Distanz-Weltmeisterschaften: Doppelgold für Bahrain, ein Pferd gestorben

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Distanz-Weltmeisterschaften 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten (© FEI)

Am Wochenende fanden in Butheeb in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) die Weltmeisterschaften im Distanzreiten statt. Am erfolgreichsten unterwegs waren die Reiter aus Bahrain. Zunächst sah alles so aus, als gäbe es bei dieser WM keine schwer verletzten oder toten Pferde zu beklagen. Doch kurz nach dem Turnier gab es dann doch eine solche Nachricht.

Der Sieg in der Einzelwertung bei den Distanz-Weltmeisterschaften 2023 durch den arabischen Wüstensand ging an HH Scheich Nasser Bin Hamad Al Khalifa im Sattel von Darco La Majorie. Der Scheich ist ein erfahrener Distanzreiter. Seit 2004 war er bei 19 Championaten am Start, gewann schon mehrfach Gold bei WMs der jungen Distanzpferde, zuletzt erst im vergangenen Oktober. In Butheeb brauchten er und sein zehnjähriger arabischer Fuchs 7 Stunden, 36 Minuten und 39 Sekunden.

Silber ging an Salem Hamad Saeed Malhoof Al Kitbi, der mit Haleh für die Gastgeber am Start war. Er trat als Titelverteidiger an und schaffte es, den Spanier Jaume Punti Dachs auf Abstand zu halten, der mit Echo Falls Bronze gewann.

Auch in der Mannschaftswertung ging Gold nach Bahrain – zum ersten Mal seit der ersten Austragung der Weltmeisterschaften 1986. Silber ging an Frankreich, Bronze nach Portugal.

Das deutsche Team mit Ursula Klingbeil auf Aid du Florival, Michaela Kosel im Sattel von MK Crystal AA, Nayla Al Samarraie mit Warsana, Bernhard Dornsiepen und Bekele El Djem sowie Tanja Kraft-Muhammad auf Atoum’re beendete das Turnier nicht in der Wertung.

Nur Ursula Klingbeil und Michaels Kosel blieben mit ihren Pferden in der Wertung. Klingbeil und ihr 16-jähriger Routinier Aid du Florival belegten Rang 23 mit einer Zeit von 10:21:24, Michaela Kosel und MK Crystal AA wurden 44. in 11 Stunden, 58 Minuten und 39 Sekunden.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Fazit von „Clean Endurance“

Clean Endurance ist ein Kollektiv, das sich für den Distanzsport in seiner ursprünglichen Form einsetzt und zusammen mit FEI, den nationalen Verbänden und anderen Interessenvertretern die Vorfälle von Betrug, Doping und Tierquälerei bekämpfen will, die den Sport zuletzt in Misskredit gebracht haben.

Im Anschluss an die WM hieß es in einer Presseerklärung zunächst: „Clean Endurance ist erleichtert, dass die FEI Weltmeisterschaften im Distanzreiten in Butheeb, Abu Dhabi, mit nicht so vielen Tierschutzfällen endeten, wie befürchtet. Die 160 Kilometer lange Strecke wurde mit einer geringeren Durchschnittsgeschwindigkeit auf den einzelnen Abschnitten geritten, als bei den letzten großen Veranstaltungen am selben Ort (rund 21 km/h).“

Das Turnier habe gezeigt, dass es möglich sei, „ein auf Taktik basierendes, spannendes Rennen zu veranstalten, selbst auf präparierten Wüstenstrecken, ohne die für die Pferde so schädlichen und strategisch uninteressanten Höllenrennen“.

44 von 122 Pferden haben das Rennen erfolgreich, also in der Wertung beendet. Allerdings sei rund ein Drittel der Pferde, die ausgeschieden sind, wegen metabolischer Probleme aus dem Rennen genommen worden, also etwa weil ihre Herzfrequenz nicht in der vorgegebenen Zeit gesunken ist. Das zeige auf der einen Seite die große Sorgfalt der Offiziellen bei der Untersuchung der Pferde, auf der anderen Seite aber auch, dass die Pferde überritten worden sind.

Nicht während, aber nach dem Rennen ist dann doch ein Pferd gestorben: die elfjährige Stute Soraya Peu, die mit dem Spanier Omar Blanco Rodrigo Sechste in der Einzelwertung geworden war. Wie Clean Endurance berichtet, wurde die Stute nach dem Ritt im Stall mit Elektrolytinfusionen versorgt. Als ihr Zustand sich dennoch verschlechterte, entschieden die Tierärzte sie in die Tierklinik nach Dubai zu bringen. Doch auf dem Weg dorthin starb die Stute. Es seien Blutproben genommen worden und die FEI habe eine Autopsie veranlasst.

