Heimliche Filmaufnahmen: bei Helgstrand Dressage wurde mit versteckter Kamera gedreht

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Andreas Helgstrand (© von Korff)

Im Stall der dänischen Zentrale von Helgstrand Dressage scheinen Aufnahmen mit versteckter Kamera entstanden zu sein. Der dänische Fernsehsender TV2 hatte jemanden unter das Personal des Pferdehändlers eingeschleust. Dazu hat Andreas Helgstrand auf der Webseite seines Unternehmens nun Stellung bezogen.

Was bei Helgstrand mit versteckter Kamera aufgenommen wurde, weiß nur der dänische TV Sender TV2. Einen Sendetermin im Rahmen des Doku-Formats Operation X hat der TV-Kanal bislang noch nicht bekannt gegeben. Vielmehr hat Andreas Helgstrand den Vorfall nun auf seiner Webseite bekannt gemacht.

Andreas Helgstrand spricht über heimliche Filmaufnahmen

„Wie würde es Ihnen gefallen, mit einer versteckten Kamera gefilmt und dann im nationalen Fernsehen gezeigt zu werden? Genau das wurde den Mitarbeitern von Helgstrand Dressage von TV2 angetan. Das Filmmaterial wurde von einem Maulwurf der TV2-Sendung ,Operation X‘ aufgenommen“, heißt es in Helgstrands Statement.

Es sei sowohl „beunruhigend“ als auch „beleidigend“, dass die Privatsphäre der Mitarbeiter verletzt wurde, „nur um eine spannende Doku zu drehen“. Was für Bilder mit der versteckten Kamera entstanden sind, weiß der Dressurreiter und Ideengeber der diesjährigen Europameisterschaften der Dressurreiter und Para-Dressur in Riesenbeck nicht. Darüber kann er nur mutmaßen.

Was ist auf den Aufnahmen zu sehen?

Helgstrand liegen die Aufnahmen nicht vor. Proaktiv formuliert er auf der Webseite von Helgstrand Dressage. „Jeder, der reitet oder mit Pferden zu tun hat, weiß, dass Pferde groß und stark sind und dass man oft Hilfsmittel braucht. Die setzen wir hier bei uns auch ein. Das hätten wir gerne auf TV2 gezeigt“.

Helgstrand moniert die Vorgehensweise der Undercover-Aufnahmen: „Niemand von der Redaktion hat sich bei uns gemeldet. Kein Telefonanruf, keine E-Mail. Warum hat TV2 nicht angerufen und gefragt, ob sie kommen und unsere Methoden filmen dürfen? Warum hat TV2 uns völlig übergangen, wo es doch in der ganzen Sendung um Helgstrand Dressage geht? Helgstrand Dressage hat sich immer um einen transparenten und offenen Dialog mit der Presse und dem Rest der Gesellschaft bemüht. Deshalb finde ich es sehr bedauerlich, dass TV2 genau das Gegenteil gewählt hat. Davon distanziere ich mich entschieden“.

Was ist Operation X?

Operation X ist ein investigatives TV-Format, das unter anderem von dem in Dänemark bekannten Journalisten Morten Spiegelhauer moderiert wird. TV2 ist der zweitgrößte Fernsehsender in Dänemark.

Screenshot mortenspiegelhauer.dk

Die Website des dänischen Investigativjournalisten Morten Spiegelhauer (© Screenshot mortenspiegelhauer.dk)

Spiegelhauer ist ein Urgestein der dänischen TV-Landschaft. Er hat Jugendfernsehen und Radiosendungen moderiert, später hat er den Nachrichtensender „P3 nyheder“ mitkonzipiert, wie er auf seiner Webseite schreibt.

2004 übernahm er die Moderation der Doku-Sendung Operation X. Darin beschäftigt er sich thematisch mit Dingen, die im deutschen TV bei Kontraste, Monitor oder auch RTL extra sowie SAT 1 akte. aufgegriffen würden. Außerdem moderierte der Mann hinter den heimlichen Aufnahmen bei Helgstrand auch die Sendung „Spiegelhauer im Dienste des Verbrauchers“.

Helgstrand veröffentlicht offenen Brief

Unter dem Statement zu den Videos mit versteckter Kamera hat Helgstrand Dressage einen Brief veröffentlicht, der an TV Autor Spiegelhauer adressiert ist. Andreas Helgstrand nimmt darin Bezug auf eine telefonische Interviewanfrage.

Telefonat mitgeschnitten

„Es hat bei uns Unbehagen ausgelöst, dass Sie das Telefongespräch aufgezeichnet haben und es mir erst sagten, als ich Sie fragte, ob Sie dieses Gespräch aufgezeichnet haben. Genauso ist es grenzwertig unangenehm, wenn Sie sagen und schreiben, dass TV2 eine bei uns als Pferdepfleger angestellte Person, die in Wirklichkeit ein Agent mit einer versteckten Kamera war und der Anweisung, etwas zu finden, was man kritisieren kann, auf Video aufzunehmen“, eingeschleust hat.

Indirekt verweist der dänische Dressurreiter und Pferdehändler darauf, dass ein solches Vorgehen dem entspräche, was in Deutschland den Tatbestand des Hausfriedensbruchs umfasst: „Das ist unangenehm, weil es sich so anfühlt, als ob ein Einbrecher in deinem Haus gewesen wäre und in deinen Zimmern und Schränken herumgewühlt hätte.“

Der Bruch der Privatsphäre sein nicht hinzunehmen. „Weder ich noch unsere Mitarbeiter müssen in einem Alltag leben, in dem das Risiko, von einem nationalen Medium überwacht und gefilmt zu werden, fester Bestandteil unseres Arbeitsalltags ist. Das ist äußerst beleidigend und kann nicht legal sein“, steht in dem Brief.

Gesprächsangebot unter Bedingungen

In dem Schreiben heißt es weiterhin, dass das Vorgehen hinterrücks inakzeptabel sei. Einer offenen Gesprächsanfrage hätte man positiv gegenübergestanden.

„Ohne mir vorher das Material zu zeigen, von dem Sie schreiben und aus dem Sie einigen anonymen Experten Auszüge gezeigt haben, bitten Sie mich jetzt um ein Treffen, um mir das Material vor laufenden Kameras zu zeigen. Bevor ich in Erwägung ziehe, mich interviewen zu lassen, bitte ich TV2, mir vorab die kompletten Rohbänder der versteckten Aufnahmen zukommen zu lassen: Wenn ich Gelegenheit hatte, das Material zu sichten, können wir einen Termin für ein Interview vereinbaren.“

Helgstrand Dressage war im vergangen Jahr immer wieder zum Thema in dänischen Medien geworden, teilweise mit Betrugsvorwürfen.

Anm. d. Redaktion: Wir haben Morten Spiegelhauer um eine Reaktion gebeten, die bislang noch nicht bei uns eingetroffen ist.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).