Uwe Heckmann gestorben – Auktionator prägte nicht nur Oldenburg

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Uwe Heckmann (© Kiki Beelitz)

Mit 73 Jahren ist Uwe Heckmann gestorben. Er hat es den Menschen nicht immer leicht gemacht. Der Auktionator, der in Oldenburg berühmt wurde, war streitwillig und ein Meister der Selbstinszenierung. Sein Blick für Pferde war legendär. Sein Wissen weiterzugeben, war etwas, das eher im Verborgenen stattfand. So prägte er viele Persönlichkeiten der Pferdeszene.

Nein, mit Uwe Heckmann war es nicht immer einfach. Eher das Gegenteil. Er hatte seinen eigenen Lebensstil und seine eigene Zeitplanung. Wer für ihn oder mit ihm arbeitete, der musste sich dem anpassen. Eine Alternative dazu gab es nicht. Und damit keine andere Möglichkeit, als Nächte zum Tag zu machen. Der „Maestro mit dem Rosenhammer“, nur eine der vielen Bezeichnungen für den 1950 in Verden geborenen späteren „Starauktionator“, schlief aus. Meldete sich gern auch ab für den Vormittag oder den ganzen Tag. „Düsig“ sei er, so die Erläuterung im Heckmann-Jargon. Unerklärlich für ihn. Und, nein, an Bier und Wacholderschnaps des Vorabends könne das mit dem „düsig“ nicht liegen. Es habe wohl etwas gezogen in dem Restaurant, in dem er mit gespitztem Bleistift auf Karopapier Ideen zusammengetragen hatte – für zukünftige Veranstaltungen, bauliche Veränderungen, den anstehenden Schauabend … Selbstverständlich ein „Gala“-Abend. Klein – das gab es nicht in der Denkweise von Uwe Heckmann. „Gala“ musste es schon sein. Mindestens.

Erst wenn die Ideen (beinahe) zu Ende gesponnen waren, war Feierabend. Auch für die Kraft hinterm Tresen, die es längst aufgegeben hatte, durch Stühle hochstellen, Lichter löschen oder ähnlichem auf das Ende ihrer Dienstzeit hinzuweisen. Heckmann ging, wann er es für richtig erachtete. Sein Fahrer, oftmals junge Studenten, musste mitunter noch Ausschau nach möglicherweise noch offenen Lokalitäten halten. Im oldenburgischen Vechta wochentags (nachts) kein ganz einfaches Unterfangen, egal wie lang es dauerte. Sein Hofstaat hatte aber pünktlich morgens zur Stelle zu sein. Das wurde so erwartet.

Uwe Heckmann machte Oldenburg groß

Verdienste einzelner Menschen in einem so komplexen Zusammenhang wie der Pferdezucht darzustellen, ist nie einfach. Nicht zu bezweifeln ist das Verdienst, das Heckmann für die Oldenburger Pferdezucht hatte. 1979 kam der Verdener nach Vechta. Die Auktionshalle wurde buchstäblich „just in time“ fertiggestellt. Der damalige Verbandspräsident Maximilian Graf von Merveldt schaufelte noch eigenhändig Sand in die Halle, die mit einer „Gala!“ – was sonst – feierlich eröffnet wurde. Das war im Oktober 1979. Damit begann die Ära „Uwe Heckmann in Oldenburg“ und zeitgleich die Ära „Auktionator Uwe Heckmann“. Bis dahin hatte der damals zwar nicht schmächtige, aber längst noch nicht so gut im Futter stehende junge Mann den damaligen Super-Auktionator Brüns hinter den Kulissen der Verdener Auktion imitiert.

In Verden wuchs Heckmann auf. Schnell schon war der Gymnasiast mehr bei Hans Joachim Köhler zuhause als bei seinen Eltern. Zu diesen hatte er aber dennoch ein inniges Verhältnis. Später holte er sie nach Vechta. Seine Mutter pflegte er zuhause bis zu ihrem Tod kurz vor deren 100. Geburtstag. Diese, seine „weiche“ Seite, ließ der kunstinteressierte Heckmann, der keinen Text ohne Untermalung von klassischer Musik verfasste, nicht jeden sehen. Nach außen machte er eher auf „starker Mann“, in der Wortwahl häufig weitaus weniger sensibel, als er es eigentlich doch war.

Von seiner kreativen Seite profitierte die Oldenburger Zucht in der Außendarstellung, später auch züchterisch. Uwe Heckmann konnte mit der Auswahl der Auktionspferde Trends setzen, später war er lange Jahre Mitglied der Körkommission. Dort allerdings war er einer im Team. Denn bei aller Selbstdarstellung nach außen – Teamplayer, auch das konnte Heckmann. Am liebsten, wenn man ihm denn vielleicht ein klein bisschen mehr Bühne zugestand als anderen.

