Der Reitsport in der Gesellschaft – ein heikles Thema

Von
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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Der Pferdesport hat ein Imageproblem – und zwar nicht nur in der Gesellschaft jenseits der Reitställe Deutschlands, sondern auch innerhalb der Gemeinde der Pferdefreunde. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer über Ursache und Wirkung

Vor der Leipziger Messehalle stand am Sonntag nachmittag eine Handvoll frierender junger Leute auf dem Rasen. Sie hielten zwei Bettlaken in die Höhe. Auf dem einen war zu lesen: „Pferde sind kein Sportgerät“, auf dem anderen was von „Veganer Revolution“. Die Demonstranten, denen man am liebsten eine heiße Suppe vorbeigebracht hätte, wollten wohl sagen, dass sie dem Pferdesport ablehnend gegenüber stehen. Zunächst werden wir wohl alle dem zustimmen, was auf den Laken stand: Pferde sind kein Sportgerät. Reiter, die sie als solche betrachten, kommen nicht weit, jedenfalls nicht auf Dauer. Und was das Vegane angeht: Pferd sind natürlich Vollblut-Veganer und wir wollen unsere Pferde ja reiten und nicht essen. Der Schuss jedenfalls ging daneben.

Da war es schade, dass die engagierten jungen Leute nicht in der (ausverkauften) Halle miterleben konnten, wie ein 18-jähriges Pferd, der Hengst Taloubet Z unter Christian Ahlmann, nach einem rasanten Sieg im Weltcup-Springen in den Ruhestand verabschiedet wurde, wie er der zum Teil fast zehn Jahre jüngeren Konkurrenz noch einmal die Hufe zeigte. Wie viele Emotionen von Reiter, Besitzerin und Zuschauern diesen Abschied begleiteten! „Danke, Talou“ stand auf der blau-gelben Decke und es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass dieses Dankeschön nicht von Herzen kam. Und wie fabelhaft dieses alte Pferd aussah: glänzendes Fell, waches Auge, durchtrainierte Muskeln, sprühend vor Energie.  So kann es aussehen, wenn ein Pferd nach einer langen Karriere in dieser Form die Sportbühne verlässt. Eigentlich ein Vorbild.

Aber von dem Sport, wie er in Leipzig in seiner schönsten Form zu sehen war, wollen viele Menschen heute nichts mehr wissen. Das Image des Pferdesports in der Gesellschaft ist schlecht. Und nicht nur unter denen, die in Städten leben, die außer ein paar übergewichtigen Schoßhündchen und ihrem Kanarienvogel kein lebendes Tier zu Gesicht bekommen und glauben, die Milch kommt aus der Tüte. Wer die Anerkennung seiner Kumpel sucht, geht nicht zum Reiten, sondern zum Fußball, Golfen oder sonst wo hin. Die erneut sinkende Zahl der bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) registrierten Vereinsmitglieder ist nur ein Symptom.

Neben der Abspaltung des Pferdesports vom allgemeinen gesellschaftlichen Konsens vertieft sich der Graben der Pferdeleute untereinander. Von der Sportreiterei wollen viele nichts wissen, die ihr Pferd am liebsten streicheln, putzen und um bunte Gummilatten herum führen. Wogegen überhaut nichts einzuwenden ist, solange man es nicht schon für tierschutzwidrig hält, einem Pferd den Sattel aufzulegen.  Und diese Meinung ist weiter verbreitet als befürchtet. Bei einem parallel zum Turnier Partner Pferd verlaufenden Tierärztekongress meldeten sich etliche Veterinäre zu Wort, die jegliche Form von Leistungssport mit Pferden als tierschutz-relevant ablehnten. Pferdefachtierärzte! Wie konnte es so weit kommen, was ist da schief gelaufen? Die Zeiten, in denen Hans Günter Winkler mit Halla und Fritz Thiedemann mit Meteor Volkshelden waren, auf einer Stufe mit den unvergessenen Fußballern Fritz Walter und Uwe Seeler, sind für die heutige Generation nicht nur Geschichte, sondern Urgeschichte! Obwohl die Beerbaums und Werths kein bisschen weniger leisten bzw. geleistet haben als jene 1950er-Jahre-Heroen.

Aber der Springsport hat sich gerade in den letzten Jahren dramatisch verändert, weg vom Publikumssport zu einem Vergnügen wohlhabender Eliten, die auf Zuschauer keinen großen Wert legen. Bei so manchem Global Champions Turnier auf fernen Kontinenten sitzen auf den goldenen Sesseln nicht mehr Zuschauer als beim Dorfturnier auf den Treckeranhängern, nur bequemer. „Boutique-Turniere“ nennt Mark Bellissimo, der Turnierchef der Weltreiterspiele in Tryon 2018, diese Veranstaltungen, erlesen, teuer, aber für die meisten Menschen weit weg.

Die Ausweitung der Globalisierung spielt auch nach Ansicht von Leipzigs Turnierleiter Volker Wulff eine immense Rolle. In diesem Jahr wird es weltweit 100 Fünfsterne-CSI geben, also Springturniere mit einem Preisgeld von mehr als 500.000 Schweizer Franken (Das Preisgeld entscheidet über die Zahl der Sterne), davon fünf, also genau fünf Prozent, in Deutschland: das CHIO Aachen, die Global Champions Tour-Stationen Hamburg und Berlin, sowie die Weltcup-Turniere Stuttgart und Leipzig. Die deutschen Top-Reiter sind also meist im Ausland unterwegs. Das war früher anders, Wiesbaden war ein Muss, auch das Turnier der Sieger in Münster oder Paderborn. Die Top- Springreiter, Christian Ahlmann, Ludger Beerbaum, Daniel Deusser, Marcus Ehning, sind nicht mehr so oft in Deutschland zu sehen. Die Berichterstattung auch in den regionalen Medien fällt dadurch weg, keine deutsche Tageszeitung interessiert sich für den Großen Preis in Peking, die Reiter verschwinden aus dem Blickfeld, ihr Bekanntheitsgrad gerade bei den jungen Leuten sinkt. Wen man nie sieht, weder im Fernsehen, noch live, an dem geht das Interesse irgendwann verloren. Das zu ändern, obliegt nur den Akteuren und ihren Verbänden.

