EM Aachen: Bronze für Deutschland, Kristina Bröring-Sprehe auf Medaillenkurs

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Kristina Bröring-Sprehe und Desperados

(© Kristina Bröring-Sprehe und Desperados)

Mehr war nicht drin. Deutschland hat heute mit 230,914 Punkten hinter den Niederlanden (235,629) und Großbritannien (234,229) Platz drei bei den Europameisterschaften erreicht, Bronze – dabei war doch eigentlich immer Gold gemeint, wenn im Vorfeld von „der“ Medaille die Rede war. Lediglich einer der Topreiter blieb ohne Fehler. Charlotte Dujardin (GBR) liegt in Führung, aber knapper als erwartet.

„Silber haben wir schon einmal, aber jetzt kommen ja noch die Deutschen“, treffender als Edward Gal hat es keiner formuliert. Respekt vor dem amtierenden Welt- und Europameister klingt anders. Aber der Niederländer wusste, dass alles drin war für sein Team. Er ritt heute im Sattel des 14-jährigen Undercover die einzig wirklich fehlerfreie Runde in der Spitzengruppe. Mit 82,229 Prozent verließ er das Stadion in der Soers. Schon beim Rausreiten wusste er, da geht noch was. Gal hat an den Schwächen seines Rappen gearbeitet. Und er weiß, was die Leute sehen wollen. Die Zuschauer, nicht die Richter, denn wenn sich ein Fazit nach dieser Mannschafts-Europameisterschaft ziehen lässt dann jenes, dass die Juroren einmal in eine wirklich kritische Klausur gehen müssen. Und das ist nicht der Versuch, einer gescheiterten deutschen Mannschaft eine Ausrede an die Hand zu geben, sondern ein Umstand, der jedem beim Betrachten der Platzziffern und Wertnoten ins Auge sticht.

Einzug der Nationen EM 2015 Foto: Pauline von Hardenberg

Einzug der Nationen EM 2015 Foto: Pauline von Hardenberg

Gal hatte seinen Ferro-Sohn weniger eng im Hals. Der Wallach ging zwar vielleicht nicht mit lehrbuchreifem, offenem Ganaschenwinkel. Aber die Nase war zumindest an der Senkrechten, fast immer während der Prüfung. Gal gelang der Ritt, der dem Team der Niederlande die Goldmedaille sicherte. 235,629 Punkte waren es in Summe für die Equipe Oranje. Mit Hans Peter Minderhoud und Johnson auf Platz vier (77,586 Prozent) und Diederick van Silfhout mit Arlando auf Rang sieben (75,814) verfügt das Team über ein Trio, das auch optimistisch in Richtung Rio blicken kann.

Pauline von Hardenberg

Siegerehrung Foto: Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Das gilt für die deutsche Abordnung in der Aachen-Aufstellung nicht. Zweifelsohne hat Bella Rose, Isabell Werths Stute gefehlt. Und die Nominierung von Totilas, dem Hengst aus dem Mitbesitz von Paul Schockemöhle, dem Chef von Klaus Roeser, dem Vorsitzenden des Dressurausschusses des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR), wird sicherlich noch Gegenstand interner Diskussionen sein. Das erhoffte Kalkül ist allerdings beinahe aufgegangen. Immerhin haben noch drei Richter in die Kiste mit den Achten gegriffen, als sie den Namen des Weltmeisters von 2010 auf der Startliste gelesen haben.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Anja Sieg

    Wenn der Ritt von Michael Eilberg ein Fingerzeig für den Ablauf sein kann, dann wird es heute in Aachen sehr lustig oder wohl besser sehr grausam. Ein Richter gegen den Rest der Welt? 4.0 vonn Herrn de Wolff van Westerrode für Submission, 2x 1.0 für die Wechsel. Marakov hat doch nicht alle Wechsel versemmelt, oder?


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