Titel verteidigt! Weltcup-Kür: Sieg für Jessica von Bredow Werndl

Von
OMAHA – FEI World Cup Finals 2023

Omaha 2023: Weltcupsieg Nummer zwei für Jessica von Bredow-Werndl (© sportfotos-lafrentz.de)

Die Weltcup-Kür im Finale in Omaha ist entschieden. Jessica von Bredow-Werndl und Dalera haben ihren Titel verteidigt. Isabell Werth wurde mit einem starken Quantaz knapp geschlagene Dritte hinter der Dänin Nanna Skodborg Merrald und Zepter.

Bei der Weltcup-Kür in Omaha haben Jessica von Bredow Werndl und Dalera ihren zweiten Weltcuptitel nach 2022 gewonnen. Es ist das 13. Mal, dass die deutsche Nationalhymne bei einem Weltcup-Finale erklang. 90,482 Prozent standen auf der Anzeigetafel nachdem Jessica von Bredow Werndl und Dalera ihre Kür zu Melodien rund um das Thema „Paris“ in Omaha abgeschlossen hatten.

Zuvor hatte Isabell Werth mit Quantaz eine Bestleistung abgeliefert, reiterlich und auch was die Richterbewertung für den Quarterback-Sohn anbelangt. Die 85,761 Prozent sollten am Ende für Platz drei reichen. Zweite wurde die Dänin Nanna Skodborg Merrald und Zepter mit einer weiteren persönlichen Bestleistung, 87,146 Prozent. Die Weltcup-Kür im Finale von Omaha war in der Spitze ein sportliches Sahnehäubchen, aber der Umstand, dass nur 13 Paare am Start waren, sollte in der Beurteilung nicht vergessen werden. Das war wenig meisterlich.

Die Ritte im Finale 2023 der Weltcup-Kür in Kurzkritiken

Jessica von Bredow Werndl und Dalera (GER)

Die 16-jährige Trakehner Stute Dalera und Jessica von Bredow Werndl müssen direkt nach Isabell Werth in die Arena. Als Edith Piaf „Paris, cherie“ anstimmt, federt die Stute in der Passage auf die Mittellinie zum Gruß. Passage-Traversalen, Piaffen und Passagen zu „Je ne regrette rien“ machen den Auftakt der Weltcup-Kür. Schon bald wird daraus herrlich locker und durch den Körper schwingend zu Cole Porters „I love Paris in the spring time“ („Ganz Paris träumt von der Liebe“) eine erste Trabverstärkung entwickelt. Alles ist fließend, weich und mit der Souveränität einer Championesse präsentiert.

Piaf singt, Dalera piaffiert

„La vie en rose“ zum versammelten Schritt, der besser gelingt als im Grand Prix, wo die Stute einmal anhielt. Losgelassen der starke Schritt, dann ertönt das Chanson „Padam Padam“, ein Walzer, zum Galopp. Sichere Zweierwechsel, anschließend starker Galopp, Pirouetten – alles in 100 Prozent Übereinstimmung mit der Musik, auch die Einerwechsel gelingen. Hier geht die Choreographie noch nicht an den maximalen Schwierigkeitsgrad heran, so wie bei der legendären „La La Land“-Kür. Aber bis zu den Olympischen Spielen in Paris ist ja auch noch etwas Zeit.

Zum Schluss dann Piaffen wie man sie sich besser kaum vorstellen kann. Tiefe Kruppe, rhythmisch, schwingend, Gleichmaß vom Feinsten. Passage-Traversalen zum Abschluss. Und sicheres Halten exakt auf den letzten Takt der Musik „Non, rien de rien“ – nein, Jessica von Bredow Werndl bereut sicher nicht, dass sie nach Omaha geflogen ist.