 

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Tina

    Ich bin selber aktive Turnierreiterin (dies als präventive Bemerkung gegen das Halringreiter-Fraktions-Argument), und letztens sass ich wieder einmal, wie jedes Jahr, an einem 5*-Turnier als Zuschauerin in den Reihen. Links und rechts hört man in den Gesprächen Dinge wie „der ist von vorne bis hinten gespritzt“ oder „zieh besser die Beine an, Pferd, sonst gibts zu Hause wieder Prügel“. Es ging nicht lange bis ich genug hatte und mich auf den Heimweg machte. Die Welt des Pferdesports kam mir so scheinheilig vor; jeder behauptet sein Pferd zu lieben (was sogar stimmen mag!), aber diese Liebe endet sobald es darum ginge, dem Pferd zu liebe auf etwas zu verzichten, sich einzuschränken. Genau darin sehe ich auch das Problem in dem erwähnten Beispiel mit Christian Ahlmann: Es mag sein, dass er seinen 18jährigen Hengst sehr mag, dass die Tränen und die Dankbarkeit echt waren. Trotzdem hält das ihn (und alle anderen) nicht davon ab, zu Hause das zu tun, was „getan werden muss“. Was man auf den Abreiteplätzen sieht stellt einem teilweise schon die Haare zu Berge, und man will sich gar nicht vorstellen, wie das zu Hause aussehen mag. Ich glaube durchaus, dass auch diese Reiter ihre Tiere mögen und schätzen, aber der Erfolg (und der Druck) ist eben grösser. Wir alle schauen jubelnd zu und geniessen die schönen Sportmomente. Gleichzeitig dulden wir das, was wir hintenrum so sehen und hören. In unschönen Momenten verschliessen wir beide Augen, reden uns ein das sei ein Einzelfall, ein schwarzes Schaf. Um dann bei so einer emotionalen Verabschiedung unser Gewissen wieder zu beruhigen und zu sagen: Hey, schaut alle her wie sehr wir diese Tiere respektieren!
    Wir alle lieben Pferde, wir lieben den Reitsport – es könnte so schön sein. Aber wir Reiter müssten viel härter mit uns und unserem Sport ins Gericht ziehen (auch wenn es um die deutsche Goldmarie geht, liebes St.Georg-Team!), uns selber hinterfragen und immer wieder kompromisslos das Wohl des Pferdes ins Zentrum stellen. Anstatt uns gegenseitig zuzujubeln und uns jegliche Kritik zu verbitten (auf Instagram gerade hoch im Trend und auch Ihr Januar-Editorial zieht in diese Richtung), sollten wir uns im Sinne des Pferdes weiterbilden und wieder lernen, kritisch zu denken. Wie oft sehe ich auf Social Media stolz präsentierte Bilder von verspannt turnenden Lampenaustretern mit angelegten Ohren und verkniffenem Gesichtsausdruck. Die begeisterten Jubelrufe darunter sind zahlreich, kritische Stimmen werden niedergemacht. Keiner hat mehr das nötige Wissen um einen taktreinen starken Trab von einer fehlerhaften Version zu unterscheiden. Hauptsache der Vorderhuf ist hoch genug, die Schabracken-Marke stimmt und die Follower-Zahl verzeichnet ein Plus.
    Kurzum: Wir alle lieben unsere Pferde auf irgendeine Weise, aber sehr wenige ziehen auch wirklich ehrliche Konsequenzen daraus. Letztendlich sind und bleiben sie Mittel zum Zweck, sei es sportlicher Erfolg, Selbstdarstellung, Vergnügen. Und da kann ich je länger je mehr verstehen, wie ein Teil der Gesellschaft zu der Ansicht kommt, dass man Tiere gar nicht erst satteln sollte. Oder sie lieber um bunte Gummimatten führt, wie Sie so giftig bemerken. Denn wenn wir ehrlich sind, wissen wir alle genau, dass jedes unserer Pferde die Wiese dem Sattel vorziehen würde. Wenn wir sie also trotzdem satteln, dann bitte mit ehrlichem, konsequenten Respekt.

  2. Sylvia

    Dem kann nicht nur zustimmen – gut auf den Punkt gebracht. Selten habe ich einen Sport erlebt, der so viel verzeiht…oder gar vergisst – obwohl es doch um Lebewesen geht. Oder wie kommt es eigentlich, dass Reiter wie Edward Gal, Andreas Helgstrand o.ä. (diese nur herausgegriffen, weil es so offensichtlich ist), nach ihren Vorstellungen überhaupt Applaus bekommen? Überhaupt starten dürfen? Distanzsport – was braucht es noch, um wirklich durchzugreifen?
    Die Liste könnte man endlos weiterführen und da gibt es keine zwei Meinungen. Unverständlich!

    Wie sehr man sein Pferd liebt, wird daran festgemacht, wie toll und bunt die Ausrüstung ist, wie sehr es auf Hochglanz geputzt wird und „blinkt“ – das alles ist den Pferden sch****egal. Sie wollen Auslauf, Kumpels, fressen. That’s it. Alles andere erdulden sie irgendwie, mehr oder eher weniger freiwillig.
    Die FN und erst recht die FEI, verlieren sich in nichts anderem als Worthülsen und Lippenkenntnissen, denen keine Taten folgen, so dass man als Zuschauer und
    auch Reiter das Gefühl hat, das Wohl des Pferdes steht an erster Stelle. Ein paar halbherzige Änderungen hier, ein paar Regeln dort – so lange es noch irgendwie in die Gesamtmaschinerie passt. So lange die „Kosten“ dafür nicht zu hoch sind. Es ist wie mit dem Klimaschutz – ja bitte, gern, ganz wichtig – aber nicht auf Kosten der Wirtschaft.
    Die mangelnde Akzeptanz in der Gesellschaft ist somit also leider hausgemacht und hat für mich – vor allem – mit den Verbänden zu tun. Neben der Verantwortung eines jeden einzelnen, selbstverständlich. Aber der Fisch fängt am Kopf an zu stinken.
    Dabei geht es durchaus, sein Pferd auszubilden und sportlich zu reiten und gleichzeitig fair dabei zu bleiben. Es wird aber in den seltensten Fällen honoriert.

