Blog 1: Von trinkfesten Dänen, kalten Duschen und Englisch für Brasilianer

Von
Gabriele Pochhamers Rio Blog

Geschafft. Ich bin in Rio gelandet, habe den Flug von Lissabon in einem Flieger voller trinkfester dänischer Athleten und einigerMehr …

Geschafft. Ich bin in Rio gelandet, habe den Flug von Lissabon in einem Flieger voller trinkfester dänischer Athleten und einiger schmucker Portugiesen in ihren leuchtenden Landesfarben rot und grün gut überstanden. Letztere sind in der beneidenswerten Lage, dass sie schon portugiesisch können und nicht in dem Kauderwelsch kommunizieren müssen, das der Brasilianer für Englisch hält. Die Akkreditierungstour am Flughafen ging wie am Schnürchen. Zum Glück waren nicht fünf Flieger zugleich gelandet, wie bei unserer Fotografin Pauline, die musste eine Stunde warten, bis sie ihre Hundemarke um den Hals hatte, ohne die man hier ja gar nicht existiert, jedenfalls nicht olympisch.

Die Fahrt vom Flughafen zu unserer Wohnanlage in Deodoro, dem Bereich, in dem auch das Reitstadion liegt, führte durch die Armenviertel, die Favelas. Man kann eigentlich nicht von Vierteln reden, es war ein einziger Slum aus kaputten Häusern, den Hang hochgestapelt. Das änderte sich schlagartig, als der Bus in unsere olympisches Wohngebiet einbog. Unromantisch nüchtern, aber immerhin sauber. Dachte ich, bis die das Badezimmer sah. Es waren nicht nur Gerüchte, die in Deutschland ankamen: Ganz schön versifft, mit freien Kabelenden von der Decke hängend, Schmutz und Rost. Immerhin ist der Fußboden so gewienert, dass man fast ausrutscht. Der Spiegel im Zimmer ist phantastisch, sofern man nicht größer als 1,50 Meter ist. Bei der Dusche greift der Spruch, dass man von Strahl zu Strahl springen kann, wenn man dünn genug ist. Kalt natürlich. Wäre ja nicht erwähnenswert, wenn die bescheidene Bleibe nicht soviel gekostet hätte wie ein Fünfstern-Etablissement in einer deutschen Großstadt.

Pauline von Hardenberg

Alles fertig! Let the games begin …     Foto: Pauline von Hardenberg

Man muss es sportlich sehen, es ist Olympia und wir befinden uns quasi im Manöver. Wie die Soldaten, die hier täglich, ich möchte sagen, stündlich, durch die leeren Straßen patrouillieren. Wenn man ihnen ein freundliches „Bon Dia“ zuruft, finden sie das gar nicht lustig. Aber alle anderen sind wirklich wahnsinnig freundlich und Deodoro ist zur Zeit der sicherste Ort der Welt.

Gestern Abend nach meiner Ankunft haben Pauline und ich die Bar getestet, man kann draußen sitzen und es ist laut-gemütlich. Hier wohnen nicht nur Medienvertreter, sondern auch Richter und andere Hilfskräfte. Sieht so aus, als ob man hier auch mal Medaillen feiern kann. Sofern man sich das Essen organisiert, ein kleiner Schwachpunkt, weil alles – Reis, Kartoffeln und noch was Undefinierbares – als ein schrecklicher Brei in gedeckten Farben daher kommt. Unser netter Kellner hat gerade seinen Grundkurs in Englisch abgeschlossen, gelegentlich fällt ihm mal wieder in Wort nicht ein. Wir konnten ihm auf die Sprünge helfen, „Gin Tonic“ war das Wort der (späten) Stunde.

Gleich geht’s raus in Reitstadion. Trainingsstunde für die Buschis. Alle sind gut drauf, auch die Pferde. Ställe und Reitplätze sind tiptop. Das allerwichtigste. Und auch Dressurcrack Cosmo hat jetzt beschlossen, das Wasser, das ihm von Vater und Sohn Rothenberger herangeschleppt wird, zu trinken. Pauline hat schon einiges aufs Bild gebannt, auch den Empfang der deutschen Sportler im Olympischen Dorf. Heute Nachmittag dürfen wir einmal in die Ställe und dann ist Cross Besichtigung. Fortsetzung folgt.cheap air jordan 11 | air jordan release dates 2023

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Maike B.

    Warum eigtl. immer gleich mal meckern und voll auf die 12? Eine Stunde auf die Akkreditierung warten…, ist natürlich verdammt lang und unzumutbar. Brasilianer sprechen portugiesisch? Auch das nicht wirklich neu, es gibt Worterbücher, es gibt eine Sprachapp, es gibt mittlerweile sogar „Bilderwörterbücher“.

    Vielleicht mal ein Lächeln auspacken und es mit ein bisschen Gelassenheit und Höflichkeit probieren – frei nach dem Motto: „Lächle und der Tag wird schön, halte aus, es wird schon geh’n. Immer ist die Welt wie du, lächle und sie lacht dir zu!“

    Wenn es für Sie eine derartige Zumutung ist, in Brasilien zu sein – und danach klingt der Artikel irgendwie für mich – dann einfach nach Hause fliegen – ich bin mir sicher, etliche andere Journalisten würden sich sehr freuen. Einfach mal als Gedankenanstoss.

    • Astrid Buchsteiner

      …die „Pampe in gedeckten Farben“ sind Bohnen – reich an Eiweiss und Grundnahrungsmittel der Brasilianer zusammen mit Reis. Viele können sich nichts anderes leisten und ein Test wird zeigen: eigentlich ganz lecker….
      Ich finde auch, man sollte unter diesen Umständen einfach mal positiv an die Sache rangehen, nicht mit der sprichwörtlichen deutschen Überheblichkeit


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