Blog 9 aus Aachen: Irgendwo zwackt’s immer

Von
Der beste Deutsche auf der akutellen Weltrangliste der Springreiter.

(© Der beste Deutsche auf der akutellen Weltrangliste der Springreiter.)

Beim wem mit Pillen und Tapes die Leiden gelindert werden und warum Warendorf ausgestorben sein muss.

Manni (Manfred) Giensch, ja ich weiß, der Menschenarzt nicht der Tierarzt der deutschen Mannschaft in Aachen, musste gestern abend schon wieder Pillen verteilen. Diesmal Ibuprofen an Parcourschef Frank Rothenberger. Der hatte sein Springvermögen überschätzt, als er am Rande des Parcours elegant über eine Reling setzen wollte. Er blieb hängen, Fuß verrenkt. „Zu alt, zu wenig Vermögen, nicht vorsichtig genug“, war Rothenberger Selbsteinschätzung. „Und die Auflagen stimmten nicht.“

Christian Peiler, der Physiotherapeut der deutschen Reiter und Bruder des FN-Sportdirektors Dr. Dennis Peiler, ist auch ein gefragter Mann. Am rechten Arm von Ludger Beerbaum platzierte er ein 40 Zentimeter langes Pflaster. „Tennisarm“ grinste Beerbaum. Das ist der Fachausdruck für gemeine Schmerzen im Arm, für die es keine richtige Erklärung gibt, auch wenn man noch nie einen Tennisschläger in der Hand hatte.

Wohin man blickt, rote Polohemden – die Dienstkleidung der deutschen Entourage, auf der einen Seite der Schriftzug von Ausrüster Pikeur auf der anderen Seite der von Großsponsor Fendt und natürlich irgendwo der Bundesadler. Die Zentrale in Warendorf muss ausgestorben sein, denn alle werden offenbar hier dringendst benötigt. In rot sind auch die höheren Chargen gewandet, etwa Präsident Breido Graf zu Rantzau oder Springausschussmitglied Michael Rüping. Für uns Journalisten natürlich gut, unsere Opfer entdecken wir so schon von weitem. Allerdings nicht alle Tage, der Vorrat an roten Polos ist bei manchen schon erschöpft, der Präsident griff heute bereits wieder zu Schlips und Kragen. „Wenn wir nur ein Hemd kriegen…“, beschwerte sich Rüping. Er stand gestern kurz davor, in seinem Hotelzimmer zu randalieren, weil sich partout kein Fenster öffnen ließ. Erst als er eine „Klaustrophobie“ ins Feld führte, die es ihm unmöglich macht, bei geschlossenen Fenster zu schlafen, wurde Abhilfe geschaffen. Und jetzt ist es wegen der Straße in dem Zimmer so schrecklich laut…

Reiten verbindet Generationen, das wissen wir ja schon lange. Während Cäcilia und Mathilde, die kleinen Töchter von Ludger Beerbaum, herumwuseln und allenfalls auf den Arm vom Papa klettern wollen, sind andere schon weiter. Der Norweger Geir Gulliksen startet in Aachen zusammen mit seiner 23-jährigen Tochter Victoria, die eine Karriere als Profireiterin anstrebt und sich mit dem neunjährigen KWPN-Wallach Bokai heute mit zwei Abwürfen wacker schlug. Einen versierten Trainer hat auch der Spanier Eduardo Alvarez Aznar: seinen Vater Luis Alvarez de Cervera, sechsfacher Olympiateilnehmer zwischen 1972 und 1996, erst als Springreiter, später dann auch im Busch-Team. Das hatte kein Spanier vor ihm geschafft. Nur 0,75 Punkte trennten 1992 in Barcelona das spanische Springteam von der Bronzemedaille. Jetzt hilft der 67-Jährige den neuseeländischen Buschreitern über die bunten Sprünge. Der elegante, immer freundliche und inzwischen grauhaarige Senor ist vom Fach: Er hat die deutsche Reitlehre ins Spanische übersetzt.mens jordan shoes release dates | air jordan 1 mid space jam release date

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.