Klassische Reitlehre in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe anerkannt

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Ingrid Klimke und Franziskus 4

Ingrid Klimke und Franziskus im Grand Prix bei den Weltmeisterschaften in Herning, wo sie zum deutschen Bronzeteam gehörten. (© Pauline von Hardenberg)

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat dem Antrag der Bundesvereinigung der Berufsreiter im Deutschen Reiter- und Fahrerverband e. V. zugestimmt, die „Klassische Reitlehre in Deutschland“ in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen.

Im Gegensatz zum Weltkulturerbe, das sich ausschließlich auf Kultur- und Naturerben bezieht, werden beim Immateriellen Kulturerbe „lebendige Traditionen, Ausdrucksformen, menschliches Wissen und Können sowie darstellende Künste in aller Welt dokumentiert“.

Das Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission erkennt an, dass es sich bei der klassischen Reitlehre in Deutschland um eine Ausbildungsmethode handelt, die über viele Generationen hinweg weitergegeben wurde. Die eigens dafür ausgebildeten und geschulten Praktizierenden, also die Berufsreiter,  lehren heute das Wissen und Können um die „Kulturform“, stellt das Fachkomitee fest. Aber nicht nur das: Vereine, Verbände, Betriebe, Landgestüte oder auch Fachpublikationen und Vorträge sind Orte und Möglichkeiten das Wissen um die Praxis der klassischen Reitlehre weiterzugeben bzw. zu erlangen.

Besondere Betonung findet die Tatsache, dass der Antrag tierethische Aspekte reflektiert, so das Komitee. Darin sei sich von tierschutzwidrigen Trainingsmethoden distanziert worden, indem das System Sanktionierungen bei Verfehlungen in Form von Sperren oder Geldstrafen vorsehe.

Nun, da die Klassische Reitlehre in Deutschland Eintrag ins nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes erhalten hat, kann es noch weiter gehen. Entspricht die Tradition den jeweiligen Kriterien, kann sie für die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit nominiert werden. Die feierliche Auszeichnung und Urkundenübergabe soll Ende Juni in Potsdam stattfinden.

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.

  1. Evelyn Zeiler

    Darin sei sich von tierschutzwidrigen Trainingsmethoden distanziert worden, indem das System Sanktionierungen bei Verfehlungen in Form von Sperren oder Geldstrafen vorsehe.

    *Vorsehe*
    Warum wurde es nicht vorgeschrieben? Ich höre wöchentlich bei uns im Stall von sogenannten ausgebildeten Reitlehrern „Hau rein, zeigs ihm…“, Schlaufzügel, Ausbinder, Mäuler zugeknebelt. Wenn nur jedes 1000 Pferd auf einem Tunier vorgestellt wird und somit vielleicht der Umgang wenigstens etwas dort vor Ort kontrolliert wird, prima. Was aber passiert mit den 999 anderen Pferden?

    Solange nicht vehement auf das Tierwohl geachtet wird, Abweichungen dem Sportwohl zugeschrieben und toleriert werden, hätte nicht zugestimmt werden dürfen.
    Armes Deutschland!
    Ist aber wie bei vielen Dingen auch immer nur eine persönliche Meinung.

  2. Monika

    Papier ist geduldig!
    So, so! Ein Grund für die Verleihung des Titels seien also die tierethischen Aspekte. Was soll das helfen, wenn die Realität oft so ganz anders ausschaut! Im Sport wie im Freizeitsportbereich zeigen sich so viele unschöne Bilder, die von vermeintlichen Profis,. jetzt „Kulturträger“ genannt, initiiert werden. Ein Blick auf die zu frühen Belastungen und Trainingsmethoden v.a. der jungen Hengste oder überhaupt talentierter Pferde, die zum Ziel haben, mit 7 Jahren die S-Klasse erreicht zu haben, spricht ebenso Bände wie der auf Turniere jeder Leistungsklasse, in denen Richter sich mit ihren Bewertungen weit von der klassischen Ausbildungsskala lösen, oder den in Reithallen, in denen geprüfte Pferdewirte den Eindruck vermitteln, selbst die Basics des Reitens und des respektvollen Umgangs mit dem Schutzbefohlenen, dem Pferd, nicht verstanden zu haben. Manche, vielleicht viele mögen so gegen besseres Wissen handeln. Erschreckend aber ist es, wenn falsches Verhalten in vollster Überzeugung geschieht, wie Interviews mit Spitzensportlern in dieser Zeitung zeigen, und von der FN nur mit geringen Strafen, wie Turnierverbot im Winter, oder gar nicht sanktioniert wird. Der Druck des Geldes ist einfach übermächtig.