  3. Heidi

    Da wundert sich noch einer, dass der Pferdesport ein schlechtes Image hat? Das wundert mich! Die paar Pferde aus dem Leistungssport, denen es in der Rente gut geht, ist das eine Handvoll? Und der Rest, die tausende Endurance Pferde in einer Region, mit ein paar Jahren nur noch Abfall, körperlich ausgemergelt, Beine erledigt, wo sind die? Die tausende Rennpferde, die eine gigantische Wettmaschine in Gang halten, die wie in Amerika sogar unter Schmerzmittel nicht mehr oder noch nie schnell genug waren, wo sind die? Die Spring- und Dressurpferde, die mit 10 Jahren kaputt sind, wo sind die? Alle happy auf der Weide? Nein, in Lebendtransporte zum Schlachten. Von Kanada aus zum Schlachten nach Tokio…
    Auf den Turnieren in einigen Ländern vermöbelt man die Pferde ungeniert, den Reitern wird von den Verbänden nichts entgegen gesetzt, der Reiter gehört schließlich einer wichtigen Familie an…. oder das ganze Land ist gleich in dem Verband tonangebend…, Geritten in abenteuerlich Zügel- und Gebisskombination, der Kopf and die Brust gezogen, Zunge hängt raus. Kein Steward sagt was. Nur in Deutschland lebt man auf einer Insel der glückseligen. Da laufen alle Pferde auf der Superweide.
    Der Reitsport ist ein Sport, wo der Sportausübende kaum was über das „Sportgerät“ wissen muss, man kann trotzdem Turniere gewinnen! Solange das so ist, die Verbände nichts dagegen tun, solange wird es der Mehrheit der Pferde auf dieser Welt schlecht gehen. Leider sehe ich zuviele dieser armen Pferde und zuwenige, die happy auf der Weide laufen.

    • Lara

      Liebe Heidi,
      für dich gilt das gleiche, was ich auch schon bei der lieben Tina kopfschüttelnd beobachtet habe: Was für ein Geschwätz. Keine saubere Recherche, keine Belege. Dafür wilde Behauptungen und Beschuldigungen über die ganze Bandbreite – von ausgebeutelten, mit Schmerzmitteln vollgepumpten Rennpferden in Amerika über „vermöbelte“ Turnierpferde im (offensichtlich) Nahen Osten bis hin zu Schlachttransporten nach Tokio. Zudem eine Kritik an „den Verbänden“ – alles drin, alles dabei. Ich möchte nicht abstreiten, dass es den einen oder anderen von dir aufgeführten Missstand gibt. Allerdings sind deine Aufzählungen aktuell nicht mehr als wackelige Thesen. Warum wirst DU nicht aktiv? Recherchierst diese Missstände nacheinander, sammelst Belege, befragst eventuelle Aussteiger und machst deine fundierten Ergebnisse (z.B. durch eine Zeitschrift) einer breiten Öffentlichkeit zugängig? So könntest du wirklich was verbessern und gegebenenfalls auch gezielten Druck auf den einen oder anderen von dir kritisierten Verband ausüben. Deine unstrukturierten Behauptungen unter diesem Artikel helfen hingegen keinem einzigen Pferd weiter.

  4. Kati

    Wenn ich die vorherigen Kommentare lese frage ich mich langsam, lebe ich in einer Traumwelt? Ist im Osten die Situation besser als im Westen? Ich finde es trauig, dass selbst hier, im Kommentarbereich einer Pferdefachzeitschrift fast ausschließlich das Negative gesehen werden kann. Pferde wie Taloubet, die mit 18 Jahren in Rente gehen, sind wahrlich keine Seltenheit, genausowenig wie Schulpferde, die ebenfalls noch in dem Alter artig ihre Runden gehen.
    Ich gebe meinen Vorrednern recht, es ist nicht alles Gold was glänzt und es gibt Reiter bei denen kriege ich Hassanfälle, wenn ich sie nur im Fernsehen sehe, aber das ist doch nun wirklich die Ausnahme. Für viele Menschen ist ein Schlag mit der Gerte (und ich lege die Betonung auf EINEN) sofort eine Misshandlung… da kann ich nur sagen, habt ihr jemals Pferde auf der Weide beobachtet? Die klären einmal kurz wer die Hosen an hat und zwar mit Hufen und Zähnen und dann ist die Sache in der Regel durch. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Reiter mit allen Mitteln ihre Pferde misshandeln sollen, aber ich finde man sollte die Kirche wirklich mal im Dorf lassen.
    Ich bin auch ab und mal auf einem Turnier (sowohl als Teilnehmerin als auch als Zuschauerin) und sehe keine massenhaften Tierquälereien auf den Abreiteplätzen. Ich sehe auch in den Ställen keine verängstigten Pferde, die sofort zusammenzucken, wenn sie nur eine Hand sehen.
    Lasst uns die schwarzen Schafe an den Pranger stellen, aber verteufelt doch nicht bitte den gesamten Sport und unterstellt, dass nur eine Minderheit seine Pferde gut behandelt, denn das empfinde ich als schlichtweg falsch.

    • Tina

      Ich glaube eben leider nicht, dass es die Ausnahme ist. Wenn man mit Leuten spricht, die in den „grossen“ Ställen etwas herumkommen, dann zeichnen (natürlich hinter vorgehaltener Hand) alle das gleiche Bild: Dass diese Praktiken Standard sind. Mal eine Stange an die Füsse hier, mal ein paar harte Schläge mit der Gerte dort. Und nein, ich finde eigentlich nicht, dass Schläge (!) mit der Gerte okay sind (und das sage ich im Bewusstsein, dass auch ich sie schon härter benutzt habe als ich es eigentlich für richtig befinde). Nur weil das Pferde unter sich in freier Natur so machen, heisst das nicht, dass wir die gleichen Mittel verwenden dürfen, um sie nach unserem Gusto zu gewissen Leistungen zu zwingen. Gerten sind da zum Antippen, als Verlängerung des Arms, als Kommunikationsmittel – nicht als Bestrafung. Und eigentlich liefern Sie mit diesem Kommentar genau den Beweis für dafür: All diese Dinge werden geduldet und normalisiert. Das Pferd wird nicht als Partner gesehen, mit dem man ZUSAMMEN Sport macht und zusammen Freude daran hat, sondern „es muss, was ich will, und sonst mach ich Druck“. Und zum Druck machen ist fast jedes Mittel recht. Es gibt ein paar sehr schöne Beispiele im Sport, die beweisen, dass es eben auch ohne ginge. Aber die meisten Reiter sind einfach zu faul, denn dieses Niveau an Sport hinzubekommen auf komplett faire Weise braucht richtig, richtig viel Können, ganz viel Arbeit an sich selber und eventuell hier und da ein Zurückstecken, wenn ein Pferd trotz allem einmal „Nein“ sagt. Dass alle Reiter diese Grenze respektieren würden – das ist das, was ich mir wünsche. Auch ich muss mich immer wieder selbst ermahnen, denn der Weg des Drucks ist oft der einfachere, schnellere Weg. Aber halt nicht der respektvolle.