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Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera wiederholen den Triumph von 2022 beim Weltcup-Finale in Omaha unter anderem mit Bilderbuch-Piaffen. (© sportfotos-lafrentz.de)

„Ich bin dankbar, solch eine wunderbare Stute reiten zu dürfen. Ich weiß, dass das, was ich erleben darf, etwas ganz Besonderes ist. Dalera will immer alles richtig machen, das ist nicht selbstverständlich. Beim Reinreiten hat sie sich schon groß gemacht, noch größer als sie überhaupt ist“, sagt die zweifache Mutter nach ihrer erfolgreichen Titelverteidigung über ihre Stute, die nicht nur musikalisch eine wahrhaft „Grande dame“ ist. „Diese Stute will immer 200 Prozent geben“.

Nach der Weltcup-Kür ist vor der EM

90,482 Prozent – es ist das neunte Mal, dass die Trakehner Easy Game-Tochter die 890-Prozent-Marke geknackt hat und der 13. Deutsche Triumph im Finale einer Weltcup-Kür. Dalera hat jetzt erst einmal Pause. „Dann Balve (die Deutschen Meisterschaften), Aachen und dann mal sehen, ob es reicht …“ verrät die frischgebackene Titelverteidigerin mit Blick auf Saisonziel Nummer zwei, die Europameisterschaften Anfang September in Riesenbeck.

Bundestrainerin Monica Theodorescu zieht ein positives Fazit. „Erster und Dritter, wir sind sehr, sehr zufrieden Tolle Prüfungen! Dalera mit der Edith Piaf-Kür, ganz anders als Quantaz, was die beiden Reiterinnen ja auch irgendwie kennzeichnet und die Unterschiede der Pferde herausbringt. Dalera ging toll heute. Alles so im Flow, so geschmeidig und elegant und im Genick toll mit viel Ausdruck: Das war große Klasse. Etwas betrübt sind wir, dass Ingrid nicht mehr da sein konnte, aber so war es jetzt halt.“

Nanna Skodborg Merrald und Zepter (DAN)

„Time to say goodbye“ in einer Version, in der ein Cello das Thema spielt, untermalt eine erste sichere Piaffe. In der Weltcup-Kür folgen Traversalen im versammelten Trab und dann geht es in eine Passage. Sehr schön abgesetzt, federnd und klar im Takt. So gelingt auch die folgende Fächerpirouette an der kurzen Seite, aus der heraus es in eine weitere Passage-Traversale geht. Das ist Dressurreiten! Aus dem starken Trab reitet die Dänin einen direkten Übergang in die Schritttour. Auch das geht nur mit einem durchgearbeiteten, losgelassenen Pferd. Genau das ist der Fuchs, wunderbar losgelassen. Im Galopp dreht die Mannschaftsweltmeisterin von 2022 den Zack-Sohn buchstäblich auf dem Teller, nein auf der Untertasse. Zumindest rechtsherum, in der ersten Pirouette. Die linksherum sind auch gut, nur größer. Die Zweierwechsel haben sich seit dem Sieg in Neumünster noch verbessert, verfügen über mehr Raumgewinn. 15 Einerwechsel auf der Diagonalen, da könnte choreographisch noch eine Schippe draufgelegt werden.

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Die Dänin Nanna Skodborg Merrald ritt mit Blue Hors Zepter auf Rang zwei im Weltcup-Finale 2023. (© sportfotos-lafrentz.de)

Zum Schluss dann eine Diagonale im starken Trab, bei der die Reiterin bei X den Oldenburger in eine Piaffe durchpariert, dort eine Fächerpirouette zu beiden Seiten entwickelt. Und mit der Stimme des italienischen Tenors Andrea Bocelli, „Time to say goodbye“, passagiert sie zum Schlussgruß. Eine Kür, die eher auf die ruhigen Töne setzt, statt auf Tamtam, Beats und Gassenhauer – wobei das elegische „Time to say goodybe“ natürlich ein solcher ist. Beachtenswert: Vor vier Monaten hat die Dänin erstmals im Sattel von Zepter geritten, „ich entdecke immer noch neue Knöpfe“. Vorher hatte Patrik Kittel den Fuchs vorgestellt, kam aber nie an die Qualität heran, die der Zack-Sohn nun kontinuierlich gezeigt hat.

