Gabriele Pochhammer über die tragischen Ereignisse im Stall der Familie Rothenberger, die Brandursache und was für Erkenntnisse aus den Ereignissen geschlossen werden können.
Es gibt vieles, was einen Dressurreiter um den Schlaf bringen kann. Schon wieder die Wechsel vermasselt, schon wieder eine Piaffe, die fatal dem Tanz auf der heißen Herdplatte ähnelt, schon wieder eine Fernsehkamera in der falschen Ecke, die hysterische Anfälle bei unseren vierbeinigen Freunden auslöst – die Szene sieht zu, beredet, belacht, bewundert, beneidet – eine Welt, in der es keine größeren Probleme zu geben scheint, als die Prozentzahlen, die die Richter am nächsten Wochenende herausrücken. Und dann auf einmal schlägt das richtige Leben zu. Und von jetzt auf gleich ist alles anders. So wie der verheerende Brand im Stall Rothenberger in den frühen Morgenstunden des 28. Februar. Die Fakten wurden auf SG online bereits beschrieben, hier nochmal in Kurzform.
Aus zunächst unbekannter Ursache geriet auf dem Gestüt Erlenhof der Familie Rothenberger in Bad Homburg der Pferdestall in Brand. Fünf Pferde starben in den Flammen, andere wurden verletzt, liefen in Panik in die umliegenden Wälder, zwei schweben noch in Lebensgefahr. Mannschaftsweltmeister Sönke Rothenberger und seine Schwester Sanneke versuchten zu retten, was zu retten war und riskierten ihr Leben, so wie die anderen vielen Helfer auch. Das sind die dürren Fakten, die nur unzureichend die Dramen beschreiben, denen Mensch und Tier in diesen Stunden ausgesetzt waren.
Wer heute die Internetseite der Familie Rothenberger aufruft, sieht einen von den Flammen verkohlten Steigbügel, ein Überbleibsel dessen, was mal ein Sattel war. Ein Detail, das das ganze Ausmaß der Tragödie widerspiegelt. Sönke Rothenberger konnte sein Olympiapferd Cosmo retten und wann immer wir den Braunen wieder mit Siebenmeilenstiefeln das Viereck durchqueren sehen, dann ist auch das andere Bild in unseren Köpfen: das Bild des Pferdes, das obwohl sonst oft schwierig und eigensinnig, seinem Reiter aus dem Stall folgt, ohne Halfter, ganz dicht, sodass dieser den Atem im Nacken spürte.
Noch immer sind die Nachwuchshoffnungen Luna und Kantate in Intensivbehandlung. Die äußeren Verletzungen werden hoffentlich heilen, die inneren womöglich nie. Die ewige Frage, die sich Sönke und Sanneke stellen: Hätten wir mehr tun können, mehr Pferde retten? Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt.
Solidarität in der Not
Doch dann passierte etwas, was die beteiligten Menschen wohl auch nie vergessen werden. Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollte an. Es zeigte sich, dass Solidarität in Dressurkreisen doch kein Fremdwort ist, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Befreundete Ställe boten sofort an, Pferde aufzunehmen. Allen voran der Schafhof der Familie Rath-Linsenhoff in Kronberg. Da wurden sofort für die Konkurrenten ein paar Boxen freigeräumt, ganz selbstverständlich.
Da bot Martin Richenhagen an, meistens in USA als CEO des Unternehmens AGCO vor Ort, aber immer auch dicht an den Geschehnissen in der Heimat dran, einen Gabelstapler leihweise zur Verfügung zu stellen. Dass dieser ein Gerät der Marke Fendt ist, eine der Hauptsponsoren der deutschen FN, das kann mal ruhig mal sagen, auch wenn es eine gute PR-Maßnahme ist.
Alle Arten von Gerät und Arbeitskraft ist bei Rothenbergers hoch willkommen. Und es spricht für die pragmatische Sicht der Dinge, dass sogleich im Internet auch ein Fragebogen zu finden ist, wo sich Interessierte anmelden und gleich mitteilen können, welches Handwerk sie beherrschen und ob sie einen Führerschein für LKW und schweres Gerät haben. Nur nicht einfach hinfahren, bittet Gonnelien Rotheberger. Organisation ist auch im nach-katastrophalen Chaos alles.
Die Aufarbeitung ist nicht nur die Entsorgung von Schutt und Asche, da warten auch bohrende Fragen von Versicherungen und Polizei. Letztere schließt Bandstiftung aus, nimmt als Brandursache einen technischen Defekt an. „Der Brand ist in einem Bereich rechts des Stalleingangs – dort stehen Waschmaschinen und Wäschetrockner – entstanden“, sagt ein Kripo-Beamter.
Viele Fragen, und nur eine Gewissheit: In der Not gibt es mehr Freunde, als man vielleicht geahnt hat. Und Noten auf dem Viereck können so was von nebensächlich werden. „Alles, was mir wichtig erschien, wird zweitrangig“, schreibt Sönke Rothenberger. Das sind neue Prioritäten. Vielleicht ist das ein Trost, wenn auch nur ein ganz kleiner.
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Das, Frau Pochhammer, war mit Weile ihr bester Kommentar. Ich hoffe, dass Sie Ähnliches aus einem ähnlichen Anlass nie wieder schreiben müssen. Und den Rothenbergers wünsche ich viel Kraft, damit wir irgendwann Cosmo wieder „tanzen“ und seinen Reiter unbeschwert lachen sehen.
Steven Adler