Boekelo: Frankreich führt in Einzel- und Mannschaftswertung, zwei Stürze im deutschen Team

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CHIO AACHEN 2023

Nicolai Aldinger und Timmo beim CHIO Aachen 2023 (© Pauline von Hardenberg)

Die Geländestrecke des CCI4*-L Nationenpreis in Boekelo hatte es heute in sich. Zu denen, die es nicht ins Ziel geschafft haben, gehörten auch zwei deutsche Mannschaftspaare. In Führung liegt nun Frankreich, sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung.

97,8 Minuspunkte haben die Franzosen nun auf dem Konto und führen damit mit Weile vor Belgien mit 113 und Großbritannien mit 122,2 Minuspunkten.

Allerdings ist auch Frankreich nur noch zu dritt am Start. Helden des Teams waren Nicolas Touzaint und Diabolo Menthe, die ihr Dressurergebnis von 25,4 Minuspunkten ins Ziel brachten. Das war gestern nach der Dressur noch Rang drei, nun liegen sie damit an der Spitze.

Mit Touzaint in der Mannschaft reiten Karim Florent Laghouagh auf Embrun de Reno (33,9/16.), Jan Lou Bigot im Sattel von Utrillo du Halage (38,5/30.) sowie Maxime Livio auf Api du Libaire. Die beiden gaben allerdings nach einer Verweigerung am Wasserhindernis 20 a/b auf, so dass das Team im morgigen Abschlussspringen nur noch zu dritt am Start sein wird.

Schaaf und Krajewski ausgeschieden

Hindernis Nummer 20 erwies sich auch für die deutsche Mannschaft als verhängnisvoll. Das erste Paar fürs Team waren Nicolai Aldinger und Timmo, die eine solide Runde drehten und mit nur 1,2 Zeitfehlern ins Ziel kamen. Damit konnten sie sich in der Einzelwertung von Rang 26 nach der Dressur auf Platz 13 schieben vor dem morgigen Springen.

Nächstes Paar fürs Team waren Anna Lena Schaaf und ihre langjährige Partnerin Fairytale. Die mehrfache Nachwuchseuropameisterin hat in Boekelo ihr Debüt auf Vier-Sterne-Lang-Niveau gegeben. Doch das lief nicht wie erhofft. Bis Hindernis 20 sahen die beiden absolut souverän aus. Doch nach dem Einsprung ins Wasser, einem Tiefsprung, stolperte Fairytale, ein Rumpler, den Schaaf nicht aussetzen konnte. Weder sie noch das Pferd sahen verletzt aus. Schaaf war sofort wieder auf den Beinen und Fairytale trabte munter aus dem Wasser. Aber die Reise der beiden war damit zu Ende.

Olympiasiegerin Julia Krajewski und Nickel, ihr neunjähriger Numero Uno-Sohn, waren als Führende ins Gelände gestartet. Der Holsteiner war ja gerade als Neunter in der Nachwuchspferdeprüfung aus Blenheim heimgekehrt. Boekelo hätte ihre Chance auf das Olympiaqualifikationsergebnis sein können, eine beendete CCI4*-L Prüfung. Doch ihr Tag endete ganz ähnlich wie der ihrer Schülerin Schaaf: Einsprung Wasser, Nickel strauchelt, kann sich anders als Fairytale aber nicht auf den Füßen halten, beide stürzen, sind aber sofort wieder auf den Beinen. Ein Glück! Doch damit war die deutsche Mannschaft quasi geplatzt.

Einzelwertung

Der Geländetag hat die Einzelwertung in Boekelo gehörig aufgemischt. Es waren dann doch 17 Paare, die ohne Hindernisfehler und innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel kamen, darunter fast alle Paare in den Top Ten. Hinter Frankreichs Toppaar Touzaint/Diabolo Menthe arbeitete sich Belgiens Lara de Liederkerke-Meier mit Ducati d’Arville von Rang fünf auf Platz zwei vor (26,6). Von Rang zehn auf Platz drei ging es für Felix Etzel und den Trakehner Hengst Polartanz mit nun 28,4 Minuspunkten als bestem deutschen Paar, die allerdings nicht für die Mannschaft im Einsatz waren.