Furioso II-Entdecker Georg Vorwerk „entdeckte“ Uwe Heckmann

Hans Joachim Köhler und dessen Frau Helga, im Hannoveraner Auktionsteam in Verden nur „Madam“ genannt, wurden prägend für den jungen Heckmann. Eine Geschichte will wissen, dass Köhlers den späteren Auktionator gern mit ihrer Tochter Jutta liiert gesehen hätten. Daraus wurde aber nichts. Auch der Versuch „Hecki“ und „Jutti“ in ein Zimmer zu sperren, brachte nicht den erwünschten Erfolg, will die Legende wissen.

Heckmann lernte viel von Köhler. Dessen Philosophie, wonach man stets zunächst die Stärken eines Pferdes zu erkennen und nicht die Schwäche eines „Bocks“ zu suchen habe, impfte Heckmann allen ein, die mit ihm zusammenarbeiteten. Wenn ein Pferd zur Elite-Auktion von ihm zugelassen wurde, war es geadelt, eben eine „Auktionselite“. Und dieser Status war nicht zu diskutieren, schließlich hatte er, Uwe Heckmann, es ja auserwählt.

Der Hengsthalter Georg Vorwerk war schon früh auf den jungen Mann aus Köhlers Dunstkreis aufmerksam geworden. Ein Dunstkreis, der viele Größen der Pferdeszene hervorgebracht hat. Neben vielen Hannoveraner Funktionären nicht nur das Ehepaar Kasselmann, oder Bianca Kasselmanns Schwester Miriam Henschke, sondern auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, um nur einige wenige zu nennen.

In Oldenburg schraubte Heckmann als Auktionator den Durchschnittspreis auf den Versteigerungen in die Höhe. Bis Ende der 1980er-Jahre wurden noch Hannoveraner neben den Oldenburgern versteigert. Doch irgendwann war damit Schluss. Die blau-roten Farben des Herzogtums Oldenburg hatte Heckmann weltweit berühmt gemacht. „Heil Dir, oh Oldenburg“, die Hymne mit dem Satz „Gott schütz dein edles Ross“, durfte auf keiner Veranstaltung fehlen. „Keine andere Hymne nennt das Pferd“, betonte Heckmann. Und so wie er es sagte, konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, er selbst habe an dieser genialen Idee aktiv mitgewirkt.

Auktions-Lyrik und Namensgebung

Uwe Heckmann, mittlerweile omnipräsent auch in Sachen Leibesfülle, zelebrierte nahezu die Beschreibung der Auktionspferde. Fast hinter jedem der Namen, die die Pferde erhielten, stand eine Geschichte. Oder zumindest eine Idee. Als die spätere Springweltmeisterin Weihaiwej (Gold in Den Haag mit Franke Sloothaak 1994), zur Welt kam, wollte der Züchter seinen Augen nicht trauen. Vater Westminster, Rappe, Mutter Andächtige, Rappe, Großvater Grannus, auch Rappe. Die Stute: Fuchs, hochweiße Beine, Laterne, hellblaue Augen. „Ein besonderes Pferd, das einen besonderen Namen verdiente.“

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Einer der Größten aller Zeiten: Franke Sloothaak, hier mit Weihaiwej, die ihn 1994 zum Weltmeister machte. (© www.toffi-images.de)

Heckmanns Namensgebungen musste man zu lesen wissen. „Waffentanz“ war kein unbedingt rittiges Modell. „Wenzelton“ karikierte die Vererbung Wenzels, der eben viele Pferde mit Kehlkopfpfeifen, eben einem „Wenzel-Ton“, zeugte. Und „Goodbyeyouall“ (genauso geschrieben) war das letzte Pferd der Kollektion.

Die Beschreibungs-Texte zu den Pferden: jeder einzelne ein Werk. Poesie. Auch hier stand viel zwischen den Zeilen: „mediale Kompaktfiguranz“ klingt besser als „fett“, „vermag viel zu entwickeln hinter seiner konkaven Denkerstirn“ verheißt mehr als ein Ramskopf, den es in Worte zu fassen galt.

