30 tote Pferde in 2022, Bundesumweltministerin Lemke will Abschießen von Wölfen erleichtern

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Wolf-Schafherde

Wolf beobachtet Schafherde. (© Staffan Widstrand, Getty Images)

Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, soll man zukünftig schneller abschießen dürfen. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke heute in Berlin vorgestellt. Allerdings müssen erst noch die Bundesländer zustimmen.

Einfach so abschießen, selbst wenn Wölfe mutmaßlich verantwortlich für den Riss eines Weidetiers waren – das war bislang rechtlich nicht möglich. Zunächst musste ein DNA-Nachweis einwandfrei dokumentieren, dass es ein Wolf war, dem das Tier zum Opfer gefallen ist. Erst dann durfte der Wolf „entnommen“ werden, sprich man durfte das Tier abschießen.

Wölfe abschießen ohne DNA-Nachweis

Bundesumweltministerin Lemke will diesen DNA-Nachweis künftig nicht mehr fordern. Vielmehr soll innerhalb eines Umkreises von 1.000 Metern um die Rissstelle auf Wölfe geschossen werden dürfen. Allerdings nur innerhalb von 21 Tagen. Diese Pläne hat Ministerin Lemke heute in Berlin vorgestellt. Die generelle Erlaubnis, dass man auffällige Wölfe einfach abschießen kann, bedeuten diese Ideen der Ministerin aber nicht. Die Neuregelung soll nur unter gewissen Eckdaten greifen: „Die Ausnahmegenehmigung für den Abschuss kann von den Behörden erteilt werden, nachdem ein Wolf zumutbare Herdenschutzmaßnahmen in zuvor festgelegten Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen überwunden und Weidetiere gerissen hat“, schriebt das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) in einer Pressemitteilung.

Für die vorgeschlagene Vorgehensweise spräche, dass sie praktikabel und unkompliziert ohne nationale oder europäische Gesetzesänderungen umsetzbar sei, so das BMUV. Bevor die Vorschläge geltendes Recht werden können, müssen sie noch mit den Bundesländern abgestimmt werden. Eine Einigung für eine Beschlussfassung wolle man bis zu der Umweltministerkonferenz Ende November erzielen.

Ziel ist es, die neue Gesetzgebung bis zur Weideperiode 2024 verabschiedet zu haben. Allerdings w^aren Attacken auf Pferde durch Wölfe 2023 auch im Frühjahr aufgetreten, etwa auf einen Offenstall in Aurich, oder einen Trakehner im Süden Hamburgs.


Der Wolf in Deutschland

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im Monitoringjahr 2022/2023 für Deutschland folgenden Zahlen dokumentiert:

·      184 Wolfsrudel

·      47 Paare

·      22 Einzelwölfe,

·      253 Wolfs-Territorien

·      1.339 „Wolfsindividuen“ (439 ausgewachsen Wölfe, 634 Welpen (Wölfe im 1. Lebensjahr), 83 Jährlinge (Wölfe im 2. Lebensjahr) sowie 183 Wölfe die altersmäßig nicht eindeutig zuzuordnen waren.

·      159 Wölfe wurden tot aufgefunden, 125 davon waren Opfer eines Verkehrsunfalls


30 Pferde 2022 Opfer von Wolfsangriffen

Im Jahr 2022 sind 30 Pferde in Deutschland nachweislich einem Wolf zum Opfer gefallen. Insgesamt beziffert die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) 4.366 Tiere, die von Wölfen gerissen wurden. Registriert wurden 1.136 Vorfälle. Damit ist die Anzahl der Übergriffe auf nationaler Ebene gegenüber dem Vorjahr 2021 deutschlandweit um 17 Prozent und die Anzahl geschädigter Nutztiere sogar um 29 Prozent angestiegen.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Antje Herrig

    Es wäre unzumutbar um eine Pferdeweide einen Wolfssicheren Zaun zu bauen. Auch einen Offenstall zu schützen ist nicht zumutbar. Wissen die Verantwortlichen eigentlich um wieviel Hektar es dabei geht ?
    Schade,dass wieder einmal mehr vorher nicht nachgedacht wurde, was es im Nachhinein mit sich bringt den Wolf wieder anzusiedeln. Letzendlich muss jetzt auch der Wolf dafür büßen, das er seinem Instinkt folgt. In freier Wildbahn würde es so ein Massaker, wie z. B. bei Schafen gar nicht geben. Der Wolf würde da nur kranke und schwache Tiere bekommen um seinen Hunger zu stillen. Alle anderen Tiere könnten großzügig die Flucht ergreifen. Der Mensch ist wieder mal Schuld, an diesem Disaster… Auch ich gehe im Sommer morgens immer mit einem mulmigen Gefühl zu meiner Pferdeweide, besonders weil dort verdiente alte Schul – und Turnierpferde die Sommerfrische genießen sollen. Die Verantwortlichen müssen jetzt auch jedem Weidetierhalter, Offenstallbesitzer das komplette Zaunmaterial und den Aufbau der Zäune bezahlen.

    • Maria Pütz

      Ich kann mich dem Kommentar von Frau Herrig nur anschließen. Das Problem war doch abzusehen und nur eine Frage der Zeit, wann Weidetiere opfer von Wölfen werden.
      Warum wurde die Ansiedlung von Wölfen so einseitig positiv von der Politik und den Naturschützern gesehen? Es ist so schade, wo bleibt das Augenmaß?

  2. Maximilian Schreiner

    Tote Pferde, Rinder Schafe durch Wölfe !
    Das ist kein Naturschutz , das ist Frevel an dem Menschen anvertrauten Tieren.
    Wölfe suchen sich leichte Beute und meiden die doch wehrhaften Wildschweine deren Anzahl aber auch überhand nimmt.


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