Belgischer Olympia-Vielseitigkeitsreiter Joris Vanspringel wegen Tierquälerei suspendiert

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Joris Vanspringel 2016 in Luhmühlen (© www.toffi-images.de)

Bei vier Olympischen Spielen hat Joris Vanspringel die belgischen Farben in der Vielseitigkeit vertreten. Bei der Europameisterschaft in Luhmühlen fehlte er. Aus gutem Grund.

Der Weltreiterverband FEI hat Joris Vanspringel suspendiert, nachdem er das Pony einer Reitschülerin während eines Lehrgangs misshandelt hat. So steht es in einem Bericht der FEI.

Im November 2018 gab der 56-Jährige einen Geländelehrgang in Südafrika. Das Pony einer 14-jährigen Teilnehmerin verweigerte wiederholt ein Hindernis. Daraufhin habe Vanspringel die Reiterin gefragt, ob er sich in den Sattel setzen und es versuchen dürfe.

Die Reiterin berichtete, Vanspringel habe sich Sporen und Gerte von ihr geliehen, habe das Pony mehrfach geschlagen. So sehr, dass es massive Schwellungen an der Seite bekam. Sie selbst habe Vanspringel aufgefordert, aufzuhören und darauf hingewiesen, dass das Pony schon sehr müde sei und nicht springen würde. Aber er habe sie ignoriert oder nicht gehört. Schließlich gab der Olympiareiter auf, übergab ihr das Pony, zusammen mit einer kaputten Gerte.

Die Mutter erklärte, ihre Tochter sei in Tränen aufgelöst gewesen, als sie zurück zum Transporter kam. Das Pony sei vollkommen erschöpft gewesen, habe wunde Maulwinkel gehabt und großflächige Schwellungen an den Flanken. Auch hätten sie festgestellt, dass es vorne rechts ein Eisen verloren hatte.

Sie reichten klage beim südafrikanischen Reiterverband ein, der die Angelegenheit dann der FEI übergab, weil er selbst keine Handhabe hat. Von Seiten des südafrikanischen Verbandes hieß es, das, was man auf Fotos und Videos von dem Vorfall sieht, würde sofort eine Gelbe Karte nach sich ziehen, wäre es in einer Prüfung oder auf einem Abreiteplatz vorgefallen. Es sei umso schlimmer, wenn sich ein Reiter so verhält, der ein Vorbild für andere ist.

Statement von Vanspringel

Joris van Springel selbst kommt in dem Bericht der FEI auch zu Wort. Er hat die Vorwürfe nicht bestritten. Er arbeite seit über 30 Jahren als professioneller Reiter, Ausbilder und Reitlehrer, so etwas sei ihm noch nie passiert. „Ich wollte diesem jungen Mädchen helfen, aber das, was ich da auf dem Pony getan habe, ist nicht das, was ich bin und es tut mir furchtbar leid. Ich fühle mich sehr schlecht!“

Er habe nie eine Verwarnung, eine Gelbe Karte oder ähnliches wegen Misshandlung eines Pferdes bekommen. Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er das tun. Er entschuldigte sich bei allen Beteiligten und versicherte, so etwas werde nie wieder vorkommen. „Dafür bin ich zu sehr Pferdemann.“

Gleichzeitig beteuerte er aber auch, er habe das Pony fünf bis zehn Minuten geritten und es gebe keinen Beweis, dass er es mit den Sporen malträtiert hat.

Die Gertenspuren könnten genauso gut von der Reiterin selbst verursacht worden sein, es existierten ja schließlich keine „Vorher-Bilder“. Zudem habe es auch keinen Bericht vom Tierarzt gegeben.

FEI reagiert

Auf diese Argumentation ließ man sich bei der FEI jedoch nicht ein. Man habe sich das Video genau angeschaut. Darauf sei zu sehen, wie „Mr. Vanspringel“ wiederholt das Pony schlägt, um es zum Springen zu bewegen. Acht Schläge habe man gezählt, einige davon auf den Kopf des Ponys. Zudem gebe es mehrere Fotos, die folgendes zeigen: Spuren am Pferd, ein kaputtes Maul und die Peitsche, die in zwei Teile gebrochen ist.

„Das Verhalten in dem Video hat im Pferdesport keinen Platz, insbesondere nicht von einem Reiter mit dieser großen Erfahrung. Als erfahrener Reiter sollte Mr. Vanspringel es besser wissen und sich selbst und seinen Zorn im Griff haben. Zudem geschah das Ganze vor den Augen eines Kindes, für das der Trainer ein Vorbild sein sollte dafür, wie man eine schwierige Situation mit einem Pferd handhabt. In den Augen der FEI ist das ein erschwerender Faktor, der nicht ignoriert werden kann.“

Das Urteil

Nach der Anhörung aller Parteien hat der Weltreiterverband sein Urteil gefällt und den Reiter der Tierquälerei für schuldig befunden. Bei der Urteilsfindung habe man es als erschwerenden Faktor in Betracht gezogen, dass Vanspringel sich vor den Augen eines Kindes so vergessen hat.

Er wurde für neun Monate gesperrt, beginnend mit dem Tag der Urteilsverkündung, also dem 15. August 2019. Das ist besonders hart, weil das wohl das Aus für die Olympischen Spiele 2020 für den Belgier bedeutet.

Über Joris Vanspringel

Joris Vanspringel war bei den letzten vier Olympischen Spielen am Start, wurde 24. in Rio de Janeiro. Zudem vertrat er sein Land bei zwei Weltreiterspielen sowie den Europameisterschaften 2013. Das letzte Championat waren die Weltmeisterschaften in Tryon, wo er mit Imperial van de Holtakkers 58. der Einzel- und 13. der Teamwertung wurde.men’s jordan 1 release date | nike jordan 1 dior cheap

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. ursula machner

    ich glaub, ich spinne! da hat dieser kerl 1. ein pony geritten, für das er sicherlich zu groß und zu schwer war, 2. so sehr geschlagen, daß sogar die gerte zerbrochen ist und 3. dann behauptet er noch, daß das mädchen das pferdchen auch schon geschlagen haben könnte. wer hat wohl mehr kraft, ein kind mit 14 jahren oder ein erwachsener, durchtrainierter mann? außerdem hätte man das kind schon im vorfeld bremsen müssen, wenn es das pony schlägt. wenn ein pferd nicht springt, kann das verschiedene gründe haben. unvermögen, mangelnde ausbildung,mangel an vertrauen oder einfach müdigkeit. schlagen ist kontraproduktiv. das tier wird für etwas bestraft, das es garnicht versteht! dieser „olympia-reiter“ sollte sich künftig von allen pferden fernhalten! er hat es nicht verdient, sich von einem pferd über einen olympiakurs tragen zu lassen. er soll lieber an karate oder taek-won-do kämpfen teilnehmen, da kann er zuschlagen und sich austoben, bevor er ein hilfloses tier derart mißhandelt.

  2. Berndride

    Hm, ich befürchte das vermittelt eine falsche Vorstellung von Karate und Teak-won-do. Es würde nicht funktionieren. Undispzipliniertes Zuschlagen ist dort keine gute Idee. Allerdings haben sie Recht, es träfe kein unschuldiges Tier.
    Naja, jetzt hat er erst mal Pause und wenn es ihm dadurch einen Olympiastart verbaut, ist es auch eine harte Strafe.


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