Verwechslung mit einem Wildschwein? Pferd stirbt nach Schuss von Jäger

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Symbolfoto Weide

Symbolfoto Weide (© www.toffi-images.de)

In Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, wurde ein Pferd von einem Jäger angeschossen und musste danach getötet werden. Es soll eine Verwechslung gewesen sein. Gegen den Jäger wird ermittelt.

Der WDR hat zuerst von den Ereignissen Anfang Februar in Oberhausen berichtet. Demnach stand die Haflinger Stute Edda in einem Offenstall an der Grenze zwischen Oberhausen und Dinslaken. Nachbarn berichten von einem Knall gegen 22 Uhr am späten Abend. Ein Jäger soll von einem Feld aus 60 Meter Entfernung auf das Pferd geschossen und das Pferd am Unterkiefer getroffen haben.

Den Gnadenschuss habe das Pferd aber nicht von dem Jäger bekommen. Wie Eddas Besitzerin gegenüber dem WDR angibt, habe der Schütze hier „sich geweigert“. Erlöst worden sei die Stute später vom Tierarzt.

Die Polizei Oberhausen und die Staatsanwaltschaft Duisburg ermitteln nun, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.

Eine mögliche Erklärung

Der Tierarzt, Jäger und Kollege vom Jäger Magazin, Dr. Stefan Birka, hat aus Sicht eines Jägers beschrieben, wie es möglicherweise zu solchen folgenschweren Verwechslungen kommen kann:

„Heutzutage werden zu Wildschweinjagd in fast allen Bundesländern Wärmebildgeräte vor die Zielfernrohre gesetzt. Dadurch hat man da ein Farbimage, das an die Wärmestrukturen angepasst ist z.B. Rot ist sehr warm, Grün nur bedingt warm (z.B. gut mit Fell isoliert etc.). Im Wärmebildgerät erkennt man nicht alle Feinheiten. Daher kann es einem unerfahrenen Jäger evtl. passieren, dass er die „Wildart“ falsch bestimmt.

Auch wäre es möglich, dass das Pferd in ruhender Position lag und dadurch noch kompakter, also wildschweinähnlicher aussah. Dafür sprechen würde auch, dass der Jäger das Tier am Unterkiefer getroffen hat, also einen Kopfschuss beim Wildschwein versucht hat. Dafür muss der Kopf aber sicherlich relativ bodennah (ruhend) gewesen sein und nicht stehend in 1,80 Meter Höhe.“

Natürlich gebe es auch Fälle, in denen ein Jäger „komplett verantwortungslos“ handelt und ohne moderne Technik auf einen „hellen Schatten“ schießt, räumt Birka ein.

Auch für die Verweigerung des Gnadenschusses hat er eine Erklärung: „Das kann am Waffengesetz liegen. Jäger dürfen nur dem Jagdrecht unterliegende Wildarten schießen. Das wissentliche Erschießen von Haustieren kann ein unberechtigter Waffeneinsatz außerhalb der Jagd sein.“

 

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Doris

    Sorry, aber wer nicht zu 100% sicher ist, auf was er da schießt, darf eben nicht abdrücken. Und offenbar wird immer wieder auf ein „vermutetes“ Tier geschossen. Das war nicht das erste Pferd, was so sterben musste und ich fürchte auch nicht das letzte. Ein Jäger macht 1x seine Jagdprüfung (und wer weiß, wie die Schießprüfung abläuft, wundert sich über gar nichts mehr) und darf dann lebenslang schießen! Warum gibt es keine jährlichen Pflichtstunden, um gezieltes Schießen zu trainieren und auch, um die Treffsicherheit zu überprüfen. Wer nicht (mehr) gut (hin)sieht oder schießt, darf keine Waffe nutzen – ohne Ausnahme, PUNKT. Und im aktuellen Fall: Einen Haflinger mit einem Wildschwein zu „verwechseln“ … die Ähnlichkeit ist auch frappierend.

  2. A.Rauf-Vater

    Die Fälle häufen sich- so wie die dämlichen Ausreden! Es wird Zeit, SOFORT den 435.000 schießwütigen Hobbyjägern Jagd- und Waffenschein zu entziehen. Wildtiermanagement ist keine Angelegenheit schießgeiler stinknormaler Bürger mit Dreiwochenschein(!) und null Kenntnissen von Wald, Flora und Fauna. Und nun kommen noch diese – ständig beworbenen- Nachtsichtgeräte hinzu, die den Wildtieren auch noch den Schutz der Nacht rauben. Wer meint, eine Knarre und Tarnklamotten benutzen zu wollen, hat östlich von uns ein weites Feld. Da braucht man noch Unterstützung.

    • Ellen

      Volle Zustimmung!
      Leider Realität: Die Jägerlobby (z.B. im Bayerischen Landtag durch Hr. Weidenbusch vertreten, der ebenfalls kein hauptamtlicher Jäger/Förster ist und in anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus) nutzt ihren Einfluss – mit Erfolg.

  3. A.Rauf-Vater

    Wer sich über CP und seine widerwärtigen Praktiken im Umgang mit Tieren aufregt (zu Recht), sollte hinterfragen, was tagtäglich in Deutschlands Wäldern an widerwärtigster Tierquälerei abläuft! Nicht umsonst posten diese Typen ihr Treiben nur in geschlossenen Foren- warum wohl…Auch gedeckt von Politik und Ämtern- s. auch Amthor und Lindner.

    • J.-B. H

      Hallo!! Vielleicht sollte man das eine als auch das andere nicht verallgemeinern! Leider gibt es in jedem Metier schwarze Schafe, das Bestreben sollte sein diese auszusondern! Hier müssen wir ansetzen! Sowohl jeder Einzelne als auch die Verbände. Sowohl im Pferdesport als auch bei der Jagd und bei vielen Weiteren deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde!
      Pauschalverurteilung ist da wenig förderlich!


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