Johann Riegler zur Causa Hausberger/Spanische Hofreitschule: „Dilemma hat vor 15 Jahren begonnen“

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Spanische Hofreitschule in Wien – Morgenarbeit

Impressionen von der Morgenarbeit an der Spanischen Hofreitschule (© Pauline von Hardenberg)

Anfang März wurde bekannt, dass Andreas Hausberger, bis dato Oberbereiter an der Spanischen Hofreitschule, mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde. Wir haben mit einem seiner Vorgänger im Amt, Johann Riegler, über die Hintergründe gesprochen.

Johann Riegler sagt, die Causa Hausberger sei gewissermaßen das Tüpfelchen auf dem i. Er weiß, wovon er redet, schließlich hatte er ähnliches erlebt, als Elisabeth Gürtler Ende 2007 Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule geworden war. „Sie hatte damals einfach die Anzahl der Vorführungen verdoppelt. Ich habe ihr gesagt, das gehe nicht.“ Kritik kam nicht gut an. Riegler, damals seit 39 Jahren an der Spanischen Hofreitschule tätig, davon 16 Jahre als Oberbereiter und zuletzt stellvertretender Leiter der Reitbahn, wurde dienstfrei gestellt.

Darüber war Riegler nicht wirklich böse: „Ich habe immer gesagt, wenn die Schule nur noch für die Touristen da ist, dann gehe ich. Früher haben Profis eine Woche in der Spanischen verbracht, um hier zu lernen. Das gibt es heute ja gar nicht mehr. Heute schauen die Touristen in ihre Reiseführer, sehen Spanische Hofreitschule und besuchen eine Vorführung zwischen Stephansdom und Heuriger.“ Das war nicht das Umfeld, in dem er arbeiten wollte. Und andere Oberbereiter in den folgenden Jahren auch nicht.

Neben Riegler verließ nach Gürtlers Dienstantritt auch Klaus Krzisch die altehrwürdige Institution. Ähnlich erging es Herwig Radnetter und kurz darauf Wolfgang Eder, als 2019 Sonja Klima die Geschäftsleitung übernahm. Nun gibt es einen neuen Geschäftsführer mehr – Alfred Hudler – und einen weiteren verdienten Obereiter weniger, nämlich Andreas Hausberger. Die Hintergründe seien ähnlich, sagt Johann Riegler, der mit Hausberger in Kontakt steht.

Verhängnisvolle E-Mail

Riegler berichtet, Hausberger habe sich schriftlich an den neuen Geschäftsführer Alfred Hudler gewandt und seine Besorgnis zum Ausdruck gebracht, dass die Qualität der Reiterei und der Ausbildung der Pferde immer mehr nachlasse, während es gleichzeitig immer mehr Vorführungen gäbe. Was auch in Rieglers Augen „eine Verfehlung“ war, war der letzte Satz: Wenn er (Hudler) nichts macht, solle er zurücktreten. „Das kann ein Geschäftsführer sich nicht gefallen lassen“, sieht auch Riegler. Die formelle Verfehlung ändere aber nichts an der inhaltlichen Wahrheit dessen, was Hausberger kritisiert hat.

„Er hat mir neulich erzählt, wie er nach einer Vorführung über die Straße in Richtung der Umkleideräume in der Stallburg ging und von einer Gruppe Besucher gefragt wurde, wo sie ihr Eintrittsgeld zurückbekommen könnten, weil die Vorführung so schlecht war.“

In Rieglers Augen ist die Qualität der Reiterei inzwischen „katastrophal“. „An der Spanischen Hofreitschule ging es nie darum, den Leuten eine Show zu bieten, sondern darum zu zeigen, wie Pferde klassisch ausgebildet werden. ,Klassisch‘ meint nicht Piaffe, sondern die Durchgymnastizierung der gesamten Muskulatur. Inzwischen werden Beleuchtung und Beschallung immer weiter optimiert, aber die Ausbildung von Reitern und Pferden bleibt auf der Strecke.“

Johann Riegler, der ja wie auch Andreas Hausberger längst ein international gefragter Ausbilder ist, bemängelt vor allem, dass es keine Führung in der Reitbahn mehr gebe. „Früher hat der Oberbereiter eine Linie vorgegeben. Heute macht jeder, was er will.“

Was muss sich ändern?

Ideal wäre es in Johann Rieglers Augen, einen Geschäftsführer zu finden, der auch etwas von klassischer Pferdeausbildung versteht. „Eine reine Geschäftsführertätigkeit wäre aber auch möglich, wenn sich mit dem Oberbereiter abgestimmt wird.“ Und dann natürlich auch auf dessen Rat gehört werden würde. Dass das gar nicht unbedingt an der Geschäftsführung scheitert, zeigt Rieglers eigene Erfahrung. „2019 als Sonja Klima den Posten übernahm, sagte sie, sie würde es nur machen, wenn ich zurückkäme. Ich wäre dazu auch bereit gewesen unter der Bedingung, dass mir die Geschäftsführung nicht reinredet.“ Er erarbeitete ein Konzept, wie die Qualität der Ausbildung von Reitern und Pferden wieder verbessert und wie der Vorführungsplan gestaltet werden könnte, so dass Pferde und Reiter nicht überfordert werden. Man war sich einig. Aber der Aufsichtsratsvorsitzende, damals Johann Marihart, der seinen Posten inzwischen niedergelegt hat (mehr dazu lesen Sie hier und hier), sprach sich gegen Riegler aus.