87,146 Prozent persönliche Bestleistung, Platz zwei.

Isabell Werth und Quantaz (GER)

Vor Beginn der Musik trabt Isabell Werth noch einmal kurz leicht, um dem Quarterback-Sohn zu signalisieren: „alles gut!“. Dann geht‘s los: „Lost in France“ von Bonnie Tyler zu einer Piaffe-Pirouette direkt nach dem Gruß. In der Trabtraversale zu „Total eclipse of the heart“ verwirft sich der Hengst kurz einmal, aber das ist der einzige minimale Wackler, der dem Paar unterläuft. Anschließend sind die beiden super unterwegs. Jeder Trabtritt synchron zur Musik. Passage, Piaffe, Übergänge – alles im Fluss. Vorm Schritt ist die Zwischenwertung bei über 82 Prozent – dort wird nur der technische Wert abgebildet während der Prüfung.

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Über 85 Prozent bedeuteten Platz drei für Isabell Werth und DSP Quantaz in der Weltcup-Kür beim Finale in Omaha 2023. (© sportfotos-lafrentz.de)

Dann die musikalisch cleverste Idee aller Choreographien im Finale der Weltcup-Kür in Omaha: „Turn around“ singt Bonnie Tyler und aus der Piaffe-Pirouette geht es zunächst in die doppelte Galopppirouette mit anschließender Traversale – Kürreiten at it’s very best. Pirouetten und Zweierwechsel zu „Straight from the heart“, dann 22 (!) Einerwechsel und direkter Übergang in eine Galopppirouette, die wiederum in eine lebhafte Piaffe-Pirouette mündet. „It’s a heartache“ zu Passagen und Piaffen. „Wow“ schreit Isabell Werth beim Schlussgruß in den Arenahimmel. Sie weiß, sie hat geliefert.

85,761 Prozent sind Platz drei im 23. Weltcup-Finale, bei dem Werth dabei ist. Und Quantaz hat mit dieser Performance zwei Ausrufezeichen hinter seinen Namen gesetzt. Das findet auch seine Reiterin: „Die beste Kür, die er je gegangen ist. Keine Fehler, Risiko, die Reaktion des Publikums. Das spricht für sich selbst. Alles hat geklappt., Es ist ein wahnsinnig kompliziertes Programm. Ich bin stolz auf ihn!“

Überrascht, dass er so gut mitgemacht hat, war Werth nicht, wie sie St.GEORG im Anschluss verriet. „Ähnlich gut war es schon in Basel, aber nur ähnlich. Jetzt war es so, dass ich ihn voll ausreiten konnte, das er super bei mir blieb. Ich war vielleicht ein doch bisschen überrascht, als die Zuschauer so mitgingen, dass er so cool blieb. Dass er auf sich stolz war und das auch so zu Ende gebracht hat. Das war in Göteborg noch so, da hat er sich noch ein bisschen aufgegrätzt. Und jetzt war das so, als würde er sagen ,so, das bringen wir jetzt auch so nach Hause‘“.

Dem kann Bundestrainerin Monica Theodorescu nur beipflichten. „Eine tolle Runde! Isabell hat unwahrscheinlich vorwärts geritten, und mit der Musik klappte alles am Punkt. Das Publikum ging toll mit. Das war wirklich Klasse, Quantaz ist toll piaffiert, tolle Pirouetten, dann schon wieder die nächste Piaffe. Das hat Riesenspaß gemacht!“

Steffen Peters und Suppenkasper (USA)

Von Paris geht’s auf die Tanzfläche. Peters reitet nach Jessica von Bredow-Werndl ins Stadion „It‘s gonna be okay“ verspricht seine Musik zum Auftakt mit Suppenkasper. Der geht Zweierwechsel auf einer einfachen Schlangenlinie zum „Safety Dance“. „We can dance“ tönt es aus den Lautsprechern. Die nächste Textzeile, „everything under control“, wird nicht gesungen. Aber geritten. Der gebürtige Deutsche, der in Kalifornien lebt, hat „Mopsi“ immer bei sich in der Galopptour zum Auftakt seiner Weltcup-Kür in Omaha.