      • Lara

        Liebe Tina,
        was für ein Geschwätz. Weder Beweise, noch fundierte Kenntnisse, noch eine saubere Recherche untermauern deine Aussagen. Deine Argumentation fußt auf unbelegten Quellen (deren Namen du nicht nennst), Verallgemeinerungen, und populistischen Äußerungen sowie „deinem Glauben“. In jeder wissenschaftlichen Arbeit wärst du damit mit Pauken und Trompeten durchgefallen.
        Liebe Tina und liebe anderen Gegner des Turniersports, tut euch doch selber einen Gefallen. Wenn ihr denkt, dass es derartige Missstände gibt, dann recherchiert sie sorgsam (Stichwort Investigativer Journalismus). Formuliert Hypothesen. Argumentiert, beleuchtet Pro und Contra und be- bzw. widerlegt auf diese Weise eure anfangs gestellten Hypothesen. Nur auf dieser Basis lassen sich eventuelle Missstände aufdecken und Verbesserungen herbeiführen. Zum Glauben seid ihr in der Kirche zudem deutlich besser aufgehoben 🙂

        • Sylvia

          Liebe Lara,
          es ist nicht, was nicht sein darf….Deine Reaktion ist absolut stereotyp und immer nur den Ball zurückspielen, hilft erst recht keinem Pferd.
          Für manche Dinge braucht man keine Doktorarbeit und keine wissenschaftliche Studie, sondern muss einfach mal die Augen aufmachen und seinen gesunden Menschenverstand walten lassen.

  5. Irene van Heemstra

    Ich gebe Kati aus voller Seele recht. Das ist eine Runde „Oh wie Schrecklich“ liebe Eli und bringt nicht viel weiter. Allerdings wünsche ich mir mutigere und energischere Richter und Stewards auf den Abreiteplätzen.

  6. Heidi

    Meine Kommentar über die Pferde in Deutschland war durchaus ernt gemeint, den Pferden in Deutschland geht es gut. Das kann man aber nicht für alle Regionen dieser Welt behaupten. Habe genug richtiges Pferdeelend gesehen, auf Turnieren und Freizeitreiterei in anderen Ländern, und das ist bitter.

  7. Conny

    Ja, es gibt Pferde, denen geht es von „nicht gut“ bis hin zu „richtig schlecht“. Sei es, weil sie im Sport schlecht behandelt werden oder der/die BesiterIn gerade einem neuen Guru-Hype undifferenziert folgt, der objektiv betrachtet dem Pferd überhaupt nicht gut tut oder weil sie in einem Land leben, in dem sie noch richtig harte Arbeit zu miserablen Bedingungen durchführen müssen. Solche Missstände müssen thematisiert und Lösungen dafür gefunden werden. Da ist jeder gefragt und sei es nur, den Verbänden Druck zu machen, ihren Pflichten gerecht zu werden, oder auch mal klar selbst Stellung zu beziehen, wenn im eigenen Umfeld etwas so gar nicht gut abläuft.

    Alles Übel der Welt für Pferde im Turniersport zu beklagen ist zu einfach, gerade weil es so absolut „Mainstream“ ist. Den Turniersport allgemein zu verteufeln ist gefährlich und vor allem unfair denen gegenüber, die den höchsten Anteil stellen und den Sport von „leicht verbesserungswürdig“ bis hin zu „richtig gut“ und vor allem fair gegenüber dem Sportpartner Pferd ausüben.

    Ich erwarte gerade von den Reitersleuten, dass sie sich differenziert verhalten und äussern. Wenn wir das nicht schaffen, wie sollen es denn dann die Laien tun? Wir müssen aufpassen, dass wir das Kind nicht mit dem Bad ausschütten!

    Und was die „grossen“ Turniere betrifft, sehe ich gar kein so großes Problem darin, dass in Deutschland im Verhältnis nur wenige 5* Turniere stattfinden. Die sind dann dafür umso besser. Dort stimmt die Stimmung, sie stehen auf einem von breiten Zuschauerschichten getragenen Fundament, dass sie nicht bei der nächsten wirtschaftlichen Delle gleich in Schwierigkeiten geraten. Auch den eine Nummer kleineren Turnieren geht es ganz gut. Durch das Fehlen der Top-ReiterInnen haben auch andere ReiterInnem aus Deutschland und vor allem der jeweiligen Region die Gelegenheit zu starten und mal ganz vorne zu stehen. Das ist auch eine grosse Chance.

  8. Nicole

    Dieser Kommentar zeigt doch, wo das Problem liegt: Die Verfasserin selbst macht all diejenigen schlecht, die die Rolle des Pferdes in unserer Gesellschaft hinterfragen. Ja, es ist eine berechtigte Frage, die sich zurecht auch und gerade Fachtierärzte stellen, was ein Pferd eigentlich wirklich braucht, um gesund zu bleiben. Die Verfasserin hingegen nennt ein 18 jähriges Sportpferd, dessen Fell glänzt und dem applaudiert wird, ernsthaft als „positives“ Beispiel. Das Pferd hat seinen Eigentümern ausschließlich dazu „gedient“ , mit ihm Geld zu verdienen. Ob es dem Pferd Spaß gemacht hat? Das fragt sich die Verfasserin nicht. Entweder es ist ihr egal oder es steht einem Pferd ihrer Meinung nach nicht zu, ein pferde gerechtes Leben zu führen, bei dem auf seine Bedürfnisse höchster (!) Wert gelegt wird. Ein trauriges Statement.

    • Conny

      Taloubet Z, der nach einer intensiven Sportkarriere in einer solch guten körperlichen und mentalen Verfassung von der sportlichen Bühne verabschiedet wird, IST ein positives Beispiel. Alleine die Tatsache, dass er nicht „zum Spass“ gehalten wurde, ist noch lange kein Beleg dafür, dass es ihm nicht gut geht bzw. ergangen ist.

      Der Applaus ist ein Gradmesser dafür, dass das Pferd eben nicht egal ist und nur als Sportgerät gesehen wird. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. So hat es auch Fr. Pochhammer geschrieben.

      Ich bin absolut der Meinung, dass man immer kritisch sein und Zustände hinterfragen muss. Aber man muss dabei sachlich und realistisch bleiben und darf besonders nicht einseitig werden. Denn genauso wenig wie es Pferden immer schlecht geht, die „Geld verdienen“ oder im Sport gehen müssen, geht es im Umkehrschluss denen immer gut, die rein zum Privatvergnügen am besten noch ohne sportlichen Anspruch gehalten werden.