Pferde, Hengste, Menschen

Viele Pferde sind unter Heckmanns Hammer gekommen. Nicht nur Oldenburger, er versteigerte in seiner Hochzeit auch Vollblüter, Warmblüter aller Couleur, Trakehner und vor allem war er „der Auktionator“ der P.S.I.-Auktionen von Paul Schockemöhle und Ullrich Kasselmann. Viele Menschen hat Heckmann geprägt. Der gerade in Pension gegangene Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann zählt dazu, die Veranstalter Volker Wulff und Dr. Kaspar Funke und unzählige in Pferdezucht und Hengstaufzucht erfolgreich agierende Menschen wie die Familien Westendarp, Schwierking und andere. Spätere Nationenpreisreiterinnen und -reiter haben Station im Auktionsteam gemacht. Joseph, „Klappi“, Klaphake , Vater von Laura und Enno und Verkaufsmanager im Stall Schockemöhle, war auch dabei. Ein kleines Mädchen aus Ganderkesee ritt dort einst Ponys durch den Auktionsring: Sandra Auffarth. Als Praktikant lernte Thomas Casper, Leiter des Gestüts Birkhof und Initiator von u.a. „Pferde für unsere Kinder“, Marketing à la Heckmann. Die Liste kann nur unvollständig sein. Zumal Uwe Heckmanns Einfluss über seine Wegbegleiter über Oldenburg hinausgetragen wurde.

Auktionator Uwe Heckmann (halb-) privat

Es ist ein langer Nachruf geworden, trotzdem seien mir an dieser Stelle noch einige persönliche Sätze erlaubt. Gekannt habe ich Uwe Heckmann seit den 1980er-Jahren. Erst als Schüler, später als Student. Uwe fand mich wohl interessant, sah Potenzial. Als Pfleger, mein erster Job in den Semesterferien, hatten wir bei den Auktionen Nachtwachen zu halten. Unangemeldet kam Uwe dann gern mitten in der Nacht, weckte einen unsanft, „Stallrundgang“. An jeder Box blieb er stehen, guckte und erzählte, was er in dem Pferd sah, erläuterte dessen Entwicklung. Und, was er in der Zukunft alles in genau diesem „Elitepferde“ sah. Nicht selten sollte er Recht behalten. Die Nächte waren unbequem auf der Liege am Stall. Die Gespräche mit Uwe erweiterten den Horizont.

Uwe ließ mich vorreiten, dann holte er mich ins Auktionsbüro, „als Germanist kannst du ja sicherlich einen Brief schreiben“. Kein Jahr später war ich Chefredakteur des „Oldenburger Sportpferd“. Meine erste Moderation verdanke ich einer akuten Unpässlichkeit Uwe Heckmanns. Er war mal wieder „düsig“, ich musste ans Mikrofon.

Auch nach dem Studium nahm er Anteil an meinem weiteren Berufsweg und meiner privaten Situation, erkundigte sich nach der Arbeit beim Radio, nach meiner Frau, den Kindern. Die Tinte unter dem Arbeitsvertrag beim St.GEORG war 2003 noch nicht trocken, da habe ich Uwe geschrieben. Per Hand, mit Tinte. Der Brief endete so, wie diese Gedanken rund um die Vita des Mannes, der als Auktionator Uwe Heckmann in die Annalen der Pferdegeschichte eingehen wird.

„Danke, Uwe!“

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Dr. Gerd Fey

    Es ist unbestritten, dass Uwe Heckmann ein charismatischer Auktionator mit großem Sachverstand war und sich sehr verdient um die Oldenburger Pferdezucht gemacht hat. Und schon die Römer wussten, dass es wenig respektvoll und nützlich ist, Schlechtes über Tote zu sagen oder zu schreiben.
    Leider gehörte es aber zu Uwe Heckmanns Persönlichkeit auch, als Angehöriger einer Minderheit sein Selbstbewusstsein dadurch zu stärken, dass sein Heimatgefühl deutlich nationalistische Züge trug und er auf Angehörige anderer Minderheiten herabblickte.
    Beispielsweise machte er auf einer Hengstschau in Vechta einen koreanischen Reiter öffentlich in verletzender Weise lächerlich, indem er mit Hinweis auf die asiatische Herkunft dessen Mut und reiterliche Qualifikation bei der – im übrigen sehr professionellen – Präsentation eines bekannten Springhengstes bezweifelte.
    Im Publikum führten diese rassistischen Bemerkungen nicht zu Protesten, sondern leider mehrheitlich zu amüsiertem Grinsen. Ja, es bringt wenig, Schlechtes über Tote zu sagen. Aber vielleicht ist es nützlich, über ihre Wirkung auf die Lebenden zu sprechen.

    • Donald Kasper

      Ach Herr Fey, dieser Beitrag ist genauso weit hergeholt und unnütz, wie die gegenwertige Diskussion um einen Handzettel des Bruders von Hubert Aiwanger von vor über 30 Jahren!

      Die zu stellende Frage ist: Leute habt ihr keine anderen (wirklichen) Probleme?

  2. Angelika

    Der Name Uwe Heckmann ist mir seit Jahrzehnten ein Begriff, allerdings habe ich bisher noch nie gehört, dass er „Angehöriger einer Minderheit“ sei. Vielleicht kann das jemand näher erläutern?


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