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Steffen Peters (USA) und Suppenkasper, „Mopsi“, werden Vierte im Weltcup-Finale in Omaha 2023. (© sportfotos-lafrentz.de)

In den Schritt geht es über eine Galopppirouette und eine Piaffe. Der Wallach metert im starken Schritt gut los, ganz kurz kommt etwas Spannung auf, aber das ist schnell wieder geregelt. Dann ertönen die 1990er musikalisch, „Baby, don’t hurt me“ von Haddaway zur Trabtour und zu Passage-Traversalen. Da schreit das Publikum verzückt, Peters bleibt auf dem Dancefloor, macht einen Sprung in die 1970er: Bee Gees, „Stayin alive“, erklingt zum Abschluss.

83,921 Prozent – eine persönliche Bestleistung, Platz vier vor heimischem Publikum. „Himmlisch“, so die Bilanz von Steffen Peters „Am Ende waren die Leute so laut, dass ich nahezu die Musik nicht mehr gehört habe – Party von Anfang bis Ende“.

Tamar Zweistra und Hexagon’s Ich weiss (NED)

Freddie Mercury fragt, „are you ready for that?” aus dem Queen Klassiker „Another one bites the dust”. Damit ist klar, was musikalisch zu erwarten ist in dieser Weltcup-Kür. Der Schimmel ist bei Familie Zweistra zur Welt gekommen. Rhythmisch pinselt der Schweif zu Passagen „Under pressure“ untermalt das – „Unter Druck“ eine vielsagende Musikauswahl. „I want it all“ zu Zweierwechseln auf gebogener Linie, später dann „We will rock you“ zu den nächsten Zweiern – mit einem kleinen Fehler. Der mächtige Schimmel geht präzise zu dem sehr schön arrangierten Queen-Medley. Energische Einerwechsel, wieder zu „Another one bites the dust“. „Who wants to live forever“ für starken und versammelten Schritt. Der kräftige Schimmel marschiert in der abschließenden Trabtour richtig los. im starken Trab wünschte man sich die Kruppe tiefer und den Rücken höher.

Persönliche Bestleistung des Paares auf Rang fünf, 78,204 Prozent

Anna Buffini und Davinia la Douce (USA)

Filmmusik zum Auftakt der Weltcup-Kür – Top Gun, „Maverick”, dazu Passage dann geht es flott in den Galopp und zu Zweierwechseln auf gebogener Linie. Abfolge von Einerwechseln in eine Pirouette und daraus eine lange Seite starker Galopp. Es klappt einiges. Und das mit der Präzision der Kampfflieger, die durch Bergschluchten fliegen müssen in dem Film, aus dem die Streicherarrangements stammen, die das Ganze begleiten. Die von Anabel Balkenhol ausgebildete Fuchsstute zeigt im weiteren Verlauf ihrer weltcup-Kür kadenzierte Passagen. In den Piaffen rutscht die Nase der Hannoveraner Don Frederico-Tochter aber immer wieder deutlich hinter die Senkrechte. Die gut sitzende US-Amerikanerin reitet sicher bis ans Ende. Hohe B-Noten gibt es für die Choreographie.

77,843 Prozent, Platz sechs.

Simone Pearce und Fiderdance (AUS)

Eine „vertechnote Version“ von Phil Collins‘ „In the air tonight“ steht musikalisch am Anfang der Weltcup-Kür der Australierin Simone Pearce mit dem Oldenburger Fiderdance. Der Hengst beginnt mit frischen Trabverstärkungen, dürfte aber immer noch offener im Ganaschenwinkel vorgestellt werden. Aus einer Piaffe geht der Dunkelfuchs vom Gestüt Bonhomme sofort und losgelassen in einen sicheren starken und anschließend versammelten Schritt. Ein bisschen Fugees, „Ready or not?“ zu den gut gesetzten doppelten Galopppirouetten. Sehr präzise zur Musik reitet die Australierin jede Lektion. Wie schon im Grand Prix gelingen aber die Einerwechsel nicht fehlerfrei.