Ob der Tod des Pferdes als „Catastrophic Injury“ registriert wird, wurde die FEI von Clean Endurance gefragt. Wenn dem so wäre, würde das Konsequenzen für den Reiter und den Trainer von Soraya Peu nach sich ziehen. Dazu konnte die FEI aber noch keine Stellungnahme abgeben.air jordan 1 factory outlet | air jordan 1 mid unc cheap

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. berndride

    Also, nur ca. 1/3 der Pferde kommt tatsächlich an und davon stirbt auch noch eins. Das soll Pferdesport sein? Ich stelle mir gerade vor was los wäre wenn in einem Vielseitigkeitschampionat 78 von 122 Pferden im Gelände ausfallen und von den angekommen eines stirbt…

    • Susanne Sasse

      So schrecklich wie der Tod des Pferdes auch ist, hinkt ihr Vergleich doch deutlich. Die Pferde fallen nicht raus, weil sie verweigern oder stürzen, wie im Vielseitigkeitssport, sondern weil sie nicht mehr in allen beurteilbaren gesundheitlichen Werten perfekt sind. Ich bin mir sicher, dass sollten direkt nach dem Gelände der Vielseitigkeit eine gleiche Untersuchung durchgeführt werden, würden auch deutlich mehr der Pferde „nicht ankommen“ ;).
      Sehen Sie es vielleicht eher so, dass 44 der gestarteten Pferde eine Nullrunde geschafft haben oder über eine 6,0 erritten wurde. Denn kleinste Fehler im Management oder bei der Ritttaktik sorgen oft schon für ein „nicht mehr ganz perfektes Pferd“ und führen damit zum Ausschluss. Dann ist der Puls ggf. nicht schon nach 15 min auf unter 64 (national sind die Regeln hier übrigens bei 20 min, im ziel sogar 30min, also deutlich länger. Da wären nahezu alle aufgrund von Pulsproblemen ausgeschiedenen Pferde bestimmt unten gewesen), sondern benötigt länger. Klar ist dan ein Weiterreiten nicht möglich, dennoch hat das Pferd hier in der Regel keinen Schaden genommen. Darum geht es ja bei den Untersuchungen, die Pferde schon bevor ernste Probleme auftreten können, aus dem Rennen zu nehmen. Läuft ein Pferd nicht mehr 100% taktrein wird es aus dem Rennen genommen. Das ist auch richtig so, ist aber in der Regel ein fest gezogener Muskel oder ein schiefes Pferd, dass der Reiter nicht wieder „gerade“ bekommen hat. Hier gibt es eben kein vor der Untersuchung nochmal locker massieren oder gerade reiten, es wird genau der Stand angeschaut, mit dem das Pferd von der Runde kommt und lieber zu früh rausgenommen, als eine Verletzung riskiert. Eine hohe Ausfallquote mit wenig Behandlungen, wie es hier der Fall war, bei einem Ritt spricht in der Regel nicht nur für ein schwieriges Geläuf und Wetter (die Pferde der Nordhalbkugel kommen immerhin aus dem Winter), sondern auch für ein fachlich gutes und gut zusammenarbeitendes Team von Tierärzten.

      • Ellen

        Der Logik kann ich leider nicht ganz folgen. Was meinen Sie mit „nicht mehr ganz perfektes Pferd“??? Wenn die Orga und die Kontrollen so perfekt wären, gäbe es wohl kaum in aller Regelmäßigkeit zu tode gerittene Pferde. Ermüdungsbrüche, Kreislaufversagen, Sehnen- und Muskelrisse usw…. arme geschundene Pferde. Und ja, nicht nur im Distanzreiten gibt es Missstände. Aber die einen machen die anderen nicht besser. Das kann und darf keine Rechtfertigung sein.

  2. Monika

    Rosarote Brille bitte absetzen ! 44 haben es ins Ziel geschafft. 78 nicht. 40 schieden wegen metabolischer Probleme aus, wurden also von ihren Reitern zu schnell geritten. Das nächste Drittel hat das Ziel nicht erreicht, weil sie Rücken- oder Gangauffälligkeiten hatten, waren also von ihren Reitern überschätzt oder nicht so trainiert, dass sie in der Lage waren zu bestehen. Was soll an so einem Wettbewerb gelungen sein? Im Springsport hat man übrigens schon Mitleid mit Pferden, die in 2 oder 3 Minuten drei Abwürfe kassieren.


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