      Ein verfettetes Pony im Offenstall kann ein schlechteres Leben führen als ein Sportpferd. Ein Bodenarbeits-Lehrgang kann für ein Pferd mehr Stress bedeuten als ein Springparcours etc. Auch in einer 24/7 Gruppenhaltung sind Pferde Stress ausgesetzt, da ist nicht immer alles prima. Was will ich damit sagen? Die Tierwohl- oder Tierschutzfrage ist nicht so einfach zu beantworten. Jedenfalls nicht, wenn man nicht auf der PETA-Schiene ist, die jede Nutzung eines Tieres für die menschlichen Bedürfnisse ablehnt.

      Wobei in der freien Natur ohne menschlichen Einfluss das Leben keineswegs paradiesische Züge hat. Im Gegenteil: Die Natur ist wesentlich grausamer, als wir es uns für unsere Tiere wünschen. Das sehen wir doch aktuell ganz anschaulich daran, welche Folgen die Rückkehr des Wolfes mit sich bringen. Beutetiere werden teils bei lebendigem Leib angefressen, man beobachtet Unterschiede im Verhalten der Wildtiere, die unter einem stärkeren Stress stehen, weil sie genau spüren, dass das Leben für sie gefährlicher wurde.

      Wenn wir über das Wohl unserer Tiere nachdenken, setzen wir immer den Idealzustand als Maßstab an. So „natürlich“ wie möglich, aber trotzdem mit Gesundheitsfürsorge und ohne die natürlichen Gefahren. Also eigentlich paradiesische Verhältnisse a la Disneyworld. Realistisch betrachtet werden wir dieses Optimum nie erreichen. Es wird immer Kompromisse geben müssen. Einer der Kompromisse ist, dass Pferde im Sport gehen oder Schweine in der Salami enden. Dass es unsere Verantwortung ist, dies so gut fürs Tier wie möglich zu gestalten – dazu stehe ich. Da gibt es auch noch genug zu tun. Aber dazu braucht es Sinn und Verstand und keine romantischen Vorstellungen.

  9. Nora

    Ich finde es durchaus interessant, dass die Verfasserin ein 18-Jähriges Pferd als „alt“ bezeichnet. Damit führt sie den ganzen Beitrag ab adsurdum…

  10. Alica

    Erstmal bin ich wirklich positiv überrascht über einige Meinungen hier, die ich selbst so auch größtenteils vertreten kann. Ich selbst war jahrelang im voltigiersport klasse M tätig. Wir sind auch auf viele Turniere gegangen. Es war immer eine große Leidenschaft für mich. Ich konnte mir ein Leben ohne nicht vorstellen. Aber mittlerweile habe ich so vieles begriffen. Ich kann diesen Sport nicht mehr ausüben. Für mich ist der Reitsport besonders der Turniersport in der Regel eine Ausbeutung der Pferde. Die meisten Menschen Nutzen Pferde nur für ihr Vergnügen. Auch wenn es bei manchen nicht so aussieht, weil sie vielleicht nicht ganz so brutal sind wie andere. Aber auch für diese Leute muss das Pferd funktionieren. Es gibt immer Ausnahmen aber allein schon eine Trense mit Gebiss, Hufeisen, die engen Boxen, das Eindecken der Pferde und so weiter reichen schon aus um den Pferden einfach ihre komplette Natürlichkeit zu nehmen. Die meisten Pferdeleute haben kein Wissen über diese Lebewesen oder sie verdrängen es um Ihren Spaß zu haben. Ich wusste damals auch vieles nicht und habe auch manches verdrängt. Aber es ging irgendwann nicht mehr. Pferde sind nicht zum reiten da. Es sind Tiere, die einfach sie selbst sein möchten und ein Leben auf der Weide mit Artgenossen Leben möchten. Der Mensch könnte auch Bodenarbeit mit seinem Pferd machen oder wenn dann eben nur ganz locker Freizeitmäßig reiten ohne Zwang. Tiere müssen nicht immer nur das tun, was der Mensch möchte. Man sollte sich mal über Alexander Nevzorov (etwas speziell) und ganz besonders über Maksida Vogt informieren. Sie leistet tolle Arbeit und hat interessante Bücher und Berichte geschrieben. Man muss ja nicht gleich alles aufgeben (war für mich auch schwer) aber man sollte sich einfach mal intensiver mit einer anderen Möglichkeit des Umgangs und der Haltung von Pferden beschäftigen.

  11. Alica

    Conny, du hast schon Recht damit, dass wir für die Tiere dieser Welt kein Disneyworld erschaffen können aber deshalb sollte der Mensch trotzdem kein Tier ausbeuten. Pferde müssen nicht geritten werden und Schweine und co. Nicht gegessen werden. Es gibt genug andere Nahrungsmittel. Der Mensch ist das größte Übel unserer Welt. Er bringt die Natur und die Tierwelt durcheinander. Der Wolf kehrt zurück und wird abgeschossen. Warum? klar tun mir die anderen Wildtiere auch leid aber trotzdem sollte der Wolf hier leben dürfen. Generell ist die Wildnis oft echt hart aber das was der Mensch den Tieren täglich antut ist schlimmer. Der Mensch lehnt jegliche Natürlichkeit ab.

    Ach und noch eine Sache. Ganz oben wurde einmal das Wort Zuchtprodukt erwähnt als über Gabriele Pochhammer geschrieben wurde. Das ist ja wohl einfach nur abartig ein Lebewesen zu bezeichnen. Genau das sagt schon alles.

    • Conny

      @Alica Der Mensch lehnt jede Natürlichkeit ab? Sicher lehnen wir jede Natürlichkeit ab. Würden wir natürlich leben, dürften z.B. weder Mensch noch Tier medizinisch behandelt werden. Ausbeutung von Tieren gehört genau genommen zu unserer Natur.

      Und dass der Mensch grausamer zu Tieren ist als die Natur selbst ist meiner Meinung nach ein Ammenmärchen. Kennen Sie die Bilder von den noch lebenden und von Wölfen (nachgewiesen) angefressenen Rindern? Würde etwa die eine Antilope, die aus der Herde heraus von Raubtieren erst erbeutet (vorher ist sie um ihr Leben gerannt, und das wusste sie ganz genau) dann getötet und gefressen wird etwa sagen „Wie gut, dass ihr keine Menschen seid, so sterbe ich wenigstens weniger grausam“? Oder das Geparden-Junge (schwächster im Wurf), das von der Mutter zurückgelassen wird (zu knappes Nahrungsangebot um alle durchzubringen), denkt sich „Gut so, nimmt alles nur seinen natürlichen Lauf“? Nein, es geht jämmerlich zu Grunde und weiß es. Die Aasfresser wissen es auch und warten schon auf seinen Tod. Wer genau und ohne romantische Verklärung hinschaut, erkennt, dass die Natur sehr sehr grausam und radikal ist.