Zum Schluss noch einmal der „vertechnote“ Phil Collins „In the air tonight“. Übergang aus der Galopppirouette direkt in eine Piaffe-Pirouette und daraus dann einhändig im starken Trab zum Schlussgruß. Nach dem Musikmotto „In the air“ hat der Hengst die Vorderbeine genau dort: In der Luft! Vorm Gruß hat Pearce sogar noch Zeit, einmal das Publikum mit einer Handbewegung zu Reaktion aufzufordern. Das gelingt ihr! 76,811 Prozent – das ist nach der ersten Hälfte der Starter die  Führung und am Ende Platz sieben.

Die Zweite Hälfte der Platzierten in der Weltcup-Kür Omaha

Johanna Due Boje und Mazy Klovenhoj (SWE)

Mutter Vollblut, Vater, Bocelli, ein Don Schufro-Sohn – züchterisch ist die Stute Mazy Klovenhoj das vielleicht spannendste Pferd beim Weltcupfinale. Keltische Fideln begleiten Passage und Piaffe zum Auftakt, man möchte spontan ein Guiness oder ein Kilkenny bestellen. Auch die Tin Whistles, die hellen klaren Flöten, dürfen nicht fehlen. Im starken Trab galoppiert die Dunkelfuchsstute leider einmal an. Irisch beschwingt geht es durch die Galopptour. Aus einer doppelten Pirouette gelingt der Übergang in den starken Schritt, der aber nur übersichtlich, wenngleich spannungsfrei ausfällt. Die Choreographie enthält keine Überraschungen – Serienwechsel auf den Diagonalen, nun ja, das kann man auch anders konzipieren. Was gefällt: Pferd und Reiterin sind zu jeder Zeit eine Einheit, locker und losgelassener als viele andere schwedische Paare, die von den Richtern stets deutlich höher beurteilt werden. Zum Schlussgruß geht es einhändig. Auch da ist das Genick stabil der höchste Punkt, schön geritten.

76, 118 Prozent, Platz acht.

Alice Tarjan und Serenade MF (USA)

Die hochbeinige Sir Donnerhall-Tochter zeigt in den ersten 30 Sekunden eine doppelte Galopppirouette, Zweier- und Einerwechsel. Das Pferd führt die Lektionen aus, wirkt aber nicht immer locker in der Oberlinie. Streicher und Piano betonen im ersten Drittel die jeweiligen Lektionen. Der Schritt, den die US-Amerikanerin am hingegebenen Zügel reitet, gelingt mit gutem Übertritt, vielleicht etwas eilig. In der Trabtour zeigt das Paar einen Übergang von einer Passage-Traversale in eine Piaffe. Durchgängig ist die Tendenz nicht zu übersehen, dass die grazile Stute das Sprunggelenk zwar hochreißt, aber diese Aktivität nicht unter den Körperschwerpunkt umsetzt, sondern nach hintenheraus arbeitet. Die Piaffe-Pirouette ist rhythmisch aber nicht gesetzt.

75,207 Prozent, Neunte.

Morgan Barbançon und Sir Donnerhall II (FRA)

Das dritte Weltcup-Finale für das Paar. Sie beginnen mit der Galopptour u. a. mit doppelten Pirouetten zwischen die Zick-Zack-Traversalen eingebunden sind. Dann folgen Zweierwechsel auf der Zirkellinie, die in 13 Einerwechsel münden. Die schwanken zwar etwas, aber gelingen fehlerfrei. Der starke Schritt ist losgelassen. Nach einem Grand Prix, in dem wenig klappte, zeigt sich der ehemalige Deckhengst heute von einer viel besseren Seite.

