FN-Statistik: Turniersport 2023 stagniert

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(© toffi-images.de)

Es sind keine überraschenden Zahlen, die die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) in Sachen Turniersport veröffentlicht hat. Nach Corona verzeichnete der Turniersport einen kurzfristigen Aufwind, der nun aber durch andere Faktoren wieder abgeflaut ist.

„Nach den beiden Corona-Jahren hat der Turniersport in Deutschland zunächst wieder Fahrt aufgenommen. Doch die steigenden Kosten für Pferdehaltung und Pferdesport – bedingt durch Krieg, Energiekrise und Inflation – haben den beginnenden Aufschwung ausgebremst.“ So beginnt die Pressemitteilung der FN zum Thema. Die Zahlen aus 2023 haben sich weitgehend gehalten – mit leichtem Abwärtstrend.

Das Fazit von FN-Turniersportleiterin Victoria Laufkötter: „Unser Ziel muss es sein, diesen Trend umzukehren. Realistisch gesehen erscheint es jedoch aufgrund der finanziellen Entwicklungen leider unwahrscheinlich, dass wir in nächster Zeit wieder Zahlen erreichen werden wie vor Corona.“

Um knapp vier Prozent sind die Veranstaltungen in 2023 zurückgegangen. In konkreten Zahlen heißt das, dass es 2023 3428 nationale Turniere gab. Im Jahr davor waren es 3562. Bei den ausgeschriebenen Prüfungen ist der Rückgang geringer, rund 1,6 Prozent. Konkret wurden in 2023 58.084 Turnierprüfungen ausgeschrieben. Dabei wurden 1.104.836 Starts verzeichnet, 0,6 Prozent weniger als im Vorjahr, als es noch 1.111.842 waren.

Bemerkenswert: Der Rückgang ist in erster Linie bei reinen LPO-Veranstaltungen zu verzeichnen. Hier zählte die FN in 2023 rund 13 Prozent weniger Turniere als im Vorjahr. Leicht gestiegen (0,7 Prozent) ist hingegen die Anzahl gemischter Turniere, also solcher mit LPO- und WBO-Prüfungen. Hier waren es 2.444 Veranstaltungen.

Mehr Profis …

Dabei wird die Diskrepanz zwischen Profi- und Amateursport größer. Das lässt sich daran ablesen, dass die Anzahl der Turniere mit Preisgeldern ab 15.000 Euro mehr geworden sind. Dementsprechend ist auch die Anzahl der Prüfungen in der schweren Klasse gestiegen. 2023 wurden zwei Prozent mehr S-Prüfungen ausgeschrieben als im Vorjahr. Victoria Laufkötter, Leiterin der FN-Abteilung Turniersport, sagt: „Damit sind wir hier wieder bei den Zahlen von 2019. Dies lässt sich durch den Bedarf der Profis erklären, die weiterhin nahezu unverändert an Turnieren teilnehmen, und ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Professionalisierung in unserem Turniersportangebot stabil bleibt und sogar fortschreitet.“

… weniger Amateure und Einsteiger

Allerdings bricht die Basis weg. In Klasse E wurde ein Rückgang um 4,4 Prozent festgestellt. In den Klassen L und M waren es zwei bzw. drei Prozent weniger Prüfungen. In Klasse A sind es ein Prozent. Auch wurden deutlich weniger (mehr als acht Prozent) Schnupperlizenzen für den Einstieg in die LPO-Prüfungen ausgestellt. Victoria Laufkötter spricht von einer „bedenklichen Entwicklung“:

„Diesen Basisbereich zu stärken, wird unsere größte Herausforderung für die kommenden Jahre. Der Reiternachwuchs muss über den WBO-Bereich in den ‚Leistungssport‘ hineinwachsen. Dafür braucht man zuerst einmal kein eingetragenes Turnierpferd, kein Reitabzeichen und keine Schnupper- oder Jahresturnierlizenz – nur ein passendes Wettbewerbsangebot in der Nähe und etwas Motivation durch Vereine und Ausbilder“, sagt Laufkötter.

Eine Lösung sieht sie in der neuen WBO: „Genau hier setzen die zahlreichen hinführenden Wettbewerbe in der neuen WBO an, um den Übergang in den Turniersport zu erleichtern“, so Laufkötter weiter.

Weniger Reitausweise, weniger Pferde

Entsprechend den oben genannten Zahlen wurden auch weniger Reitausweise ausgestellt. Statt 71.831 in 2022 waren es nur noch 69.635. Ebenfalls tendenziell abnehmend ist die Anzahl der Männer im Turniersport. Sie machen nur noch zwölf Prozent der Teilnehmer aus.

Bei den neu registrierten Turnierpferden ist ein Rückgang um 1,7 Prozent zu verzeichnen. Es waren 22.272. Bemerkenswert: Die Anzahl der Pferde, die bei einem deutschen Zuchtverband registriert waren (Liste I), war so gering wie seit zehn Jahren nicht, 16.152 Stück. Dafür gab es entsprechend mehr Liste III-Pferde, also solche ohne deutschen Abstammungsnachweis. Hier sind es 5889. Die Zahl der Fortschreibungen sank um rund ein Prozent von 120.453 auf 118.129.

Dabei war das Gros der Turnierpferde (ca. 80 Prozent) zwischen fünf und 15 Jahren. Die Drei- und Vierjährigen mit Turnierlizenz lag knapp unter neun Prozent und war damit rückläufig. Rund elf Prozent der Pferde sind 16 Jahre und älter.

Spring- und Springpferdeprüfungen sind deutlich häufiger vertreten, als Dressurprüfungen. Erstere machten knapp 54 Prozent der ausgeschriebenen Prüfungen aus.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.