EM-Bronze für deutsches Springreitertem

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Bronze für das deutsche Team

Windsor Castle (GB) Europameisterschaft Springreiten 28.08.2009 Nationenpreis 2. Umlauf: Bronze fŸr das deutsche Team v.l.n.r. Thomas MŸhlbauer, Carsten-Otto Nagel, Meredith Michaels-Beerbaum und Marcus Ehning, rechts Teamchef Otto Becker Foto: Julia Rau (© Julia Rau)

Der Titel ging an die Schweiz, Silber an Italien. Bis zum letzten Ritt war das Ergebnis völlig offen.

Halb Holstein ist angereist, um Carsten Otto Nagel auf die Schulter zu klopfen. Der Wettkampf ist vorbei, die Schampus-Flasche kreist, Verbandschef Jan Lüneburg samt reitender Familie gratuliert, und der sonst eher zurückhaltende Nagel strahlt aus allen Knopflöchern seines roten Rockes. Ich will noch eine Medaille, verkündigt er strahlend, zwei Nullrunden sind drin. Nagel geht mit Corradina  als bester Reiter des deutschen Bronzeteams am Sonntag in die Einzelwertung (9,64 Punkte, Platz 7). Auch die anderen drei Deutschen sind noch dabei: Meredith Michaels-Beerbaum auf Checkmate (12.31., Platz 10), Marcus Ehning auf Plot Blue (13,80, Platz 14) und Thomas Mühlbauer auf Asti Spumante (14,43, Platz 16. Platz). In Führung liegt der Italiener Natale Chiaudani auf einem Pferd namens Snai Seldana di Campalto mit 4,47 Minuspunkten.

Das ist gerade noch mal gut gegangen in der Mannschaftswertung.  Erst als Opium, das Pferd des letzten niederländischen Reiters Marc Houtzager, zum zweiten Mal die Stangen fliegen ließ, stand fest, dass die deutschen Springreiter bei der Europameisterschaft in Windsor die Bronzedemedaille gewonnen haben, mit 31,75 Minuspunkten hinter der Schweiz (27,66) und den unerwartet starken Italienern (31). Das auch vor Ort äußerst intensive Training mit dem früheren Schweizer Olympiareiter Markus Fuchs hatte offensichtlich gewirkt.  Für Italien war es die erste Mannschaftsmedaille bei einer Europameisterschaft überhaupt. Das deutsche Team war sich selten so einig: sieben von acht Runden mit einem Abwurf, nur Marcus Ehning kassierte auf Plot Blue im ersten Umlauf zwei Springfehler. Wir waren die konstanteste Mannschaft tröstete sich Bundesstrainer Otto Becker.  Das ist nicht unbedingt von Vorteil, in anderen Teams lieferten Reiter zum Teil ein hohes Streichergebnis, während ihre Teamkameraden dafür ohne Fehler blieben.

Alle vier deutschen Reiter legten gute Runden hin. Die Ritte von Marcus Ehning auf Plot Blue (8/4) waren lehrbuchreif und auf jeden Fall besser, als es das Ergebnis erkennen lässt. Zu je einem Abwurf kam ein leichtes Versehen am Wassergraben im ersten Umlauf. Nur mit dem Ballen hat er das Band berührt, aber das reicht nun mal, sagte Ehning. Carsten-Otto Nagel(4/4)lobte seine Holsteiner Schimmelstute Corradina überschwänglich nach jedem Ritt; ein kleines Missverständnis in jeder Runde verursachte jeweils vier Fehlerpunkte. Championatsnovize Thomas Mühlbauer erfüllte ebenfalls die Erwartungen, in der zweiten Runde war der erste Nullfehler-Ritt für das deutsche Team schon greifbar nahe, da fiel am letzten Hindernis die Stange. Wenn man am letzten Sprung einen Fehler macht, ärgert man sich wie Sau, wie wir in Bayern sagen,  kommentierte der Hotelier aus Liebenstein. Bis zu den letzten Ritten war vom Sieg bis Platz fünf noch alles drin. Meredith Michaels-Beerbaum (4/4) auf Checkmate musste eine kritische Situation vor der Dreifachen meistern, als ihr der leicht erregbare Hannoveraner versuchte, die Zügel aus der Hand zu ziehen. Ein Herzschlagfinale, sagte Otto Becker. Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns, ich bin mit allen Paaren hochzufrieden und auch der Springausschuss hat gut funktioniert. Das war schon eine politische Aussage, denn der Vorsitzende des Springausschusses, Peter Hofmann, ist nach der Stallgassenaffäre um Marco Kutschers Pferd Cornet Obolensky in Hongkong unter Beschuss geraten und sieht sich von mehreren Seiten Rücktrittsforderungen gegenüber. Der Bundestrainer und seine Reiter stehen jedenfalls hinter ihm.

Ließ das Zeitspringen, das wenige Schwierigkeiten bot, auch den schwächeren Reitern die Chance, gut auszusehen, war es  mit solcher Rücksicht gestern vorbei. Der Parcourschef Bob Ellis, der auch 2012 bei den olympischen Spielen in London bauen wird, stellte Europas Elite  den schwersten Nationenpreisparcours des Jahres hin. Sehr eckig, kommentierte Carsten-Otto Nagel, jeder Sprung war eine Fehlerquelle. Die Abwürfe verteilten sich dementsprechend über den ganzen Kurs, es gab zwar viele Fehler, aber wenig spektakuläre Stürze oder Verweigerungen. Die Auflagen der Hindernisstangen waren so flach, dass sie bei leisester Berührung zu Boden rollten; manchmal genügte schon ein Windstoß, um sie umzupusten, wie beim niederländischen Reiter Albert Zoer mit Oki Doki. Er musste angehalten werden und durfte erst nach Wiederherstellung des Stangenkunstwerks weiterreiten. Eigentlich war nach den Erfahrungen von Hongkong beschlossen worden, die Auflagen nicht ganz so flach zu machen, kritisierte Otto Becker. Aber das ist wohl noch nicht bis hierher durchgedrungen. Sehr flache Auflagen verlangen übervorsichtige Pferde und bergen die Gefahr, dass der eine oder andere Reiter mit fragwürdigen Methoden der Aufmerksamkeit nachhilft.
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