In der Trabtour ein Wechsel von Traversalen in Passage und versammeltem Trab, Die Piaffen liegen dem Oldenburger Wallach nicht so, aber zumindest führt er sie aus, auch andeutungsweise als Fächerpirouette. Der niederländische Richter Marten van der Hejden, der lange in Diensten des Sportverbandes seiner Heimat stand, gibt in der B-Note über 85 Prozent. Er weiß ja auch, dass die Tochter eines Diamantenhändlers lange in den Niederlanden trainiert hat. Der Rest der Juroren liegt eher bei weitaus nachvollziehbareren 78 Prozent. Insgesamt 74,814 Prozent.

Justina Vanagaité und Nabab (LIT)

Großes Kino! Die Fanfare, die den Vorspann großer Hollywood-Klassiker ankündigt, macht den Auftakt. Dann „Indiana Jones“. Justina Vanagaité reitet Piaffen am Anfang . Nicht die beste Idee, denn das ist nicht die Paradelektion des belgischen Wallachs Nabab. Aber die Passage und auch die Trabverstärkungen und Traversalen sind gut! Im Schritt etwas festgehalten. Übergänge von Einer- direkt in die Zweierwechsel. Das Publikum feiert die Athletin, die eine Riesenfreude ausstrahlt. „Ich bin so. Wenn jemand mein Pferd streicheln möchte, dann halte ich an. Das weiß Nabab schon, beim Abreiten hat er sogar angehalten, weil er Leute gesehen und auf ein Streicheln gehofft hat.“ Am Revers trägt die Sportlerin aus Litauen die blau/gelben Farben der Ukraine. Auch das goutiert das Publikum.

73,693 Prozent, Platz zehn.

Caroline Chew und Tribiani (SGP)

Die Anwältin aus Singapur, die eigentlich in London arbeitet und in Großbritannien mit Matthew Frost trainiert, zeigt ihren 19-jährigen Wallach Tribiani nahezu immer in gutem Seitenbild. Das Pferd arbeitet über den Rücken, das Maul schäumt. Das sind ja schon einmal Kriterien, die nicht so verkehrt sind. Ihre Kür ist musikalisch wenig aufregend, aber es gibt verschiedene Kombinationen von Lektionen, mit denen sie punkten kann. Leider gibt es immer mal Unsauberkeiten. Hier ein kurz gesprungener Zweierwechsel, da ein Taktfehler im starken Trab. Mit der Kür hat sie schon 74 Prozent in London und 75 Prozent in Wellington erhalten. Da kommt sie heute nicht ganz hin. Weil sie derzeit in Washington DC arbeitet, konnte sie in Wellington reiten. Sie ist die erste Starterin ihres Landes im Finale einer Weltcup-Kür.

72,971 Prozent bedeuten Platz zwölf.

Jorinde Verwimp und Charmer (BEL)

Der Oldenburger Charmer v. Charmeur hat drei Geschwister, die in schweren Springen unterwegs sind. Die Belgierin Verwimp ist mit 28 Jahren die jüngste Reiterin im nur noch 13 Kopf starken Feld. Sie trainiert bei Anky van Grunsven. Die Piaffen des Braunen stützen auf den Vorderbeinen, die dabei kaum den Boden verlassen. Die Raumaufteilung birgt wenig Überraschungen. Die Musik untermalt, Piano zur Pirouette. Wirklich spannend ist das nicht.

In den Galoppwechseln schwankt das Pferd deutlich, schlägt mit dem Schweif, die Kruppe ist hoch, in der Pirouette dreht der Wallach mehr als dass er um das innere Hinterbein springt. Nur in der Passage geht der Braune mit Ausdruck, doch hinter der generellen Ausbildung muss ein Fragezeichen stehen. Ein großes! Aber für die Überprüfung solcher Kriterien ist die Kür ja nicht da. Leider.

71,9 Prozent, Rang 13.

Alle Ergebnisse in der Weltcup-Kür beim Finale in Omaha 2023 finden Sie hier.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).