzte starke Trab war kaum geritten. „Man muss in sein Pferd hineinhorchen und bevor ich da einen Taktfehler riskiere und eine Fünf, lasse ich es lieber etwas sicherer angehen.“

Alle vier deutschen Reiter sind qualifiziert für den Grand Prix Special, der morgen um 13.30 Uhr beginnt.

Vier Pferde frühzeitig aus der Prüfung

Vier Pferde wurden abgeläutet. Christoph Umbach aus Luxemburg, der Chefrichter dieses Grand Prixs, musste zwei Pferde wegen Lahmheit abläuten. Der Einwand, dass diese Pferde schon beim Vetcheck nicht zu fit ausgesehen hatten, wollte er so nicht stehen lassen. „Wir waren sieben Richter und drei Tierärzte, wir hatten ein Pferd in der Reinspection und waren uns bei allen anderen einig. Aber der Richter ist der Anwalt des Pferdes und muss dann die Paare ausschließen, so bedauerlich das ist.“ Bei den beiden anderen Pferden war Blut gefunden worden.

Die Ergebnisse finden Sie hier.nike air force 1 uv color change da8301 100 101 release date | air jordan 1 mid se cheap

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Anja Sieg

    Wie reagieren denn die anderen Nationen in Herning auf die Covid-Infektion von Gareth Hughes und die Verschwiegenheitstaktik der Briten? Und was passiert, wenn der Engländer gestern bei der Siegerehrung – von wegen Abstand halten – andere angesteckt hat? Eine Anzeige wegen Körperverletzung oder Schulterzucken? Es wäre wünschenswert, wenn der St. Georg dazu etwas vermelden könnte. Durch die Medien geht das Thema inzwischen ja intensiv.

    • Claudia R.

      Hallo Frau Sieg, mehr Info dazu gibt es jetzt im wieder ein Mal sehr interessanten Blog von Frau Pochhammer. Aber man kann nur den Kopf schütteln über das Benehmen des Briten, den ich bisher immer sehr sympa fand.

  2. Anna

    Die Engländer haben sich vollkommen regelkonform verhalten. Laut FEI gelten die COVID-Regeln des ausrichtenden Landes. Und in Dänemark gibt es die „German Covid Angst“ nicht mehr, da muss sich niemend isolieren. In England by the way auch nicht. Das ist inzwischen eher Deutschland-exclusiv.
    Die Umarmungen hätte er sich sparen können, das stimmt. Das macht man eigentlich auch nicht, wenn man eine Grippe oder sonst etwas Ansteckendes hat.
    Die Überlegungen, dass D Silber hätte, wenn man da protestieren könnte finde ich einfach bäh und unsportlich.

    • Sylvia

      Regelkonform ist allerdings noch lange nicht kollegial. Wenn man eine Influenza hat, sollte man sich auch nicht mit anderen umarmen o.ä. Der andere kann zu einer Risikogruppe gehören, z.B. Diabetiker sein oder sonst was. Das ist einfach komplett rücksichtslos und ignorant.


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