Offener Brief verlangt Verlegung der Olympischen Spiele wegen Zika, Kommentar des DOSB und der WHO

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Das Reitstadion in Deodoro, Rio de Janeiro

(© Das Reitstadion in Deodoro, Rio de Janeiro)

Das in Brasilien verbreitete Zika-Virus macht Sorgen. Im Internet wurde nun eine Online-Petition erstellt, die an die Weltgesundheitsbehörde WHO adressiert ist, und die die Verlegung der Spiele verlangt. Wir haben den DOSB nach seinem Standpunkt in der Angelegenheit befragt.

Der offene Brief, den inzwischen mehr als 200 Mediziner und Wissenschaftler rund um den Globus unterschrieben haben, wurde von Amir Attaran von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität New York sowie Christopher Gaffney von der Universität Zürich verfasst und richtet sich an die Weltgesundheitsorganisation WHO. Neben der unmittelbaren Gefahr für die Athleten selbst wird in dem offenen Brief an die WHO auch auf die Gefahr hingewiesen, dass durch die vielen Besucher aus der ganzen Welt, die bei den Olympischen Spielen zu erwarten sind, das Virus weltweit verbreitet wird.

Die WHO hält dem entgegen, dass das Zika Virus nicht nur in Brasilien beheimatet ist, sondern in fast 60 anderen Ländern, die regelmäßig bereist werden, ebenfalls. Gleichwohl sagen die Verfasser des offenen Briefes: „Der Brasilianische Stamm des Zika Virus beeinträchtigt die Gesundheit auf Wege, die nie zuvor beobachtet wurden.“

Die WHO erklärt auf ihrer Informationsseite zum Thema: „Eine Infektion mit dem Zika Virus hat normalerweise milde Symptome zur Folge (leichtes Fieber, Gelenkschmerzen, Bindehautentzündung, Hautausschlag) und die meisten Menschen werden gar keine entwickeln.“ Dennoch bestätigt die WHO auch, dass „wissenschaftliche Einigkeit darüber besteht, dass das Zika Virus Schädigungen bei Neugeborenen verursachen kann (Mikrozphalie, die Kinder werden mit zu kleinen Köpfen geboren und andere Missbildungen), wenn die Mutter sich während der Schwangerschaft infiziert hat, und dass das Zika Virus das Guillain-Barré Syndrom auslösen kann (eine Störung des Immunsystems, welches dann das periphere Nervensystem angreift), das Lähmungen und sogar den Tod zur Folge haben kann.“

Aus diesem Grund hat die WHO verschiedene Empfehlungen an die Rio-Reisenden herausgegeben:

  • Sie sollen sich vor Moskitostichen schützen, indem sie möglichst lange Kleidung tragen und ein wirksames Insektenabwehrmittel benutzen.
  • Sie sollen sich beim Geschlechtsverkehr schützen bzw. während der Spiele und mindestens vier Wochen nach ihrer Rückkehr abstinent bleiben, insbesondere dann, wenn sie Symptome einer Erkrankung mit dem Virus feststellen. Anm. d. Red.: Der Überträger des Virus ist die ägyptische Tigermücke. Aber durch Geschlechtsverkehr kann es auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.
  • Sie sollen sich Unterkünfte mit Klimaanlagen suchen, in denen die Fenster geschlossen bleiben können.
  • Sie sollen die verarmten und überfüllten Gegenden in den Städten und Gemeinden meiden, wo es kein fließendes Wasser und nur unzulängliche sanitäre Anlagen gibt (ideale Brutstätten für Moskitos), und wo das Risiko höher ist, gebissen zu werden.

Auch wird von allen Seiten darauf hingewiesen, dass die Spiele im August stattfinden, wenn in Brasilien Winter ist. Man geht davon aus, dass dann weniger Moskitos unterwegs sind.

Wir haben eine Anfrage an die WHO gestellt, in der wir wissen wollten, was man zu der Aussage meint, dass der Virusstamm in Brasilien besonders gefährlich ist und sich von dem in den anderen „Zika-Ländern“ unterscheidet. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte: „Es gibt keinen spezifischen brasilianischen Stamm des Virus. Es handelt sich um den asiatischen Stamm, der in Brasilien und den Amerikanischen Ländern zirkuliert. Tatsächlich hat sich das Virus aber verändert seitdem es in den 1940er-Jahren erstmals in Afrika entdeckt wurde.“

Die WHO stimmt mit der Einschätzung überein, dass es sich bei Zika um ein gefährliches Virus handelt, speziell für schwangere Frauen. „Das ist der Grund, weshalb die WHO schwangeren Frauen davon abrät, in Zika-Gebiete zu reisen (inklusive der Olympia-Städte). Die Sorgen sind real und sehr verständlich.“

Gleichwohl habe man bislang keine Veranlassung gesehen, komplette Reiseeinschränkungen auszusprechen oder Massenveranstaltungen zu begrenzen, seien es nun Olympische Spiele oder irgend eine andere große Menschenansammlung. Würde man dies tun, würde das an der internationalen Verbreitung des Zika Virus nicht viel ändern, das bereits in 60 Ländern existiert. Es sei wichtig, dass die Menschen sich selbst vor Moskitobissen schützen, wenn sie sich in Zika-Gebieten aufhalten und dass sie sich dort sowie nach ihrer Heimkehr beim Geschlechtsverkehr schützen.

Auch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) haben wir um eine Stellungnahme gebeten. Ein Sprecher erklärte: „Unsere bereits seit 2015 laufenden Vorbereitungen basieren auf den Empfehlungen der WHO und deutscher Experten, die u.a. auch das Robert-Koch-Institut beraten. Allen gemeinsam ist die Einschätzung, dass man Zika ernst nehmen, Prophylaxe betreiben und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollte. Dies alles jedoch, um nach Brasilien zu reisen und dort an den Olympischen Spielen teilzunehmen, nicht um diese zu verlegen oder gar abzusagen.“

Der DOSB hat auf Empfehlung seiner fachlichen Berater eine Partnerschaft mit dem Hersteller eines Insektenabwehrmittels beschlossen. Damit werden alle Rio-Reisenden ausgestattet. Außerdem wurde eine Informationsseite eingerichtet, auf der man sich über das Virus informieren kann.

Von Seiten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) heißt es, man halte sich an die Vorgaben des DOSB. Kristina Bröring-Sprehe sieht jedenfalls keine Grund auf einen Olympiastart zu verzichten, wie sie in einem Beitrag des ZDF erklärte, den man hier noch einmal in der Mediathek ansehen kann.cheapest air jordan 1 high colorways | michael kors outlet store grove city