Asian Games 2022 bzw. 2023: Dressurtitel für Indien und Qabil Ambak, Doppelgold für China im Busch

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Glückliche Gesichter auf dem Dressurpodium der Asian Games 2022 bzw. 2023. (© FEI/Yong Teck Lim)

Im chinesischen Hangzhou fanden in den vergangenen Tagen die Asian Games 2022 bzw. 2023 in Dressur und Vielseitigkeit statt. Die Medaillen in Dressur und Vielseitigkeit gingen nach Indien, Malaysia und China. Die Spiele der Springreiter laufen derzeit.

Eigentlich hätten die Asian Games bereits 2022 ausgetragen werden sollen, wurden aber wegen steigender Covid-Zahlen auf dieses Jahr verschoben. Nun war es so weit. Die erste Entscheidung für die Pferdesportler war die der Mannschaften auf dem Viereck. Geritten wurde auf Prix St. Georges Niveau.

Es wurde die erste Goldmedaille für Indien seit 1982 und die erste überhaupt in der Dressur dank Sudipti Hajela mit Chinski (66,706), Divyakriti Singh im Sattel von Adrenaline Firfod (68,176), Hriday Vipul Chheda und Chemxpro Emerald (69,941) sowie Anush Agarwalla mit Etro (71,088). In Summe wurden es 209,205 Punkte. Dies ist nicht nur das erste Dressur-Gold für Indien bei Asian Games, sondern es ist erst die zweite Medaille überhaupt. Die erste war aus Bronze und liegt 37 Jahre zurück. Dementsprechend groß war die Freude beim Team India über Gold 2023.

Silber ging an das Trio aus China mit 204,882 Punkten, hauchdünn vor Hongkong mit 204,852 Zählern. Für China ritten Zhuoqin Huang auf Badoit (68,176), Jiayi Rao mit Sergio Leone (69,265) and Chao Lan im Sattel von Geniaal (67,441). Letzterer, ein KWPN-Wallach v. Vivaldi, war übrigens einst drittrangiert bei seiner Körung hinter Glamourdale und Governor. Seit 2021 wird er von der in Großbritannien beheimateten Rao geritten. Für Zhuoqin Huang war dies schon der fünfte Auftritt bei Asian Games. Auch Chao Lan hat bereits Championatserfahrung. Einzig die 25-jährige Rao war eine Debütantin.

Bronze ging an die ebenfalls nur zu dritt startenden Paare unter der Flagge Hongkongs. Hier punkteten Samantha Grace Chan (65,353) auf dem einst mit Linda Erbe hoch erfolgreichen Fierro, Yuen Yan Annie Ho im Sattel von Southern Cross Braemar (68,323) and Jacqueline Wing Ying Siu auf Huittharien (71,176). Für Chan waren es die ersten Asian Games, die beiden anderen sind alte Hasen. Yuen Yan Annie Ho ist außerdem auch Teil der Vielseitigkeitsmannschaft ihres Landes. Und dass Jacqueline Wing Ying Siu das beste Einzelergebnis abgeliefert hat, war keine Überraschung, denn sie hatte bei den vorangegangenen Spielen schon Gold in der Einzelwertung gewonnen.

Erste Goldmedaille für Malaysia

Das allerdings ist ihr in diesem Jahr nicht gelungen. Denn Gold ging an Qabil Ambak im Sattel von Rosenstolz mit 75,780 Prozent. Jacqueline Wing Ying Siu wurde Zweite (73,450), gefolgt von Hubertus Schmidts Schüler Anush Agarwalla mit Etro (73,030).

Der 43-jährige Qabil Ambak kann schon auf sechs Einsätze bei Asian Games zurückblicken, nicht nur im Dressur-, sondern auch im Springsattel. Dabei hat er auch Medaillen gewonnen, etwa Silber bei den letzten Spielen 2018 in Jakarta. Aber von Gold hat er 25 Jahre lang geträumt. Nun war es so weit.

„Das bedeutet mir viel“, sagte er, „besonders, weil diesmal meine ganze Familie und meine Kinder hier sind. Für sie sind es die ersten Asian Games. Das ist ein Turnier, das mir ziemlich gut im Gedächtnis bleiben wird.“ Dabei hatte er eigentlich noch nicht einmal mit einer Medaille gerechnet. „Ursprünglich wollte ich ein neues Pferd reiten und einfach mein Bestes geben. Aber dann dachte ich, dass mein langjähriger Partner wohl doch die bessere Wahl wäre und da hatte ich das Gefühl, okay, da ist eine Chance.“

Vielseitigkeit

Auch im Busch wurde Geschichte geschrieben und zwar chinesische. Mit Gold in der Mannschafts- und in der Einzelwertung dank Alex Hua Tian gab es nicht nur Doppelgold für die Gastgeber, sondern die ersten Goldmedaillen im Pferdesport überhaupt seit dieser im Jahr 1982 Teil der Asian Games wurde.