      Ist das ein Freibrief für alles? Nein. Gerade, weil wir nicht mehr in Höhlen leben und auf alles Unliebsame mit Keulen draufhauen, haben wir keinen Freibrief, alles nach unserem Gusto „einzurichten“ und zu benutzen. Aber zurück zur Natur (die ganz reale, nicht die Disneyworld-Variante) kann ganz bestimmt nicht das Motto sein.

      Wie sollen wir denn Pferde nutzen (egal ob „alternativ“ oder unter dem Sattel), sie so natürlich wie möglich halten und gleichzeitig den Wolf willkommen heissen? Erkennen Sie den Konflikt, der sich daraus ergibt? Oder ist das Pony, das in einer für ihn optimalen rund-um-die Uhr-draussen-Haltung dann von Wölfen gefressen wird einfach nur ein weiteres Zeichen von Natürlichkeit? Genau – das geht nicht. Das gefressene Pony wäre vielleicht natürlich, aber es widerspricht unserer Verantwortung, die wir nun mal unseren Haus- und Nutztieren gegenüber haben.

      Ich würde mir aktuell wünschen, dass wieder viel mehr Menschen sehr viel mehr direkt mit Tieren zu tun haben. Auch mit den Wildtieren. Das würde vielleicht mal wieder den Blick für die Realitäten schärfen.

  12. Alica

    Conny, es ist absolut richtig, dass die Natur oft grausam ist und es es nicht leicht ist hier einen einzigen richtigen Weg zu finden. Irgendwo leider immer jemand. Aber man muss ja unterscheiden zwischen dem, was nötig ist und was total unsinnig ist. Man kann das Fressverhalten der Wildtiere nun wirklich nicht mit dem der Menschen vergleichen. Der Mensch isst täglich so viel tierisches Zeug, was er nicht bräuchte um zu überleben und dann macht ihn das auch noch krank. Davon landet dann auch oft sehr viel wieder Müll, weil das Konsum verhalten des Menschen ohne Vernunft ist. Der Mensch verschmutzt die Umwelt, Tiere werden für Kleidung und Kosmetik genutzt und auch für unser Freizeitvergnügen (reiten, zoo…). Ich könnte hier so viel ausführen aber das wird zu lang. Ganz extrem ist eben die Massentierhaltung, welche einfach nur furchtbar ist. Diese Tiere leiden so sehr und das nur für unseren Genuss. Das brauchen wir NICHT zum überleben. Somit ist es jawohl um einiges schlimmer bzw. Unnützer als das, was die Wildtiere erleiden. Eigentlich ist das ja auch egal. Es rechtfertigt einfach nicht, dass was wir anderen Lebewesen und der Natur antun. Wir werden natürlich nie eine ganz friedliche und reine Welt haben auch wenn wir das alles einstellen aber man würde eben eine viel bessere Richtung einschlagen.
    Selbstverständlich wären auch unsere Pferde evtl durch den Wolf gefährdet aber was sollen denn Menschen in anderen Ländern sagen, die täglich mit noch mehr gefährlichen Tieren zusammen leben? Sobald es unangenehm wird, wird Blut vergossen. Das kann auch nicht richtig sein. Leider ergibt sich da eben ein Konflikt. Das stimmt absolut. Ich finde es trotzdem nicht richtig alles, was eben natürlich ist abzulehnen oder zu bekämpfen. Klar verstehe ich das manchmal etwas aber der Mensch tut das in jeder Lebenslage. Das wollte ich damit sagen. Ich weiß auch, dass es eben sehr schwierig ist eine Lösung für solche Dinge zu finden. Aber das will ich auch gar nicht. Daran würde ich wahrscheinlich verzweifeln. Mir ist es einfach nur wichtig, dass der Mensch den Tieren ihr Leben leben lässt, sie nicht immer nutzt für seine Bedürfnisse. Dann wären wir schon einen Schritt weiter.

  13. mary

    Zu empfehlen: “ Pferdesport – wohin ? “ von Dr. Peter Cronau.
    Außerdem sollte man sich schon noch an “ Barraffären “ und Dopingfälle von Spitzenreitern erinnern ( Schockemöhle, Kutscher, Ahlmann, Beerbaum,………………).

  14. Barbara

    „Pferde sind nicht zum reiten da. Es sind Tiere, die einfach sie selbst sein möchten und ein Leben auf der Weide mit Artgenossen Leben möchten.“

    – ich spiele den Ball zurück und sage, das ich ebenfalls nicht dazu gemacht bin, um in einem Büro zu arbeiten. Ich bin ein Lebewesen, das einfach es selbst sein und ein Leben in Freiheit ohne lästige Verpflichtungen wie Broterwerb und Hausarbeit führen möchte…

    Mein Pferd bekommt von mir Kost, Logis, und ein besseres Gesundheitsmanagement als ich es selber habe – von daher finde ich es mehr als fair, wenn ich verlange, das es mich dann ein paar Mal in der Woche daheim und ein paar Mal im Jahr woanders (Turniere, Kurse etc.) auf seinem Rücken trägt.

  15. Alica

    Barbara ich habe nicht unbedingt was dagegen sich ab und zu locker aufs Pferd zu setzen und etwas zu reiten. Aber ich finde es ziemlich traurig, dass man so denkt. Wir Menschen haben uns die Tiere zu Gefagenen gemacht um sie zu benutzen für unsere Zwecke. Von alleine wären die Tiere nicht bei uns. Zumindest nicht so wie es eben heute der Fall ist. Mir ist klar, dass es auch Menschen gibt, die sich Tiere aus schlechtem Zustand geholt haben und diese Tiere über jede Kleinigkeit froh sind, die sie bekommen. Aber man sollte sie trotzdem nicht dazu drängen sie zu reiten nur weil wir für sie sorgen. Ich halte auch mehrere katzen und opfere Zeit und Geld aber ich kann nicht auf ihnen reiten. Sie dürfen sie selbst sein und müssen nicht nur das tun was ich möchte. Seien Sie doch froh wenn ihr Pferd nicht so leben muss (also arbeiten) wie Sie selbst. Wie gesagt ab und zu sage ich ja nichts dazu. Mir geht es einfach um die Einstellung gegenüber den Tieren. Sie können ihren Arbeitsplatz einfach wechseln abet Ihr Pferd kann nicht einfach gehen. Das Pferd wird wie eine Sache genutzt und nicht geehrt.

