Harry Klugmann – Vielseitigkeitslegende lebt nicht mehr

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Harry Klugmann 1940-2023

Harry Klugmann 1940-2023 (© unknown wikimedia-common)

Harry Klugmann ist vergangene Nacht gestorben. Der Mannschafts-Bronzemedaillengewinner von München 1972 wurde 82 Jahre alt. Nicht nur als Reiter, sondern auch nach der aktiven Karriere im Sattel war er in verschiedenen Bereichen der Vielseitigkeit äußerst engagiert.

Harry Klugmann war zweimal Deutscher Meister Vielseitigkeit, 1971 und 1979. Seinen größten Einzelerfolg errang er mit der deutschen Vielseitigkeitsequipe 1972. Als Neunter war er bester Deutscher der Olympiamannschaft in München, die die Bronzemedaille errang. Damals ritt er den Wallach Christopher Robert. In der Einzelwertung war Klugmann in München als Neunter bester Deutscher. Im Team mit Harry Klugmann ritten 1972 Lutz Goessing, Karl Schultz und Horst Karsten.

Buschikone der 1970er-Jahre

Dreimal wurde Klugmann deutscher Vizemeister. 1977 hinter Horst Karsten und 1978 sowie 1980 jeweils hinter Otto Ammermann. Wie Klugmann kamen diese beiden aus dem Oldenburgischen, wo Klugmann lange lebte. Gemeinsam mit Otto Ammermann, Helmut Rethemeier und Herbert Blöcker gewann Klugmann 1978 die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Lexington.

Im kontinentalen Vergleich liest sich seine Erfolgsbilanz noch beeindruckender. Harry Klugmann nahm an fünf Europameisterschaften teil. 1973 in Kiew gewann er dabei Mannschaftsgold mit El Paso, 1975 in Luhmühlen Mannschaftsbronze mit Veberod sowie 1977 Mannschaftssilber mit El Paso. Der Boykott der westlichen Staaten vereitelte einen zweiten Olympiastart in Moskau 1980. Bei dem „Ersatzfestival“ im französischen Fontainebleau gewann er mit Veberod die Mannschafts-Silbermedaille.

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Busch-Veteranen mit Damenbegleitung in Luhmühlen 2019: Helmut Rethemeier (v.l.), „Kalle“ Schultz und Harry Klugmann. (© privat)

Harry Klugmann in der Hall of Fame

2017 wurde Harry Klugmann in die Hall of Fame aufgenommen. In seiner Laudatio sagte Hans Nagel damals: „Heute ehren wir einen Oldenburger Reitersmann, der in seiner sportlichen Karriere Höhen und Tiefen durchlebt hat, einen großartigen Teamplayer und einen Reiter, der sich immer durch Fairness gegenüber seinen Kollegen und seinem Sportpartner Pferd erwiesen hat“.

Was für ein Sportsmann Klugmann war, stellte er 1979 unter Beweis. Damals stellte er seinem Freund Horst Karsten sein Pferd El Paso für die Europameisterschaften zur Verfügung, weil Karstens Pferd kurzfristig ausgefallen war. Karsten ritt El Paso auf Platz acht. Harry Klugmann beendete diese Europameisterschaft damals mit Veberod auf Platz 38. Für diese außerordentliche Geste wurde Klugmann vom Verband der Deutschen Sportpresse daraufhin mit der Fair-Play-Trophy ausgezeichnet.

Nach Ende seiner aktiven Karriere war er als Ausbilder und Richter in der Vielseitigkeit, darüber hinaus aber auch in der Pferdezucht aktiv. So war er einer, der maßgeblich die Anfänge des Gestüts Tannenhof von Familie Plönzke unterstützte.

Klugmann war schon länger gesundheitlich angeschlagen. In der Nacht auf den 29. Juni ist er verstorben.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).