Mit fehlerfreiem Parcoursspringen besiegelte das Team den Sieg in dem CCI2*-L. Die glorreichen drei waren Yingfeng Bao mit Newmarket Ritz, Huadong Sun im Sattel von Lady Chin V’t Moerven Z und Alex Hua Tian auf Poseidons Admiral. Sie beließen es im Parcours bei den 86,80 Minuspunkten, mit denen sie aus dem von Christian Zehe erdachten Geländekurs gekommen waren. Dabei war es noch einmal richtig spannend, da das vierte Paar, Ruiji Liang auf Kiriaantje, in der zweiten Verfassungsprüfung aus dem Wettbewerb genommen werden musste.

Doch den Verfolgern aus Japan war es ähnlich ergangen. Allerdings waren hier Kenta Hirinaga und Duke of Sussex bereits im Gelände ausgeschieden, so dass es an Kazuhiro Yoshizawa im Sattel von Penny Grans, Yusuke Nakajima mit Credit Krunch und Shoto Kusumoto auf Vick du Gisors war, Silber mindestens zu verteidigen. Das gelang ihnen beeindruckend. Auch hier blieben alle drei fehlerfrei und setzen China damit unter Druck. Doch die behielten ebenfalls die Nerven. So musste Japan sich mit dem zweithöchsten Treppchen zufrieden geben. 92,70 Minuspunkte schlugen insgesamt zu Buche.

An dritter Stelle reihte sich das Quartett aus Thailand ein, bestehend aus Supap Khaw-Ngam mit Canadian Club M, Weerapat Pitakanonda im Sattel von Carnival March, Preecha Khunjan auf Clair de Lune Blanc und Korntawat Samran auf Billy Elmy.

Einzelwertung an Alex Hua Tian

Mit genau 27 Minuspunkten waren Alex Hua Tian und sein bereits auf Vier-Sterne-Niveau drittplatzierter Belgier Poseidons Admiral (v. Echo van’t Spieveld) in der Einzelwertung nicht zu schlagen. Alex Hua Tian war bei drei Olympischen Spielen für sein Land im Einsatz, wurde unter anderem Achter in Rio 2016. Aber diese beiden Goldmedaillen seien etwas ganz Besonderes:

„Wir haben unser ganzes Leben gebraucht, um hier hin zu kommen“, sprach er nicht nur für sich, sondern auch für seine Mannschaftskollegen. „Wir alle haben jung angefangen zu reiten und haben alle eine berufliche Laufbahn hinter uns. Es hat Jahre gebraucht, um ein Netzwerk aus Pferdebesitzern und ein Team aufzubauen. Es ist nicht nur ein Reiter und ein Pferd, da ist ein großes Netzwerk hinter jedem von uns, das uns hierher gebracht hat. Was diese Meisterschaften angeht, war das Ziel klar … dies ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg.“

Diese Spiele seien für ihn und seine Kollegen auch deshalb so besonders, weil es die ersten in China waren. „Als Hangzhou als Gastgeber der Spiele bekannt gegeben wurde, war es ein riesengroßes Ziel für mich und das Team, hierher zu kommen und so gut wie möglich abzuschneiden. Die vergangenen Asian Games (er gewann Silber 2014 und Bronze 2018, Anm. d. Red.) habe ich eher als Sprungbrett für junge Pferde genutzt … Das war immer wichtig für mich, aber diesmal noch einmal mehr. Darum wollte ich ein Pferd reiten, mit dem ich diese Woche bestmöglich vorne mitmischen kann. Es ist etwas ganz besonderes und ganz seltenes für mich, vor heimischem Publikum reiten zu können.“

Einzelsilber ging an Thailands Korntawat Samrat, der seinen zwölfjährigen Franzosen Billy Elmy erst seit wenigen Monaten unter dem Sattel hat. Maxime Livio hatte den Wallach ausgebildet und war mit ihm unter anderem 2018 Sechster bei den Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde gewesen. Dann ging er eine Weile bis 3*-Niveau unter einer anderen französischen Reiterin, ehe er im Juni dieses Jahres Thailänder wurde. Auch dieses Paar beließ es bei seinem Dressurergebnis, hier 27,9 Minuspunkte. Bronze ging an Japans Kazuhiro Yoshizawa mit 28,6 Minuspunkten im Sattel der zwölfjährigen Schwedin Penny Grans, einer Hip Hop-Tochter, die ihre ersten internationalen Erfahrungen im Busch noch mit Ludwig Svennerstal gesammelt hat, aber seit 2021 der Japan Raving Association gehört und mit ihrem heutigen Reiter erfolgreich ist.

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.