  16. H.F.

    Alica – offensichtlich haben Sie in der Schule keinen Geschichtsunterricht gehabt – von alleine wären die Tiere nicht bei uns, korrekt, ohne Tiere und ihre Zunutzemachung wäre der Mensch aber auch nicht dort, wo er heute ist. Schön, wenn in Ihrer kleinen Welt alles rosarot ist und sie sich den Luxus leisten können, heute (!), nachdem ihre Vorfahren über hunderte von Jahren den heutigen Entwicklungsstand mithilfe und unter Zunutzemachung von Tieren erreicht haben, ihre Tiere einfach so, ohne Sinn und Zweck zu halten. Freuen Sie sich über die Grosszügigkeit, die Ihnen letztendlich durch Jahrhunderte bzw. Jahrtausende der Tiernutzung erst möglich gemacht wurde. Maßen Sie sich aber bitte nicht an, Generalurteile über die Einstellung zum Pferd zu fällen – denn dazu fehlt Ihnen schlicht die Kenntnis. Von einigen in Ihren Augen negativen Beispielen für Pferdenutzung auf den Zustand der Gesamtheit der Pferdebesitzer/nutzer zu schließen, ist schlicht frech, dreist und Zeugnis davon, das differenziertes Denken für Sie anstrengend sein muss – oder warum tun Sie es sonst nicht…

  17. Alica

    H.F. sicher wären wir wahrscheinlich nicht ganz da wo wir jetzt sind als Menschen aber finden Sie es wirklich gut mit welchen Methoden wir es bis hierher geschafft haben? Ist es nicht erbärmlich Tiere teilweise qualvoll zu nutzen damit wir weiter kommen? Nennen Sie mir doch bitte mal ein paar Beispiele wo es für uns so wichtig war Tiere zu nutzen. Früher haben wir Pferde als Fortbewegungsmittel genutzt weil wir es dringend brauchten. Das war sicher nicht super aber etwas was ich ja noch besser nachvollziehen kann. Heute nutzen wir Pferde nur zum Spaß oder zum Genuss. Wie alle anderen Tiere auch. Niemand muss heutzutage mehr Tiere nutzen und ausbeuten. Aber es wird trotzdem getan. Für die Menschen ist es heute immer wieder ein Freifahrtsschein Tiere auszbeuten, weil wir es ja immer schon taten und deshalb da sind wo wir eben sind. Viele (nicht alle) wollen da nicht drüber nachdenken. Das habe ich so oft schon gehört. Und so eine Einstellung ist das allerletzte den Tieren gegenüber.
    Zum Beispiel wenn es um Tierversuche geht müsste heute nichts mehr an Tieren getestet werden, weil das alles schon in der Vergangenheit getan wurde. Trotzdem werden Tiere weiterhin getestet. Und der Mensch unterstützt es. Wieso wählt man keine Tierversuchsfreien Produkte? Weil es zu anstrengend ist für die Verbraucher.
    Das hat auch nichts mit rosa roter Welt zu tun. Es ist schlichtweg klar, dass wir ALLE etwas tun können un die Welt besser zu machen ohne großen Aufwand aber wir tun es nicht. Niemals wird sie perfekt ohne jegliche Qualen aber wir könnten vielen Lebewesen Leid und Schmerz ersparen. Ich schere auch nicht alle pferdeleute über einen Kamm. Ich habe geschrieben, dass ich etwas lockeres reiten ok finde. Falls Ihnen das entgangen ist. Aber ein sehr großer Teil ist eben nicht so gut zu seinem Pferd wie er das vielleicht sein will oder nach aussen darstellt.
    Klären Sie mich bitte genauer auf wenn mir doch angeblich gewisse Kenntniss fehlt. Vielleicht kann ich Sie dann besser verstehen.

  18. Petra

    So lange Rollkur weiterhin unter dem Deckmäntelchen „low/round/deep“ gestattet ist und sowohl im Springen wie der Dressur von weiten Kreisen von Profis und Amateuren ungestraft betrieben wird, solange bei Zuchtveranstaltungen dreijährige Hengste zu Bumbum-Musik und Geklatsche in künstlicher Aufrichtung als Aktionstraber um den Ring gescheucht werden um möglichst viele Bedeckungen von Züchtern abzugreifen hat der Reitsport mit vollem Recht ein Imageproblem.

    Fakt ist, Pferde werden wegen des kommerziellen und sportlichen Erfolgs misshandelt und nicht artgerecht gehalten und bleiben dabei auch nicht ganz so selten gesundheitlich auf der Strecke.

    Dass dabei Trainer und Reiter die seriös und tiergerecht arbeiten den Unmut mit-abbekommen ist bedauerlich.

  19. Karin

    um gleich klarzustellen: auch ich bin Gegner der Rollkur. Wenn hier aber alle Reiter (insbesondere die Sportreiter) an den Pranger gestellt werden ist das für mich nicht nachvollziehbar. Da werden die Haltungsbedingungen kritisiert: wenn ich aber schaue wo in den letzten Jahren echt ekelhafte Szenarien passiert sind dann war das immer im Freizeitbereich (pray for Amour etc.).Da werden die Trainingsmethoden aller !!! angeprangert: natürlich gibt es schwarze Schafe die auch sanktioniert werden sollten, aber die meisten (auch Profis) bemühen sich die Pferde reell zu arbeiten. Da sehe ich im Freizeitbereich leider (aus Unvermögen oder Unwissenheit) viel schlechtere Bilder. Wenn hier verlangt wird das es „zurück zur Natur“ gehen soll, dann wird das Pferd (im übrigen alle sogenannten Nutztiere) aussterben, denn wer soll denn das sonst bezahlen ???? wenn keiner mehr tierische Produkte konsumieren würde, dann würden Schafe ,Kühe ,etc. nur noch im Zoo zu sehen sein.Ist das Ihr Ziel ??? ich wünsche mir das Sie das Thema etwas unvoreingenommener betrachten würden…….