Johann Marihart war übrigens auch Aufsichtsratmitglied bei der Ottakringer Getränke AG, dem ehemaligen Arbeitgeber des heutigen SRS-Geschäftsführers Alfred Hudler, und wechselte 2020 in den Aufsichtsrat der Ottakringer Holding AG, Hauptaktionär der Ottakringer Getränke AG. Hudler war bis 2022 Vorstandssprecher bei Ottakringer. Die wienerzeitung.at zitierte nach der Bekanntgabe des Personalwechsels in der Führungsebene der SRS Michael Schaumann von dem am Prozess beteiligten Personalberatungsunternehmen mit den Worten „So unpolitisch ist noch keine öffentliche Ausschreibung vonstatten gegangen“.

Apropos Politik – Johann Riegler sieht hier trotzdem den Hebel, mit dem eine Änderung der Entwicklung an der Spanischen Hofreitschule herbeigeführt werden könnte. „Wenn aus der Regierung nicht jemand aufsteht, dann sehe ich keine Chancen mehr, dass man jemanden findet, der das wieder auf Kurs bringt.“


Aufgrund Anfragen aus dem Ausland haben wir den Text auch ins Englische übersetzt.

Due to requests from abroad, we have now also translated the text into English.

Johann Riegler on the Hausberger/Spanish Riding School case: „Dilemma started 15 years ago“

At the beginning of March it became known that Andreas Hausberger, until then head rider at the Spanish Riding School, was released with immediate effect. We spoke with one of his predecessors in office, Johann Riegler, about the background.

Johann Riegler says that the Hausberger case is the icing on the cake, so to speak. He knows what he is talking about, after all, he had experienced something similar when Elisabeth Gürtler had become managing director of the Spanish Riding School at the end of 2007. „At that time, she had simply doubled the number of performances. I told her that wouldn’t work.“ Criticism did not go down well. Riegler, who had been working at the Spanish Riding School for 39 years at the time, including 16 years as head rider and most recently deputy head of the riding arena, was relieved of duty.

Riegler was not really angry about this: „I have always said that if the school is only there for tourists, then I will leave. In the past, professionals spent a week at the Spanish to learn here. That doesn’t even exist anymore. Today, tourists look in their guidebooks, see Spanish Riding School and attend a demonstration between St. Stephen’s Cathedral and Heuriger.“ That was not the environment he wanted to work in. Neither did other head riders in the years that followed.

In addition to Riegler, Klaus Krzisch also left the venerable institution after Gürtler took up his post. Similar fates befell Herwig Radnetter and, shortly thereafter, Wolfgang Eder, when Sonja Klima took over management in 2019. Now there is one more new managing director – Alfred Hudler – and another deserving senior manager less, namely Andreas Hausberger. The background is similar, says Johann Riegler, who is in contact with Hausberger.

FATEFUL E-MAIL

Riegler reports that Hausberger had written to the new managing director, Alfred Hudler, expressing his concern that the quality of the riding and the training of the horses was declining more and more, while at the same time there were more and more demonstrations. What was also „a lapse“ in Riegler’s eyes was the last sentence: if he (Hudler) does nothing, he should resign. „An executive director can’t put up with that,“ Riegler also sees. The formal misconduct, however, does not change the substantive truth of what Hausberger criticized.

„He told me the other day how he was walking across the street toward the dressing rooms in the Stallburg after a screening and was asked by a group of visitors where they could get their ticket money back because the screening was so bad.“

In Riegler’s eyes, the quality of riding is now „catastrophic.“ „The Spanish Riding School was never about giving people a show, but about showing how horses are classically trained. ‚Classical‘ doesn’t mean piaffe, but gymnastics through the entire musculature. In the meantime, lighting and sound systems are being optimized more and more, but the training of riders and horses falls by the wayside.“

Johann Riegler, who like Andreas Hausberger has long been an internationally sought-after trainer, complains above all that there is no longer any guidance in the riding arena. „In the past, the head rider set a line. Today, everyone does what they want.“

WHAT NEEDS TO CHANGE?

In Johann Riegler’s eyes, it would be ideal to find a managing director who also understands something about classical horse training. „However, a pure managing director position would also be possible if there is coordination with the head rider.“ And then, of course, his advice would also be listened to. Riegler’s own experience shows that this does not necessarily fail at all because of the management. „In 2019 when Sonja Klima took over the post, she said she would only do it if I came back. I would also have been willing to do so on the condition that the management didn’t interfere with me.“ He worked out a concept of how the quality of training for riders and horses could be improved again and how the demonstration schedule could be designed so that horses and riders would not be overburdened. There was agreement. But the chairman of the supervisory board, at that time Johann Marihart, who has since resigned from his post (read more here and here), spoke out against Riegler.

Incidentally, Johann Marihart was also a member of the supervisory board at Ottakringer Getränke AG, the former employer of current SRS CEO Alfred Hudler, and in 2020 moved to the supervisory board of Ottakringer Holding AG, the main shareholder of Ottakringer Getränke AG. Hudler served as Ottakringer’s board spokesman until 2022. After the announcement of the personnel change at the management level of SRS, the wienerzeitung.at quoted Michael Schaumann from the personnel consulting firm involved in the process as saying, „No public tender has ever been so apolitical.“

Speaking of politics – Johann Riegler nevertheless sees here the lever with which a change of the development at the Spanish Riding School could be brought about. „If someone from the government doesn’t stand up, then I don’t see any more chances of finding someone to get it back on track.“air jordan 1 mid outlet | air jordan 1 outlet near me

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.