    • Anne

      Liebe Monika, danke für diese Worte! Eines noch: schon vor Jahren hat Herr Stecken montiert, dass Dresdenmann das Gebiss nicht annimmt und dass das dafür steht, dass der Rücken als Bewegungszentrum – wie er es zu sagen pflegte – nicht ehrlich hergegeben, dass Pferd somit nicht losgelassen ist. Bei Franziskus sieht es nicht besser aus. Man betrachte die vielen Bilder in den großen Magazinen. Heute gilt das aber „als feines Reiten“…. Auch das, wenn auch in kleinen Schritten ein such entfernen vom Richtigen. Wie sagte er immer: „die Verbindung ist abgerissen, wichtige Lektionen wurde vergessen oder sind nicht mehr bekannt!“ wie wahr wie wahr. Da hilft uns ein Kulturerbe auch nichts mehr,

  3. M. Bach

    Auch ich habe Herrn Stecken noch persönlich gekannt, und habe ihn sehr verehrt. Wer ihn einmal erlebt hat, vergisst ihn so leicht nicht mehr: ein Horseman mit natürlicher Autorität, und ein Vorbild durch und durch. Er sprach sich auch dafür aus, junge Pferde erst mit vier Jahren „richtig zu reiten“, und stand für das Credo: „Immer langsam mit den jungen Pferden“. Reitpferdeprüfungen und Teilnahme für 3-jährige am Bundeschampionat hätte er niemals befürwortet, egal für wie weit körperlich entwickelt man „moderne“ Reitpferde heute halten mag.

    Dennoch bin ich überrascht von Anne zu lesen, dass Dresdenmann und Franziskus das Gebiss nicht annehmen würden – nicht einmal unter Ingrid Klimke, die selbst zu den Schützlingen des Herrn Stecken gehörte.

    Anne, wenn Du nicht einmal sie als „feine Reiterin“ siehst, würde mich sehr interessieren, wer denn dann (Deiner Meinung nach) in der aktuellen Turnierszene alle Kriterien der klassischen Reiterei erfüllt). Wer zeigt sie so in Formvollendung, dass man sieht, was damit gemeint ist, es begreift und sich im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten exemplarisch daran orientieren kann?

  4. berndride

    Also, aus dem Betrachten von Bildern in Magazinen erkannt haben zu wollen, dass Franziskus nicht das Gebiß annimmt oder nicht losgelassen ist, zeugt nur von voreingenommener Ahnungslosigkeit. Das kann man auch nicht mit einigen Zitaten überdecken. Was das feine Reiten angeht, so könnten Sie sich glücklich schätzen wenn es ihnen gelingen würde eine Trainingsstunde mit Ingrid Klimke zu erhaschen. Dann hätten Sie vielleicht eine Chance den Beginn eines Verständnisse dafür zu entwickeln, wenn sie aufmerksam genug zuhören.

  5. M. Bach

    BERNDRIDE, Danke für Deinen Beitrag. Eines meiner Qualitätskriterien, ist immer ein Blick in das Pferdegesicht (während und nach dem Ritt). Und das zeigt bei Franziskus eigentlich immer große Zufriedenheit, und sagt: „Das hat Spaß gemacht!“ Da kann die Reiterin so viel nicht falsch gemacht haben.

  6. Remling-Emmrich

    Hallo M. Bach, kann ich nur zustimmen: Der Ausdruck im Pferdegesicht, in den Augen, ist DAS Kriterium für Zufriedenheit. Beim Reiten, beim Longieren, im Umgang, im Stall.


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