  20. Sophie

    Obwohl die Diskussion nun etwas älter ist hoffe ich, dass ein sehr wichtiger Aspekt noch beachtet wird:

    Die heutigen Hauspferde sind durch die Domestizierung (ein mehrere tausend Jahre dauernder Prozess) nicht mehr mit den Wildpferden zu vergleichen!

    Dies ist insbesondere in einer Diskussion wie dieser, in der es um Bedürfnisse von Pferden geht, wichtig. Wird dies nicht beachtet, geht von einer falschen Ausgangslage aus. Bei der Domestizierung hat sich nicht nur der Körperbau, sondern auch Verdauung/Futterverwertung, Zyklus der Stuten, soziale Kompetenzen und Verhalten verändert. Dazu kommt seit ungefähr 200 Jahren das gezielte Züchten für einen speziellen Verwendungszweck, das die Pferde körperlich und geistig nachhaltig verändert hat. Da von den Bedürfnissen aller Pferde zu sprechen ist sehr unüberlegt und führt auch dazu dass von ganz falschen Bedürfnissen ausgegangen wird.
    Um es anders zu formulieren: Einen springbetont gezogenen Holsteiner einfach auf die Weide zu stellen, ohne körperliche oder geistige Herausforderung, halte ich genauso für Tierquälerei, wie zu versuchen mit einem Haflinger einen 5*-Parcours zu reiten.
    Die klassische Reitlehre beruht auf Beobachtungen und entspricht dem Naturell der Hauspferde. Wer zum Beispiel schon Mal Junghengste beim gegenseitigen Imponieren beobachtet hat, findet alle Bewegungsabläufe der Dressur wieder. Außerdem ist es an zwei Punkten der Ausbildung von jungen Sportpferden vorgesehen die Pferde für je ein halbes Jahr auf die Weide zu stellen, sie sind eh so mit sich selbst beschäftigt (ja, auch Pferde kommen in die Pubertät) dass mit ihnen arbeiten nicht sinnvoll ist. Und wer schon mal ein gut ausgebildetes, gefördertes, dafür gezüchtetes Springpferd im Umgang hatte, weiß wie viel Lust und Eigeninitiative die Pferde am Sprung haben.

    Somit ist es also möglich Spitzensport auch pferdegerecht zu betreiben. Das heißt aber leider nicht dass es auch nur so getan wird. Umso wichtiger ist es nicht alle Akteure über einen Kamm zu scheren, sondern gute Reiter/Trainer/Veranstalter auch als solche hervorzuheben! Und natürlich im Gegenzug auch schlechte anzumahnen ohne die Panikmache mancher unseriöser Organisationen zu unterstützen.

  21. Alica

    Also ich weiß auch, dass es unterschiedliche Trainer gibt und nicht alle gleich schlimm sind.Es gibt natürlich immer Leute, die es versuchen so pferdegerecht wie es geht zu machen. Keine Frage. Und auch Freizeitreiter sind nicht alle gut zu ihren Pferden. Leider ist die Haltung der Pferde halt in sehr vielen Fällen nicht artgerecht. Auch die Einstellung der Menschen gegenüber ihren Pferden ist oft sehr traurig. Man stellt sich über das Tier und verlangt, dass es nur nach dem Willen des Menschen handelt. Es muss eben immer brav sein und es wird so oft nicht mal nach der Ursache von eventuellen unarten gesucht.
    Karin: es soll so weit wie möglich zurück zur Natur gehen aber deshalb sterben doch nicht alle Tiere aus. Ich meine nicht damit, dass wir all unsere heutigen haustiere frei lassen und fertig. Aber etwas mehr auf die Bedürfnisse soll man eingehen. Die Tiere artgerecht halten. Es tut mir leid aber es ist echt ziemlich merkwürdig was sie über die nutztiere schreiben. Man würde sie nur noch im Zoo sehen. Wie kommen sie da drauf? Zoo ist übrigens auch nicht natürlich. Aber ich lasse die Kirche mal im Dorf. Wo sieht man denn die nutztiere heute? Nur auf den Tellern der Menschen oder eben für anderen nutzen aber im toten Zustand. Es gäbe dann einfach weniger Tiere und diese werden dann eben endlich mal nicht so ausgebeutet. Was ist daran schlimm? Mal abgesehen sehe ich die Tiere lieber noch im zoo als auf dem Teller. Ist es also ihr Ziel, dass niemals was verändert wird und die Tiere weiterhin in massen gehalten und verspeist werden? Oder Pferde in engen boxen mit scharfen gebissen geritten und als sklaven der Menschen gehalten werden?
    Was eben oft der Fall ist. Ich betone nicht immer, es gibt auch Ausnahmen.

  22. Alica

    Sophie: natürlich sind die domestizierten Pferde nicht komplett zu vergleichen mit den wildpferden. Allerdings sollte man trotzdem eben mal darauf gucken wie diese Pferde leben und sich mal damit beschäftigen wie wir das auf unsere Pferde übertragen können. Heutzutage geht eben alles nach bestimmten züchtungen und im spitzensport sieht man selten, dass man den Bedürfnissen der Pferden gerechnet wird. Oft wenig weide, falsche Fütterung, hufeisen, strenge handhabung und oft kaum Kontakt zu Artgenossen. Da sieht man mal wieder wur krank der Mensch ist. er züchtet so, dass das Tier eine bestimmte Leistung bringt. Es sollte sowieso endlich mal aufgehört werden so viel zu züchten. Es gibt so viele tiere. Wenn ich so einen jungen hengst habe, der auch gerne springt, kann ich zusätzlich zur weide auch bodenarbeit oder freies Springen machen. Und wenn die pferde mit Artgenossen auf der Wiese stehen, können sie auch gemeinsam toben und sind ausgelastet. Das geht sicher nicht in jedem Fall aber dann hat man eben auch noch andere Möglichkeiten. Der Mensch allein macht die Pferde zu den empfindlichen tierchen , die sie heute oft sind.

    Für mich ist es kaum möglich den spitzensport richtig pferdegerecht zu gestalten. Man kann es ganz ok machen aber optimal wird es nicht sein können. Die Pferde werden mit gebissen, sperriemen, ausbindern und so weiter geritten (oder zum voltigieren genutzt). Die Transporte zu den turnieren, der druck, der oft dahinter steckt und oft die fehlende Beziehung zum pferd. Das sind unter anderem gründe warum ich es nicht als pferdegerecht bezeichnen kann.
    Ich empfehle wirklich mal die filme von maksida vogt oder ihre bücher. Sehr interessant. Ich habe daraus viel gelernt. Oder auch den Film “der weg des pferdes“.


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