Ganz entspannt für sich reiten konnte Christoph Wahler als vierter Teamreiter mit seinem zweiten Vier-Sterne-Pferd D’Accord. Der Hannoveraner Diarado-Sohn hatte sich schon in Luhmühlen gut in Szene setzen können und bestätigte den Eindruck heute mit einer fehlerfreien Runde. Das nützte dem Team nichts mehr, verhalf den beiden aber zu einem vorläufigen zehnten Platz (31,5) und damit einen Schritt näher zum Olympiaqualifikationsergebnis.

Auf Rang zwölf liegen Arne Bergendahl und Checkovich, ebenfalls mit ihrem Dressurergebnis (32,4). Anna Siemer und Avondale hatten einen Vorbeiläufer an Hindernis 20b. Das gleiche Schicksal ereilte sowohl Rebecca-Juana Gerken und Solara als auch Ben Leuwer mit Citius. Brandon Schäfer-Gehrau und Fräulein Frieda schafften es zwar über Hindernis 20, aber hatten eine Verweigerung an Sprung 24 a.

Neben den beiden genannten Teamreiterinnen schieden auch die Einzelreiter Emma Brüssau mit Dark Desire GS (ebenfalls Hindernis 20a) und Niklas Bschorer mit Back In Time (Hindernis 5a) aus.

In Summe gaben acht Paare im Gelände auf und 18 schieden aus. Das macht also 26 von 110 Startern, die das Gelände nicht beendet haben.

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

 

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Helmold Baron von Plessen

    Es sei mir getattet, den wie immer trefflichen Bericht des geschaetzten St. Georg, im vorliegenden Falle zum diesjaehrigen Gelaendetag der Military in Boekelo, um einige Gedankensplitter zu erweitern. Sowas von fehlendem „Hals und Bein“, wie es heute unsere Paare getroffen hat, ist mir in meinem langen Leben noch nicht untergekommen. Lehrmeisterin und Schuelerin und damit nicht genug, sondern auch noch Nr. 3, alle am gleichen Tiefsprung, fast fuehlte man sich an das Malheur unseres Leitwolfes bei der E.M. in Itaien erinnert, mussten ihre berechtigten Hoffnungen dorten begraben.

    Nickel und seine Partnerin, ein Paar bei dem einfach alles stimmig ist, eine Reiterin, die uns immer wieder zeigt und das weiss Gott nicht nur mit einem Holsteiner, was man unter der Praemisse des Steckensch’en Leitsatzes : „Gutes Reiten reicht“ auf diesem Gebiet erreichen kann. Dass die Dame ihre Erkenntnisse dem Nachwuchs auch noch erfolgreich weiter geben kann, ist ein besonderes Geschenk. Ein leider nur digitaler Aufmunterngsgruss und machen Sie alle bitte so weiter wie gehabt. Bin ein grosser Bewunderer Ihrer Reiterei.

    Vor denen, die den Kurs erfolgreich beendet haben, kann man nur den Htut ziehen. Besonderen Respekt verdient m.E. das Paar vom Klosterhof Medingen. Wie der junge Hausherr, den Spagat zwischen Spitzensport und hoch competitivem Zucht u. Absatzbetrieb meistert ist schon sehr beeindruckend. In Daenemark geht’s da zum Teil ganz anders zu. Die gute Plazierung heute freut einen daher ganz besonders. Und Polartanz ! Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kann sto.lz sein, solche Reiter unter seinen Soldaten zu haben und die Trekehner sind nicht nur i.d. Dressur (Dalera), sondern auch i.d. Vielseitigkeit offensichtlich wieder im Spitzensport angekommen. Schade der Vorbeilaeufer von Butt’s Avondale. Ich liebe diese Stute. In der Dressur wird sie, mit Verlaub, m.E. oft unterbewerted.

    Eine Riesenleistung hat die Dame aus Belgien (mit deutschem Ehemann) heute vollbracht. 3 Pferde fehlerfrei ueber diesen Kurs zu reiten, und sich dabei auch noch in eine Position zu bringen, wo man womoeglich den grossen Pott gewinnen koennte, dass soll ihr erst mal jemand nach machen. Chapeau. Wenn da nur nicht die amtierende Eropameisterin aus dem vereinigten Koenigreich in Lauerstellung waere. Aber goennen wir’s halt einfach der „Grand Nation“. In Position dazu haben sie sich zweifellos gebracht.


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