Pferdefütterung: Superfood Luzerne

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Luzerne wird als Raufutter u.a. als Mischungen mit Stroh oder Heu verfüttert. (© Slawik)

Alt bewährt, neu entdeckt: Luzerne ist eine alte Futterpflanze, die mittlerweile wieder häufiger und in verschiedenen Formen auf dem Futterplan steht – zu Recht

Luzerne ist im Pferdebereich eine der ältesten Futterpflanzen, die als Raufutter auf dem Speiseplan landet. Es gibt sie als Pellets, Heu, Häcksel, Cobs und als Mischfutter (in Kraftfuttersorten beigemischt oder als Mischungen mit Stroh oder Heu). Sie wird sonnen- oder künstlich getrocknet oder auch immer öfter frisch verfüttert.

Interessant ist die Nährstoffzusammensetzung der Pflanze: Sie ist sehr zucker- und stärkearm (ca. halb so viel Zucker wie Heu) und sie hat einen hohen Eiweißgehalt und einen hohen Anteil an Calcium, Magnesium und Eisen. Die Vorteile: „Luzerne ist sehr struktur- und faserreich“, betont Tierarzt Jan-Morten Kruck. „Pferde kauen sie ruhiger und ausgiebiger und bilden mehr Speichel, was gut ist für die Magenwände. Der Rohfasergehalt ist sehr gut fürs Pferd.“ Außerdem hat die Erfahrung gezeigt, dass Luzerne für Pferde sehr schmackhaft ist.

Besonders geeignet ist Luzerne für Pferde mit hohem Eiweißbedarf, also z. B. hochtragende Stuten, Fohlen und Sportpferde. In den meisten Fällen wird Luzerne als Beifutter eingesetzt. Wenn die Pferde zum Kraftfutter ein, zwei Hände gehäckselte Luzerne bekommen, fressen sie die Ration langsamer und produzieren mehr Speichel, berichtet Jan-Morten Kruck aus seiner Erfahrung. Zu beachten ist generell, dass es nicht zu einer Überversorgung an Eiweiß kommt, dass das ungünstige Calcium-Phosphor Verhältnis ausgeglichen werden muss und dass Luzernehäcksel den Magenausgang (bei vorbelasteten Pferden) reizen können.

 

Verarbeitung der Luzerne

Luzerne kann künstlich getrocknet werden, in einem Heißlufttrockner bei 400 bis 600 Grad. Bei diesem Verarbeitungsprozess lagert sich allerdings oft Staub auf den Blättern ab. Aber gerade diese Blätter enthalten viele wertvolle Nährstoffe. Um Staub zu vermeiden, werden die Luzerneblätter abgesiebt und dann mit Melasse in kleine Pellets gepresst, oder es werden nur die Stängel der Luzerne verarbeitet, diese sind allerdings weniger verdaulich und sehr grobstrukturiert.

Sonnengetrocknete Luzerne ist nicht so staubig, allerdings sind die Nährwerte nicht konstant. Bei Futtermischungen werden fehlende Nährstoffe durch andere Komponenten ersetzt, bei reiner Luzernefütterung variiert der Nährstoffgehalt dagegen sehr.

Bei der frischen Luzerne bleiben die Blätter der Pflanze erhalten und damit auch weitestgehend die Nährstoffe (90 Prozent). Die Struktur der frischen Luzerne ist optimiert, sie ist weicher, besser zu verstoffwechseln und der Pferde-magen kann sie besser aufschließen – ein staubfreier Energielieferant. Frische Luzerne wird feucht geerntet, luftdicht verpackt und fermentiert.

Luzerne-Anbau in Marbach

Sehr gute Erfahrungen mit Luzerne hat man im Haupt- und Landgestüt Marbach gemacht. Das Gestüt ist seit letztem Jahr dabei, die Flächenbewirtschaftung auf einen Ökobetrieb umzustellen. Dazu gehört auch der Anbau von Luzerne. Begleitend dazu wurde ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierernährung der Universität Leipzig initiiert, bei dem die Möglichkeiten und Grenzen des Luzerne-Einsatzes in der Pferdefütterung gezielt hinterfragt wurden. Das Ergebnis: Luzerneheu oder Luzernesilage zeichnen sich durch eine hohe Akzeptanz bei den Pferden aus, zudem deuten sowohl die Entwicklung des Körpergewichts als auch die Kotqualität auf eine überdurchschnittlich gute Verdaulichkeit der Luzerne hin. Die nierenspezifischen Blutparameter lagen in der vorliegenden Studie bei allen Pferden im Referenzbereich. Die Harnqualität zeigte keine Abweichungen. Kurzum: Weder der kurzfristige Einsatz von Luzerneheu oder Luzernesilage noch die langfristige Fütterung von Luzerneheu hatten nachteilige gesundheitliche Effekte. Im Gegenteil: deutlich positive Effekte, wie das Nährstoffprofil, die hohe Schmackhaftigkeit sowie die Kotqualität unterstreichen den Wert von Luzerne in der Pferdefütterung.

Als optimale energiereiche Ergänzung eignet sich bei den Marbacher Sportpferden beispielsweise Hafer, da dieser calciumarm ist, und der Einsatz eines calciumarmen Mineralfutters. Fazit der Studie ist, dass Luzerne entweder anteilig oder auch ausschließlich als Raufutteralternative zum Wiesenheu genutzt werden kann und Luzerne sowohl den ökologischen als auch den klimatischen Herausforderungen gerecht wird.

„Die Luzerne ist für uns etwas ganz ganz Wertvolles“, betont Marbachs stellvertretende Gestütsleiterin Dr. Carolin Eiberger. „Sie wertet die Stickstoffverbindung im Boden auf und ist eine sehr wertvolle Futterpflanze für unsere Pferde. Dadurch sind wir weniger auf den Zukauf von Proteinträgern wie Pellets oder Müsli angewiesen, sondern haben einen eigenen erzeugten Eiweißträger als Raufutter. Und die Luzerne ist ein unglaublich schmackhaftes Futtermittel. Wir haben gar nicht damit gerechnet, wie gerne die Pferde das fressen, egal in welcher Form. Es ist schön zu sehen, dass wir ein Futtermittel haben, das hochinteressant ist und sehr gern aufgenommen wird, und dass die Futterstudie eine Allgemeingültigkeit für alle Betriebe hat.“

Das ist Luzerne

Luzerne, auch Alfalfa oder Ewiger Klee genannt, ist die älteste Futterpflanze. Sie stammt aus dem Vorderen und Mittleren Orient und wird in Süd- und Mitteleuropa angebaut. Die mehrjährige, winterharte Pflanze hat ein tief reichendes Wurzelsystem – das macht sie trockenheitsresistent und angesichts des Klimawandels zu einer Pflanze der Zukunft.

 



Luzerne-Fütterung
Vorteile: zucker- und stärkearm, hoher Eiweißgehalt, hoher Anteil
an Calcium, Magnesium und Eisen, sehr struktur- und faserreich (gesunde Verdauung) und schmackhaft.

Nachteile: ungünstiges Calcium-Phosphor Verhältnis, Eiweißüberversorgung möglich.


Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.